Pirckheimer-Blog

Allgemein

Fr, 10.11.2023

Die Webseite der Kurt-Wolff-Stiftung klärt auf: Wer bekommt was vom Buch? | © Kurt-Wolff-Stiftung

Info: Wer bekommt was vom Buch?

Auf einen interessanten Aspekt weist Pirckheimer-Freund und Pressesprecher der Gesellschaft Robert Grieger hin: Die Kurt-Wolff-Stiftung, ihrerseits eine beständige Streiterin für die Belange des schönen, guten und ambitionierten Buchs, schlüsselt auf ihrer Webseite einmal auf, wie sich die pekuniären Aspekte des Büchermachens auf die einzelnen Gewerke vom Urheber über den Verlag, den Zwischen- und den Buchhandel auswirken. Die langen Gesichter der Autoren in Bezug darauf kennt man ja, und der Trend, dass nur ein äußerst geringer Prozentsatz von Autorinnen und Autoren allein vom Verkauf ihrer Bücher leben kann, wird sich wohl auch in den folgenden Jahren verstärken. Der Liebe zum Buch wird das wohl keinen Abbruch tun, wie erst kürzlich eine völlig ausgebuchte Veranstaltung mit der in beide Richtungen, die Buchkunst wie die Literatur, glücklich erfolgreichen Autorin und Gestalterin Judith Schalansky im halleschen Volkspark zeigte, bei der die Signierstunde mit der eigentlichen Kombi Lesung/Gespräch in Konkurrenz trat. Wie dem auch sei: Interessant ist das allemal, und je mehr das Buch im Bewusstsein seiner Bewunderer bleibt, desto besser ist das für die Autorenschaft, die Verlage, die Veranstalter und den Handel. Was heißt das für den Pirckheimer? Bücher kaufen? Ja, ist es doch auch eine der schönsten Sachen der Welt.

(André Schinkel)

Di, 07.11.2023

„Danke Artur!“ Das Buch enthält 36 Beiträge der Freunde Arturs mit vielen Grafiken und Fotografien,
sorgfältig gestaltet von Annette Kölbel. 112 Seiten im Format 21 x 26 cm, Naturpapier, fadengeh. Br.

Nachrichten aus Hamburg: Artur Dieckhoff, Klaus Raasch & Arte

In seinem Newsletter sendet der Hamburger Künstler Klaus Raasch folgende Nachricht: „Im August bekamen wir in der Grafischen Werkstatt des Museums der Arbeit Besuch von einem Kamerateam, das einen Dokumentarfilm über den Maler Roy Lichtenstein drehte und etwas über die (Druck-)Produktion von Comics wissen wollte. Walter Fischer und ich konnten dazu einiges beitragen und freuen uns, im fertigen Werk gut vertreten zu sein. Die Dokumentation lief am vergangenen Sonntag auf Arte und kann dort in der Mediathek bis zum 24. Januar 2024 abgerufen werden.“ Weiter schreibt er, das Andenken eines verstorbenen Kollegen betreffend: „Gut neunzig Besucher kamen am 02. November in das Atelier Gausz in Hamburg-Ottensen zum Gedenken an Artur Dieckhoff. Der Abend wurde von Saskia Brzyszczyk (...) gestaltet, Jürgen Bönig blickte noch einmal zurück auf eine lange und intensive Zusammenarbeit mit dem Museum der Arbeit. (…) Das Buch Danke Artur! fand auf der Veranstaltung große Resonanz – und ist ein Muss für alle Artur-Fans, Freunde und Sammler! Es kann noch auf der Finissage mit dem Jazzpianisten Harald Köster am 12. November 2023 um 15 Uhr im Gausz oder auch online erworben werden.“ Gausz, das Ottenser Atelier für Kunst und Kultur“, befindet sich in der Gaußstraße 60 in 22765 Hamburg.

(Klaus Raasch/André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 02.11.2023

Neue Schriftfamilie erschienen – Cover/Backcover der neuen Serie57®-Schriftprobe von p98a.berlin.

Neue Schriften von Spiekermann

Serie57® ist eine neue Schriftfamilie von Erik Spiekermann und Alexander Roth, die am 01. November vom neuen Schriftanbieter „neue“ in Bad Salzuflen veröffentlicht worden ist. Die Schrift ist laut den Entwerfern eine „Wiederentdeckung der Akzidenz-Grotesk Serie 57“, die von Günter Gerhard Lange (1921–2008) für die H. Berthold AG in Berlin vor mehr als einem halbem Jahrhundert gestaltet wurde. Vielleicht genauso spannend wie die Schrift an sich ist die 64-seitige Schriftprobe dafür – in fünffarbigem Offsetdruck realisiert – die über Spiekermanns Webseite p98a.berlin bestellt werden kann. Die Schriftprobe ist in einer Auflage von 500 Stück erschienen, und dank des weltweiten Bekanntheitsgrades von Spiekermann selbst und der alten Akzidenz-Grotesk ist sie sicherlich bald vergriffen. Vielleicht wird sie eines Tages bei Sammlern wie mir genau so begehrt sein wie die Proben von Berthold. (Die Order-Zugriffe dafür sind im Beitrag verlinkt.)

(Dan Reynolds)

Mi, 01.11.2023

Die erste moderne Bibliothek entstand 1851 in Paris und bot 400 Plätze im Lesesaal. Ihr Architekt Henri Labrouste eröffnete mit seiner Bibliothèque Sainte-Geneviève eine neue Epoche des Bibliotheksbaus.

Vortrag in der HAB Wolfenbüttel

In der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, renommierte Forschungs- und Studienstätte für europäische Kulturgeschichte, findet 08. November 2023 ein Forschungskolloquium Die Bibliotheksgeschichte im Verhältnis zur Buchgeschichte statt. In seinem Vortrag geht Professor Dr. Ulrich Johannes Schneider auf Fragen ein wie: Was sagt uns die Geschichte der Beziehung zwischen der Welt der Bücher und dem Raum der Bibliothek? Wie lässt sich die Aufgabe, Bücher zu bewahren und auszuleihen, vereinbaren? Was ist mit der Tatsache, dass viele Medien heute keine Bücher im klassischen Sinne sind? Im Anschluss an den Vortrag findet eine Diskussion statt. Professor Ulrich Johannes Schneider leitete an der Herzog August Bibliothek sieben Jahre lang die Forschungsabteilung (1999–2005) und war danach Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig (2006–2022). Er forscht derzeit zur Globalgeschichte der modernen Bibliotheken (Informationen dazu auf Schneiders Internetseite). Die Veranstaltung findet hybrid (Seminarraum Meissnerhaus/ online) statt und beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Alle Infos dazu auf der Website der HAB.

(Maria Bogdanovich)

Di, 31.10.2023

Der Autor Wulf Kirsten (1934–2022). | © Jens Kirsten
Der Band "Nachtfahrt" erschien im quartus-Verlag.

Bibliophiles des Monats: Wulf Kirstens „Nachtfahrt“-Prosa

Er war einer der bedeutendsten Lyriker der Gegenwart, ein akribischer und hochseismischer Bewahrer, Auffinder und Entdecker von Literatur, mithin der Nestor und Tribun der thüringischen Literaturszene: Wulf Kirsten, der, 1934 im sächsischen Klipphausen geboren, am 14. Dezember des letzten Jahrs im Alter von 88 Jahren in Bad Berka starb. Seit den sechziger Jahren war Weimar die Stadt seiner Wahl, hier entwickelte er zunächst ein hochwichtiges Wirken als Lektor des Aufbau-Verlags und reifte zugleich zum vielfach geehrten Dichter von hohen Graden, unter anderem mit dem Huchel-, dem Josef-Breitbach-Preis, einem Ehrendoktorat der Jenaer Universität und dem Thüringer Literaturpreis ausgezeichnet. Ein passionierter Wanderer und Landschafter, wurde seine Dichtung erinnernde Arbeit, Richtmaß, Vorbild einer Reihe jüngerer Dichter und Dichterinnen.

Kirsten, der auch ein hochambitionierter Herausgeber und Erfinder von Buchreihen war, ist auch für die auf Band Nr. 60 zulaufende Edition Muschelkalk verantwortlich zu machen, deren weitere und beherzte Herausgabe ich 2015 auf seinen Vorschlag als sein Nach-Nachfolger übernahm. So ist sein Wirken auf verschiedene Weise in der Welt geblieben und verankert. Dass das auch mit seinem Werk geschehe, ist nicht nur ein Wunsch der thüringischen Szene, die ihm so viel verdankt. Nun: Mit dem von Pirckheimer-Freund Jens-Fietje Dwars herausgegebenen ersten Nachlassband Nachtfahrt (Edition Ornament im quartus-Verlag, Bucha bei Jena 2023, 176 Seiten, ISBN 978-3-94764-652-4, 22 Euro) ist ein furioser Anfang gemacht. Das Buch enthält autobiographische Prosa und ist in der wunderbaren Essay-Unterreihe erschienen. Die Texte schließen an die vorhergehenden Prosa- und Essaysammlungen Kirstens an und zeigen ihn noch einmal in seiner ganzen Kraft des Schöpfens wie Erinnerns. In der Nachfolge seines 2000er Bands Die Prinzessinnen im Krautgarten widmet sich der Dichter in Nachtfahrt seiner erwachsenen Biografie. Das ist berührend, bewahrend, zuweilen skurril, immer authentisch und tief. Radierungen von Susanne Theumer begleiten das Buch, es sind mehrere Vorzugsausgaben erwerbbar. Regulär oder originalgrafisch: Eine bibliophile Kostbarkeit ist dieses Buch in jeder Ausführung. Und eine Empfehlung für alle Buch-Affinen!

Eine erste Lesung aus Nachtfahrt zum Gedenken an Wulf Kirsten fand am 01. Oktober in Gera statt, veranstaltet vom Herausgeber des Buches, Jens-Fietje Dwars, und Annerose Kirchner. Und weitere Veranstaltungen, unter anderem mit der Grafikerin Susanne Theumer oder dem halleschen Autor Wilhelm Bartsch, werden folgen. Im Übrigen ist auch ein originalgrafisches Buch mit Kaltnadeln Susanne Theumers zu acht nachgelassenen Gedichten Kirstens als 53. Druck in der Edition der Künstlerin in kleiner Auflage erschienen. Der Titel ist sympatrisch zur Nachlass-Publikation in der Edition Ornament: Abendlicht. Und auch ein Album amicorum, das Werk und den Nachhall Wulf Kirstens als Kollege und Freund in vielen Stimmlagen (Michael Krüger darunter, Volker Braun) würdigend, ist angekündigt und erscheint, herausgegeben von seinem Sohn Jens Kirsten, Wolfgang Haak und Christoph Schmitz-Scholemann, in Kürze. Ehre, wem sie gebührt ... So möge es sein.

(André Schinkel)

Sa, 28.10.2023

Blick in die Ausstellung. | © by VG Bild-Kunst, Bonn 2023 (Museum Wiesbaden/Christoph Boeckheler)

Grieshaber-Schau in Wiesbaden

Großformatige Holzschnitte in abstrahiertem, jedoch figurativem Duktus prägen die Kunst des deutschen Grafikers und Holzschneiders HAP Grieshaber (1909–1981). HAP Grieshaber gilt als „homme engagé“, der die Mittel des traditionellen Holzschnitts als Sprachrohr seiner sozialen wie politischen Ansichten und Forderungen nutzte. In einer Überblicksschau nähert sich das Museum Wiesbaden eben diesem Künstler zwischen Fragestellungen um die Revolution des Holzschnitts in Deutschland und den soziopolitischen Appellen, die HAP Grieshaber damit und darin formulierte. HAP Grieshabers Sozialisierung als Kunstschaffender ist gezeichnet von politischen Umbrüchen und Fragen nach Identität im historischen Feld von zwei Weltkriegen, der Teilung Deutschlands und einer Sensibilisierung für internationale Missstände. Dem für ihn daraus resultierenden, klar humanistischen Leitgedanken folgend, stehen in Grieshabers Kunst der Mensch und die Natur im Mittelpunkt. Seine Arbeit löste zudem eine Renaissance des Holzschnitts in der Nachmoderne aus. Die Ausstellung Form.Sprache im Museum Wiesbaden ist bis zum 21. Januar 2024 zu sehen.

(Museum Wiesbaden/Pressemitteilung)

Do, 26.10.2023

Erschienen vor 40 Jahren: Hilbigs "Stimme Stimme".

Buch des Monats: „Stimme Stimme“

Es dürfte eines der begehrtesten antiquarischen Bücher aus den Beständen des Leipziger Reclam-Verlags sein: Stimme Stimme von Wolfgang Hilbig, das einzige Buch des Büchnerpreisträgers und Weltliteraten aus Meuselwitz, das in der DDR erscheinen durfte. Vierzig Jahre ist das nun her: 1983 lag das Buch, um das es eine Reihe Querelen gegeben hatte und das durch die Fürsprache großer Literaten des kleinen Landes (Christa Wolf, Franz Fühmann, Stephan Hermlin) und die umsichtige Betreuung des legendären Reclam-Lektors und -Herausgebers Hubert Witt möglich wurde, endlich vor und war: eine literarische Sensation. Und quasi über Nacht vergriffen. Stimme Stimme versammelte Gedichte und Erzählungen des Autors, zuvor hatten nur zwei Bücher von ihm bei S. Fischer in Frankfurt, also auf der anderen Seite des Vorhangs, erscheinen können: das Lyrik-Debüt abwesenheit (1979) und eine Auswahl frühe Prosa: Unterm Neomond (1982). Da redete einer sprichwörtlich aus dem Untergrund und zugleich brüderlich mit Novalis, Rimbaud und Mallarmé, dass es ein Wunder und eine dunkle Freude war. In der Prosa stellte man den Vergleich mit Kafka an; Hilbigs Heizer dürfte den des Pragers an Intensität mithin noch übertreffen. Da war er, der große Arbeiterdichter ... und das kleine Land zierte sich. Ganz an der Zensur vorbei kam Stimme Stimme nicht, was man an der teils ausgedünnten Fassung von das meer in sachsen, eines programmatischen Gedichts aus Wolfgang Hilbigs vielleicht intensivster Schaffenszeit, erkennen kann. Aber es standen da Dinge, wie man sie lange in der DDR nicht gelesen hatte, zumal, wenn sie aus der Mitte ihrer Gesellschaft kamen. Hilbig, der gelernte Bohrwerksdreher, konnte seinem Heizkeller entsteigen, und der Rest ist Literaturgeschichte. Womöglich sind solche Autoren-Biografien heute im Betrieb eines geeinten Deutschlands nicht mehr möglich. Dieses einzige DDR-Buch Wolfgang Hilbigs, dessen Werk mittlerweile gesammelt bei seinem Frankfurter Verlag vorliegt, ist bis heute gesuchtes Sammelobjekt. Die aufgerufenen Preise für ein Exemplar von Stimme Stimme beginnen in den Antiquariaten bei 35 Euro. Nicht wenig für ein so zartes, vergilbendes Buch, dessen Einband vom Reclam-Procedere abwich. Die Besonderheit seines Inhalts und die Historie seiner Entstehung wird wohl für immer ihr Leuchten bewahren. Hilbig starb 2007. Aber seine Texte sind noch bei uns.

(André Schinkel)

Sa, 21.10.2023

Kulturerbe: Der namensgebende und weltberühmte Pergamonaltar wird ab 2027 wieder zu sehen sein.

Abschied vom Pergamonmuseum

Wenn eines der berühmtesten Museen der Welt zeitweilig schließt, ist das eine Nachricht jenseits des Buches wert. Das Berliner Pergamonmuseum samt seinem Altar schließt wegen notwendiger Sanierungsarbeiten am 23. Oktober seine Pforten. Das Museum, das Teil des Weltkulturerbes ist, beherbergt neben der antiken Sammlung auch das Vorderasiatische und das Museum für Islamische Kunst. Mindestens ein weiteres Objekt hat das gleiche Renommée wie der Pergamonaltar selbst: das Ischtar-Tor am Eingang zu den vorderorientalischen Sammlungen. Während der Altar ab 2027 wieder zu sehen sein soll, wird das ganze Museen, wie die Medien unisono berichten, nicht vor 2037 wieder vollständig zugänglich sein. Zum Glück hat der Bibliophile Bücher etc. zur Hand, sich die Zeit bis dahin ein wenig zu vertreiben. Möge sie dennoch schnell vergehen, in solcher Ära zumal.

(André Schinkel) 

Fr, 20.10.2023

Ein erster Eindruck von der ArtBook. | © Till Schröder

Ein Wochenende der Buchkunst

Abgesehen von der 75. Buchmesse in Frankfurt lädt das eben beginnende Wochenende zu einem Fest für die Buchkunst ein: In Berlin eröffnet in Kürze die neueste Ausgabe der ArtBook ihre Türen am Kreuzberger Mariannenplatz, in Aschaffenburg ist der 4. BuchKunstSalon in der Riesengasse und der Herstallstraße seit 16 Uhr geöffnet. Bis zum frühen Sonntagabend können sich Bibliophile und Grafikfreunde über die neuesten und schönsten Bücher und Drucke informieren; zum Kaufen und Sammeln wird ausdrücklich eingeladen. Die ArtBook hatte ihre Termine in diesem Jahr aus dem November auf das gegenwärtige Wochenende vorverlegt. In Berlin sind auch die Pirckheimer mit einem Stand dabei. Man hat die Qual der Wahl, jedoch: Bibliophiles Herze, was begehrst du mehr?!

(André Schinkel)

Mo, 16.10.2023

Das schönste Buch der Renaissance bei Sotheby's.

Schönstes Buch der Renaissance

Zur Sotheby’s-Versteigerung am 12. Oktober 2023 (Bibliotheca Brookeriana: A Renaissance Library. The Aldine Collection A–C) wurde die hochberühmte Inkunabel von Aldus Manucius, Hypnerotomachia Poliphili von Colonna (Venedig, Aldus, 1499. Lot 381) für 381.000 US-Dollar verkauft. Das Estimate, die Schätzungen für das Kleinod lagen bei 400.000 bis 600.000 Dollar.

Diese Ausgabe gilt als das schönste Buch der Renaissance. Dibdin schrieb über dieses Buch: „... das perfekteste Beispiel für die Presse von Aldus und für den Geschmack der Holzschnitte im XV. Jahrhundert ... Die Sprache, so barbarisch sie auch sein mag, verdient nicht die Aufmerksamkeit des philologischen Antiquars; denn wir finden darin (wie mir ein scharfsinniger Freund mitteilte), neben anderen eigenartigen Wörtern, das früheste Exemplar des Cameo ... Das vorliegende Exemplar ist, obwohl es auf Papier gedruckt ist, in seiner Größe und Schönheit vielleicht unübertroffen. Es befand sich früher in der Bibliothek von Grolier und ist in der gewöhnlich geschmackvollen Weise der Bücher dieses angesehenen Sammlers gebunden ...“ (Bibliotheca Spenceriana IV, S. 145).

Von besonderem Interesse ist der Ganzledereinband von Estienne Gomar, dem Buchbinder von König Heinrich II. von Frankreich. Er wurde von dem legendären Bibliophilen und Liebhaber der Einbände Jean Grolier in Auftrag gegeben. Im Zentrum des oberen Deckels findet sich der Titel Poliphilo, weiter unten Jean Groliers Motto („Portio mea do / mine sit in / terra vi / vent / ium“).

Grolier hatte eine enge Beziehung zur Aldine-Werkstatt; fast die Hälfte der erhaltenen Bände aus seiner Bibliothek sind Aldine-Ausgaben, es gab sogar Bücher aus der Presse, die ihm gewidmet waren. Der vorliegende Band ist eines von fünf Exemplaren dieser Ausgabe aus dem Besitz Groliers und eines von neun Büchern aus der Bibliothek Jean Groliers in der Sammlung von Earl Spencer. Es sei daran erinnert, dass die weltweit größte Sammlung von Grolier-Einbänden (56 Exemplare) in der französischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Auf dem Vorsatzblatt des vorliegenden Exemplars befinden sich in einer frühen Handschrift folgende Zeilen: „Opera tutta Inamorata / e un Libro degno et pien di molto ornato / che ibi chi non Lege havera La mente Ingrata.“

Alle Informationen, umfangreiche geschichtliche Anmerkungen, Zitate und Expertisen sowie viele weitere Bilder zur Hypnerotomachia Poliphili finden sich auf der Webseite des Auktionshauses. Dort sind auch alle weiterführenden Kenntnisse zur tieferen Provenienz (Stempel, Signets etc.), zum Status der Verarbeitung und zum Weg des Buches durch die Hände der Sammler verzeichnet.

(Maria Bogdanovich)

So, 15.10.2023

16.11.: Kerem Saltuks Film wird im "Babylon" gezeigt.

Werner-Klemke-Film im „Babylon“

Werner Klemke (1917–1994), hochverehrter Künstler, Held und Pirckheimer-Gründungsmitglied, war ein waschechter Weißenseer. Der Videograf Kerem Saltuk, der ebenfalls in Berlin-Weißensee zuhause ist, hat dem Maler, Grafiker und Illustrator, dessen Arbeit Legende wurde und blieb, einen 71-minütigem Film gewidmet, in dem der Lebensweg dieses Ausnahmemenschen nachvollzogen wird samt O-Tönen von Angehörigen, Wegbegleitern und Zeitgenossen und der zu einem würdigen und schönen Erfolg geworden ist. Er wird im Rahmen der Berliner Märchentage noch einmal im Kino „Babylon“ (Rosa-Luxemburg-Straße 30, 10178 Berlin) gezeigt – und zwar am 16. November um 20 Uhr. Der Eintritt für die Vorführung kostet 8 Euro ... der Film ist mit einer FSK von neun Jahren freigegeben. Alle Informationen dazu gibt es auf der Webseite der Berliner Märchentage.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 14.10.2023

"Geschichte des deutschen Buchhandels", Band 5/2.
Christoph Links, Carsten Wurm. | © Robert Grieger

„Die DDR ein Leseland?“: 45 Jahre Geschichte des dt. Buchhandels zwischen Ostsee und Thüringen

Am 12. Oktober 2023 fand im Kleinen Säulensaal der Berliner Stadtbibliothek eine tolle Buchpräsentation einer Neuerscheinung in Bezug auf die Geschichte des Buchhandels statt. Christoph Links und Carsten Wurm präsentierten den in dieser Woche erschienenen zweiten Teil des fünften Bandes zur Geschichte des deutschen Buchhandels. Nicht nur wurde uns dieser Band präsentiert, sondern auch einiges über dessen Inhalt und Entstehung dargeboten. 

Trotz einer Erkältung konnte uns Christoph Links einen Einblick in dieses umfassende Werk gewähren, welches es eher in die Fachbereiche der Bibliotheken oder anderer Institute schafft als in das private Bücherregal. Auch stellte man sich gern den Fragen der interessierten Zuhörer und gab bereitwillig Auskunft zu diesen. Viele Themen wurden zu einzelnen Kapiteln angesprochen: Monopolstellungen der Verlage, Abwicklung in der Wendezeit, Papierbeschaffung in der DDR, große Auflagen und Preisentwicklung in der damaligen Zeit sind nur einige dieser fraglichen Themen gewesen. So war es ein hochinteressanter Abend, bei dem ich wieder einiges gelernt habe. 

Band 5 der Geschichte des deutschen Buchhandels behandelt in zwei Teilbänden die Zeit der Sowjetischen Besatzungszone (1945–1949) und der DDR (1949–1990). Der erste Teil widmet sich den politischen Ausgangsbedingungen in Ostdeutschland nach dem Ende der NS-Diktatur und den kulturellen Rahmenbedingungen in der Zeit der SED-Herrschaft sowie der Entwicklung der wichtigsten belletristischen Verlage in dem Land. Das waren zum Beispiel Aufbau, Volk und Welt, Insel (Leipzig), Kiepenheuer, Reclam (Leipzig), Eulenspiegel, der Mitteldeutsche Verlag

Teilband 5/2, der eben erschien, schließt an den ersten Teil des dreigliedrigen Werks an, in dem die kulturpolitischen Rahmenbedingen seit der sowjetischen Besatzungszeit und die belletristischen Verlage beschrieben werden. In Überblicksdarstellungen und Porträts werden die Kinder- und Jugendbuchverlage, die Kunst- und Theaterverlage, die Musik-, die Sach- und Fachbuchverlage, die Wissenschaftsverlage, die Lexikonverlage sowie die Partei- und Kirchenverlage vorgestellt, darunter der Kinderbuchverlag Berlin und Neues Leben, Henschel, E. A. Seemann und der Verlag der Kunst, C. F. Peters, Urania-Verlag, Akademie-Verlag und Hermann Böhlaus Nachf., das Bibliographische Institut und F. A. Brockhaus, Buchverlag Der Morgen, Dietz Verlag und Union Verlag sowie, als kirchliche Editionshäuser, die Evangelische Verlagsanstalt und St. Benno.

(Robert Grieger)

Der 24. Oktober 2023 ist der "Tag der Bibliotheken".

Tag der Bibliotheken am 24.10.2023

Am 24. Oktober wird deutschlandweit der Tag der Bibliotheken gefeiert! Viele Bibliotheken in ganz Deutschland sind mit besonderen Aktionen dabei, sie veranstalten Lesungen, Diskussionsrunden, Robotik-Workshops, Bastelaktionen oder geben einen Einblick in ihre Arbeit hinter den Kulissen. Einige Beispiele finden sich auf der Website des Bibliotheksverbands. „Der Tag lenkt alljährlich die Aufmerksamkeit auf die über 9.000 Bibliotheken in Deutschland und macht auf ihr umfangreiches Angebot neugierig. In vielen Bibliotheken wird seit Einführung des Tages der Bibliotheken mit vielfältigen Veranstaltungen auf die verschiedenen Leistungen der Bibliotheken als unverzichtbare Kultur- und Bildungseinrichtungen hingewiesen. Der Deutsche Bibliotheksverband verleiht am Tag der Bibliotheken gemeinsam mit der Telekom Stiftung den Preis Bibliothek des Jahres sowie seit 2020 die Bibliothek des Jahres in kleinen Kommunen und Regionen.“ 24.10.: Ein wichtiges Signal!

(Robert Grieger/Pressemitteilung)

Do, 12.10.2023

Franca Bartholomäi: "Kopf", Holzschnitt, 2023.

Hochdruckgrafik-Kalender 2024

Die Präsentation des brandneuen Original-Hochdruckgrafik-Kalenders 2024 findet am Sonnabend, den 14.10.2023 um 17 Uhr in den Räumen der hochdruckpartner (Lützner Straße 85 in 04177 Leipzig) statt. Bestellte Kalender können ab diesem Zeitpunkt zu den Öffnungszeiten oder nach Absprache abgeholt werden. Die Galerie ist von Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und am Samstag von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Die Künstlergruppe teilt zum Kalender das Folgende mit: „Wünschen Sie eine Zusendung, teilen Sie uns das bitte mit! Im Oktober 2023 wird zum 17. Mal unser originalgrafischer Hochdruck-Kalender erscheinen. Daran wirken mit: Franca Bartholomäi, Johannes Eckardt, Julienne Jattiot, Inez Odijk, Christa Rogger, Franziska Schnürer, Christiane Werner, Deborah Ziller und wir hochdruckpartner – alle Blätter wurden exklusiv für den Kalender gestaltet und gedruckt.“ Der Druck der Auflage (180 Exemplare zzgl. 24 Belege) erfolgte durch die hochdruckpartner an den Kniehebelpressen und der Andruckpresse Grafix in der eigenen Werkstatt. Komplettiert wird der Kalender durch ein originalgrafisches Deckblatt, Monatsblätter hinter den Grafiken sowie ein Infoblatt zu allen Beteiligten sowiet den Titeln und Angaben zur Technik. Alle Drucke sind handsigniert und -nummeriert. Das Format der Grafiken beträgt 36 x 29,7 cm bei einer Gesamtgröße von 45 x 29,7 cm. Der Preis des Kalenders beträgt 220 Euro. Alle Informationen zu Arbeit/Angeboten der Künstlerinnen und Künstler finden sich auf der Webseite der Gruppe.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 10.10.2023

Initiatoren des Buchkunstsalons: Bernhard Hench, Susanne Theumer, Frank Eißner. | © Frank Eißner

20. bis 22.10: 4. Buchkunstsalon im Künstlertreff Aschaffenburg

Das übernächste Wochenende ist ganz augenscheinlich ein begehrter Termin für das Buch und die Buchkunst: Nicht nur die Frankfurter Buchmesse hakt in den Wochenausklang, nein, neben der artbook.berlin (der Pirckheimer-Blog berichtete von der Verlegung der Messe am Kreuzberger Mariannenplatz) findet auch der nunmehr 4. Buchkunstsalon in der Riesengasse 10 (sowie in der fünften Etage der Herstallstraße 20/22) im Künstlertreff des Café Krèm in Aschaffenburg statt. Zunächst erfunden im Jahr 2020, als die allgemeine und grassierende Corona-Wurst große Hallen unbetretbar und Buchmessen absagenotwendig machte, hat sich das kleine, feine, vom Gründungs-Triumvirat Susanne Theumer, Frank Eißner und vom Künstlertreff-Prinzipal Bernhard Hench erfundene Buchkunst-Festival, das sicher die jüngste Mini-Buchmesse in diesen Breiten ist, längst etabliert. Auch in diesem Jahr werden in den Räumen des Cafés und eines großen Etablissements über den Dächern Aschaffenburgs illustre Kunstschaffende erwartet: Andrea Ackermann ist neben den Erfindern des Salons unter anderem dabei, Urte von Maltzahn-Lietz von den augen:faltern, Svato Zapletal, Martin Lang, Tanja Leonhard, Christiane Kleinhempel, Désirée Wickler, die Mitstreiterschaft der edition sonblom und von hochdruckpartner, John Gerard. Musik, Theater gibt es im Beiprogramm: Das Puppenschiff aus Mainaschaff legt an, Dirk und Silke Kilian spielen. Der Salon ist freitags von 16 bis 20, am Samstag von 11 bis 19, am Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet.

(André Schinkel)