Pirckheimer-Blog

Ekkehard Schulreich

So, 17.11.2024

Der Leipziger Bibliophilen-Abend stellt bis 17.01. im Haus des Buches aus: Impressionen von der Schau.

Kraftvoll, überbordend, fragil

Das Literaturhaus Leipzig zeigt die Ausstellung Septima – Bücher und Grafiken von sieben Leipziger Künstlerinnen, gestaltet vom Leipziger Bibliophilen-Abend (LBA)

Sieben künstlerische Handschriften gedruckt: Septima – Bücher und Grafiken von sieben Leipziger Künstlerinnen heißt die Schau des Leipziger Bibliophilen-Abends (LBA), die am 08. November im Literaturhaus Leipzig eröffnet wurde. Madeleine Heublein, Stephanie Marx, Gudrun Petersdorff, Alessandra Donnarumma, Julienne Jattiot, Selma van Panhuis, Aafke Ytsma ver(sinn)bildlichen und verkörpern mit ihrem druck- und buchkünstlerischen Schaffen bestes Leipziger Selbstverständnis. Dem Leipziger Bibliophilen-Abend sind sie durch Blätter für verschiedene originalgrafische Editionen  – von den Paradiesischen Dialogen bis zu 24x34 Grafik – verbunden.

„Hoher künstlerischer Anspruch, gründlich erworbenes Handwerk, professionelle Umsetzung“: Die Ausstellung Septima stehe für diesen Dreiklang, sagte Susann Hoch zur Vernissage. In ihrer Laudatio leuchtete die Grafikerin und Mitgründerin von Hoch+Partner – Galerie für Holzschnitt und Hochdruck (inzwischen: hochdruckpartner) so pointiert wie kurzweilig Hintergründe aus, ordnete ein, weckte Neugier und den präzisen Blick. Das Kompliment für die Ausstellungsmacher und für die Künstlerinnen verband sie an das in vielköpfige Publikum des Abends mit dem Verweis darauf, wie fragil, von vielen Faktoren unterminiert das Fundament (buch-)künstlerischer Wirklichkeit und Wirksamkeit inzwischen sei: „Nur mit unserem tätigen Engagement können wir die Künstlerinnen und Künstler in ihrem Tun unterstützen.“ Etwa durch den Erwerb des Ausstellungsplakates. Es zeigt sieben zweifarbig gedruckte Linolschnitte, jeweils von den sieben Künstlerinnen signiert. Gedruckt wurde es in der Leipziger Buchdruck- und Letterpresse carpe plumbum von Julienne Jattiot in einer Auflage von 77 Exemplaren. Das Plakat kostet 35 Euro. Zur Vernissage war es zum Sonderpreis von 20 Euro zu haben und fand großes Interesse. 

Der Vorgang des Druckens war an diesem Abend auf Leinwand nachzuvollziehen: Thomas Glöß, Vorsitzender des LBA, hatte diesen Prozess filmisch begleitet. In seinen einleitenden Worten zu dieser Schau gab Glöß Fingerzeige anstelle erschöpfender Antworten auf ihm im Vorfeld häufig gestellten Fragen: Warum sieben Künstlerinnen? Und: Warum sieben Künstlerinnen? „Weder von Quoten noch von Gender-Gerechtigkeit haben wir uns bei dieser Entscheidung leiten lassen, sondern von der Kunst. Es gibt so wunderbare Künstlerinnen, die mit unserer Stadt verbunden sind. Die möchten wir zeigen.“ Einen Verweis auf den gleichnamigen Vorgängerverein des LBA, der von 1904 bis zu seiner Zwangsauflösung 1933 bestand, fügte er dann doch an: Damals verstand sich der Bibliophilen-Abend laut Satzung ausschließlich als Kreis von Männern: „Heute haben wir mehr als zwei Drittel weibliche Mitglieder.“ 

Das zeigt Septima im Leipziger Literaturhaus – Einblicke, Spotlichter:

  • Madeleine Heublein: Monotypien, die aus der Auseinandersetzung mit Literatur resultieren: zu Hölderlin etwa (der sich im Tübinger Turm Scardanelli nannte). In einer Vitrine: Styx. Gedichte von Else Lasker-Schüler, von Heublein mit farbigen Zeichnungen und zwei Original-Lithografien versehen, erschienen bei Faber & Faber. Kathrin Schmidt (Deutscher Buchpreis 2009): Tiefer Schafsee, drei signierte Farbradierungen. Reihe SchriftBild des LBA 2016.
  • Alessandra Donnarumma: Monotypien. Hommage an den italienischen Dichter Cesar Pavese. Entdeckt mit Schrotschnitt und Punzenstich jahrhundertealte Techniken neu. 
  • Aafke Ytsma: Großformatige Farbholzschnitte (Reisernte, Vertikale Arbeit), die für eine Verbindung traditioneller japanischer Techniken mit digitaler Zeichnung stehen. Ytsma und Selma van Panhuis druckten für den LBA die Paradiesischen Dialoge 6 mit Farbholzschnitten von Matthias Weischer und einem Text von Angela Kraus.
  • Selma van Panhuis: Monotypien, gedruckt von einer dicken Glasplatte, unter Verwendung von besonderen Farben, besonderem Papier (Susann Hoch: „Größtmögliche körperliche und mentale Wachheit“).
  • Stephanie Marx: Monotypien. Großformatige Farbholzschnitte. Hintersinnige Bildfindungen, Kunstpreis auf der Grafikbiennale 100 sächsische Grafiken, 2014.
  • Julienne Jattiot: Maskerade, mehrfarbiges Original-Linolschnitt-Buch. Ciceros Wahnsinn, Linoldruck und Buchdruck. Der Glyphenbeschwörer, Linolschnitt und Handsatz, originalgrafische Beilage der Marginalien Nr. 246 der Pirckheimer-Gesellschaft.
  • Gudrun Petersdorff: Lithografien von kraftvoller Farbigkeit (Abendlicht Fuerte Ventura, Botanischer Garten Leipzig).

Für die Festschrift Das dritte Jahrzehnt des LBA im Jahr 2021 steuerten drei der Künstlerinnen originalgrafische Blätter bei: Madeleine Heublein (Farbradierung), Julienne Jattiot (Typografisches Blatt), Gudrun Petersdorff (Farbsiebdruck). Die Ausstellung Septima im Literaturhaus Leipzig, Gerichtsweg 28, ist bis zum 17. Januar zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 9 bis 17 Uhr, Freitag 9 bis 17 Uhr. Alle Informationen unter: www.leipziger-bibliophilen-abend.de.

(Ekkehard Schulreich)

Fr, 23.06.2023

Soeben erschienen: Heft 249 der "Marginalien", hier incl. der Grafik von K.-G. Hirsch. | © Till Schröder

Marginalien 249 erschienen

Aufbruch, Neuvorlage, Wiederholung: Das Beginnen, das Neuanfangen ... und der Umgang damit stehen, wie Chefredakteur Till Schröder bereits im Editorial der druckfrischen Ausgabe 249 der Marginalien hinweist, manchmal gewollt, zuweilen unfreiwillig als Motto und Tenor über vielen Aufsätzen, Rezensionen und sonstigen Beiträgen des 2023er Sommer-Heftes der Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophile der Pirckheimer-Gesellschaft. Ernst Falk untersucht den Werdegang der Petersburg Press, während Rainer Stamm den Spuren Kurt Freyers von Berlin nach Israel folgt und Renate Reschke Kunst und Verdienste Ruth Tesmars würdigt. Als Fundsache präsentiert Roland Jaeger die wechselvolle Historie des foto-auges, und Harald Kretzschmar schreibt im ABC der Druckkunst über seine Passion für den Siebdruck. Jens-Fietje Dwars beleuchtet in seinem Nachruf die große Wirkung und Nachwirkung der publizistischen Arbeit (Außer der Reihe, Janus Press) von Gerhard Wolf, der im Februar dieses Jahres starb. Auch der Rezensionsteil ist mit Norbert Grewe, Elke Lang, Ernst Braun, Jürgen Engler und Ekkehard Schulreich kenntnisvoll und hochkarätig besetzt. Es wird zum 50. Jahrestreffen der Pirckheimer, das vom 22. bis 24.09. unter der organisatorischen Obhut von Peter Arlt in Gotha stattfinden wird, geladen. Als originalgrafischer Bonus kommt der Holzschnitt Engel von Karl-Georg Hirsch zu den Mitgliedern der Gesellschaft. Mit Gerhard Rechlin ehrt ein jahrzehntelanger Sammer und Kenner den Meister Hirsch zudem zum 85. Geburtstag mit der Bibliografie des buchgrafischen Werks KGHs von 2008 bis 2022. Ja, und da das Faible für Hirschens Kunst ungebrochen groß ist, steht sie auch online auf dieser Seite allen Interessierten und den akribischen Sammlern und Freunden des Grafikers hier zur Verfügung.

(André Schinkel)

Fr, 21.04.2023

In Heft 248 der "Marginalien" finden sich wieder eine Reihe Aufsätze und Rezensionen zum Doppelthema "Bibliophilie und Grafik". Die exklusive Beilage zum Heft schuf der Grafiker und Kupferstecher Wolfgang Böttcher aus Leipzig, der zudem in der Ausgabe des Journals eine Würdigung zum 75. Geburtstag erhält.

Marginalien 248 erschienen

Das 248. Heft der Marginalien, der Zeitschrift der Pirckheimer-Gesellschaft, enthält wieder eine illustre Runde Artikel, Rezensionen und Meldungen zu den innersten Dingen, die das Herz des bibliophilen Sammlers bewegen. Und auch vermeintlich Exotisches, das doch ganz entschieden zum Herzens-Gebiet gehört: So unterhält sich Chefredakteur Till Schröder mit Gerhard Seibold über Wappenbriefe, und Astrit Schmidt-Burkhardt stellt die Chronologiemaschine von 1753 vor. Exkurse gibt es zu den Druckwerkstätten Europas, zu Esteban Fekete, Ingeborg Baier-Fraenger, Dieter Goltzsche sowie zum 30. Geburtstag des Palmbaum, der seit 2005 unter der Ägide von Pirckheimer-Freund Jens-Fietje Dwars erscheint. Manfred Krause würdigt das Christian Schad Museum in Aschaffenburg und Ekkehard Schulreich Wolfgang Böttcher, der auch die Grafik beitrug, zum 75. Die Typografische Beilage enthält mit Casco in Kanda eine exklusive Erzählung von Klaus Modick. Für Mitglieder lag der Sendung auch die Jahresgabe der Gesellschaft bei, eine Anthologie neuer Texte und Sichten zum Werk von Novalis, erschienen im Mitteldeutschen Verlag. Und schließlich wird eines großen Pirckheimers gedacht: Eckehart SchumacherGebler.

(André Schinkel)

Do, 31.12.2020

Rüdiger Giebler: Engel, Lithografie, 2020

Marginalien 239

Buchstäblich auf die letzte Minute fiel im virengepeinigten Jahr 2020 die Auslieferung des 4. Heftes der Marginalien.

"... Traditionell liegt im November das »Wochenende der Grafik«. Es hätte dieses Jahr zum zwölften Mal den Grafischen Sammlungen, Ateliers, Druckereien und Kleinverlagen im deutschsprachigen Raum eine Bühne bereitet. Die Pandemie grätschte dazwischen. Alle Veranstaltungen fielen aus. Als tröstende Handreichung wurde so die aktuelle Ausgabe der Marginalien eine Art Hilfs-Event zum Blättern – auf das wir uns in den Ateliers im nächsten November hoffentlich wieder selbst tummeln dürfen.
Die Künstlerin
Jannine Koch beschreibt für uns, wie sie den Tiefdruck für sich entdeckte, die Radiergemeinschaft Aquatinta im Rheinland und Verständnis für die divergierenden Traditionslinien ost- und westdeutscher Grafikauffassungen. Im Interview erzählt Cosima Schneider, warum die Büchergilde Gutenberg die Tradition des Bilderbogen wiederbelebt. Ekkehard Schulreich blickt auf die originalgrafischen Städte-Mappen des Karl Quarch Verlags, während Heinz Decker Fallstricke der Kleingrafik in Form der Exlibris imaginaires erkundet. [...] Gerhard Steidl erklärt uns in der Typografischen Beilage seine Sicht aufs Büchermachen zwischen Dalí und Lagerfeld. Elke Lang besucht Hendrik Liersch und seine Corvinus Presse, ..."

(aus dem Editorial von Till Schröder)

Die Graphische Beilage schuf Rüdiger Giebler, vom Künstler direkt auf den Stein gezeichnet und im Kunsthaus Müller (Wurzbach) von Christian Müller in 650 Exemplaren gedruckt.

Inhalt und Leseproben

So, 24.02.2019

Ekkehard Schulreich: Ins Schwarze! Originale Druckgrafik ist das Markenzeichen des Leipziger Verlegers Karl Quarch. Spurensuche – ein Jahrhundert nach der Verlagsgründung, Mironde Verlag 2019, ISBN 978-3-96063-021-0

Karl Quarch und sein Verlag

Am 22. März 2019 | 14:30 – 15:00 Uhr werden auf der Leipziger Buchmesse Ekkehard Schulreich und Matthias Haberzettl, moderiert von Andreas Eichler (Mironde Verlag), ein Jahrhundert nach Verlagsgründung auf Spurensuche des Familienunternehmens, dessen Markenzeichen originale Druckgraphik war, gehen.

Ekkehard Schulreich vergegenwärtigt in einer verständlichen Sprache, gestützt auf Interviews mit Malern, Graphikern und Buchliebhabern, das Schicksal des Mitgliedes der Pirckheimer-Gesellschaft und seines Verlagsunternehmens. Die Wiedergabe wichtiger Druckgraphik aus der Verlagsgeschichte verdeutlicht die Lebensleistung Karl Quarchs eindrucksvoll.
Der Grafik-Sammler und jetzige Verlagsinhaber Matthias Haberzettl unterstützt das Buchprojekt mit einem Geleitwort.

Leseinsel Sachbuch + Buchkunst, Halle 3, Stand B600