Pirckheimer-Blog

SuStB-Bestand: Ein Porträt des 41-jährigen Bertolt Brecht. | © Staats- und Stadtbibliothek Augsburg
Bertolt-Brecht-Experte: Prof. Dr. Jürgen Hillesheim.
Sa, 07.06.2025

Brecht-Neuerwerbungen in der Staatsbibliothek zu Augsburg

Diesmal sind wir zu Gast in der Brecht-Stadt Augsburg. Die Staatsbibliothek unter der Leitung von Dr. Karl-Georg Pfändtner bietet uns die einzigartige Möglichkeit, Neuerwerbungen von und zu Bertolt Brecht (1898–1956) zu besichtigen. Besonders freut es mich, dass Herr Prof. Dr. Jürgen Hillesheim sein Kommen zugesagt hat. Er ist Literaturwissenschaftler und hat sich wie kaum ein anderer mit dem Leben unseres Dramatikers, Lyrikers … des legendären BB auseinandergesetzt. Lassen Sie sich diese einmalige Gelegenheit nicht entgehen! Treffpunkt am 26. Juni 2025, 15 Uhr, Staatsbibliothek Augsburg, Schillstraße 94 (im alten Gebäude des Bayernkollegs), 86167 Augsburg. 

Die heute mit über 10.000 Bänden, einer beachtlichen Zahl an Unikaten und einem umfangreichen Grafikbestand weltweit zweitgrößte und -bedeutendste Brechtsammlung der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg – sie wird nur noch vom Bertolt-Brecht-Archiv in Berlin übertroffen und verdankt ihre Entstehung der konstanten wissenschaftliche Pflege des Werkes Brechts. Neben dem Erwerb einzelner erlesener Stücke, zu denen das einzig erhaltene Exemplar des Dramas Baal in der Ausgabe des Georg-Müller-Verlags von 1920 und ein Exemplar der Taschenpostille von 1926, aber auch die einzige noch existierende komplette Serie der Schülerzeitschrift Die Ernte gehört, die der Gymnasiast Bert Brecht als sein erstes literarisches Projekt 1913/1914 ediert hatte, konnten zwei herausragende Ankäufe getätigt werden: Zum einen der Nachlass von Brechts Bruder Walter, der 1989 erworben wurde und, neben etwa dreißig unpublizierten Briefen Brechts an seine Augsburger Jugendliebe Paula Banholzer, ein Fotoalbum der Familie und etliche unbekannte Briefe von Freunden und Bekannten an Brecht enthielt. 

Zum anderen konnte die Stadt im Juni 2009 von Brechts Tochter ein umfangreiches Konvolut erwerben, zu dem Manuskripte und Dokumente mit Relevanz für Brechts Augsburger Zeit, z. B. ein unveröffentlichtes Notizheft der Mutter Brechts, seine Immatrikulationsurkunde, aber auch Manuskripte schriftstellerischer Werke und Widmungsexemplare aus späterer Zeit, ca. siebzig Briefe an Helene Weigel, Brechts zweite Ehefrau, fünfundzwanzig Briefe Brechts an Ruth Berlau, eine seiner Geliebten und Mitarbeiterinnen, und dreißig Briefe von Ruth Berlau an Brecht enthalten sind. Zuwächse aus jüngerer Zeit sind ein Brief Brechts an Caspar Neher aus dem Jahr 1951, Foto- und Notenmaterial zur Uraufführung von Kurt Weills und Brechts Oper Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny von 1930 und ein Typoskript eines seiner Augsburger Sonette vom Sommer 1927.

Hinzuweisen ist auf den einzigartigen Zeitungsbestand der Staats- und Stadtbibliothek. Er enthält Beiträge Brechts für Augsburger Tageszeitungen „... aus den Jahren 1914 bis 1921, zu denen es keine Parallelüberlieferungen an Handschriften oder Typoskripten gibt ...“ – es handelt sich um über dreißig Texte, die Brecht ab 08. August 1914 für zwei Augsburger Tageszeitungen schrieb und darüber hinaus seine Theaterkritiken, die zwischen Oktober 1919 und Januar 1921 entstanden, die in der USPD-Zeitung Volkswille abgedruckt wurden. Von dieser Zeitung existiert weltweit nur noch das Exemplar der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg. Es werden zu sehen sein: Ein Heft der Ernte, Brechts erster Zeitungsbeitrag Turmwacht, Augsburger Neueste Nachrichten 1914, ein Brief Brechts an Paula Banholzer, die Ausgabe des Baal, Langen-Müller, 1920, Trommeln in der Nacht, Erstausgabe, die Taschenpostille, 1926, weiterhin ein Beitrag von Brecht aus dem Volkswillen, 1919/ 1920, sowie zwei erst kürzlich erworbene, unveröffentlichte Briefe Brechts, 1929 und 1930: Diese ausgesprochenen Rara im Bestand der Bibliothek hat bisher noch niemand zu Gesicht bekommen! 

Ich bitte Sie um baldige Anmeldung: rabenbauer@pirckheimer-gesellschaft.org. Besonders freue ich mich auf Ihren Besuch in der BB-Stadt Augsburg und wünsche Ihnen bis dahin alles Gute.

(Hans Rabenbauer/Genehmigung der Bilder: Prof. Dr. Jürgen Hillesheim)

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