Pirckheimer-Blog

Buchillustration

Fr, 04.07.2025

"Zwischen Wald und Meer" – das 1. ILGM findet vom 29.08. bis zum 02.09. in Graal-Müritz statt. Kuratiert und koordiniert wird es vom Berliner Bebelplatz e. V. im Verbund mit vielen z. T. internationalen Partnern.

Zwischen Wald und Meer: ILGM 1.0

Das 1. internationale literaturfestival graal-müritz (ilgm) wird vom 29.08. bis 02.09.2025 stattfinden. Mit dem Festival sollen die zeitgenössischen Entwicklungen von Prosa, Lyrik, Comic, Graphic Novel im internationalen Maßstab vorgestellt und relevante Themen und Diskurse in Gesprächen mit Autoren erörtert werden. Ziel ist die öffentliche Aufwertung der Literatur und des Lesens. Das ilgm richtet sich insbesondere an Literatur- und Kulturinteressierte in der Region, des Baltikums, Skandinaviens und Polens, gerade an das junge Publikum, an Schülerinnen und Schüler Mecklenburg-Vorpommerns. Warum Graal-Müritz? Der Ort des Rückzugs, der Besinnung, wo sich Wald und Meer begegnen, eingebunden in eine oftmals beschworene Naturlandschaft, hat eine große Affinität zur Literatur. Herausragende Autoren beschrieben ihn in ihren Werken. Kafka lernte hier seine letzte große Liebe kennen. 2025 sind Katja Lange-Müller, Wolf Biermann u. v. a. zu Gast, auch internationale Gäste wie Liao Yiwu etc. werden erwartet. Das ganze Programm findet sich hier.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 01.06.2025

Detlef Färber: 'Küchenschab tanzt Schabadab.' Mit Illustrationen von Thomas Leibe. Halle a. d. Saale: Mitteldeutscher Verlag 2025. 32 S., geb., 165 x 240 mm, Farbabb., ISBN 978-3-96311-997-2, 20 Euro.

„Küchenschab tanzt Schabadab“

Die aufregenden Abenteuer einer tanzenden Küchenschabe: Ehe es Essen gibt, tanzt Schab, der Küchenschab, quer über Tisch und Herd. Das stört den Koch gewaltig. Schab muss also flüchten, erst ins Abflussrohr, dann in die Kanalisation. So beginnt das große Küchenschaben-Abenteuer, das Schab, der Küchenschab, ohne sein Tanztalent niemals bestehen könnte. Autor Detlef Färber aus dem thüringischen Gera lässt auf seine Bücher Ritter Dieter von 2022 und Ungeheuer Stress mit Nessie von 2021 eine weitere Märchenrevue folgen. Erneut erzählt er in Prosa und als Ballade, ergänzt durch ein Lied. Und zum Mittanzen gibt’s in diesem Buch den Schabtanz Schabadab, zum Mitkochen ein Schabefleisch-Rezept und zum Mitsingen das Küchenschaben-Abendlied. Das ist berührend und anarcho-cool-zärtlich, und es genauso ist es auch von Thomas Leibe illustriert, der seit vielen Jahren mit Färber zusammenarbeitet, für insgesamt 50 Bücher verantwortlich zeichnet und schon Titel im Eulenspiegel und der Titanic hatte. Und natürlich spielt die Liebe eine Rolle ... und nicht zuletzt (aufpassen:) ein gewisser Schabowski vom anderen Flügel des Etablissements, dessen Glück sofort, unverzüglich an anderer Stelle festgelegt wird. Was sich wiederum auf das Glück von Schab, dem Küchenschab, auswirkt. Detlef Färber, der zudem lange Jahre Redakteur der Mitteldeutschen Zeitung war, erfreut seit einem Dezennium die Herzen der Satiregewillten, ja, und -süchtigen wie auch der Kindgebliebenen und der Kiddies selbst mit einem einzigartigen Humor, der sowohl geradeaus wie auch ein bissel um die Ecke kommt, was in der kongenialen Melange mit Leibes Kunst durchaus ein Schrittmacher auch für den Sammelfuror so manches Pirckheimers sein dürfte. Und wer nicht genug bekommt, für die/den gibt es neben den genannten ein weiteres Kinderbuch, zwei Satiren- und Geschichtensammlungen sowie ein Rudel frech-sanfter Gedichte. Es ist auch kein Gerücht, dass es auf dessen YouTube-Kanal vom Verfasser ganz persönlich von Zeit zu Zeit etwas heiter auf die Augen und Ohren gibt. Wer hinsurft, der wird belustigt sein. Oder werden.

(André Schinkel)

Fr, 02.05.2025

XXV. Else Lasker-Schüler-Forum tagt in Amsterdam.

„Prinz Jussuf hatte einen König in Holland“: Event in Amsterdam

Die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft aus Wuppertal ist mit 1.200 Mitgliedern eine der größten Literaturvereinigungen in Deutschland und die einzige, die sich mit Kulturveranstaltungen im Ausland vorstellt, und zwar in Ländern, die mit unserer unheilvollen Geschichte verwoben sind. Nach ELS-Foren in Israel, Polen, Tschechien, Österreich, Italien, in der Schweiz und in Frankreich veranstaltet sie vom 08.–11. Mai  in der Stadtbibliothek Amsterdam (Oosterdokskade 143, 1011 DL Amsterdam) ihr Else Lasker-Schüler-Jubiläumsforum gegen das Vergessen – Prinz Jussuf hatte einen König in Holland. Alle Veranstaltungen des Forums sind öffentlich. Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst, ist Schirmherr des Events. Aktuell: Warum stirbt der Antisemitismus nicht aus? ist Thema von Vortrag/Diskussion mit der Antisemitismusbeauftragten der Europäischen Kommission, Frau Dr. Katharina von Schnurbein, zum Abschluss des XXV. Else Lasker-Schüler-Forums. Mit der ELSG stellt sich erstmals eine deutsche Literaturvereinigung in den Niederlanden vor. Die Anlässe sind vielfältig: 1. 85 Jahre Einmarsch der Wehrmacht in die Niederlande und damit Beginn des Westfeldzugs, 2. 80 Jahre Befreiung von der Besetzung und von der NS-Diktatur, 3. das jeweils 80. Todesjahr von Else Lasker-Schüler und Anne Frank. Und: In einer szenischen Lesung wird dort ein Theaterstück über die beiden Jüdinnen in niederländischer Sprache uraufgeführt. Weitere Themen sind unter anderem die Klimakatastrophe und Zwangsarbeit, ein wenig beachtetes Kapitel der NS-Zeit. Es werden Fotos von und zu Else Lasker-Schüler sowie Zeichnungen (vergleiche die Abbildung, eine Arbeit aus der Hand der Dichterin, die teils ihre Bände selbst illustrierte) in Amsterdam gezeigt. Else Lasker-Schüler gehörte zu den großen Dichter-Gestalten in der Zeit des Expressionismus, später der Neuen Sachlichkeit. – Das Schicksal von Anne Frank bewegt seit der Publikation ihres Tagebuchs die Welt. ELS-Vorstand Hajo John lädt ein. 

(Else Lasker-Schüler-Gesellschaft/Pressemitteilung)

Do, 24.04.2025

Jacob und Wilhelm Grimm, "Marienkind", gezeichnet von Heinrich Lefler u. Joseph Urban, Mainz (Scholz), 1904. Heinrich Lefler (1863–1919) und Joseph Urban (1872–1933) gestalteten mit dem Legendenmärchen "Marienkind" der Brüder Grimm eines der schönsten Künstlerbilderbücher im Wiener Jugendstil der Zeit.

Grimm: 200 Jahre „Kleine Ausgabe“

Die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm gehören zu den am meisten verbreiteten Büchern in deutscher Sprache. Richtig erfolgreich wurden sie erst durch die „Kleine Ausgabe“, die vor 200 Jahren erstmals im Verlag von Reimer in Berlin erschien. Hier wurden fünfzig Märchen aus der Sammlung speziell für Kinder ausgewählt. Ludwig Emil Grimm (1790–1863), der jüngere Bruder der Brüder Grimm, steuerte sieben Illustrationen bei. Auf ihrem Siegeszug durch die ganze Welt wurden die Märchen der Grimms ausgehend von dieser Ausgabe zum faszinierenden Gegenstand der Buch- und Illustrationskunst. Die Fokusausstellung im Stabi Kulturwerk (Unter den Linden 8, 10117 Berlin) zeigt einen kleinen Querschnitt durch die große Geschichte der Grimm-Illustrationen – von Ludwig Emil Grimm bis heute. Zu sehen sind europäische Märchen- und Kinderbücher aus drei Jahrhunderten, in denen die Welt der Grimms durch bezaubernde Bilder als Buchschmuck immer wieder neu gesehen wurde. Die Ausstellung ist bis zum 13. Juli zu sehen.

(André Schinkel/SBB/Pressemitteilung)

Mi, 23.04.2025

Kurt Löb: ab 23.04. in Gera. | © Anna Lehmann-Ertel

„BücherKunst“: Kurt Löb in Gera

„Bücher sind wie Fenster, durch die wir in die Welt blicken und diese verstehen lernen.“ Anlässlich des heutigen 30. UNESCO-Welttages des Buches richtet die Sonderausstellung im Geraer Museum für Angewandte Kunst (Greizer Straße 37, 07545 Gera) den Fokus auf das illustrierte Buch als Gesamtkunstwerk und zeigt BücherKunst. Der Buchillustrator und Buchgestalter Kurt Löb (1926–2015). Neben zahlreichen illustrierten Büchern aus sechs Jahrzehnten, zeichnerischen Entwürfen und Grafiken aus Privatsammlungen bilden zwei Konvolute der selten zu sehenden Original-Illustrationszeichnungen von Kurt Löb den Höhepunkt der Ausstellung: Die Blätter zu Anton Tschechows (18601904) Erzählungen Rothschilds Geige und zu Charles de Costers (1827–1879) Die Geschichten von Ulenspiegel und Lamme Goedzak, die zu seinen Hauptwerken zählen. Die Schau zum Leben und Wirken des Künstlers, der auch zu Imre Kertész (1929–2016) arbeitete, zeichnet den Weg vom Entwurf bis zum fertigen Buch nach und gibt so Einblick in das Werden der schönen und kostbaren Bücher, für die Löb bekannt war und bleibt. Die Ausstellung in der ostthüringischen Metropole an der Weißen Elster wird noch bis zum 17. August zu sehen sein. 

(André Schinkel via Uwe Klos)

So, 20.04.2025

Bis 08.09.2025 in Quedlinburg zu sehen: Hans Ticha.

„T!CHA: Kugel · Kegel · Körperkult“

Das Museum Lyonel Feininger (Schlossberg 11, 06484 Quedlinburg) in der uralten Welterbestadt Quedlinburg präsentiert eine umfassende Retrospektive des renommierten Hans Ticha, der am 02. September 2025 seinen 85. Geburtstag feiert. Mit seinem unverwechselbaren Stil zwischen Pop-Art, Konstruktivismus und Gesellschaftskritik gehört Ticha zu den bedeutendsten Grafikern und Illustratoren Deutschlands. Seine Kunst ist bunt, scharf, oft humorvoll – dabei immer tiefgründig. Die Ausstellung HANS T!CHA | Kugel · Kegel · Körperkult beleuchtet die zentralen Themen seines Werks: die Faszination für geometrische Formen, die karikatureske Darstellung des Menschen und die kritische Reflexion gesellschaftlicher Normen. Sein Grafiker-Kollege Herbert Sandberg (1908–1991) prägte einst den treffenden Begriff „Kugelist“ für Tichas Vorliebe für runde, auf ein Minimum reduzierte Körperformen. Im Mittelpunkt der Schau stehen Papierarbeiten – von frühen Zeichnungen über Druckgrafiken bis hin zu den berühmten Illustrationen, die Generationen von Lesern begleitet haben. Ergänzt wird die Ausstellung durch Gemälde und illustrierte Bücher, die Tichas unverwechselbaren Stil in seiner ganzen Vielfalt zeigen. Hans Ticha, der in der DDR als freier Künstler arbeitete und nach der Wende in den Westen zog, schuf über Jahrzehnte hinweg eine Bildsprache, die sich spielerisch zwischen ästhetischer Strenge und ironischer Brechung bewegt. Seine Werke stehen in der Tradition von Bauhaus-Künstlern wie Oskar Schlemmer und Willi Baumeister sowie Fernand Léger, aber auch dem russischen Konstruktivismus. Die Schau, die seit 12. April gezeigt wird, ist noch bis zum 08. September zu sehen. Es werden vor allem im Sommer öffentliche Führungen angeboten, regulär ist die Ausstellung von Mi bis Mo 10–18 Uhr besuchbar.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 18.04.2025

"Der Hahn erläutert unentwegt der Henne, wie man Eier legt" vereint taffe Tiergedichte bei Kunstmann.

„Der Hahn erläutert unentwegt der Henne, wie man Eier legt ...“

Ella Carina Werner und Juliane Pieper legen mit Der Hahn erläutert unentwegt der Henne, wie man Eier legt feministische Tiergedichte bei Antje Kunstmann vor – ja, und es geht darin, wenn es dem gockligen Partriarchat an den Kamm geht, ganz offenbar skurril und heiter zu: „Feministische Themen sind wichtig und ernst – aber, das beweist dieses farbenfroh illustrierte Buch, können auch sehr, sehr lustig sein! Denn wo sonst gibt es derart viel Konfliktpotential, Widersprüche und Missverständnisse? Und welche Textform kann dies prägnanter auf den Punkt bringen als das kurze Reimgedicht, insbesondere das traditionsreiche ‚Tiergedicht‘? Das in deutscher Sprache [augenscheinlich] bislang fast ausschließlich von Männern bespielt wurde. Ernüchternd – aber gut für dieses Buch, weil damit zahllose Themenfelder noch komplett unverbraucht, ja geradezu jungfräulich sind: Von rigiden Schönheitsnormen und verschiedensten Formen der Care-Arbeit, über das Mansplaining bis hin zum Gender-Pay-Gap. In diesem ersten und einzigartigen Gedichtband wird das Tiergedicht ein für alle Mal dem ‚männlichen Blick‘ entrissen und eine weibliche Perspektive in die komische deutsche Lyrik geschleust. Hier werden schmerzhafte, gesellschaftspolitische Themen angesprochen aber auch die Freude am kollektiven Empowerment besungen: in diesen Gedichten wird gefeiert, gebechert, getanzt, gebumst und vor allem sehr, sehr viel gechillt – weibliche Selbstermächtigung ist hier nicht nur eine soziale Utopie, sondern eine wilde, gelebte, befreiende Praxis.“ Nun, dann bleibt wohl kein Cis-Mann-Auge trocken, kein doofer Dödelspruch ungeschoren. Am besten aber liest man es gemeinsam: lacht, lernt, erkennt. Infos hier.

(Othmar Kasulke)

Sa, 12.04.2025

Wolfgang Würfel (1932–2025.) | © by Peter Bertignac

Trauer um Wolfgang Würfel

„Was für ein schönes und zutreffendes Bild: Ein Mensch 
heißt Würfel und ist vielseitig.“ (Heinz Knobloch)

Wie erst dieser Tage bekannt wurde, ist der renommierte Grafiker, Illustrator und Maler Wolfgang Würfel (1932–2025) bereits am 26. Januar in Berlin gestorben, seine Beisetzung fand Anfang April statt. Würfel zählte zu den produktivsten Buchgrafikern und -illustratoren seiner Generation, sein unverkennbarer, so üppiger wie strichgenauer Stil veredelte mindestens 200 Publikationen im regulären wie im bibliophilen Bereich. Der gebürtige Leipziger studierte 1950 bis 1955 in Berlin-Weißensee bei Arno Mohr, belegte auch Gastvorlesungen bei Werner Klemke. Von 1977 an lebte Wolfgang Würfel in Glienicke/Nordbahn am Rand von Berlin. Seine bevorzugten Techniken, in denen er es zu hoher Meisterschaft brachte, waren der Holzstich, die Schabkunst, die Ölgrafik und Federzeichnung. Weithin bekannt wurde Würfel auch für seine Feuilleton-Illustrationen zu Heinz Knoblochs (1926–2003) Rubrik Mit beiden Augen in der DDR-Zeitung Wochenpost (1968–1991). Für sein Werk wurde er unter anderem mit dem Hans-Baltzer-Preis des Kinderbuchverlags sowie der Goldmedaille für Illustration der Internationalen Buchkunst-Ausstellung in Leipzig geehrt – insgesamt zehn seiner Buch-Kunstwerke wurden als Schönste Bücher der DDR ausgezeichnet. 

(André Schinkel)

Do, 06.03.2025

Schafe in: "Huy! und Pfuy! Der Welt" von Abraham a Sancta Clara (1707). | © Landesbibliothek Oldenburg.

LBO: „Dies fromme Wollen-Thier“

Was der Mensch vom Schaf noch lernen kann: Vom 07. März bis zum 26. April 2025 zeigt die Landesbibliothek Oldenburg die Ausstellung „Dies fromme Wollen-Thier“. Die Welt des Schafes in Bücherschätzen aus acht Jahrhunderten. Nach der Ausstellungseröffnung am 06. März 2025, 19 Uhr, ist die Schau von Montag bis Freitag 10 bis 19 Uhr und am Samstag 9 bis 12 Uhr zu besichtigen, der Eintritt in die LBO (Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg) ist frei. Das Schaf ist robust, genügsam, standorttreu und gehorsam. Diese Eigenschaften hat sich der Mensch seit Jahrtausenden zu Nutzen gemacht. Kein anderes Haustier hat für die Geschichte der Menschheit eine so große Bedeutung. Anhand von 50 Buchexponaten aus den Beständen der Landesbibliothek Oldenburg und Leihgaben wird die Beziehung zwischen Schaf und Mensch beleuchtet. Schwerpunkte sind dabei die Schafsymbolik, das Hirtenleben als Idylle und Realität ... sowie die Geschichte der Schafhaltung in Oldenburg und Umgebung. Das älteste Objekt dürfte eine Vignette aus dem Sachsenspiegel sein. Zudem werden Strickwaren angeboten, deren Erlös nachhaltig für das Pachten schützenswerter Naturflächen genutzt wird. Alle Informationen finden sich auf der IT-Seite der Landesbibliothek.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 23.02.2025

Ein 'Börde-Einhorn' für Magdeburg: Am 19.02.25 war die Corvinus-Presse im MDer Literaturhaus zu Gast.

‚Einhorn-Grüße‘ aus Magdeburg: Fabelwesen begeistert Besucher

Hendrik Liersch und Petrus Akkordeon stellen die Corvinus Presse im Literaturhaus Magdeburg vor. Titelvorschläge für das geplante Einhornbuch können noch eingereicht werden.

Knapp zwanzig Freunde des schönen Buches waren am Mittwoch (19. Februar) ins Magdeburger Literaturhaus gekommen, um die Corvinus Presse mit ihren Pressendrucken und Künstlerbüchern kennenzulernen. Möglich war dies, da der Gründer der Corvinus Presse und Drucker Hendrik Liersch vom heimischen Berlin nach Magdeburg ins Literaturhaus gereist war. Begrüßt wurde er im Literaturhaus von Sigrid Wege, Vorstandsvorsitzende der einladenden Magdeburger Pirckheimer.

Hendrik Liersch hatte sich gleich zweifache Unterstützung mitgebracht. Zum einen den Künstler und Illustrator Petrus Akkordeon, mit dem er schon mehrere Bücher herausgebracht hat. Zum anderen das jüngste „Kind“ des Petrus Akkordeon: das Börde-Einhorn. Besser gesagt, eine kleine Herde von zwanzig Börde-Einhörnern. Sie sind sozusagen Vorboten des neuesten Buches der beiden, in dem sich noch einige andere Einhörner zu dem Börde-Exemplar dazugesellen werden.

Bevor die zwanzigköpfige Herde von Börde-Einhörnern von ihrem heimischen Stall in Berlin kommend im Literaturhaus Magdeburg eintrafen, hatte sie noch im Museum für Naturkunde der Ottostadt einen Zwischenstopp eingelegt – begleitet von ihren zeichnerischen und sie druckenden Vätern Petrus Akkordeon und Hendrik Liersch. Dort fand auch gleich eines der Herdenmitglieder ein neues Zuhause. Es wurde vom stellvertretendem Museumsdirektor Marcus Pribbernow und Museumsmitarbeiter Dr. Michael Buchwitz freudig empfangen. Schließlich passt es wunderbar zum sogenannten Guericke-Einhorn, von dem eine mehrere Meter hohe dreidimensionale Nachbildung als eine vermeintliche Rekonstruktion eines fossilen Einhorns aus dem späten siebzehnten oder dem frühen achtzehnten Jahrhundert im Museum zuhause ist.

Damit sich die Gäste einen besseren Eindruck von der Druckerei in einem Berliner Hinterhof machen konnten, hatte Hendrik Liersch als Einstieg in seinen Vortrag einen Film gezeigt. Damit gab es nicht nur Blicke auf die Druckerei, sondern auch Einblicke in dieselbe. Man konnte Hendrik Liersch und seinen Druckerkollegen Dieter Bela bei der Arbeit zusehen. Abgerundet wurde das visuelle Erlebnis, durch Szenen, in denen die fertigen Bücher bei Lesungen vorgestellt werden.

Anschließend erzählte Hendrik Liersch anekdotenreich von seinem Weg vom gelernten Möbeltischler zum Pressendrucker, dessen Bücher heute in vielen Bibliotheken im In- und Ausland zu finden sind. Die Vielfalt der Künstler und Autoren, mit denen er zusammenarbeitet, ist groß. Sie reicht von Wienke Treblin, Guntram Vesper und Olesya Dzhuraeva zu Gerd Adloff, von Strawalde über Horst Hussel, Zoppe Voskuhl und Helene Hannbot Bautista bis zu Kay Voigtmann. Und immer wieder: Petrus Akkordeon. Mit ihm hat er schon viele Bücher gemeinsam gemacht, die eigentlich immer in die Tierwelt entführen. Sei es zu Amseln, Füchsen, Eulen, Tapiren, oder demnächst, zu Einhörnern. Für das geplante Buch wird noch ein Titel gesucht. Vorschläge können gerne per E-Mail (corvinus@snafu.de) den beiden Herausgebern zugesendet werden.

Dementsprechend hatten die beiden eine große Auswahl dieser Bücher, sowohl als Volksausgaben als auch als Künstlerbücher, sowie einzelne Grafiken mitgebracht. Darunter das schon mehrfach erwähnte Börde-Einhorn. Bis zur Rückfahrt hatte sich die Herde deutlich verkleinert. Und so einige der in blau gedruckten Linolschnitte ein neues Zuhause gefunden.

Sicherlich werden einige der Gäste des Abends die Einladung von Hendrik Liersch annehmen, und ihn in seiner Druckerei in Berlin besuchen. Vielleicht zeigt dann Petrus Akkordeon zufällig auf einem Einhorn Kunststücke auf dem Hof.

(Ralf Wege)

So, 09.02.2025

Neu: Anne Frank "Füller-Kinder" bei Jacoby & Stuart. Das Buch wird am 21. März 2025 in Köln vorgestellt.

Buch des Monats: „Füller-Kinder“

Das Verlagshaus Jacoby & Stuart hat mit Füller-Kinder im Verbund mit dem Anne Frank Haus eine einzigartige Hommage an die durch ihr Tagebuch und ihr Schicksal tragisch weltberühmt gewordene Anne Frank (1929–1945) veröffentlicht. Ihre Kurzgeschichten, die mit dem Tagebuch von ihrer guten Freundin und Beschützerin Miep Gies (1909–2010) im Hinterhaus auf dem Boden gefunden wurden, erscheinen jetzt in einer neuen Ausgabe, liebevoll illustriert von den Großen der Illustrationszunft unserer Zeit. Durch den Begleit-, Untertitel Erzählungen und Ereignisse aus dem Hinterhaus ist das Buch eng mit den zum Weltdokumentenerbe zählenden Diariums-Notizen Anne Franks verbunden, da diese ihr Tagebuch unter dem Titel Das Hinterhaus führte. Anne Frank ist vor allem für ihr Tagebuch bekannt. Was nur wenige wissen, ist, dass sie auch Geschichten geschrieben hat. Sie benennt sie in ihrem Tagebuch als „meine Füller-Kinder“.  Sie reichen von Ereignissen im Hinterhaus über Märchen und Zwergengeschichten bis hin zu Erinnerungen an ihre Schulzeit. Sie begann sogar mit der Arbeit an einem Roman, in den sie die Vita ihres Vaters einbezieht. Er wird später als einziger Überlebender seiner Familie das Tagebuch herausgeben ... Anne Frank bedauerte, dass sie nicht zeichnen konnte. 46 Top-Illustratorinnen/-Illustratoren aus aller Welt haben sich dieser Aufgabe angenommen. Darüber hinaus gewähren sie einen Einblick in ihre Erfahrungswelt und zeigen, dass mit Kreativität und Inspiration Rückschläge und Hindernisse überwunden werden können. Wie Anne Frank glauben sie weiterhin an eine bessere und friedliche Welt. Das Buch hat 260 Seiten, erscheint als Hardcover zum Preis von 30 Euro, ISBN 978-3-96428-257-6. Zugreifen! Am 21. März, 10 Uhr, liest Judith Poznan bei der lit.cologne im Comedia-Theater aus dem Buch.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 08.02.2025

Die Schöpferin von "Pixi" und "Conni" ist gestorben.

Trauer um Eva Wenzel-Bürger

Die renommierte Grafikerin Eva Wenzel-Bürger (1932–2025), als Schöpferin von Pixi und Conni und damit der Pixi-Bücher berühmt geworden, ist, wie erst jetzt bekanntgegeben wurde, kurz vor ihrem 93. Geburtstag am 31. Januar in ihrer Herkunfts- und Heimatstadt Berlin gestorben. Nach der Ausbildung zur Grafikerin etablierte sich Eva Wenzel-Bürger ab den 1960er Jahren als Kinderbuch-Illustratorin, gab dem Wichtel Pixi für die gleichnamige Reihe im Carlsen Verlag eine Gestalt und arbeitete dann eng zusammen mit der Autorin Liane Schneider, woraus eine Vielzahl gemeinsamer Conni-Bücher entsprangen. Gerade letztere Gestalt war ein großer Erfolg, die 2016 und 2017 sogar zu Filmehren (mit Emma Schweiger in der Hauptrolle) kam. Auch in anderen Ländern war die Figur unter jeweils anderen Namen erfolgreich. Und bereits vor vier Jahren wurde die Eva Wenzel-Bürger-Stiftung gegründet, um das Erbe der Künstlerin auch über ihren Tod hinaus zu pflegen und kenntlich zu halten. Für ihren Verlag, in dem sie auch eine Vielzahl anderer Bücher als Illustratorin betreute, und ihre riesige Fanschar in Groß und Klein, die ihr Werk liebt, ein gewaltiger Verlust. 

(André Schinkel)

So, 02.02.2025

Carl-Christian Elzes "William und der Fliegenkönig."

„William und der Fliegenkönig“

Die Leipziger Buchmesse wirft schon ihre bunten Schatten voraus: Soeben ist beim in Berlin und Dresden ansässigen Verlag Voland & Quist – illustriert von Nele Brönner – das erste Kinderbuch des Dichters, Erzählers und Librettisten Carl-Christian Elze angekündigt worden. Der Leipziger, der zuletzt als Stadtschreiber von Halle mit einem aufsehenerregenden Fliesenprojekt Gedichte in den öffentlichen Raum transferierte, wird das Buch am 27. (Mädler Art Forum) und am 29. März (Buchhandlung Hugendubel) im Umkreis des Lesefestivals Leipzig liest in der Messestadt erstmals vorstellen. Offiziell erscheint das Buch, das einen Umfang von 64 Seiten haben wird und sich für Kinder ab 5 Jahre eignet, am 14. April. Weitere Infos zu William und der Fliegenkönig gibt es hier. Das Buch, in dem am Ende ein kleines Wunder geschieht, wird gebunden für 18 Euro zu haben sein.

(André Schinkel)

Do, 23.01.2025

Elias Canetti: "Die Stimmen von Marrakesch", neu in der Büchergilde Gutenberg – mit 21 Gouachen von Wolfgang Werkmeister sowie drei Vorzugsmotiven.

„Stimmen von Marrakesch“: neu illustriert in der Büchergilde

Manchmal wünscht man, der Reigen der schönen und nahen Bücher möge nicht abreißen – im Anblick der momentanen Wurstförmigkeit der Welt zumal und ihrer mächtigen Brülläffchen zudem. Von daher muss man der Büchergilde Gutenberg ein Kompliment aussprechen: dass sie die, ach, schönsten und bedeutendsten ihrer Schöpfungen dagegenhält. Ja, es ist gleich noch ein wunderbares Beispiel dieser Bemühung zu nennen: Elias Canettis (1905–1994) Die Stimmen von Marrakesch. Das schmale Buch des Literaturnobelpreisträgers von 1981, der durch sein über mehrere Jahrzehnte hin entstandenes Großwerk Masse und Macht (1960) berühmt wurde, dürfte zum berührendsten und eindrücklichsten im, nun, ungewöhnlichen Œuvre des Meisters gehören – seine Schilderung des Überlebenskampfes in der marokkanischen Stadt kommt in einer Reihe Impressionen, Notate, wie sie für das Spätwerk Elias Canettis typisch ist, auf den Leser und nimmt ihn mit in das Herz der marokkanischen Metropole. Die Entstehung des Buchs ist dabei, auch canettilike, eine Geschichte der Langwierigkeit: Mit englischen Freunden, die dort einen Film drehen, reist Elias Canetti im Jahr 1954 nach Marrakesch. Rasch nimmt ihn der eigentümliche Zauber des Orients gefangen. Er streift durch die Stadt, besucht die Händler in den Suks, den Kamelmarkt, lauscht den seltsamen Rufen eines bettelnden Blinden, beobachtet die Schreiber und Erzähler, die ihm erscheinen „wie ältere und bessere Brüder“. Canettis bewegende Aufzeichnungen zu seiner Reise sind meisterhafte Miniaturen voller scharfer Beobachtungen, präzise in Worte gefasst – allerdings wird es ganze vierzehn Jahre dauern, bis er sie niederschreibt anhand von drei Seiten Notizen aus der Zeit der Reise. Der Name von „Marrakesch“ stammt aus den berberischen Sprachen und bedeutet soviel wie „Land Gottes“. Etymologisch kann das Wort also auch, bei allem Konstatieren südlicher Eigenarten und Exotik, der sich Canetti durchaus differenziert bedient, als Metapher für die Welt gelesen sein. Immer wieder kehrt der Beobachter zum Djemaa el Fna, zum „Versammlungsplatz der Toten“, wie der Markt-, ja, und ehemalige Richtplatz der Metropole heißt, zurück. In der dreizehnteiligen Canetti-Werkausgabe stellt Die Stimmen von Marrakesch die schmalste Rubrik dar, aber die Neugier und Wahrhaftigkeit der Texte frappiert immer wieder. In der Büchergilde wurde der Klassiker nun neu aufgelegt – mit 21 bisher unveröffentlichten Gouachen von Wolfgang Werkmeister. Und natürlich gibt es eine Vorzugsausgabe. Ein Buch, sich von der Welt ein wenig fortzuträumen. (Elias Canetti: Die Stimmen von Marrakesch – Aufzeichnungen nach einer Reise. Mit 21 Gouachen von Wolfgang Werkmeister. Frankfurt am Main: Büchergilde Gutenberg 2024. Hardcover mit Lesebändchen, 160 Seiten, ISBN 978-3-7632-7599-1, Normalausgabe: 32 Euro, Vorzugsausgabe (drei Motive zur Auswahl): 66 Euro.)

(Bert Blaubart)

Mo, 06.01.2025

Vortrag und Diskussion zu Elisabeth Shaw – hier der "Kleine Angsthase" – am 10. Januar 2025 in der SBB.

„Was ich zeichne, muss ich nicht sagen“ – Elizabeth Shaws Weg

„Was ich zeichne, muss ich nicht sagen“: Elizabeth Shaws Weg in die Bilderbuchwelt für Kinder, so heißt eine Veranstaltung zu Ehren von Elisabeth Shaw (1920–1992), die am 10. Januar 2025 durch die Kinder- und Jugendbuchabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin stattfindet. Die Staatsbibliothek beheimatet mehr als 1.000 Originalillustrationen, über 150 Entwürfe, mehrere Skizzenbücher und unzählige Skizzen aus dem künstlerischen Nachlass von Elizabeth Shaw, die viele Jahre – von 1946 bis zu ihrem Tod – in Berlin lebte: zu ihren veröffentlichten Werken als auch unveröffentlichtes Material. „In der Reihe Kinderbuch im Gespräch stellen wir die vielseitige Künstlerin und ihr Werk vor“, so der Pressetext der Bibliothek, „und laden Sie herzlich am Freitag, den 10. Januar 2025, um 18 Uhr zu der Veranstaltung ‚Was ich zeichne, muss ich nicht sagen.‘ Elizabeth Shaws Weg in die Bilderbuchwelt für Kinder in den Humboldt-Saal der Staatsbibliothek zu Berlin, Unter den Linden 8, 10117 Berlin, ein.“ Und weiter: „Es erwarten Sie ein Vortrag von Prof. Dr. Eva Maria Kohl und eine Podiumsdiskussion mit der Tochter von Elizabeth Shaw, Anne Schneider, moderiert von Carola Pohlmann, der früheren Leiterin der Kinder- und Jugendbuchabteilung.  Die Veranstaltung wird durch eine kleine Ausstellung von Originalillustrationen von Elizabeth Shaw abgerundet. Um Anmeldung wird gebeten. Sie ist unter dem eingehängten Link der Staatsbibliothek möglich.

(Robert Grieger und Ninon Suckow/Pressemitteilung)