Eduard Prüssen – „ne echte kölsche Jung“, der so gar nichts für den Karneval übrig hatte, wie er einmal mir gegenüber erwähnte. Genauso wenig wie für Computer – die ihn in seiner kreativen Arbeit nur behindern und ablenken würden. Zeit seines Lebens schuf er also nur mit seinen Händen – mit Zeichenstift und Pinsel, mit (Linolschnitt-) Messer und (Radier-) Nadel ein beeindruckendes Werk.
Beginnend in den Fünfziger Jahren als angestellter Grafiker zuerst beim Rautenstrauch-Joest-Museum und dann beim Amerika-Haus in Köln riskierte er bald den Schritt in die Selbständigkeit; es folgten Presseillustrationen ab 1962 sowie erste Buchillustrationen ab 1964. Und schon im März 1962 erschien die erste Nummer der Hauszeitschrift „Donkey-Post“ – einhergehend mit der Etablierung seiner Donkey-Press, in der von 1967 („Babrios Fabeln) bis 2015 („Arlecchino und Arleccinetta“) insgesamt 61 wunderbare Pressendrucke erschienen.
Eduard Prüssen und seine Frau Illa lernte ich erst 2011 kennen, bei einer Führung durch meine Werner-Klemke-Ausstellung in Bergisch Gladbach. Von Beginn an war ich beeindruckt von seinem herzlichen, freundlichen Wesen; schnell entwickelte sich eine Freundschaft, auf die ich immer stolz war. Noch im selben Jahr schuf er ein Exlibris für meine Klemke-Sammlung.
Kurz davor, im Jahr 2010, übergab Eduard Prüssen seinen künstlerischen Vorlass der Universitäts- und Stadtbibliothek in Köln. Dank der engagierten Mitarbeiter unter der Leitung von Prof. Dr. Wolfgang Schmitz, des damaligen Direktors der USB Köln erschien ein umfassendes Werkverzeichnis: „Die Sammlung Eduard Prüssen in der Universitäts- und Stadtbibliothek in Köln. Gesamtverzeichnis Juli 2013“.
Im November 2015 stellte ich für das Literaturhaus in Immenstadt eine Ausstellung mit dem Schwerpunkt Eduard Prüssen zusammen; sein Faust-Zyklus, 2012 als 57. Druck der Donkey-Press erschienen, nahm eine komplette Längswand ein.
In den letzten Jahren widmete er sich vorwiegend großformatigen Farbstiftzeichnungen. Eine umfangreiche Auswahl davon war in der Ausstellung im November 2015 zu sehen, die die Stadt Bergisch Gladbach zu seinem 85. Geburtstag ausrichtete Gewürdigt wurde hier auch seine Tätigkeit als „Stadtgrafiker“, die er für ein volles Vierteljahrhundert, von 1971 bis 1996, ausübte – zuständig für das gesamte grafische Erscheinungsbild der Stadt, vom Briefkopf der Amtsschreiben bis zum Theaterplakat, vom „Logo“, dem berühmten „Wollknäuel“ bis zum Stadtwappen.
Der große Kölner (Buch-) Künstler, seit dem Frühjahr 2017 ein Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft, verstarb am 2. Oktober, nur vier Wochen vor seinem 89. Geburtstag, in einer Kölner Klinik; nach einem schweren Sturz wenige Tage vorher in seiner Kölner Wohnung, in der er bis zuletzt – fit an Körper und Geist – künstlerisch tätig war.
(Matthias Haberzettl)