Pirckheimer-Blog

Bibliophiles des Monats

Di, 27.12.2022

Ein bibliophiles Wunderwerk in progress: die Grimm-Gesamtausgabe à la Rodung Kreuzung Lichtung.
Band 3 ("Lumpengesindel") ist soeben erschienen.
Henrik Schrat: Illustration zu "Die treuen Tiere".

Bibliophiles des Monats: Grimmschrats Märchen

In memoriam Petra von Hoffen

Grimm und kein Ende: Auf ganze fünf Bände angelegt ist die Gesamtausgabe der Grimmschen Märchen in einem neuen, gestalterisch zeitgenössischen Gewand, an denen Henrik Schrat seit 2019 arbeitet. Soeben ist der dritte Band erschienen: Nach Band 1 (Schneefall: Himmel & Hölle, 2020, Werner Klemke gewidmet) und Band 2 (Dornenrose: Liebe & Reise, 2021, gewidmet Joyce Pensato) heißt der vor kurzem erschienene dritte Teil in (nach schieferblauem und rosa Cover) Beige und Braun nun Lumpengesindel: Tiere & Menschen und ist Unica Zürn zugeeignet.

Die Bände 4 (Blaubart: Blut & Dinge) und 5 (Und Gretel: Zauber & Zukunft) sollen 2023 und 2024 erscheinen. Das Besondere ist bei dem Mammut-Unterfangen unter anderem, dass man sich an der Realisierung beteiligen kann und dabei als gezeichnete Gestalt in den Reigen der Märchen einzieht oder sich an einem in die Illustrationen verfügten reellen Ort wiederfindet. Näheres dazu erfährt man auf der Webseite des Projekts: www.grimmschrat.de. Jedem Teil der Märchenausgabe ist dabei ein eigenes Gepräge, das die Textkomposition stützt, gegeben. 

Bei Band 3, der im November dieses Jahres erschien, ist dies nach Aussage des gestaltenden Künstlers. der 1968 im thüringischen Greiz zur Welt kam, in Dresden und London studierte und heute in Berlin lebt, im Gegensatz zum Vorgänger ziselierter: „Das Weiche, Aquarellige der Zeichnungen des zweiten Bandes weicht feiner Schraffur. Zum Pinsel kommt die Feder hinzu. Die Doppelseiten, die Band 2 als offene Landschaften der Reise bestimmten, verschwinden wieder. Es gibt viele Einzelobjekte, die sich vergnüglich auf der Seite herumtreiben. Kritzel-Kratzel wäre das Geräusch, das Band 3 macht.“ Ein Kritzel-Kratzel, das für ein bibliophiles Vergnügen sorgt.

Das ist zeitgenössisch und berückend zeitlos zugleich, edles Kunstwerk im besten Buchsinne und Graphic Novel in einem. Schrats Adaption der berühmten Märchensammlung schlägt dabei im mittleren Buch der Ausgabe einen Bogen, der mit Vorspiel und einer Durchführung in drei Akten das Verhältnis von Mensch und Tier in allen in den Grimmschen Ausgaben beleuchteten Facetten lotet und illustriert. Skurril und kieksig kann das sein, monströs, albern, filigran, berührend. Und am Ende ist womöglich nicht ganz geklärt, wer das eigentliche Lumpengesindel sei: Mensch oder Tier, und die Suche im reichen Fundus, der in den Illustrationen auch ins Jetzt zeigt, beginnt (nicht zuletzt im Vergleich zu den und Zu-Rate-Ziehen der beiden Vorgängerbände) von vorn. 

Gelungen auch die Mischung von Grimmschen All-Time-Standards und Geheimtipps, die wohl nur dem (nach Enzensberger) „mager nistenden“ Germanisten vertraut sein dürften. Schrat dazu in der Vorschau: „Einige berühmte Märchen des Bandes werden sein: Die Bremer Stadtmusikanten, Der Wolf und die sieben jungen Geißlein, Tischlein deck dich, Der Froschkönig, Hase und Igel, Der gestiefelte Kater. Weniger bekannt sind Das Märchen von der Unke, Vom Tod des Hühnchens und Die Wassernixe, und gegen Ende gibt’s Die Gänsehirtin am Brunnen, eines der wirklich schönsten Märchen überhaupt, und meinen Langzeit-Favoriten: Der Rabe.“ Ein Projekt, mit dem Henrik Schrat Augen und Herzen von Märchen- und Büchernarren erfreut. Chapeau!

Grimm-Gesamtausgabe Rodung Kreuzung Lichtung.
Neu bebildert von Henrik Schrat, Band 3:
Lumpengesindel: Tiere & Menschen.
HC, geprägter Bezug, farbiger Buchschnitt.
Hamburg: Textem-Verlag 2022,
264 Seiten, 350 Abbildungen, 34 Euro.

(André Schinkel)

Di, 22.11.2022

Uzannes "Das Ende der Bücher", Berlin 2021.
Der Bestand (oben) für die "Zukunft" (unten):
Steph von Reiswitz illustrierte das Buch.

Bibliophiles des Monats: Octave Uzannes „Das Ende der Bücher“

1894 versuchte der prominente französische Bibliophile und Schriftsteller Octave Uzanne (1851–1931), die Zukunft des Büchersammelns inmitten des rasanten technischen Fortschritts neu zu überdenken. Angesichts der „vollendeten Gegenwart“ kann man nicht sagen, dass seine Vorhersagen überhaupt nicht eingetreten sind. Dennoch hat die Bibliophilie ihre traditionelle Form beibehalten.

„Die Bibliotheken werden zu Phonographotheken oder zu Phonostereotheken. Ihre Regale werden kleine Fächer haben, die etikettierte Zylinder sämtlicher Werke des menschlichen Schöpfergeistes enthalten. Begehrt sind dann die autophonographierten Ausgaben der gerade besonders beliebten Sprachkünstler. Beispielweise wird der Molière in der Fassung von Coquelin in aller Munde sein, der Shakespeare von Irving, der Dante von Salvini, der jüngere Dumas von Eleonora Duse, der Victor Hugo von Sarah Bernhardt, der Balzac von Mounet-Sully, so wie auch Goethe, Milton, Byron, Dickens, Emerson, Tennyson, Musset und andere durch ausgewählte Sprecher auf Zylindern zum Klingen gebracht werden.

Bibliophile werden zu Phonographophilen, die rare Aufnahmen sammeln. Sie werden ihre Zylinder, wie ehedem Bücher, in goldverzierte Lederetuis mit symbolischen Ornamenten binden lassen. Auf den Etuis sind die Titel zu lesen, und die kostbarsten Exemplare sind Zylinder mit einmaligen Aufnahmen der Stimme eines Meisters der Theater-, Dicht- oder Tonkunst oder mit unerwarteten oder unveröffentlichten Varianten eines berühmten Werkes.“

Jochen Hörisch, Professor für Neuere Germanistik und Medienanalyse in Düsseldorf und Mannheim, schlug eine Übersetzung des Essays vom Octave Uzanne aus dem Buch Contes pour les Bibliophiles (Par Octave Uzanne et Albert Robida, 1895) vor. Die Auflage der französischen Erstausgabe betrug 1.000 Exemplare auf Pergamentpapier und 30 Sonderdrucke auf Papier Japon de luxe (I-XXX). Die Neuausgabe wurde von der Londoner Künstlerin Steph von Reiswitz gestaltet und illustriert. Sie ist Mitglied des Londoner Künstlerkollektivs Le Gun und hat zahlreiche Ausstellungen im Vereinigten Königreich, im übrigen Europa, den USA, in Japan und China absolviert. Der Text von Octave Uzanne ist von einem umfangreichen Nachwort von Jochen Hörisch begleitet. Neben der Normal- erschienen zwei Vorzugsaugaben.

Octave Uzanne: Das Ende
der Bücher. Aus den Geschichten
für Bibliophile
(1894), mit 26
Illustrationen von Steph von Reiswitz.
Berlin: Favoriten Presse 2021
17 x 17 cm, 48 Seiten, 15 Euro,
Vorzugsausgaben jeweils 68 Euro,
ISBN 978-3-96849-001-4.

(Maria Bogdanovich)

Mo, 31.10.2022

Florian Loschs Verse wurden von Andrea Lange ...
... die Texte Kito Lorenc' von Inka Grebner illustriert.

Bibliophiles des Monats: LyrikHefte 29 und 30

„Lyrik ist das beste Heilmittel gegen die nüchterne Unrast jeder Zeit“ – so formulierte es einer der größten Dichter der Moderne, Rainer Maria Rilke (1875–1926), und so steht es auch auf den Schubern, die die beiden Protagonistinnen, Erfinderinnen und Verwirklicherinnen der in Sammlerkreisen mittlerweile legendären LyrikHefte, Bettina Haller und Andrea Lange, anbieten. Mehr denn je scheint das so, und auch in der brennenden Unrast dieser Zeit, die aus womöglich gerechtem Zorn gern mal mit Kartoffelbrei auf Kunstwerke wirft und letztlich damit einen Verbündeten (die Kunst als sensible Maßgabe des Innehaltens, letztlich Humanen) trifft, wird es, bleibt zu erkennen, nicht ohne das lotende Gegengewicht der Kultur gehen. 

Die Rubrik „Bibliophiles des Monats“ wird deshalb im Oktober auch von den beiden jüngsten Veröffentlichungen von der LyrikHefte-Reihe, die in der gemeinsamen Sonnenberg-Presse der beiden Künstlerinnen aus Chemnitz und Kemberg erscheint, bespielt. Seit 2005 publizieren Bettina Haller und Andrea Lange die kleine fadengeheftete Kostbarkeit, die stets einem bekannten oder auch noch bekanntzumachenden Lyriker gewidmet ist, begleitet vom behutsamen Miteinander mit Grafik: Jede Veröffentlichung enthält eine exclusive und eigens fürs Heft geschaffene grafische Folge – Haller und Lange finden sich selbst darunter, aber auch eine Reihe weiterer Künstler*innen wie Inka Grebner, Uwe Pfeifer oder Cornelius Brändle.

Die Hefte 29 und 30, deren Einbände synchron zur übrigen Reihe in je einer gediegener Farbe, zurückhaltend edlen Schrift gehalten und das Faksimile eines Autographen des Verfassers, der Verfasserin tragen, sind dabei Florian Losch und dem großen sorbisch-deutschen Kito Lorenc (1938–2017) gewidmet, begleitet von den Illustrationen von Andrea Lange (Losch) und Inka Grebner (Lorenc). Auf zwanzig Seiten entfaltet sich so ein Kosmos en miniature, der sowohl die Stimme der Gedichte wie auch deren Gespräch mit der beigegebenen Grafik abbildet.

Die in einer Auflage von 200 Exemplaren im Format von 21,5 x 12,5 cm und signiert erscheinenden LyrikHefte können einzeln oder im Abo bezogen werden und wurden mehrfach ausgezeichnet, so mit dem Von Taube Preis (Kategorie Künstlerbuch) und bei der Verleihung des Victor Otto Stomps-Preises in Mainz. Die wunderschönen Hefte mit dem bedruckten Kartonumschlägen sind für 28 Euro je Exemplar zu haben. Als nachfolgende Hefte sind angekündigt: Gedichte von Frank Maibier (Illustrationen: Lukas Maibier) sowie von Ulrike Draesner (Tina Flau). Eine vollständige Präsentation der Lyrik-Reihe vom ersten bis zum jüngsten Heft findet sich unter anderem hier: Lyrikheft – Bettina Haller (sonnenberg-presse.de).

(André Schinkel)

Fr, 30.09.2022

"Lost Playgrounds" ǀ © Susanne Theumer
"Am Gastronom", Kaltnadelradierung, 2021 ǀ © Susanne Theumer

Bibliophiles des Monats: Lost Playgrounds

Am Gastronom spielen zwei kleine Mädchen in der Vergangenheit; nur ein Betonmäuerchen blieb davon stehen. Wie kann man diesen Ort nennen, seinen Schlaf in den Epochen, von denen er, Rudiment nur noch, kündet? Ich sehe die Mädchen in den Elementen der Wand klettern und rufen, und ich sehe, daß sie sich dabei leis umsehen, als wollten sie diese, ihre Welt begreifen und aufnehmen in sich. Ich weiß nicht – wird es beiden gelingen und ihnen über ihre Kinderzeit hin wichtig bleiben? Einst, sagen die verschütteten und nun zwischen Ramschangeboten versteckten Legenden, gab es hier auch Wasser – dieser Stadtteil ist ganz gegen seinen Ruf seit jeher einer der Brunnen. Ob das die Legende meint, oder spricht sie noch davon, daß es eigentlich eine trockenliegende Senke ist, in die die Neustadt gebaut ist? Die kleinen Mädchen toben über den Platz, eine ernster, eine verschmitzter, im Wechsel vielleicht … das werde ich erst später erkennen. Vorerst sind sie ganz in das Spiel in ihrer Vergangenheit vertieft, die sich zwischen den Kanten und Rändern des Stadtteils, dem sie entstammen, noch eine Weile über den Grasflächen und Bäumen hält, ehe sie wie das Rufen der Kinder zwischen den Hausquadern verhallt und verlischt. In der Ferne rauschen die Brunnen der Zukunft. Es werden andere sein. Von der Zukunft, die die Geschichte verheißt, blieb nur dieses Mäuerchen stehn.

Susanne Theumer: Lost Playgrounds,
mit einem Gedicht von Rainer Maria Rilke und
vier Prosastücken von André Schinkel,
originalgrafische Mappe mit 9 Kaltnadelradierungen,
Handsatz, Handeinband mit Radierung bedruckt,
Bindung (Kassette): Claudia Richter,
45,5 x 55,5 cm, Auflage: 10 Exemplare.

(André Schinkel/Textbeispiel aus der Mappe)

Fr, 05.08.2022

Vordercover der von Klaus Ensikat gestalteten Ausgabe
Doppelseite samt Illustration von Horus Engels in der Ausgabe von 1957
Schuber und Einband der Houghton-Mifflin-Ausgabe

Bibliophiles des Monats: Kleiner Hobbit

Wer im Internet nach Exemplaren des neben Der Herr der Ringe bekanntesten phantastischen Romans Der kleine Hobbit des akademischen Autors J. R. R. Tolkien sucht, wird bei den deutschen Ausgaben, neben Erzeugnissen der eigens für dieses Genre im Ernst Klett Verlag gegründeten Hobbit-Presse, zunächst auf das 1971 im Georg Bitter Verlag erschienene Buch treffen, welches von Klaus Ensikat in markanten Bildern illustriert wurde. 

Weniger bekannt ist geworden, dass die erste deutsche Übersetzung dieses in England schon 1937 publizierten phantastischen Märchens bereits 1957 im Recklinghausener Paulus Verlag unter dem Titel Kleiner Hobbit und der große Zauberer erschienen ist. Dieses in gelbes Leinen mit kleiner Deckelvignette gebundene und mit einem in weiß-blauen Farben bebilderten Schutzumschlag umkleidete Buch im Format 19,3 x 13,2 cm findet man tatsächlich nur recht selten, und es wird von Sammlern sehr gesucht.

Horus Engels hat den Umschlag und viele Federzeichnungen für den Textblock entworfen, welche mit schwarzen Teilflächen akzentuiert sind und insgesamt einen kindgerechten Stil pflegen. Satz und Druck wurden von W. Bitter besorgt, und es liegt nahe, dass die spätere Ausgabe im Georg Bitter Verlag, der auch in Recklinghausen beheimatet ist, darauf zurückgeht. Diese ist opulenter gestaltet, im größeren Format 22,1 x 15,2 cm als weißer Leinenband mit ornamental verzierter Deckelschrift und einem Schutzumschlag mit buntem Vollbild von Ensikat, und besitzt außerdem als Vorsatz eine Landkarte mit den Orten der Handlung.

Auch den in England oder den USA erschienenen Ausgaben des The Hobbit or There and Back Again ist meist Kartenmaterial beigegeben, das aber dekorativer ausgestaltet ist und auf Bildelemente von Tolkien selbst zurückgeht. In einer 1966 von der Houghton Mifflin Company in Boston gestalteten Prachtausgabe im Format 23,6 x 17,8 cm stammt der Buchschmuck gänzlich vom Autor selbst, unter Benutzung seiner überlieferten Zeichnungen zu der Geschichte. Der mit grünem Kunstleder überzogene Einband trägt auf dem Vorderdeckel eine breite Schriftumrandung in Rot und Gold mit den von Tolkien entworfenen Runensymbolen und eine bildliche Vignette im Zentrum sowie eine entsprechend verzierte Rückenbeschriftung. Ein gleichbezogener Schuber wiederholt das Vignettenmotiv im gelben Titelschild auf der Vorderseite.

Man merkt dieser Ausgabe deutlich an, dass Tolkiens Werke im englischen Sprachraum bereits zu dieser Zeit Kultstatus besaßen und bereitwillig von einer Liebhabergemeinde in gehobener Austattung gekauft wurden. Demgegenüber besitzen die erwähnten frühen deutschen Ausgaben einen eigenen, eher kindlich anmutenden Charme. Erst nachdem Heinz Edelmann für die Ausgabe von Der Herr der Ringe im Jahr 1969 seine Schutzumschläge im Pop-Art-Stil entworfen und damit die Weichen für die spätere Gestaltungsform der Hobbit-Presse gestellt hatte, änderte sich auch der Blick des deutschen Lesepublikums auf Tolkiens Erzählwelt.

(Christiane und Norbert Grewe)

So, 12.06.2022

Bibliophiles des Monats Dezember 2021, Ill.: Albrecht v. Bodecker

Ehrenvolle Auszeichnung

Unser lieber, herzlich verehrter Freund, der vielseitige Grafiker und Buchillustrator Professor Albrecht von Bodecker, seit 90 Jahren auf der Welt (siehe die typographische Beilage in Marginalien, Heft 244), seit 50 Jahren Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft, wurde am 3. April 2022 in Hamburg mit der Hans-Meid-Ehrenmedaille für Illustration ausgezeichnet.

Die 1993 von Max Meid, dem Sohn des großen Malers und Illustrators Hans Meid (1883 - 1957), gegründete Hans-Meid-Stiftung fördert begabte Künstler und Studenten auf dem Gebiet der Buchgrafik und der Buchillustration durch regelmäßige Preis- und Förderpreisverleihungen für außergewöhnliche Illustrationswerke. Im Jahr 2022 wurde mit dem Hauptpreis, dem Hans-Meid-Preis, die Hallenser Grafikerin Claudia Berg ausgezeichnet.

Das herausragende Lebenswerk von Buchillustratoren würdigt die Hans-Meid-Stiftung mit der Hans-Meid-Ehrenmedaille. Die erste Ehrenmedaille erhielt 1997 Otto Rohse. Die Künstler, die seither mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet wurden, sind Bernhard Heisig, Kurt Löb, Horst Hussel, Nuria Quevedo, Hans Ticha, Tomi Ungerer, Karl-Georg Hirsch, Volker Pfüller und Klaus Ensikat. Wir gratulieren dem Empfänger der Hans-Meid-Ehrenmedaille im Jahre 2022, unserm lieben Pirckheimer-Freund Albrecht von Bodecker, herzlich zu der ehrenvollen Auszeichnung!

(Fritz Jüttner)

Mi, 01.06.2022

"Des Antiquars und Bücherfreundes Palmen-Gärtlein (benebst einigen Disteln und fast stachelichten Kaktussen), allwo einen geneigten Leser spatzieren führet der Doctor Guilelmus Juncus", hier in einer Liebhaberausgabe mit nachträglichem Pergamenteinband im Schuber

Bibliophiles des Monats: Palmen-Gärtlein

"Bibliophiles des Monats" Juni ist der Titel „Des Antiquars und Bücherfreundes Palmen-Gärtlein (benebst einigen Disteln und fast stachelichten Kaktussen), allwo einen geneigten Leser spatzieren führet der Doctor Guilelmus Juncus“.

Bei diesem, zum Stiftungsfest des Berliner Bibliophilen-Abends 1926 von W. J. (Wilhelm Junk) herausgegebenen Druck handelt es sich um ein selbstironisches und originell im Stil des 18. Jahrhunderts daherkommendes Büchlein (lt. Titel von 1726), welches dem Vorwort zufolge nicht dem BBA, sondern dem C.B.A. zugeeignet war.
Dazu heißt es erklärend (unkorrigiert): »Je mehr die Jahrtausende alte Ansicht, daß ein Buch dazu da ist, um gelesen zu werden, zu schwinden beginnt und einer besseren gegenteiligen Ueberzeugung Platz macht, desto unabweisbarer mußte bibliophil Interessierten die Pflicht erscheinen, einen Zusammenschluß zu erzielen von solchen Damen und Herren, welche – dieser Erkenntnis Rechnung tragend – die Verpflichtung auf sich zu nehmen bereit waren, Bücher zwar zu besitzen aber nie zu lesen. […] Um diesen Unfug zu steuern, gründete Dr. Kokatz nunmehr den C.B.A. („Club bibliophiler Analphabeten“).«
Der Autor, Wilhelm Junk (1866-1942), war Gründungsmitglied des Berliner Bibliophilen-Abend und naturwissenschaftlicher Antiquar, er emigrierte 1934 aufgrund seiner jüdischen Herkunft in die Niederlande.

[Doctor Guilelmus Juncus]: Des Antiquars und Bücherfreundes Palmen-Gärtlein …
Berliner Bibliophilen Abend 1926
gedruckt von H. Hohmann, Darmstadt
Englischbroschur, 8°, 38 S., Fadenbindung, Handbütten, nicht beschnitten
Aufl. 500 num. Expl.
(Im Kunstantiquariat Dörling, Hamburg, erschien 1974 ein Reprint dieses Titels in einer Auflage von 300 Exemplaren.)

So, 01.05.2022

Franz Kafka, Der Prozess, EA, Die Schmiede Berlin 1925

Bibliophiles des Monats: Kafka

In diesen Zeiten, für die bereits vor gut 100 Jahren eigentlich schon Franz Kafka die richtigen Worte fand, also in diesen wahrlich kafkaesken Zeiten, soll auch ein Titel dieses Schriftstellers unser "Bibliophiles des Monats" Mai sein: der unvollendete, 1914/15 entstandene und postum 1925 gegen Kafkas Willen von Max Brod herausgegebene Roman „Der Prozess“.

Kurt Tucholsky prophezeite in der Weltbühne 1926 unter dem Pseudonym Peter Panter in einer Rezension zu diesem Buch: „Franz Kafka wird in den Jahren, die nun seinem Tode folgen, wachsen. Man braucht Niemand zu ihm zu überreden: er zwingt. […] die Frage Warum? ist so töricht, beinah so töricht wie in der realen Welt.
Das Manuskript dieses Werkes, von Max Brod 1939, wenige Stunden vor dem Einmarsch der faschistischen Wehrmacht aus Prag gerettet und nach Palästina in Sicherheit gebracht, während der Suez-Krise in einem Schweizer Safe verwahrt, wurde bei Sotheby’s in London zur Auktion gegeben und am 17. November 1988 für das Marbacher Literaturarchiv ersteigert, wurde 2017 im Gropius-Bau ausgestellt.

Die abgebildete erste Ausgabe aus der Sammlung des Blogbetreiber erschien am 26. April 1925 im Berliner Verlag „Die Schmiede“, der Einbandentwurf stammt von Georg Salter (vgl. Jürgen Holstein: Georg Salter. Bucheinbände und Schutzumschläge aus der Berliner Zeit 1922–1934), gedruckt wurde die Erstausgabe bei Poeschel und Trepte in Leipzig.

Fr, 01.04.2022

Emil Rudolf Weiß, Drei Monate in Spanien, Interimseinband, 1931

Bibliophiles des Monats: Emil Rudolf Weiß reist nach Spanien

Ein Mäzen ... finanziert 1923 einem Künstler, der in den Nachkriegsjahren tiefe Depression erfahren hat, eine dreimonatige Bildungsreise durch Spanien. ... Hegte wohl auch die Erwartung, dass Emil Rudolf Weiß auf diese Weise Lebensmut und künstlerische Schaffenskraft wiedergewinnen und dies möglicherweise zum Anlass für einen bibliophilen Reisebericht nehmen könne. ...

Der besondere Reiz dieses Buches im großen Format 38,2 x 28,0 cm, im Jahre 1931 nummeriert und signiert für die 300 Mitglieder der Maximilian-Gesellschaft herausgegeben, liegt in der einheitlichen Gestaltung des Textblockes durch den Autor, der als bedeutender Schriftgestalter, Graphiker und Maler bekannt ist. Weiß schildert hier nicht nur seine Reiseeindrücke in sehr persönlicher und informativer Weise, schmückt sie mit farblich getönten Landschaftsskizzen und Detailzeichnungen, eingefügt als kleine Lithographien in seinen Text, sondern er übernimmt auch die Gestaltung und die Überwachung des Druckes in den von ihm selbst entworfenen Schriften Weiß Antiqua und Weiß Kursiv. So entstand ein harmonischer künstlerischer Gesamteindruck.

Man hätte nun erwarten können, dass die Herausgeber auch einen schmuckvollen Bucheinband aus Weißscher Hand gewählt hätten, zumal er ja vielfach als Einbandkünstler, zum Beispiel für den Tempel-Verlag, in Erscheinung getreten war. Allerdings bestand in der exklusiven Mitgliedschaft der Gesellschaft damals wohl das Bedürfnis, sich die Buchpublikationen exklusiv in individuellen Einbandformen binden zu lassen. So lieferte man sie auch in einfachen Interimseinbänden aus, die dann entsprechend ersetzt werden konnten. Daher findet man heute ganz verschiedene Einbandvarianten des Buches. ...

(Christiane und Norbert Grewe)

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Di, 01.03.2022

Bibliophiles des Monats - Sankt-Rochus-Fest

Goethes "Sankt-Rochus-Fest zu Bingen. Am 16. August 1814" als 11. Pressendruck der Lehrdruckerei der Technischen Hochschule Darmstadt

Goethes Schilderung eines Ausfluges in den Rheingau mit Besuch des Festes zur Wiedereinweihung der Sankt-Rochus-Kapelle bei Bingen findet sich im biographischen Teil seiner vermischten Schriften. In lockerem Erzählduktus verbindet der Text die Schilderung der landschaftlichen Schönheiten links und rechts des Rheinlaufes zwischen Wiesbaden und Bingen mit Betrachtungen zu Weinbau und Geologie, mit der politischen Situation im Rheingau kurz nach den napoleonischen Kriegen und mit der Legendenbildung um den namensgebenden Heiligen, der im 14. Jahrhundert als Pestheiler und Eremit ein gottgefälliges Leben geführt habe. Das Volksfest zur Feier der vormals vom französischen Militär okkupierten und nun neu eingerichteten Kapelle mit Prozessionen und Predigten gibt Goethe und seinen Begleitern Gelegenheit, Wein und volkstümliche Unterhaltung zu genießen. Der Text schließt mit einer Ansammlung von am Tisch zum Besten gegebenen Reminiszenzen geistlicher Reden, von Volksweisheiten und Bauernsprüchen sowie mit einer Wiedergabe der erbaulichen Worte, die ein Prediger an die Menge vor der Kapelle richtet.

Der Darmstädter Maler Professor Bruno Müller-Linow unternahm es, diesen kleinen Reisebericht liebevoll mit zehn Radierungen zu begleiten, die Blicke auf die landschaftlichen Schönheiten des Rheingaus und auf Szenen aus Goethes Schilderung des Festablaufes wiedergeben. Sie sind in unterschiedlichen Formaten, als bildlich ausgearbeitete Vignette bis hin zum doppelseitigen Vollbild, passend in den Text eingefügt. Die Gestaltung des kleinen feinen Pappbändchen im Format 12,6 x 21,9 cm hat der Leiter der Lehrdruckerei der Technischen Universität Darmstadt (heute TUD) Professor Walter Wilkes übernommen. Er verwendete für die geistlichen Reden eine abweichende tiefblaue Druckfarbe, die sich von den übrigen lichtschwarzen Textstellen deutlich abhebt, so dass manche Skurrilität und Frömmelei des Zeitgeistes besonders augenfällig wird. Satz und Druck in 150 Exemplaren erfolgte 1989 in der Lehrdruckerei, die auch beispielsweise für viele der schönen Gaben der Maximilian-Gesellschaft verantwortlich zeichnete. Die Bindung mit ornamental geprägten Deckeln und schmalem roten Rückentitelschild oblag den bewährten Händen von Gert Hoffrath in Roßdorf, während Gunter Staschik für den Druck der Radierungen sorgte. Uns liegen eine zartblaue und eine rein weiße Einbandvariante vor, die gleichermaßen dem Druck ein feines äußeres Gesicht geben. Es würde sich sicher lohnen, das gesamte Wirken der Lehrdruckerei für das Schöne Buch einmal zusammenfassend zu würdigen.

(Christiane und Norbert Grewe)

Di, 01.02.2022

rechts: Mein Vorurteil gegen diese Zeit, Büchergilde Gutenberg 1932 | lks.: Literatur-Alphabet, Jahresgabe 1979 der Pirckheimer-Gesellschaft

Bibliophiles des Monats - Mein Vorurteil gegen diese Zeit

Bibliophiles des Monats“ Februar ist eine Ausgabe der Büchergilde Gutenberg von 1932 „Mein Vorurteil gegen diese Zeit. Karl Rössing. 100 Holzschnitte.
Die Ausgabe enthält 99 ganzseitige Abbildungen in Originalgröße von Galvanoplastiken nach den Originalstöcken, sowie 1 Schlussvignette, nach Holzstichen von Karl Rössing. Den Abbildungen ist ein Vorwort des Künstlers vorangestellt. Das Buch hat das Format 4°, enthält 207 S., in Originalleinen mit Textprägung, gebunden mit SchU.

Ein Reprint dieses klassischen Buches politischer Graphik der Weimarer Republik erschien 1974 aus Anlass des 50jährigen Bestehens der Büchergilde Gutenberg.

Das Werk des 1987 neunzigjährig verstorbenen Österreichers Karl Rössing ist den Mitgliedern unserer Gesellschaft gut vertraut; es wurde ausführlich mehrfach in den Marginalien behandelt und ist auch heute noch Thema von Pirckheimer-Abenden. So hielt der Schriftkünstler Prof. Fritz H. Ehmcke aus München, der selbst einen großen Anteil an der Beförderung moderner Buchkunst hatte und 1963 den Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig erhielt, 1960 vor den Pirckheimern in mehreren Regionalgruppen Vorträge zu Karl Rössing, einem politischen Künstler, der den Holzstich bevorzugte und mit diesem vorwiegend im Kleinformat eine beispielhafte Aussagekraft erreichte und der sich ab den 50ger Jahren mehr dem Clair-Obscur-Stich zuwandte, den er in Drucken größeren Formats auch als Wandgraphik anwandte. Mit seiner Illustration von etwa 40 Büchern leistete er Hervorragendes. Neben dem hier vorgestellten sei hier nur "Münchhausen" (Kurt Wolff Verlag 1919) und Gottfried Kellers "Der Schmied seines Glücks" (Insel-Verlag 1921) genannt.

1979 erhielten Pirckheimer als Jahresgabe die erstmals in Buchform erschienene Neuausgabe „Literatur-Alphabet“ von Karl Rössing mit 18 ganzseitigen, in Originalgröße reproduzierten Holzstichen, eine einmalige Auflage in 1400 Expl., gestaltet von Albert Kapr und gesetzt und gedruckt in den Werkstätten der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig.

Sa, 01.01.2022

Horst Hussel | Alfred Traugott Mörstedt (Text und Einband) | Steffen Volmer | Horst Sagert | Carsten und Olaf Nicolai (v.o.n.u.)

Bibliophiles des Monats - Reflexionen

Eine besondere Freude empfindet der Sammler schöner und bedeutender Bücher, wenn er nach langjährigen Bemühungen endlich eine besonders gesuchte Edition vollständig bei sich genießen kann. So erging es mir kürzlich nach dem Erwerb der "Reflexionen 1" von August Traugott Mörstedt. Begonnen noch zu Zeiten der DDR und beendet nach 10 Ausgaben erst in den 90er Jahren, ist hier eine Anzahl ostdeutscher Künstler vertreten, die jeweils in einer Einheit von Text und Bild ihre eigene Position vertreten und in ihrer Gesamtheit einen Eindruck von den künstlerischen Strömungen und Bewegungen vor und nach der politischen Wende geben. Als im Westen beheimateter Buchenthusiast ergab sich für mich so ein bildgewaltiger Einblick in die Kunstszene des Ostens, gepaart mit Einsichten in das Denken wichtiger Protagonisten. Eine gute Kurzcharakteristik dieser Reihe findet man im Vorwort von Herbert Kästner zu der vorjährigen Jahresgabe für die Pirckheimer, dem Band "Alles für die Katz" über Jens Henkels burgart-presse:

Gemeinsam mit der "Galerie oben" konnte Jens Henkel nun ein lange vorbereitetes Projekt beginnen: die Reihe Reflexionen, in der jeweils ein Künstler die Gelegenheit erhielt, sich in Wort und Bild zu sich selbst und zu seinen künstlerischen und ästhetischen Auffassungen zu äußern: Den Anfang machte 1985 der Erfurter Alfred Traugott Mörstedt; 1997 wurde die Reihe mit Carsten und Olaf Nicolai (Band X) abgeschlossen. Die ersten fünf Bände erschienen als Edition der Galerie, ab Band VI (Horst Hussel) in der burgart-presse unter alleiniger Herausgeberschaft von Jens Henkel. Nach Lothar Lang stellt die Buchreihe Reflexionen "neben verschiedenen Hochschuldrucken aus Leipzig und Dresden, mehreren Künstler-Privatdrucken und nach Altenbourg den konsequentesten Beitrag zur Kategorie des Malerbuches dar, der in der DDR erbracht worden ist".

Nach dem ersten Erwerb in den 90er Jahren, noch bei Jens Henkel selbst, war es mir nur mit viel Geduld und einigem finanziellen Einsatz möglich, das Sammeln dieser zehnbändigen Reihe zu Ende zu bringen. Umso größer ist nun die Freude, diese kleinen Kunstwerke alle in der Hand zu haben.

(Prof. Dr. Norbert Grewe)

Sa, 18.12.2021

Bibliophiles des Monats

Das erste Jahr, in welchem im Blog der Pirckheimer-Gesellschaft "Bibliophiles des Monats" vorgestellt wurde, geht zu Ende.
Ein Überblick über das Jahr 2021 findet sich hier - vorgestellt wurden in diesem Jahr

Januar - Edition Schwarzdruck: BWL-Reihe (1999ff)
Februar - Pirckheimer-Gesellschaft: 29. Januar 1956 (1955)
März - LBA: Rote Wut und schwarze Galle (1991)
April - Bertolt Brecht: Gegen Verführung (2017)
Mai - BBA: Tellers Trauungsrede für Herrn von Itzenplitz und Fräulein von Friedland, 1792 (1928)
Juni - Klaus Waschk: Vor&NachBilder (2021)
Juli - Schweizerische Bibliophilen-GesellschaftBibliophilie (2021)
August - Ulrich Tarlatt: abschied von sara (1992)
September - miley: Ein Tagebuch (2002)
Oktober - Ingo Schulze: Kakoj Koschmar oдer You Are Welcome (2021)
November - Frans Masereel und das Buch (1961)
Dezember - Jacobus SchnellpfefferStecknadeln im Sofa (1997)

Das Spektrum der ersten mit diesem Ehrentitel bedachten Bücher ist zwar bereits annähernd breit gefächert, doch sollte durchaus auch Besonderes aus anderen Sammlungen, wie z.B. Buchobjekte, historisch Wertvolles oder Raritäten der Druckgraphik in dieser Rubrik auftauchen. Wir wissen, die Regalen der Pirckheimer beherbergen viele Schätze und auch Kuriosa.

Obwohl alle Freunde des Bibliophilen aufgerufen waren, Lieblingstitel für diese Rubrik vorzuschlagen und es auch einige Bekundungen gab das zu tun, fehlte es doch an der Tat. Damit nun nicht weiterhin ausschließlich Titel aus der Bibliothek des Blogbetreibers Bibliophiles des Monats werden, ist hiermit jeder (was jede einschließt) angesprochen, entsprechende Vorschläge einzureichen.

Mi, 01.12.2021

Bibliophiles des Monats Dezember 2021, Ill.: Albrecht v. Bodecker

Jacobus Schnellpfeffer

"Bibliophiles des Monats" Dezember ist das kleine Bändchen "Jacobus Schnellpfeffer: Stecknadeln im Sofa. Nebst einem Anhang: Im Nachthemd durchs Leben. Ein süddeutsches Weihebühnen-Festspiel.", welches von Walter Rösler mit einem Nachwort versehen und 1997 im Eulenspiegel-Verlag herausgegeben wurde.

Die Gedichte von Jacobus Schnellpfeffer (mit bürgerlichem Namen Carl Georg von Maassen), den Erich Mühsam einen "gelehrten Spötter und ironischen Bücherwurm" nannte und von dem Ringelnatz als "hochgebildetem Mann von mitreißendem Humor" fasziniert war, erschienen zuerst im Simplicissimus, bzw. im Verlag des Vereins süddeutscher Bühnenkünstler. Maassen selbst machte sich auch als E.T.A.-Hoffmann-Forscher und Gründer der "Hermetischen Gesellschaft" einen Namen.  

Die Illustrationen des 88 Seiten starken Bändchens stammen vom Pirckheimer Albrecht von Bodecker, der auch den Umschlag entwarf und für die Vorzugsausgabe eine beigelegte signierte Originalgraphik schuf. Diese Vorzugsausgabe in 99 Exemplaren wurde im illustriertem Pappschuber in Surbalin, aus dem auch das Vorsatzpapier besteht, ausgeliefert.
Die Typografie lag in den Händen des Pirckheimers Matthias Gubig, Druck und Bindung besorgte die Offizin Martin Andersen Nexö, Leipzig.

Mo, 01.11.2021

oben: "Frans Masereel und das Buch", Auswahl und Einleitung von Theodor Pinkus, Jahresgabe der Pirckheimer-Gesellschaft 1961 / unten: Neujahrsgruß 1965 mit dem Holzschnitt "Der Optimist" von Frans Masereel, auf Japanpapier, Foto © ad

Frans Masereel und das Buch

"Bibliophiles des Monats" im November ist die vor 60 Jahre erschienene Neujahrsgabe 1961 der Pirckheimer-Gesellschaft Frans Masereel und das Buch“.
Der Schweizer Staatsbürger Paul Theodor Pinkus (1909 - 1991), als Nicht-DDR-Bürger eines der „inoffiziellen Mitglieder“ der Pirckheimer-Gesellschaft, hatte sich seinerzeit um die Bekanntmachung des Werkes von Frans Masereel verdient gemacht, was auf großes Interesse bei den Bibliophilen in der DDR stieß und eine starke Beachtung dieses flämischen Holzschneiders Anfang der 60ger Jahre auch in unserem Land zur Folge hatte.

Die Neujahrsgabe mit zwei Titelvignetten und 49 Holzschnitten von Illustrationen bis zu Exlibris erschien in einer limitierten Auflage von 400 Exemplaren, von denen 75 römisch nummeriert für den Künstler und den Limmat-Verlag Zürich reserviert wurden, gesetzt aus der 12p halbfetten Gill-Grotesk und gedruckt in den Werkstätten der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. Die Gestaltung lag in den Händen von Walter Schiller. Die Klischees fertigte die Grafische Kunstanstalt G. Rebner und Co., Leipzig. Die Buchbindearbeiten (Pappband mit Leinenrücken und einer montierter Abb., Fadenheftung) besorgte die Werkstatt Prof. Otto Dorfner in Weimar.

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