Pirckheimer-Blog

Carsten Wurm

Mi, 17.09.2014

MARGINALIEN 215

Das Heft 3/2014 der MARGINALIEN wurde vom Verlag ausgeliefert und kann den teilnehmenden Pirckheimern zum Jahrestreffen übergeben werden, für nicht teilnehmende Mitglieder wird das Heft am 22.9. in die Post gehen.
Es enthält u.a. Beiträge über den Bibliothekar
Paul Raabe, über die Freundschaft von Herbert Tucholski und Lothar Lang, einen Beitrag unter dem Titel Adler & Pax von Karl-Georg Hirsch und Manfred Jendryschik, Li Portenlänger schildert das Erleben der Lithographie-Werkstadt Eichstädt, Hendrik Liersch berichtet über Victor Otto Stomps und die Erenmiten-Presse, es gibt Hinweise auf Otto Erich Hartleben und Carsten Wurm berichtet über Menschen, Orte, Wegmarken in der Edition A.B. Fischer. Als typographische Beilage sind einige Epigramme aus Der Halkonier von Otto Erich Hartleben, erschienen bei S. Fischer 1904, neu gesetzt in der Walbaum 11/15 Punkt, in das Heft eingebunden.

Do, 19.06.2014

Matthias Gubig - Typograf & Grafotyp

Grafik und Typografie aus fünf Jahrzehnten
 
Buchdruckerlehrling, Schriftsetzer, Typografiker, Buch- und Plakatgestalter, Illustrator, Hochschullehrer, Druckgrafiker und Pressendrucker – mit diesen Bezeichnungen ist ein Berufsleben skizziert, welches in einer Zeit radikaler Veränderungen stattfindet. Ein altes Handwerk wandelte sich in kurzer Zeit zur Industrie, das Handwerkzeug wurde digitalisiert.
In dem reich bebilderten Buch lassen Matthias Gubigs grafische Arbeitsproben aus fünf Jahrzehnten diese gestalterischen und künstlerischen Entwicklungen nachvollziehen.
Vom typografischen Begleiten / Vom Suchen, Finden und Montieren / Vom Handdruck und vom Massendruck / Von großen und von kleinen Formaten / Vom spät Drucken / Vom Beobachten und Kommentieren – Gubig führt in seinen einführenden Texten Leser und Betrachter in die Bleisetzerei, in Verlage, zur Druckmaschine und an den Computer.
Textbeiträge von Prof. Axel Bertram, Dr. Jürgen Engler, Hans-Eberhard Ernst, Dr. Anita Kühnel, Prof. Nanne Meyer, Dr. Sylke Wunderlich und Dr. Carsten Wurm gelten verschiedenen Aspekten der Arbeiten Matthias Gubigs.
Das Buch erscheint im vacat verlag potsdam.
Es wird herausgegeben im Auftrag der Pirckheimer Gesellschaft und der Stiftung Plakat Ost.
30 Exemplare werden als nummerierte und signierte Vorzugsausgaben im Futteral mit einem beigefügten Leporello angeboten. Darauf befinden sich zwei originale Holzstich-Bleisatz-Grafiken und ein Text von Pablo Neruda aus seiner Ode an die Typografie.
Deren Preis beträgt 120,– Euro.
Der Normalpreis beträgt 48,– Euro.
Für die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft und Leser der MARGINALIEN gilt der Subskriptionspreis von 38,– Euro, wenn die Bestellung bis zum 15. Juli eintrifft. Die Auslieferung geschieht in der Reihenfolge der Bestellungen. Bitte versehen Sie die Bestellung mit dem Kennwort ›Pirckheimer‹.

Bestellungen nehmen entgegen :
vacat verlag potsdam, Sauerbruchstraße 6
14482 Potsdam, E-Mail
Telefon: 0331 70 59 98 Fax: 0331 70 54 66
Matthias Gubig, Bayrischer-Wald-Straße 13,
15827 Blankenfelde, Telefon 033 79/37 23 44, E-Mail

Di, 27.05.2014

DEG-Jahrbuch 2014

Herausgegeben von der Deutschen Exlibris-Gesellschaft erschien in einer Auflage von 450 numerierte Exemplaren das „DEG-Jahrbuch 2014 - Exlibriskunst und Graphik“. Auf 152 Seiten enthält es, zusammengestellt von Henry Tauber, eine Vielzahl interessanter Aufsätze mit zahlreichen Abbildungen und Beigaben. Darunter auch ein Beitrag von Michael Eschmann, der unter gleichlautenden Titel „Spurensuche. Exlibris von Antiquaren“ vor drei Jahren in „Aus dem Antiquariat“ erschien. Eschmann, der sich mit diesem Thema seit 2010 beschäftigt und darüber publiziert, aktualisierte den AdA-Artikel für das Jahrbuch und erweiterte den Bildteil mit den Exlibris auf nunmehr 20 Exlibris von Antiquaren bzw. Antiquariaten (in AdA waren es sieben Abbildungen). Unter den dargestellten Exlibris befinden sich auch die „Pirckheimer“ Erich Bürck und Antiquariat Ballon und Wurm.
Weitere Beiträge finden sich unter anderem von Wolfgang Hönle über Agathe Doposcheg-Schwabenau, Heinz Neumaiers Rezeptionhistorie zu Richard Strauss Salome und Claudia Karolyi macht sich unter dem Titel Randerscheinungen Gedanken zur zeitgenössischen Exlibris und Eignergrafiken.

Di, 14.01.2014

100. Geburtstag von Walter Janka

Am Sonnabend findet von 11 bis 17 Uhr im TAK –Theater im Aufbau-Haus, Prinzenstraße 85 F, 10969 Berlin, unter dem Titel "... dass die geistige Potenz gegen die Politik der Partei wirksam wird" eine Konferenz des Vereins Helle Panke e.V. zum 100. Geburtstag des Verlegers Walter Janka statt.
Walter Janka, 1914 in einer Arbeiterfamilie geboren und in diesem Milieu aufgewachsen, gehörte zu jenen Intellektuellen, die sich fast ein Leben lang in den Dienst der Partei stellten, obwohl sie mit deren Politik oft nicht einverstanden waren. Janka geriet bereits im Spanischen Bürgerkrieg mit seinen Genossen in Konflikt, weil diese Stalins Kurs umsetzten. Im mexikanischen Exil arbeitete der gelernte Setzer das erste Mal als Verleger und war nach seiner Rückkehr in der DEFA und im Aufbau-Verlag führend beteiligt, ab 1954 als Verlagsleiter. Doch schon bald geriet er in Konflikt mit der SED-Führung, wurde 1957 zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt und bekam nach der Haft eine Stelle als Dramaturg bei der DEFA. 1989 geriet er plötzlich wieder in den Fokus der Öffentlichkeit, als seine Memoiren im Deutschen Theater vor einem überfüllten Haus gelesen wurden.
Über seine Arbeit als Verleger und Dramaturg und seine politischen Intentionen sprechen und diskutieren Dr. Jens-Fietje Dwars, Dr. Dietmar Keller, Dr. Dieter Wolf und Dr. Carsten Wurm. Es moderieren Sabine Schöneburg, Birgit Ziener und Alfred Eichhorn. Gezeigt werden auch Filmaufnahmen zu Jankas Leben und Wirken.
 
Konferenz: 18. Januar 2014, 11 - 17 Uhr
Kosten: 10,00 Euro / ermäßigt 7,00 Euro
(inklusive Mittagessen).
 
Es wird um Anmeldung gebeten bei
Helle Panke e.V., Tel.: 030 / 47 53 87 24

Mi, 18.12.2013

Antiquariate in Berlin 2014

In diesen Tagen erscheint eine neue Listung der in Berlin und Umgebung ansässigen Antiquariate, übersichtlicher gestaltet, aber auch wieder weniger umfangreich. Zur Aufnahme entschlossen sich nur noch 67 Ladengeschäfte und Versandantiquariate. (2011 waren es mit 85 Einträgen bereits 10% weniger als im Vorjahr, 2012 noch 74 und 2013 immerhin noch 71 Geschäfte). Damit hat sich die Anzahl der Antiquariate seit 2010 um ein Drittel reduziert.
Die Antiquariate werden innerhalb eines Bezirkes in alphabetischer Reihenfolge genannt. Auf den inneren Umschlagklappen befindet sich wie gewohnt ein Plan Berlins, in welchem der Standort der aufgeführten Antiquariate eingetragen ist. Im Anzeigenteil findet sich auch wieder die Pirckheimer-Gesellschaft. Ein Sachregister am Ende des Verzeichnisses hilft bei der Orientierung auf dem Antiquariatsmarkt. Ein Namensregister beschließt das Verzeichnis, welches vom Landesverband Berlin-Brandenburg des Börsenverein des Deutschen Buchhandels herausgegeben wurde.
Der Katalog liegt u.a. in den teilnehmenden Antiquariaten aus und wird von diesen kostenlos abgegeben.

Fr, 06.12.2013

Erwerbungen und Sammlerfreuden 2013

Gerhard Rechlin bei der Vorstellung eines Palmbaum, gestaltet von Karl-Georg Hirsch
Heute, (Zufall oder Bestimmung?) am 543sten Geburtstag Willibald Pirckheimers, trafen sich die Berliner und Brandenburger Pirckheimer traditionell zum letzten Abend des Jahres in der Büchergilde-Buchhandlung am Wittenbergplatz unseres Mitglieds Johanna Binger, um Freunden interessante neue Stücke aus den eigenen Sammlungen vorzustellen. Und es blieb wie immer nicht nur bei einer Vorstellung von Neuerwerbungen, spannender waren die Geschichten, die hinter diesen Sammlerfreuden steckten: die Umstände, die das erworbene Stück zu einem Erlebnis für den Sammler machen, die Berichte über die Unterstützung, die jeder durch andere Mitglieder erfuhr, die bibliophilen Besonderheiten und einzigartigen Hintergründe ...
Für Ulrich Goerdten war es der Umstand, dass er bislang unbekannte, weil verstreute Artikel von Johannes Trojan, die bislang als Hundert Momentaufnahmen erschienen, um die fast doppelte Anzahl in Buchform erweitern konnte, Carsten Wurm konnte originelle, mit dem Wissen von heute verblüffende Widmungen in Büchern vorstellen, Jutta Osterhof berichtete über die schwierige Suche nach einem Faksimile von Felixmüller, welches ihr "nur noch" im Original vorlag, Jürgen Wilke konnte den Erwerb eines Buchumschlages vorweisen und machte deutlich, warum dieses ausgeschlachtete Buch ein Prunkstück seiner Sammlung ist und Ursula Lang zeigte, wie sich Kinderbuchautoren durch einen versteckte Hinweise in einem Buch gegenseitig Hochachtung zollten. 5 Minuten für jeden Beitrag und nur 90 Minuten Zeit, nicht nur mit Blick auf den Beitrag von Fritz Jüttner eindeutig zu wenig Zeit.
(ad)

Di, 05.11.2013

Der Sammler auf Reisen: Athen im September

Der Sommer hielt sich in diesem Jahr lange in Athen. Im September herrschte tags über meist noch drückende Hitze. Die Menschen schlichen im Schatten der Häuser durch die Straßen, die Touristen suchten scharenweise Schutz in den belaubten Tavernen, wenn sie nicht die Straßenbahn nahmen, um sich von ihr bequem an den Strand tragen zu lassen und dort Abkühlung in den Fluten zu suchen. Wir dagegen streiften unermüdlich durch die Gassen und hielten auf unseren Erkundungstouren zu den antiken Stätten immer auch Ausschau nach Antiquariaten. In der Nähe der Universität wurden wir erstmals fündig. Wie die Brüder Humboldt vor der Berliner Universität thronen vor den Pforten des klassizistischen Gebäudes zwei Geistesriesen, Sokrates und Platon, dahinter auf hohen Säulen gar Pallas Athene und Apollon. In der Geschäftsstraße auf ihrer Rückseite hat eine große Buchhandlung ihr Domizil. In deren Nähe fanden wir zwei Bücherkioske, die neben Zeitungen und Zeitschriften sowie Erfrischungen auch reichlich alte Bücher anbieten, darunter viele Klassiker der Weltliteratur, philosophische und geisterwissenschaftliche Titel. So fanden wir zu Füßen der Tageszeitungen mit Berichten von der Berliner Wahl und Angela Merkels Sieg die Deutsche Ideologie von Marx und Engels liegend.
Fotos: Gabriele Ballon
In feinerem Ambiente am Fuße der Akropolis hält ein gut sortierter Laden ein reiches Angebot an alten Ansichten von Athen und Griechenland bereit. Weil hier auch der des Griechischen unkundige Reisende aus dem Norden sein Plaisier finden kann, sind die Preise allerdings europäisch. Eine wirkliche Überraschung bot ein Quartier in der Altstadt Plaka, das sich gleich an der Agora mit den Ausgrabungen aus der klassischen Zeit anschließt. Dort bieten neben vielen Souvenierläden auch etliche Händler von Antiquitäten und antiquarischen Secondhand-Läden ihre Ware feil. Die Lage ist sagenhaft günstig, das Buchangebot dagegen eher malerisch als bibliophil. Um den sich durch die Gassen drängenden Touristen etwas bieten zu können, halten die Händler immerhin auch Bücher in englischer, französischer und deutscher Sprache vorrätig. Bei einem Händler türmen sich die Bücher in riesigen Säulen und Wänden bis unters Dach. Weil sie ganz ohne Regale aufgeschichtet sind, muß sich der Kunde ein gewünschtes Buch aus dem Turm ziehen, während der Antiquar, Atlas gleich, den Stapel darüber einen Moment lang in der Luft hält.
Fanden wir auch nur Schmöker für den Strand, so waren wir doch zufrieden, auch im Urlaub den Duft der alten Bücher nicht missen zu müssen.
(Carsten Wurm)

Mo, 30.09.2013

AdA 5/2013 erschienen

Das Heft enthält unter anderem einen Beitrag von Klaus Körner über Internationale Buchhandlung und Brücken-Verlag 1956 bis 1990, den 2. Teil zur Firmengeschichten Leipziger Antiquariate nach 1945 von Sarah Diag und Rolf Schlenker berichtet über Die ornithologische Bibliothek von Hans Engländer in der USB Köln, die von André Welters, Mitarbeiter der USB Köln, am 18. Novenber 2013 auch dem Berliner Bibliophilen Abend vorgestellt wird. Für unsere Mitglieder sicher nicht uninteressant: Unter den Rezensionen findet sich die von Timo Günther zu "Bühne auf! Erstlingswerke deutscher Autoren", herausgegeben von den Pirckheimern Elmar Faber und Carsten Wurm.

Übrigens, mit dem Mini-Abo "3 für 1" erhalten Bezieher drei Ausgaben zur Probe zum Preis eines Einzelheftes (22,50 Euro).

Mo, 08.07.2013

Paul Raabe (21.02.1927 - 05.07.2013)

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Paul Raabe
Foto © Uwe Frauendorf
Im Alter von 86 Jahren starb am 5. Juli in Wolfenbüttel der wohl bekannteste Bibliothekar Deutschlands. Jahrzehntelang hat er in führenden Positionen seinem Berufsstand alle Ehre gemacht und dabei verstanden, Impulse mitten in die Gesellschaft hineinzugeben. Als Sohn eines Holzbildhauers am 21. Februar 1927 in Oldenburg geboren, absolvierte er die Ausbildung zum Diplom-Bibliothekar an der Landesbibliothek seiner Heimatstadt, um anschließend in Hamburg Germanistik und Geschichte zu studieren. In Marbach übernahm er 1958 die Leitung der Bibliothek des Deutschen Literaturarchivs und trat in dieser Zeit mit ersten, deutschlandweit wahrgenommenen Ausstellungen an die Öffentlichkeit, am bekanntesten war die über den literarischen Expressionismus, mit einem bis heute viel zitierten Katalog (Expressionismus, 1960). Zwei damals begonnene umfangreiche Bibliographien, Die Zeitschriften und Sammlungen des literarischen Expressionismus (1964) und Die Autoren und Bücher des literarischen Expressionismus (1985), zeugen von Raabes großem Sammlerfleiß und von seiner Fähigkeit, Großprojekte durchzustehen. 1968 ging er als Direktor an die Herzog August Bibliothek nach Wolfenbüttel, die sich unter seiner Leitung zu einer europäischen Studien- und Forschungsstätte für das Mittelalter und die frühe Neuzeit entwickelte. Innerhalb der dezentralen deutschen Nationalbibliothek übernahm Wolfenbüttel die Sammlung von deutschen Drucken des 17. Jahrhunderts. Zahlreiche Bauvorhaben wurden von ihm verwirklicht, ein viel genutztes Stipendienprogramm ins Leben gerufen. Ausstellungen und wissenschaftliche Tagungen fanden statt, Publikationen entstanden in nicht abreißender Folge.

Als Raabe sein Ruhestandsalter erreichte, kamen mit der deutschen Einheit neue große Aufgaben auf ihn zu, die seine früheren Leistungen noch übertrafen. In Halle (Saale) ließ er sich von 1992 bis 2000 als Gründungsdirektor der neubelebten Franckeschen Stiftungen in die Pflicht nehmen. Der gesamte Gebäudekomplex mußte saniert werden, alle Einrichtungen des Hauses waren neu zu konstituieren, die berühmte Barockbibliothek war wieder aufzubauen. Im Rahmen des Jahrestreffens 2011 in Halle konnten die Pirckheimer die gelungene Sanierung bestaunen. Selbst mit dem hallischen Engagement endete seine berufliche Tätigkeit nicht, ein letztes großes Projekt war die von ihm initiierte Bestandsaufnahme national bedeutsamer Kultureinrichtungen in den neuen Bundesländern. Diese in dem „Blaubuch“ der Bundesregierung Kulturelle Leuchttürme (2001; 3. Aufl. 2006) erfaßten kulturellen Institutionen erhalten seither eine besondere Förderung durch Bund und Länder.

Raabes Stimme wurde auch in vielen anderen Gremien und Kuratorien gehört, in denen er Mitglied war, so im Stiftungsrat der Klassik Stiftung Weimar und in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, wo er Berater und Förderer von solchen buchkundlichen Großprojekten wie der Fortsetzung des Literaturlexikons „Goedeke“ war. Raabes Einsatz wurde weithin anerkannt, beruhte er doch neben der unbestrittenen Kompetenz unverkennbar auf Uneigennützigkeit; in Halle soll er ohne Gehalt gearbeitet haben. Würdigungen, Preise und Ehrentitel gingen seit den achtziger Jahren in dichter Folge auf ihn nieder, am bedeutsamsten sind darunter wohl die Ehrenbürgertitel von Wolfenbüttel und Halle.

Trotz der Belastungen durch diese vielen Manageraufgaben wußte Raabe sich immer Freiraum zu halten für eine rege eigene Publikationstätigkeit. Alle Themen, die er anfaßte, behandelte er gründlich, auf Quellenstudium basierend. Ein viel benutztes, häufig nachaufgelegtes Buch von Raabe war bezeichnenderweise die Einführung in die Bücherkunde zur deutschen Literaturwissenschaft (1961), in der er das Handwerkszeug für die literaturwissenschaftliche Forschung didaktisch ausbreitete. Hervorgehoben aus der Fülle seiner Arbeiten seien die schon während des Studiums entstandene Monographie Alfred Kubin. Leben, Werk, Wirkung (1957), das Bekenntnisbuch Die Bibliothek als humane Anstalt betrachtet. Plädoyer für die Zukunft der Buchkultur (1986) und die Erinnerungsbände Bibliosibirsk oder Mitten in Deutschland. Jahre in Wolfenbüttel (1992), In Franckes Fußstapfen. Aufbaujahre in Halle an der Saale (2002), Mein expressionistisches Jahrzehnt (2004) und Frühe Bücherjahre (2007).

(Carsten Wurm)

Di, 21.05.2013

MARGINALIEN

Eine Zeitschrift für das schöne Buch
Was ein schönes Buch ist - darüber lässt sich trefflich streiten. Eine gut lesbare Schrift, ein angenehmer, großzügiger Satzspiegel, den ein versierter Typograph eingerichtet hat, versehen mit eigens für das Buch angefertigten Illustrationen von einem zeitgenössischen Buchkünstler; gebunden in einem stabilen, ebenfalls gestalteten Einband aus Pappe oder Leinen, der durch einen Umschlag mehr verschönt als geschützt wird; Einband wie Umschlag abgestimmt mit dem Inhalt des Buches. Diesen Kriterien kann jeder Buchfreund und Leser guten Herzens zustimmen. Doch der Teufel liegt im Detail. Es braucht für die Beurteilung einen siebenten Sinn oder anhaltende Übung durch Umgang mit Büchern und Austausch mit Fachleuten oder interessierten Freunden. Die eigenen Vorlieben und der Zeitgeschmack spielen hinein, der Stand der technischen Entwicklung in der Buchherstellung will berücksichtigt werden. Außerdem ist Schönheit nicht das einzige Kriterium für die Beurteilung eines Buches. An erster Stelle steht natürlich der Inhalt. Fach- und Sachbücher müssen nicht unbedingt schön, sondern gut geschrieben, übersichtlich geordnet und leicht lesbar sein. Bei ihrer Gestaltung steht Funktionalität an oberster Stelle. Außerdem: Schönheit hat ihren Preis. Man muss deshalb bei der Beurteilung eines Buches berücksichtigen, dass es bezahlbar bleiben musste, und die Büchermacher deshalb nicht alle Register ziehen konnten, über die sie verfügen. Wem nützt ein Prachtwerk, das sich niemand leisten kann?
Weil die Materie schwierig ist, versucht die Zeitschrift Marginalien seit nun über 50 Jahren für Bücherfreunde und Sammler ein Ratgeber zu sein, nicht indem sie fortwährend hehre Ideale verkündet, sondern sich anhaltend mit der Buchwelt von gestern und heute beschäftigt. Vierteljährlich bietet sie ihren Lesern eine Vielfalt an Themen rund um das Buch. Buchkünstler und Buchmacher werden vorgestellt, Illustratoren, Typographen, Drucker, Verleger, Autoren, Herausgeber und Bibliothekare.
(Carsten Wurm, Palmbaum Heft 1/2013)

Do, 25.04.2013

Palmbaum zum Thema Buchkust

Das 56. Heft der Zeitschrift Palmbaum, welche ihren 20. Geburtstag begeht, ist der Buchkunst gewidmet. Das Heft enthält Antworten zu einer Umfrage, worin denn ein schönes Buch besteht, u.a. von unseren Mitgliedern Herbert Kästner, Carsten Wurm, Peter Arlt, Elmar Faber, sowie von Gerd Sonntag, Baldwin Zettl, Peter Gosse, Wilhelm Bartsch und Alexandra Sender. Im Heft finden sich Beiträge zur Geschichte der Thüringer Buchkunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart u.a. zu Titelblättern von Barock bis van de Velde von unserem Mitglied Jens-Fietje Dwars. Matthias Hageböck schreibt über Bucheinbände der Reformation, unser Mitglied Jens Henkel über Max Thalmann, Matthias Biskupek zum Greifenverlag und Johannes Mangei über den DDR-Untergrund. Karl-Georg Hirsch verrät, was er unter Buchkunst versteht. Er schuf für den Einband des Heftes einen Holzschnitt nach Peter Gosses Gedicht "Todin" und stach als Vorzugsgraphik zum Jubiläum der Zeitschrift das Blatt "Am Palmbaum".

Palmbaum

Do, 21.03.2013

Bühne auf!

Elmar Faber (links) und Dr. Carsten Wurm, Foto © Abel Doering
Am heutigen Abend trafen sich die Berlin-Brandenburger Pirckheimer im Kleinen Säulensaal der Stadtbibliothek Berlin zur Buchvorstellung von "Bühne auf! Die Erstlingswerke deutscher Autoren des 20. Jahrhunderts". Einführend schilderte Elmar Faber interessant und gewürzt mit diversen Anekdoten, wie die Idee zu diesem Buch geboren wurde und gab einen Überblick über die Besonderheiten von Erstlingswerken und Herausforderungen, denen sich die Verleger zu stellen haben. Danach las er aus diesem Lexikon die Abschnitte über Erich Kästner und Wolfgang Hilbig, die deutlich machten, dass dieses mehr als ein Nachschlagwerk und durchaus wert ist, als unterhaltsame literaturgeschichtliche Abhandlung gelesen zu werden. Carsten Wurm erläuterte dann in einem Diavortrag ausgewählte Titelabbildungen der enthaltenen Erstlingswerke quer durch die literarischen Strömungen deutsprachiger Literaten des 20. Jahrhunderts.
 
Rezension von Prof. Dr. Hans Altenhein
Rezension von Klaus Bellin in MARGINALIEN 209

Mi, 06.03.2013

Antiquarische Blätter März 2013

Die neue Ausgabe der Antiquarischen Blätter des Antiquariats Ballon und Wurm enthält bibliophile Bücher, darunter einige seltene Samizdat-Ausgaben der unabhängigen Kunst- und Literaturszene am Ende der DDR, viele Lederausgaben aus einer Berliner Privatsammlung, Belletristik, mit besonderem Akzent auf Thomas und Heinrich Mann, sowie Kunst und Buchwesen.

Bestellung

Mi, 27.02.2013

Thomas Kaemmel (1931 - 2013)

Am 19. Februar starb in Berlin Dr. rer. nat. habil. Thomas Kaemmel. Der am 15. Juni 1931 geborene Geologe gehörte zu den Gründungsmitgliedern unserer Gesellschaft, war einige Jahre Stellvertretender Leiter der Berliner Gruppe und wirkte von 1992 bis 1998 in bewegter Zeit als Schatzmeister im Vorstand der Gesellschaft. Das enge Verhältnis zu Büchern hatte er von seinen Eltern geerbt: Die Mutter, Hanna Kaemmel, war lange Jahre beim Vorstand des DDR-Schriftstellerverbandes tätig, der Vater, der Finanzwissenschaftler Prof. Ernst Kaemmel, gehörte 1956 zum Gründungskomitee der Pirckheimer-Gesellschaft. Thomas Kaemmel hielt mehrfach innerhalb und außerhalb der Pirckheimer-Gesellschaft interessante Vorträge über seine Sammelgebiete, so über Ausgaben des Kommunistischen Manifestes, Neujahrsgraphiken, Gastronomisches und über den Nordisten Julius Elias und seine Frau Julie, ein jüdisches Sammlerehepaar in Berlin. Sie gehörten ebenso zu seiner Verwandtschaft wie Gertrud Kolmar und Walter Benjamin. 2006 erschien aus seiner Feder die Biographie eines weiteren Verwandten, des Mathematikers und Kristallforschers Arthur Schoenflies (Projekte-Verlag, Halle/S.). In der Zeitschrift MARGINALIEN (Heft 195, 2009) veröffentlichte er einen biographischen Aufsatz über Fritz Stammberger, einen führenden Geologen der DDR, der unter denkwürdigen Umständen im sowjetischen Gulag vom Buchgestalter zum Geologen geworden war.
Thomas Kaemmel nahm noch in der Dezember-Veranstaltung der Berliner Pirckheimer-Gruppe rege an den Gesprächen teil. Wie alljährlich versandte er zum Jahresausklang eine Neujahrsgraphik, diesmal von Thomas R. Richter.
Die Pirckheimer werden Thomas Kaemmel in ehrendem Gedächtnis behalten. Die Beisetzung findet am 5. März, 12 Uhr, auf dem Waldfriedhof Grünau, Rabindranath-Tagore-Straße, statt.
(Carsten Wurm)

Mo, 25.02.2013

Der Sammler auf Reisen: Mailand im Februar

 
Mailand ist nicht nur die Stadt der Mode, der Banken und der Automobilindustrie, sondern auch das Zentrum des italienischen Buches. Mehrere große Verlage wie Feltrinelli und Mondadori haben hier ihre Firmenzentrale, große Buchhandlungen bieten teils auf mehreren Etagen ihre Bücher an den besten Straßen und Plätzen der Stadt an. Einige werden direkt von den Verlagen betrieben. Auch die Kirche besitzt hinter dem mächtigen Dom, dem drittgrößten Kirchengebäude der Welt, eine große Spezialbuchhandlung, wo man beispielsweise als Nichtkatholik staunend vor einem ganzen Regal Mariologie steht. Die Bücher der italienischen Verlage sind meist schön gemacht und gut gedruckt – wenn da nur nicht die Sprachbarriere wäre ... Die Stadt ist nicht gerade mit Antiquariaten übersät, doch in den zentralen Einkaufs-Passagen „Gallerie Vittorio Emanuele II“ befindet sich ein bestens ausgestattetes Kunstantiquariat, das sich vor den Touristen schützt, in dem es erst nach Klingeln öffnet. In einer mehrstöckigen Buchhandlung befindet sich ein bibliophiles Antiquariat mit ebenfalls verschlossener Glastür, die nur für den echten Kunden geöffnet wird.

 
Auf dem Domplatz fand während unseres Besuches in der Stadt ein stark frequentierter Antiquariatstag unter freiem Himmel statt, zu dem sich trotz frostigen Winterwetters rund 20 bestens bestückte Antiquare einfanden, viele mit dekorativer Graphik und Plakaten, die auch dem Sprachunkundigen Freude bereiteten. Eine Mailänder Besonderheit sind vier Bücherwagen, die ständig an einem Platz nahe dem Bahnhof stationiert sind. Sie ziehen morgens die Rollos hoch und bieten auf wenigen Quadratmeter Grundfläche eine erstaunliche Menge an Büchern feil.
(Carsten Wurm)
 
Fotos: Gabriele Ballon