Pirckheimer-Blog

Elke Lang

Di, 15.09.2015

Vernissage: Die Sammlung Lothar Lang

Die Ausstellung "Den Trümmern abgetrotzt - Bücher der Stunde Null" wird am 4. November um 15 Uhr im Landratsamtes in Beeskow offiziell eröffnet.
Die Laudatio hält Burgdirektor Tilman Schladebach, Leiter des Bildungs-, Kultur- und Musikschulzentrum des Landkreises Oder-Spree. Es besteht zur Eröffnung die Möglichkeit, sich von Felix M Furtwängler die im zur Ausstellung erscheinenden Buch von Elke Lang enthaltenen Originalgrafiken signieren zu lassen.


Vernissage: 4. November 2015

Landratsamt Beeskow
Atrium
Breitscheidstraße, Hauptgebäude

Mi, 09.09.2015

Die Sammlung Lothar Lang

Aus Anlass des 70. Jahrestag des Kriegsendes wird es in Beeskow eine Ausstellung geben: "Den Trümmern abgetrotzt - Bücher der Stunde Null", in welcher die Sammlung des 2013 verstorbenen Pirckheimers und langjährigem Chefredakteur der Marginalien, Lothar Lang, vorgestellt wird.
Zu dieser Ausstellung erscheint ein Begleitbuch von Elke Lang, Journalistin und langjährige Ehefrau und Wegbegleiterin des Sammlers, die in einem ausführlichen Kommentar die Sammlung vorstellt, die Motive erläutert, die zu ihrer Entstehung beitrugen und entlang der Sammlungsstücke in die Buchgeschichte der Zeit einführt. Der in Quart gehaltene Titel in Broschur ist reich illustriert und wurde von Felix Martin Furtwängler gestaltet, der auch drei Originalgraphiken, gedruckt auf dem Heidelberger Zylinder, zu Gedichten von Wulf Kirsten aus "Was ich noch sagen wollte" (2004) beigesteuert hat. Der Titel erscheint in einer Auflage von 500 Exemplaren und wurde gedruckt auf LuxoArt Samt 150 g/m2, den Satz übernahm Svenja Kiebler.
Mitgliedern der Pirckheimer-Gesellschaft wird dieses Buch in besonderer Weise vorgestellt.

Ausstellung: 2. - 27. November 2015

Landratsamt Beeskow

Mi, 27.05.2015

Werkübersicht von Ulla Walter auf der Burg Beeskow

è Vier Wege vor dem Jetzt ist per se ein poetischer Ausstellungstitel. Angesichts unübersehbarer Schnittstellen würde ich stattdessen eher von einem – Umwege und Seitensprünge eingeschlossen – Hauptweg mit verzweigten Stationen sprechen, an denen es wiederholt zu Berührungen mit dem Vorausgegangenen und dem Nachfolgenden kommt. Man kann den mehrfach vollzogenen Stilwandel vom Figurativen hin zum Abstrakten und die Rückkehr zu figurativer Expressivität als offenes Prinzip verstehen, in dem nicht nur beide Ansätze gleichberechtigt zur Geltung gelangen, sondern darüber hinaus mit den kunstfremden mechanischen und elektronischen Gerätschaften triviale Alltagsdinge in ihre Bildwelt gelangen, die es ermöglichen, Disparates in Beziehung zu setzen. ...
Katharina Meng aus Friedland, Heinrich Bleicher aus Berlin und Ulla Walter (v. l.) vor
dem Bild “Welle“ von 2011, das auf das Reaktorunglück in Fukushima Bezug nimmt.
Foto © Elke Lang
Bereits mit dem frühen Selbstbildnis von 1978 hat Ulla Walter sich für eine künstlerische Position entschieden, in der nichts dem Zufall überlassen bleibt. Das Porträt, das mit pointiert individuellen Zügen und mit sparsam gesetzter Farbgebung Wiedererkennbarkeit und psychologische Charakterisierung garantiert, verrät einiges von der über die Jahre verfolgten Zielrichtung, nämlich, mit künstlerischen Mitteln den existenziellen Kampf und dessen Auswirkungen auf Körper und Geist zu thematisieren. Dabei geht es weniger um eine Zurschaustellung der inneren und äußeren Verfasstheit, als um Fragen der Selbstbehauptung und des Durchsetzungsvermögens. Darum stehen im Mittelpunkt dieses und folgender Porträts die reflektierte Selbstsicht eines grübelnden Geistes, dessen Augen Zweifel an den Gewissheiten und innere Unruhe verraten.
Zwischen diesem frühen Selbstporträt und den beiden Darstellungen „Kopf verdreht“ „Ansehen-Wegsehen“ von 2004 liegt ein Vierteljahrhundert. ...
Dass Ulla Walter sich für Überraschungen eignet, wird nicht erst mit der Integration dieser oder anderer kunstferner Materialien in die Bildgestaltung deutlich. So dienen letztlich eben auch die seit den1990er Jahren collagierten Kalkplatten, mit denen etwas Geologisches ins Spiel kommt oder die seit 1995 mit Beton und Ölfarbe reliefartig aufgebauten rudimentären Figurationen dazu, das physische Erleben des Malvorgangs beim Betrachter zu steigern. ...
(Herbert Schirmer)

... gesamte Laudatio zur Eröffnung der Ausstellung „Vier Wege vor dem Jetzt“ è lesen

Ausstellung: 28. März 28. Juni 2015

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Mi, 17.09.2014

MARGINALIEN 215

Das Heft 3/2014 der MARGINALIEN wurde vom Verlag ausgeliefert und kann den teilnehmenden Pirckheimern zum Jahrestreffen übergeben werden, für nicht teilnehmende Mitglieder wird das Heft am 22.9. in die Post gehen.
Es enthält u.a. Beiträge über den Bibliothekar
Paul Raabe, über die Freundschaft von Herbert Tucholski und Lothar Lang, einen Beitrag unter dem Titel Adler & Pax von Karl-Georg Hirsch und Manfred Jendryschik, Li Portenlänger schildert das Erleben der Lithographie-Werkstadt Eichstädt, Hendrik Liersch berichtet über Victor Otto Stomps und die Erenmiten-Presse, es gibt Hinweise auf Otto Erich Hartleben und Carsten Wurm berichtet über Menschen, Orte, Wegmarken in der Edition A.B. Fischer. Als typographische Beilage sind einige Epigramme aus Der Halkonier von Otto Erich Hartleben, erschienen bei S. Fischer 1904, neu gesetzt in der Walbaum 11/15 Punkt, in das Heft eingebunden.

Mi, 09.07.2014

Max Lingner

Auf der Burg Beeskow ist die Ausstellung „Max Lingner. Das Spätwerk 1949 – 1959“ mit Arbeiten aus dem Besitz der Max-Lingner-Stiftung zu sehen, die im Lucas Verlag Berlin im vorigen Jahr unter Thomas Flierls Federführung das gleichnamige Buch herausgegeben hat. In ihm ist, wie der Herausgeber sagt, „der Künstler in seiner Zeit und in seinem Scheitern dargestellt“. Mit Unterstützung durch die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die Sparkasse Oder-Spree, die Burg Beeskow und das Forum Kunstarchiv kann nun die „Ausstellung zum Buch“ gezeigt werden.
Im Zentrum steht Max Lingners (1888-1959) Wandbild am Haus der Ministerien, das er als Sieger in einem Wettbewerb angefertigt hatte. Es sind zahlreiche Studien, Kompositionsskizzen und Entwürfe dazu zu sehen, und ein Abschnitt des langen Frieses kann in Originalgröße bewundert werden. Dass der Künstler im Zuge der Formalismus-Kampagne seinen ersten Entwurf fünfmal überarbeiten musste, ist beim Betrachten kaum nachzuvollziehen. Ausgestellt sind weiterhin graphische Arbeiten und in zwei Vitrinen von Max Lingner illustrierte Bücher.
Thomas Flierl würdigte bei der Ausstellungseröffnung, dass der Künstler „eine neue Kunst für eine neue Gesellschaft“ schaffen wollte und die Hoffnung hatte, dass nach dem Krieg „die natürliche Sinnlichkeit unseres Lebens wiedergewonnen werden kann“. In Lingners Kunst, so Thomas Flierl, „begegnen sich Frankreich und Deutschland“. Der in Leipzig Geborene hatte auf Empfehlung von Käthe Kollwitz für mehr als zwei Jahrzehnte in Frankreich gelebt und die „französische Heiterkeit“ in seine Kunst eingebracht.
(Foto und Text: Elke Lang)

Ausstellung: bis 28. September 2014

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Mi, 25.09.2013

Grüner Kamm und Blauer Mond

Hannelore Teutsch im Gespräch mit Lydia Grzimek, der Ehefrau des Bildhauers
Waldemar Grzimek (1918-1984), und Gudrun Radev, beide aus Berlin.
Lydia Grzimek hat gerade erst zehn Plastiken von Waldemar Grzimek
der Berliner Nationalgalerie geschenkt. Foto © Elke Lang
Auf der Burg Beeskow zeigt die als Gebrauchsgraphikerin und Typografin ausgebildete Künstlerin Hannelore Teutsch, die auch als Buchillustratorin hervorgetreten ist, derzeit unter dem Titel „Grüner Kamm und Blauer Mond“ 70 ihrer Arbeiten der letzten zehn Jahre. Dominierend sind die steril wirkenden Stadtlandschaften im Stil der Neuen Sachlichkeit: wie mit dem Lineal gezogene Konturen, monochrome Flächen und einsam und verloren anmutende Figuren, die wie erstarrt, wie „gefroren in hundert Jahren Schlaf“ gefangen sind, so Franz Zauleck, ein Illustrator, Bühnenbildner und Autor zur Ausstellungseröffnung am 21. September. „Selbst das einsamste Bild ist immer ein kollektives“, versuchte Franz Zauleck einer Erklärung nahe zu kommen. „Jahrhundertelange Gedanken und künstlerische Erfahrungen fließen ein.“ Während in der DDR-Zeit die Stadtlandschaften fast ausschließlich dunkel und trist gewesen sind, gibt es jetzt daneben eine totale Öffnung zum Licht. Offensichtlich hat sich die Betrachtungsweise der Künstlerin mit anderen gesellschaftlichen Bedingungen geändert. Was aber bleibt, ist ein urmenschliches Gefühl des Verlorenseins in der Weite, ob es nun ein Häusermeer ist oder ein weites Feld.

Hannelore Teutsch - haus für GR
Für Hannelore Teutsch ist es wichtig, „immer alles zu wechseln, denn ich will mich nicht langweilen“. So nimmt sie auch ganz andere „künstlerische Erfahrungen“ auf, etwa im „Stillleben mit Brombeeren“ (2011), im „Stillleben mit Himbeere“ und bei „Feder, Ei, Schneeball“ (beide 2013). Hier glaubt man vor altmeisterlichen botanischen Abbildungen zu stehen, wie sie ab dem 18. Jahrhundert in Büchern oder auf Einzelblättern beliebt waren. Ihre drei großen Hinterglasbilder wiederum erinnern an den phantastischen Jugendstil. Besondere Kostbarkeiten bieten sich in einer Vitrine mit Berliner Ansichten in Miniaturen als Näharbeit auf Seide von 2009 bis 2012, zum Beispiel vom Tempelhofer Feld mit Radarturm, vom Alexanderplatz und von der Berliner Philharmonie. Kurz: Auch der Betrachter braucht sich nicht zu langweilen.
(Elke Lang, Auszug aus der Märkischen Oderzeitung vom 16.9.2013)

Ausstellung: 21. September 2013 bis 12. Januar 2014

siehe auch: Hannelore Teutsch

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Mi, 14.08.2013

Das Lied von der Glocke

Friedrich Schillers bekanntestes Gedicht
Foto: Elke Lang
Unter diesem Titel hat Alfred-Mario Molter, Landesvorsitzender des Deutschen Bibliotheksverbandes, in Zusammenarbeit mit der Deutschen Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz eine Präsentation zusammengestellt. Auf 14 großformatigen Tafeln werden die Entstehung, der Text in einer Ausgabe von 1804, die Rezeption in Schule, bildender Kunst und Musik sowie die Wirkung dieses großen Lehrgedichtes von der Zeit der Weimarer Klassik bis in die Gegenwart vor Augen geführt. Molter, der auch Sprecher der Aktion „Glocken für Rüdersdorf“ ist, möchte damit zu Spenden für die Erneuerung des Glockengeläutes der katholischen Pfarrkirche „Heilige Familie“ in Rüdersdorf anregen. Die Ausstellung ist noch bis zum 5. September im Rathaus zu Rüdersdorf bei Berlin, Hans-Striegelski-Straße 5, zu sehen. Sie ist so konzipiert, dass sie danach auch andernorts gezeigt werden kann.
 
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So, 21.07.2013

Prof. Dr. Lothar Lang (20.03.1928 - 20.07.2013)

Unser langjähriges und verdienstvolles Mitglied Prof. Dr. Lothar Lang ist gestern friedlich in der Nacht eingeschlafen. Ein Nachruf folgt in Kürze.

Lothar Lang wird uns in Erinnerung bleiben als ein kritische Wissenschaftler, der frühzeitig bemüht war, den Ost-West-Antagonismus in den Kunstwissenschaften zu überwinden und der sich um die Pirckheimer-Gesellschaft in ganz besonderem Maße verdient gemacht hat, indem er viele Jahre im Vorstand mitarbeitete und die MARGINALIEN herausgeberisch betreute. Er leistete u.a. auch mit dem Pirckheimer-Kabinett auf Schloß Burgk einen wichtigen Beitrag zur öffentlichen Wahrnehmung buchkünstlerischer Bestrebungen.
Als seine letzte Arbeit hatte Lothar Lang noch einen Katalogtext zur bevorstehenden Ausstellung "der Maler liebt die Einsamkeit" von Felix Furtwängler geschrieben. Elke Lang und der Künstler möchten die Ausstellungseröffnung auf Schloss Burgk nutzen, um allen denen, die Lothar Lang geschätzt haben, Gelegenheit zu geben, Abschied zu nehmen.

Freitag, 16. August, 18 Uhr: Konzert
Samstag, 17. August, 16 Uhr: Ausstellungseröffnung
18 Uhr: Rustikales Dinner in der Schlossküche Sonntag,
18. August, 11 Uhr: Buchpräsentation der Privat Presse Berlin "young, wild & nieuw"
(Anmeldung bei Felix M. Furtwängler erforderlich: 0174/8072070)

Mi, 30.01.2013

RoleModels auf der Burg Beeskow

Gabriela Möller zeigt bei ihrer Einführungsrede
den magazinähnlichen Katalog zur Ausstellung.
Im Hintergrund Hans Aichinger, „Sitzender“,
Öl auf Hartfaserplatte, 1983-1996
Nachdem die Ausstellung „RoleModels! Die Frau in der DDR in Selbst- und Fremdbildern. Malerei und Grafik aus dem Kunstarchiv Beeskow“ ein knappes Vierteljahr in der Galerie der Kunststiftung Poll in Berlin gezeigt wurde, fand am Sonnabend, dem 26. Januar, mit rund 50 Gästen ihre Eröffnung in der Burg Beeskow statt. Die Kunstwissenschaftlerin Gabriela Möller, die in Beeskow schon von 2009 bis 2012 am Kunstarchiv Beeskow an dem Projekt „Bildatlas der DDR-Kunst“ mitgearbeitet hatte, hielt die Einführungsrede. Von ihr stammt im Katalog, der mit seinem Titel und seinem Format absichtlich an ein modernes Magazin erinnern soll, ein Beitrag über „New Role Models“. Warum eine Ausstellung zur DDR-Kunst einen englischen Titel trägt, begründete sie so: „Das kommt aus der Pop-Kultur, klingt peppig, poppig, und da steckt auch der Begriff Modell drin. Es geht um medial beziehungsweise öffentlich verbreitete Vorstellungen von der gesellschaftlichen Rolle der Frau, und wir wollen die Wirklichkeit der Bilder, die uns überall begegnen, überprüfen.“
Gabriela Möller appellierte, die Bilder der Ausstellung im Kontext ihrer Entstehungszeit zu betrachten. Sie sind ausgewählt nach den Gesichtspunkten Weiblichkeit, Arbeit und Mythologie, und es ist auch der „männliche Blick“ einbezogen, zumal der Anteil an Kunstwerken von Frauen im Beeskower Kunstarchiv nur zehn Prozent betrage.
Die Ausstellung bietet ein sehr buntes Bild, nicht nur, was die künstlerische Gestaltung, sondern auch die Inhalte betrifft. Künstlerisch schwache Werke, bei denen der dekorative Aspekt im Vordergrund steht, hängen neben sehr ausdrucks- und aussagestarken Werken von Künstlern, die sich auch gesamtdeutsch einen Namen gemacht haben. Das hängt vermutlich damit zusammen, dass, wie Gabriela Möller erläuterte, der Begriff „Auftragswerk“ nur ein Korsett sei. Nicht jedes Bild des Archivs ist mit dem Auftrag entstanden, schmückend einer ideologischen Aussage zu dienen. Viele Bilder seien nachträglich als Auftragswerke deklariert worden oder auch im Selbstauftrag geschaffen worden.
So bleibt es in der Ausstellung nicht bei der heiteren Unverbindlichkeit eines Womacka, „sondern gerade die jungen Künstler der letzten Dekade der DDR versuchten eine neue Sicht“, so die Kunstwissenschaftlerin. Diese neue Sicht, erklärt sie weiter, trete „umso mehr auf, wie die DDR zu Ende geht, und wird häufig mit den Mitteln der Mythologie ausgedrückt“. Sie zeigt die Frau stark und aufbegehrend, heutig.
(Elke Lang)

Ausstellung: 1. April bis 20. Mai 2013

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Mi, 08.08.2012

Barbara Henniger - Positiv denken

Barbara und Heinfried Henniger bei der Eröffnung, Foto: Elke Lang
Man hat Barbara Henniger im Überschwang schon viele Titel gegeben: Mutter Courage der Karikatur, Klassikerin der Karikatur, Barbara Linkerhand und sogar Grande Dame der Karikatur. Nun sind 40 Cartoons von ihr in der Alten Schulscheune in Diensdorf-Radlow zu sehen, und rund 50 Besucher hatte am 5. August zur Eröffnung ihrer Ausstellung „Positiv denken“ die in den letzten Jahren nicht so häufige Gelegenheit genutzt, die kritische und gutmütig spottende Künstlerin selbst kennen zu lernen.
Die Leute verweilten lange vor den meist kolorierten Federzeichnungen. Es gilt die Sprechblasen zu lesen. Manchmal sind es auch kleine Bilderfolgen wie bei Comics. Und dann kommt dazu, dass man manchen ehemals aktuellen Bezug wieder ins Gedächtnis zurückrufen muss. Erstaunlich ist schon, was die Henniger für kuriose, aber haargenau treffende Einfälle hat, wenn sie zu einem Bild formuliert: „Rente kriegste erst mit 67! Und 67 wirste erst mit 69!“ Der Tower, zu dem Touristen geführt werden, ist für Barbara Henniger „der berühmte Verpulverungsturm von Schönefeld“. Auch schlechte Gewohnheiten nimmt sie aufs Korn, etwa: „Heute im Kino keine Vorstellung. Grund: Popcornautomat kaputt.“ Es sind alles nach 1989 entstandene Karikaturen aus dem politischen, sozialen und menschlichen Bereich. Die Einführungsrede hielt Ehemann Heinfried Henniger, einst Mitarbeiter im Reclam-Verlag Leipzig. Er beschrieb, wie seine Frau in der DDR-Zeit bisweilen mit ein, zwei Sätzen gegen die Gesetze der DDR verstieß. Ihre Devise sei immer gewesen: „Da kann man sowieso nichts machen, diesen Satz lehne ich ab.“ Sie habe die „steinernen Verhältnisse aufzubrechen versucht“, und damit eckte man in der DDR gewaltig an.
Barbara Hennigers neuestes Buch heißt „Meister der komischen Kunst. Barbara Henniger“ und ist in diesem Jahr im Kunstmann-Verlag München erschienen.
(Elke Lang)

Ausstellung: 5. August bis 9. September 2012, werktags von 10 bis 16 Uhr, samstags, sonntags und an Feiertagen von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr

Alte Schulscheune
Diensdorf-Radlow am Scharmützelsee

So, 24.06.2012

Max Uhlig zum 75sten

Anlässlich des 75. Geburtstags von Max Uhlig am 23. Juni hat die Burg Beeskow eine kleine Ausstellung aus einer großen Werkgruppe des Künstlers ausgewählt, die er selbst unter dem Titel „Wartende und Vorübergehende“ zusammengefasst hat. Zu sehen sind 30 Kohlezeichnungen sowie eine mit Fettkreide auf unterschiedlichem Trägermaterial aus dem Bestand von rund 50 Arbeiten der Galerie „Am Sachsenplatz Leipzig“. Entstanden sind sie allesamt von 1984 bis 1986, und zwar, wie der Leipziger Sachsenplatz-Galerist Volker Zschäckel weiß, immer im Herbst vom Fenster eines zu dieser Zeit leergeräumten Lagers eines Dresdner Schreibwarenladens gegenüber der Straßenbahnhaltestelle „Trachenberg“. Bei Max Uhligs bekannter Arbeitswut vermutet Zschäckel, dass es Hunderte dieser Impressionen gibt.
Max Uhlig - Wartende von 1985
Max Uhligs künstlerischer Anfang liegt im Jahre 1960. Schon ab 1964 machte er mit kompakter Formensprache und Dichte des Liniengefüges auf sich aufmerksam. Es gibt kaum einen Künstler, der über sein gesamtes Schaffen hinweg so wie Uhlig eine Darstellungsweise beibehalten beziehungsweise in allen Schaffensperioden in den verschiedensten Techniken immer weiter ausgebaut hat. Schon in seinem frühen Werk verzichtet er weitgehend auf beschreibende oder szenische Elemente. So sind auch die einzelnen Blätter dieser Arbeitsgruppe nicht durch den Künstler selbst mit Titel versehen worden, sondern erst nachträglich durch den Galeristen als Unterscheidungshilfe.
Dargestellt sind einzelne Personen und Gruppen bis zu sechs Personen, in der Beeskower Auswahl bis auf eine Sitzende alle stehend. Es sind kraftvolle Figuren, die in der Gruppe in einer spannungsvollen Beziehung zueinander stehen. Nur einmal gibt es einen konkreten Ortsbezug, und zwar 1984 durch den Schriftzug „Trachenberg“ in der Darstellung. Dieses Blatt ist bis an die Ränder völlig ausgefüllt, was nicht typisch ist. Bei den meisten Arbeiten spielt der Blattgrund in die Gestaltung hinein und gewährt Raum für Bewegung, für das „Vorübergehen“, für das Momentane, Nichtstatische. In anderen Arbeiten sind vertikale Begrenzungen angedeutet, vom Galeristen als Säulen bezeichnet. Einmal sieht man auch einen Lesenden, einmal ist ein Fahrrad zu erkennen.
Was so spontan niedergeschrieben wirkt, ist das Ergebnis eines kontrollierten Prozesses, der über die drei Jahre sichtbar wird. Die Formen, die sich aus einem dichten, vor allem vertikal verlaufenden Liniengeflecht herausbilden, werden immer kompakter, um sich 1987 zum Beispiel bei einem „Wartenden“ auf getöntem Papier zu einem Kokon zu verspinnen, an dem kaum noch Gliedmaßen oder Gesichtszüge erkennbar sind. Diese ins Abstrakte weisende künstlerische Darstellung wird sich im Laufe der Zeit bei ihm immer weiter verfestigen.
(Elke Lang)

Ausstellung: 23. Juni bis 19. August 2012

è Burg Beeskow
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Mi, 02.05.2012

Gerhard Goßmann (1912 - 1994)

Zum 100sten Geburtstag

Ausstellungseröffnung: Wolfgang de Bruyn (3.v.l.) und Frank Drömert (2.v.l.)
im Gespräch mit Studenten, Foto: Elke Lang
Arbeiten zu Kleists „Michael Kohlhaas“ im Kleist-Museum Frankfurt (Oder) und zahlreiche Ausstellungen in Fürstenwalde
Kohlhaas mit Flammenschwert, 1971
Berühmt wurde Gerhard Goßmann (1912-1994) mit Illustrationen zu Defoes „Robinson Crusoe“ und Coopers „Lederstrumpf“, auch zum Beispiel mit dem Buchumschlag zur deutschen Erstausgabe von Mitchels „Vom Winde verweht“. Während in Fürstenwalde, wo Goßmann lange Zeit lebte, in der Galerie Fischmühle die eher heitere Seite des Grafikers und Buchillustrators zu sehen ist, hat sich das Kleist-Museum in Frankfurt in einer kleinen, von Studenten der Leipziger Universität gestalteten Ausstellung der Beschäftigung mit einem düsteren, dramatischen Stoff gewidmet: Heinrich von Kleistes“ Michael Kohlhaas“. Sie zeigt die geschundene Kreatur, vor allem in Gestalt des Pferdes, die Verhöhnung von Kohlhaas, seine Zerrissenheit und Ohnmacht. Die Ausstellung wurde eröffnet vom Leiter des Museum, Wolfgang de Bruyn. Dem anschließenden Gespräch stellte sich Frank Drömert aus Fürstenwalde, der den Künstler persönlich kannte und als umfassender Kenner von dessen Werk gilt.
(Elke Lang)

Frankfurt: Kleist-Museum
- bis 3. Juni 2012, „Michael Kohlhaas“
Fürstenwalde:
- bis 31.12.2012, „Goßmann – Der Grafiker“ im Fürstenwalder Museum
- bis 19.10., „Bilder für Bücher“ mit Skizzen, Zeichnungen und Grafiken für fast 250 Bücher in der Kunstgalerie Fischmühle
- 16.8.-31.12.2012, „Der Rumtreiber“ mit Goßmanns Reiseerinnerungen und –impressionen in der Kunstgalerie Fischmühle

- 16.8.-31.12.2012, „Fantasie, Visionen, Freude“ in der Kunstgalerie Fischmühle
- 4.11.-31.12.2012, „Ein ganz anderer Goßmann“ mit überraschenden Arbeiten, unter anderen seinen Collagen in der Kunstgalerie Fischmühle

Di, 06.03.2012

Schütze Deine Arbeitskraft

Neue Plakatausstellung auf der Burg Beeskow

Nachdem bereits von Juli 2010 bis Februar 2011 eine Plakatausstellung auf der Burg Beeskow stattgefunden hatte, ist jetzt wieder eine neue zu sehen. Waren es damals Plakate für Kunstausstellungen der DDR aus der Sammlung Dieter Leber, die gemeinsam mit dem Kreisarchiv Oder-Spree präsentiert wurden, handelt es sich diesmal um Plakate zum Arbeitsschutz. Wieder wurden sie von einem Privatsammler zusammengetragen, von dem 25-jährigen Studenten der Zeitgeschichte an der Universität Potsdam, Tobias Bank. Es sammelt seit mehr als 13 Jahren Exponate zur Geschichte der DDR, die er regelmäßig auf Ausstellungen zeigt. Außerdem hält er Vorträge über DDR-Geschichte, besonders an Schulen. Sein Anliegen ist es, die Geschichte der DDR so objektiv wie möglich darzustellen, also auch einer Verklärung entgegenzuwirken. Insgesamt hat er unter dem Thema „Schütze Deine Arbeitskraft“ 30 Plakate von 1955 bis 1990 zum Arbeitsschutz in der DDR herausgesucht. Die meisten waren von der Abteilung Arbeitsschutz des Bundesvorstands des FDGB herausgegeben worden. Einig stammen vom Staatlichen Amt für Arbeit und Löhne, vom Hygienemuseum und auch von der Staatlichen Versicherung, die um Verkehrsschutz bemüht war. Die Herstellung wurde meist von der DEWAG (Deutsche Werbeagentur) übernommen. Aufgehängt worden sind sie meist in den Aufenthalts- und Umkleideräumen der Betriebe. Die Plakate sind weitgehend ideologiefrei, haben eine klare Gestaltung und klare Aussage. Die Schöpfer sind in den meisten Fällen allerdings nicht benannt oder nur mit dem Familiennamen. Das ist schade, denn es sind dabei interessante Lösungen gefunden worden, etwa mit konstruktivistischen Anklängen, hinter denen das Ampelmännchen winkt.
(Elke Lang)

Ausstellung: bis 28. Mai 2012,
NB: Tobias Bank kauft ständig DDR-Artikel aller Art bis hin zu Kleidung und Büchern, Betriebschroniken und anderem an. Zu erreichen per * E-Mail

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So, 29.01.2012

Versteinerter Reiter

Gisela Kurkhaus-Müller, „Akt mit Krabbe“, Radierung 1979
Grafische Kostbarkeiten befinden sich gewöhnlich wohlbehütet in Schubern und Sammlungsschränken, und nur wenige wissen um den Reichtum. Das gilt ganz besonders für die rund 13.000 Druckgrafiken von knapp einhundert Künstlern der DDR aus den Jahren 1949 bis 1989, die sich im Kunstarchiv Beeskow befinden. Simone Tippach-Schneider hat daraus als Kuratorin mit fünfzig Arbeiten die Ausstellung „Versteinerter Reiter“ zusammengestellt. Diese war vor der Eröffnung am Sonnabend mit Hilfe der Kofinanzierung durch den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung speziell zugunsten grenzübergreifender Zusammenarbeit im Muzeum Lubuskie in Polen zu sehen.
Dass wenigstens ein Bruchteil dieser Druckgrafiken wieder ans Tageslicht gelangt, ist ein großes Verdienst, kommt ihnen doch nicht nur künstlerische Bedeutung zu. Vielmehr zeigen sie die Wirklichkeit in einem parteipolitisch dominierten Staat aus einem anderen Blickwinkel, sozusagen aus einer Nische. Simone Tippach-Schneider hat ganz richtig festgestellt, dass der Grafik der DDR ein „demokratischer Impuls“ innewohnte, „weil sie – abseits der Staatskultur – massenhaft und öffentlich zugänglich war“. Sie habe fernab von thematischen Vorgaben eine eigene künstlerische Sprache entwickelt, bei der die Hinwendung zu sehr persönlichen Sichtweisen und die Einbeziehung neuer Medien zu beobachten war.
Das ist an dieser Auswahl sehr gut nachvollziehbar, und man findet viele bekannte Namen wieder, wie etwa Arno Rink, dessen Lithografie „Versteinerter Reiter“ von 1978 zu Pablo Nerudas „Großer Gesang“ den Titel gegeben hat, sodann beispielsweise Matthias Wegehaupt, Charlotte E. Pauly, Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig, Trakia Wendisch und Hubertus Giebe. Auch wenn in einer Sammlung von staatlicher Auftragskunst nicht unbedingt die Spitzenblätter dieser Künstler zu erwarten sind, ist es doch schön und aufschlussreich, ihnen wieder zu begegnen, da ihnen im heutigen bundesdeutschen Kunstbetrieb nur noch eine untergeordnete Rolle zugestanden wird. So findet sich von Max Uhlig eine seiner ganz frühen Arbeiten, von denen er sich schon seit Längerem distanziert: die Lithografie „Baustelle“ von 1963. Sie entspricht als Darstellung einer Produktionsstätte den damaligen kulturpolitische Intentionen. Was aber ist wirklich zu sehen? Ein eingerüsteter Wohnkoloss, der wie ein Käfig wirkt. Bei Sabina Grzimeks Lithographie „Die Straße“ von 1967 wiederum dominiert ein bedrückender schwarzer Häuserblock das Bild. Auch bei ganz privat erscheinenden Bildern mag im Unterbewusstsein ein gesellschaftliches Unbehagen eingeflossen sein. Gisela Kurkhaus-Müllers Radierung „Akt mit Krabbe“ ist 1979 nach einem schönen Bulgarienurlaub entstanden. Warum aber wirkt die übergroße Krabbe über dem Kopf der Frau im Pool so bedrohlich? Dazu kann die Künstlerin heute nichts sagen. Es seien ja nur Souvenirs gewesen, die sie dargestellt habe. Auch wie die Grafik in die Sammlung von Auftragskunst gekommen ist, wisse sie nicht. Sie habe immer nur an private Sammler verkauft. Wie dem auch sei: Es ist viel Interessantes in dieser Ausstellung zu entdecken.
(Elke Lang)

Ausstellung: 28. Januar bis 29. April 2012,
es erscheint ein dreisprachigem Katalog

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Sa, 17.12.2011

Peter Sodann auf Lesereise zur Werbung für eine Bibliothek

Foto: Elke Lang
Unser Pirckheimer-Mitglied Elke Lang hatte als Mitglied des Burg-Kultur-Vereins Storkow Peter und Franz Sodann zu einer Lesung „Wenn der Vater mit dem Sohn“ in den Burg-Salon eingeladen. Peter Sodann, weithin als einer der Tatortkommissare bekannt, und Franz Sodann, der nach seinem Schauspielstudium in Berlin an etlichen Theatern in der ganzen Bundesrepublik spielte und seit vier Jahren eine Veranstaltungsagentur besitzt, trugen Weihnachtsgeschichten und -gedichte vor. Sie hatten dazu eine Literatur herausgesucht, die bisweilen zu Gemüte ging, aber vor allem an die Ungleichheit in der Welt erinnerte, politische Bezüge zu heute zuließ, auch manchmal an Satire grenzte und meist mit Humor verbunden war. Es gab eine Menge zu lachen. Rilke war dabei, Ringelnatz, Kästner, Strittmatter, Storm, aber auch ein Vers, der in Vergessenheit zu geraten droht, den aber viele ältere Besucher nach Aufforderung mit Peter Sodann mitsprechen konnten: „Gefroren hat es heuer“. „Wer das Gedicht haben will, dem schicke ich es“, versprach der Schauspieler.
Wenn sich prominente Schauspieler auf Lesetour begeben, dann gewöhnlich, um für ihr eigenes, gerade erschienenes Buch zu werben. Peter Sodann jedoch wirbt gleich für eine ganze Bibliothek, die zur Zeit aus 1,2 Millionen Bänden besteht, welche zwischen dem 8. Mai 1945 und dem 3. Oktober 1990 in der DDR erschienen sind. Diese Bibliothek wurde von dem Schauspieler mit nach 1989 ausgesonderten, zur Vernichtung vorgesehenen Büchern angelegt. Rund 500 Millionen DDR-Bücher seien ab 1989 vernichtet worden, erklärte der Schauspieler. Seit 2007 wird die Bibliothek von einem Verein betreut und befindet sich seit Anfang des Jahres in Staucha bei Radebeul. Sie soll einmal für jeden Bürger sowie für Wissenschaftler, Studierende und Schüler direkt zugänglich sein. Ihr Hauptziel ist der Erhalt eines historischen Kulturguts für nachfolgende Generationen als Teilstück jüngster deutscher Geschichte. Peter Sodann rief dazu auf, nicht nur Bücher aus dieser Zeit zu spenden, wobei auch Dubletten gern genommen werden, sondern auch Geld für die Erhaltung und Bearbeitung der Bibliothek. „Wenn mir jeder Bürger aus dem Land der Dichter und Denker einen Euro spenden würde, hätte ich 80 Millionen Euro für die Bibliothek“, rechnete er vor. Bei größeren Bücherspenden bietet er an, sie selbst abzuholen.
(Elke Lang)