Pirckheimer-Blog

Allgemein

Di, 23.04.2024

Am 23. April jedes Jahres ist Welttag des Buches.

23. April: Welttag des Buches 2024

Am 23. April ist es wieder so weit: Deutschlandweit feiern Buchhandlungen, Verlage, Bibliotheken, Schulen und alle Lesebegeisterten am UNESCO-Welttag des Buches ein großes Lesefest. Eine regionale Tradition ist zu einem internationalen Ereignis geworden: 1995 erklärte die UNESCO den 23. April zum Welttag des Buches, dem weltweiten Feiertag für das Lesen, für Bücher und nicht zuletzt die Rechte der Autoren. Die UN-Organisation für Kultur und Bildung hat sich dabei von dem katalanischen Brauch inspirieren lassen, zum Namenstag des Volksheiligen St. Georg Rosen und Bücher zu verschenken. Und über diesen Brauch hinaus hat der 23. April auch aus einem weiteren Grund besondere Bedeutung: Er ist der Todestag von William Shakespeare (1564–1616) und Miguel de Cervantes (1564–1616), zwei der größten Autoren in der zweiten Hälfte des letzten Jahrtausends. Auf der Welttag-Webseite können sich alle Interessierten und Lesebegeisterten über die umfangreichen Aktionen der Welttag-des-Buches-Partner: Stiftung Buchkultur & Leseförderung des Börsenvereins, Stiftung Lesen, cbj-Verlag, Deutsche Post DHL, ZDF und die avj, informieren.

(Robert Grieger/Pressemitteilung)

Bücher und Whisky ... passt das?

Whisky und Buch, passt das zusammen? Eindeutig ja. Dies konnte ich vor einiger Zeit bei den Berliner Pirckheimern bei einem Vortrag zum Thema unter Beweis stellen (der Blog berichtete). Im Sommer 2020 (ausnahmsweise etwas Positives zu Corona-Zeiten) haben sich zwei Verrückte über die sozialen Medien angefreundet: Meine Wenigkeit (Robert Grieger, Pirckheimer, Mitglied des Vorstands der Pirckheimer-Gesellschaft und Herausgeber der Berliner Whisky Depesche) sowie Matthias Hartinger (mittlerweile durch mich auch Pirckheimer-Freund und Chef von Whisky & Talk). Uns vereinte die Leidenschaft für das „Wasser des Lebens“, das Buch und das Sammeln von Büchern zum Thema. Aber wir wollten auch mehr und Gleichgesinnten eine Plattform geben. Somit gründeten wir am Welttag des Buches (23.04.2021) eine Facebook-Gruppe Bücher rund um Whisk(e)y & Co. Mittlerweile mehr als 200 Mitglieder tauschen sich dort über Bücher rund um Whisky und andere Spirituosen und auch Bücher, die irgendwie in diese Richtung zielen, aus. Egal, ob alte Ausgaben, Neuerscheinungen, Bibliophiles und Seltenes, Bücher über Holzarten, Fasshandwerk, Historisches zum Thema Whisky etc. – nichts ist unmöglich und wird präsentiert. Natürlich führten wir auch bereits viele Interviews mit Autoren und Jounalisten aus der Szene oder präsentierten diese online und luden auch zu Diskussionsrunden ein. Daran kann man sehen, was zwei verrückte Pirckheimer mit dem Hang zum guten Tropfen anstellen können. Nun, und diese Verrücktheit treibt uns jetzt schon genau drei Jahre um. Die Aktivitäten der Gruppe kann man unter diesem Link verfolgen und auch sich an unserer Kommunikation beteiligen und mitmischen. Die im Abbildungsteil beigefügten Logos der Berliner Whisky Depesche und unserer FB-Gruppe Whisky und Buch stammen vom Brandenburger Künstler und Autor Jörg Ugowski.

(Robert Grieger)

So, 21.04.2024

"Die schönsten deutschen Bücher 2023" können vom 04.04. bis zum 11.05. in der LBO (Pferdemarkt 15, 26121 Oldenburg) noch begutachtet werden.

LBO: „Schönste deutsche Bücher“

Noch bis zum 11. Mai 2024 werden in der Landesbibliothek Oldenburg Die schönsten deutschen Bücher 2023 gezeigt. Die Stiftung Buchkunst hat die schönsten und innovativsten Bücher des Jahres aus über 600 Einsendungen gekürt. Die 25 ausgewählten Bücher sind „vorbildlich in Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung und zeigen eine große Bandbreite gestalterischer und herstellerischer Möglichkeiten. Die Auswahl berücksichtigt sowohl das leisere, solide gemachte Lesebuch als auch wichtige neue Trends und Strömungen der deutschen Buchproduktion.“ In fünf Kategorien gibt es je fünf Preisträgerbücher, die in der LBO begutachtet werden können. Zu den ausgezeichneten Werken gehören unter anderem Der lange Arm der Stasi von Gabriele Stötzer und Shell Reader mit Installationen von Nina Canell, das den Preis der Stiftung gewann. Die Bücher können von 10 bis 19, samstags von 9 bis 12 Uhr besichtigt werden. Alle weiteren Infos auf der Website der LBO.

(André Schinkel/LBO/Pressemitteilung)

Fr, 19.04.2024

Logo Brandenburgisches Literaturbüro in Potsdam.
Es residiert in der "Villa Quandt" auf dem Potsdamer Pfingstberg. | © by Steffen Prößdorf (CC BY-SA 4.0)
Zur Arbeit des Brandenburger Literaturbüros gehört auch die Herausgabe von Büchern und Hörbüchern.

Vorgestellt: Brandenburgisches Literaturbüro in Potsdam

Wir stellen vor: Das Brandenburgische Literaturbüro. Dieses setzt bei seiner Arbeit folgende Akzente: Organisation und Betreuung von Lesungen und Lesereihen, Popularisierung regionaler Literaturgeschichte in Ausstellungen, Büchern und im Internet sowie Beratung und Auskunft für Literaturinteressierte. Die Mitarbeiter des Brandenburgischen Literaturbüros planen mit Autoren und Schauspielern über 60 Lesungen jährlich, die in Zusammenarbeit mit Bibliotheken, Theatern, Verlagen, Buchhandlungen, Galerien und Museen im Land Brandenburg stattfinden. Besonders die Veranstaltungsreihen in Cottbus/Lübbenau (Lausitzer Lesart), die Premnitzer und Luckenwalder Literaturgespräche sowie die Textlandschaften Zossen-Wünsdorf finden großen Zuspruch.

Seit 2001 organisiert das Brandenburgische Literaturbüro in Potsdam zudem die Veranstaltungen-Reihe Tafelrunde Sanssouci im Schloss Neue Kammern, zu der es prominente Gäste einlädt, um über Grundfragen der Zeit zu diskutieren. Ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit des Büros ist die Popularisierung der regionalen Literaturgeschichte. In Ausstellungen zu Schriftstellern wie Peter Huchel (1903–1981, Günter Eich (1907–1972) oder auch über einzelne Epochen und Themen der Literaturgeschichte, in begleitenden Publikationen über die Literaturgedenkstätten des Landes wird die literarische Tradition der Region thematisiert. Seit Sommer 2006 betreibt das Literaturbüro gemeinsam mit dem Literarischen Colloquium Berlin e. V. (LCB) das Portal Literaturport im Internet, das Informationen zu verschiedenen Aspekten der Literaturgeschichte und literarischen Gegenwart in Berlin und Brandenburg (und darüber hinaus) sowie Veröffentlichungen anbietet.

Das seit Februar 2010 vom in der brandenburgischen Hauptstadt Potsdam ansässigen Literaturbüro betriebene Portal www.zeitstimmen.de versteht sich als Archiv des Alltags für die Region Berlin-Brandenburg. Hier werden – neben literarischen Texten und literaturgeschichtlichen Informationen zu mehr als 3.000 Schriftstellern und deren Beziehung zu Orten in der Groß-Region – auch private Zeugnisse präsentiert: Tagebücher, Erinnerungen, Fotos sowie (in Kooperation mit dem rbb) alle Folgen des Landschleichers (über 1.200 Kurzporträts kleinerer Orte im Land Brandenburg seit 1993). Die Inhalte beziehen sich mittlerweile auf über 2.000 Orte in Brandenburg und Berlin.

Träger des Literaturbüros ist der Verein Brandenburgische Literaturlandschaft e. V. Gemäß seiner Satzung will der Verein das Literaturschaffen im Land Brandenburg in seinen verschiedenen Formen durch vielfältige Aktivitäten unterstützen. Er ist damit ein Förderverein für Literatur, kein Interessenverband von Autorinnen und Autoren ... – alle relevanten Infos gibt es unter diesem Link.

(Robert Grieger)

Mo, 15.04.2024

"How to co-create with nature" im Mai in München.

„Munich Creative Business Week“

Für eine Woche stellt die kreative Szene wieder alles in ihr Schaufenster, was sie hat: Vom 11. bis 19. Mai finden in München an mehr als 100 Orten Events, Workshops, Diskussionen, Vorträge, Filme, Podien, TypeWalks u. v. m. im Rahmen der 13. mcbw statt. Dieses Jahr unter dem Titel How to co-create with nature. Auch die Typographische Gesellschaft München e. V.  bietet drei Veranstaltungen an. Als einer der größten Vereine für Typografie und Gestaltung in Europa sowie Veranstalter für Fort- und Weiterbildung in der Kreativbranche bietet sie einen Workshop, Expertenvortrag und Typewalk an. Zunächst: Unsere Handschrift – unser Ausdruck am 14. Mai von 15 bis 17 Uhr in der Designschule München. Dann: Typewalk – ein typografischer Spaziergang durch München am 15. Mai von 16.30 bis 18 Uhr. Und schließlich der Expertenvortrag: Custom Type am 16. Mai von 18.30 bis 20 Uhr in der Designschule München. Anmeldungen sind unter der Webseite der tgm möglich.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 13.04.2024

Patricia F. Blumes neueste Studie "Die Geschichte der Leipziger Buchmesse in der DDR" ist erschienen im März bei De Gruyter Saur und dürfte sich in der Bearbeitung der Materie als Standardwerk erweisen.

Die Geschichte der Leipziger Buchmesse in der DDR

Die Geschichte der Leipziger Buchmesse in der DDR – das 772 Seiten fassende Kompendium von Patricia F. Blume könnte ein neues Standardwerk in der Geschichte der geteilten deutschen Kulturpolitik vor der Wiedervereinigung werden. „Literaturtransfer, Buchhandel und Kulturpolitik in deutsch-deutscher Dimension“ lautet denn das Motto auch, das den Untertitel des Bands, der bei De Gruyter Saur im März 2024 gebunden (ISBN 978-3-11131-596-6, für 69,95 Euro) und als E-Book (der Digital-Download ist direkt auf der Webseite des Verlags möglich) an exponierter Stelle erschien. Der Verlag schreibt zur Publikation: „Die Studie fächert erstmals die Entwicklung der Leipziger Buchmesse von 1945 bis 1990 auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand die Messe ihre Rolle im planwirtschaftlichen Literaturbetrieb. Die DDR nutzte sie als Leistungsschau, um Bücher und Kultur vor internationaler Kulisse in Szene zu setzen. Dabei diente das Frankfurter Pendant als Maßstab. Für die Lesenden in der Diktatur bot die Messe einzigartigen Zugang zu westlichen Medieninhalten und war Ort des legendären Messeklaus. (...) Durch die Messe wurde Leipzig zu einem Knotenpunkt des deutsch-deutschen Kulturaustauschs. Die Verlage der Bundesrepublik suchten den Kontakt und wirkten als Schrittmacher des innerdeutschen Literaturtransfers. Mit Blick auf die konfliktreiche Beziehung beider Börsenvereine leisteten sie einen wichtigen Beitrag zur Entspannung zwischen Ost und West. Auf einer breiten Quellenbasis rekonstruiert Patricia F. Blume die Entstehung der Leipziger Buchmesse, ihre Funktionen und ihren Wandel. Dabei verbindet sie Buchhandelsgeschichte mit Wirtschafts-, Alltags-, Kultur- und Rezeptionsgeschichte.“ Das Werk stammt aus berufener Feder: Die Autorin ist promovierte Buch- und Medienwissenschaftlerin und arbeitet an der Unibibliothek Leipzig in diversen Funktionen, neben anderem leitet sie dort den Fachinformationsdienst für Medien- und Kommunikationswissenschaft – und betreut zudem die beiden Rundfunkarchive der Einrichtung. 2020 bis 2023 war sie als Projektkoordinatorin an der halleschen Burg“ tätig. Ihr Buch stellt einen elementaren Beitrag zur Geschichte der Messe dar.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 12.04.2024

3. "artGrafik" in Ahrenshoop vom 09. bis 12.05.2024.

Mai 2024: ArtGrafik Ahrenshoop

Vom 09. bis 12. Mai 2024 findet in Ahrenshoop die artGrafik 2024 des mondänen Ostsee-Ortes in der Strandhalle (Dorfstraße 16b, 18346 Ahrenshoop) statt. Die dritte Messe dieser Art am Schmal-Übergang des Fischlands in den Darß öffnet ihre Pforten Donnerstag bis Sonnabend von 11 bis 18 und am Sonntag des Wochenendes von 11 bis 17 Uhr. Organisiert und realisiert wird die artGrafik wie auch in den Jahren zuvor von Pirckheimer-Freund Henry Günther aus Ribnitz-Damgarten – neben ihm stellen in der Strandhalle direkt hinter den seeseitigen Dünen des Kultbades eine kleine und feine Auswahl Buchkünstlerinnen und Buchkünstler, Grafikerinnen und Grafiker aus: Susann Hoch, Urte von Maltzahn-Lietz und Hans Bote aus Leipzig sind dabei, Linde Kauert und Tina Flau aus Potsdam, Pirckheimer-Freund Rainer Ehrt aus Kleinmachnow, Ute Hausfeld und Katja Lang aus Berlin, Gudrun Illert aus Weimar, Katrin Magens aus Dannenberg im Wendländischen, Britta Matthies aus Hohen Viecheln und Klaus Raasch aus Hamburg. Aus Münster (Westfalen) kommt Josef Kleinheinrich, und den jeweils kürzesten und weitesten Weg haben Hans Götze (Ahrenshoop) und Antje Wichtrey (Granada in Spanien). Das Ostseebad Ahrenshoop, auf einer Landenge zwischen offenem Meer und Bodden gelegen, ist seit jeher ein Ort der Kunst, hier haben bereits im vergangenen Jahrhundert zahlreiche Künstler Station gemacht oder sind geblieben und haben den Platz mir ihrer Arbeit geprägt und ihm ein Denkmal gesetzt. Das Künstlerhaus Lukas in der Nähe des zentralen Strandübergangs beherbergt Monat für Monat Stipendiaten aus allen künstlerischen Sparten aus diversen Ostseeanrainerstaaten. Und mit der artGrafik dürften Henry Günther und das Organisationsbüro eine neue und segensreiche Tradition in der an künstlerischen Traditionen reichen Gemeinde mit ihrem typischen, mondänen Gepräge begründet haben. Willkommen zur 3. Messe für zeitgenössische Druckgrafik, Fotografie, Zeichnung & Künstlerbücher in Ahrenshoop!

(André Schinkel)

Do, 11.04.2024

Bestände im Historischen Archiv und der Bibliothek des Deutschen Technikmuseums. | © DTM Berlin
Impressionen zum HTW-Inventarisierungs-Projekt.

HTW-Studierende inventarisieren Staromat-Schriften in Berlin

Das Historische Archiv und die Bibliothek des Deutschen Technikmuseums in Berlin verwahren in ihren Magazinen verschiedene Archivbestände mit Bezug zur H. Berthold AG. Dies sind neben Unterlagen aus dem Firmenarchiv zu Entwurf und Fertigung verschiedener Schriftschnitte für Blei- und Fotosatz neben vielem anderem die Nachlässe von Günther Gerhard Lange (1921–2008) und Bernd Möllenstädt (1943–2013). Ebenfalls vorhanden sind eine umfangreiche Dia-Sammlung sowie zahlreiche Schriftmusterbücher der Firma Berthold und anderer assoziierter Firmen. 

Bei einer Übernahme von Archivalien und Objekten im Jahr 1995 gelangten zahlreiche Schränke mit Diatype-Mutterscheiben („Muttern“) sowie Handzeichnungen mit Schriftzeichen für den Fotosatz in den Besitz des Museums. Die Nachinventarisierung der roten Kassetten mit den Musterzeichnungen für Diatype-Schriften erfolgte 2023 museumsintern. Im Anschluss konnte nun im Februar 2024 der Bestand mit den blauen Kassetten, welche Entwurfsfolien für das Staromat-Fotosatzgerät enthalten, im Rahmen eines Praxisprojektes mit vier Museologie-Studierenden der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) verzeichnet werden. Arbeitsfotos von beiden Kassettenarten in ihren Schränken sowie die Listen aller Schriften stehen online bereit.

Erste fotomechanische Satztechniken waren bereits in den 1930ern in Japan, der Schweiz und den USA im Einsatz. In den Jahrzehnten nach 1945 erfolgte schließlich nach und nach die Ablösung fast aller kommerziell betriebenen Bleisatztechniken. Vom Ende der 1950er bis in die frühen 1990er Jahre vertrieb die nun Westberliner Firma H. Berthold AG mindestens 14 verschiedene Fotosatz-Geräte. Für diese technischen Innovationen war es seitens der Firma erforderlich, Tausende von Satzschriften für diese Technik vorzubereiten und anzupassen. Für die bekanntesten dieser frühen Fotosatz-Geräte – Diatype und Staromat – wurden unterschiedliche Zeichnungen auf Fotopapier oder Film angefertigt, die als „Original-Handzeichnungen“ bezeichnet wurden. Sie dienten als Vorlagen für spätere Geräte ihrer Satzschriften – bis hin zur digitalen Speicherung von Computer-Fonts. Die Buchstaben-Vorlagen für die Staromat-Schriftstreifen archivierte die H. Berthold AG – auf Film gezeichnet – in blauen Kassetten. Nachdem die H. Berthold AG die Film-Klischee GmbH in Bayern übernommen hatte, vertrieb diese Firma seit der Mitte der 1960er Jahre das Staromat

Es ist schwer, vorherzusehen, welche Interessen zukünftige Generationen von Forschenden, Lehrenden, Kuratorinnen und Kuratoren, Studierenden und Kreativen in Bezug auf vorhandene Sammlungen in Museen haben werden. Eine der wichtigsten Aufgaben von Museen liegt daher darin, Zugänge für alle diese Nutzer zu ermöglichen. Im Rahmen des Praxisprojektes mit der HTW Berlin konnte nun der gesamte Restbestand zum Fotosatz, der neben den sechs Schränken mit blauen Kassetten auch diverse Schränke mit Schriftstreifen-Negativen und Mutterscheiben umfasste, im Depot des Museums grunderfasst werden. In der zweiten Woche lernten die Studierenden das Historische Archiv und die Bibliothek des Technikmuseums kennen. Sie hatten die Aufgabe, zu ausgewählten Schriften zu recherchieren und verschiedene Quellen in den Beständen zu ermitteln. Hierfür wurden die bereits verzeichneten Archivalien und Bestände der Bibliothek mittels Datenbanken durchsucht. Die nur durch eine Liste grob aufgenommenen Auftragstaschen der Abteilung Schriftträgerfertigung standen ebenfalls zur Verfügung und boten den vier Untersuchenden interessante Einblicke in die Arbeitsweise der H. Berthold AG

Insgesamt standen zehn Schriften im Fokus. Acht davon beinhalteten neugezeichnete Buchstaben von Bleisatzlettern, die sowohl ursprünglich von der Firma Berthold als auch von einigen anderen Schriftgießereien gefertigt waren – darunter Schriften der ersten Schriftgestalterinnen der BRD, Ilse Schüle und Gudrun Zapf von Hesse. Zwei Kassetten beinhalten die Reinzeichnungen von neuen Schriften, die Berthold erstmals für den Fotosatz angefertigt hatte. Die Entwürfe dafür stammen von Gestaltern aus Neuseeland sowie der Tschechoslowakei. Im weiteren Verlauf der Woche wurden die Folien aus zwei Schriftkassetten digitalisiert – die der Herkules und die der Fanfare schmal.

Vor einiger Zeit wurden Interviews mit drei ehemaligen Mitarbeitern der H. Berthold AG in Berlin sowie ein längeres Interview mit Alexander Nagel über Berthold Fototype vom Deutschen Technikmuseum gefilmt und im Netz veröffentlicht. Im Rahmen eines von der Senatsverwaltung Berlin und digiS geförderten Digitalisierungsprojektes wird 2024 eine Auswahl von knapp 80 Akten aus der Abteilung Schriftschneiderei der H. Berthold AG mit Korrespondenz, Entwürfen und internem Schriftgut digitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Sie werden sicher einen Beitrag leisten können für Forschungen zu Typografie sowie Design- und Industriegeschichte.

(Dan Reynolds)

Mi, 10.04.2024

Vortrag mit Frido Mann am 13.06.2024 in Augsburg.

Augsburger Zauberberg-Vortrag mit Frido Mann am 13. Juni 2024

Um der Güte und Liebe willen heißt der Vortrag, den Frido Mann am Donnerstag, den 13. Juni 2024 im Rahmen der Augsburger Zauberberg-Vorträge 2024 (Beginn: 19 Uhr) im Rokokosaal der Regierung von Schwaben (Fronhof 10, 86152 Augsburg) hält. Mann ist Psychologe und seit 1981 auch als Schriftsteller in die Öffentlichkeit getreten – nach eigener Aussage traf ihn der „gefährliche Keim der literarischen Ambitionen“ spät, aber (im Angesicht der Familie, aus der er stammt, wohl kein Wunder) unausweichlich. Und: Er ist zudem selbst zur literarischen Gestalt geworden, in dem er als erklärter Lieblingsenkel des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann (1875–1955) in dessen Roman Doktor Faustus (1947) in der Gestalt des „Nepomuk Schneidewein“ („Echo“) ein Denkmal gesetzt bekam. Der Eintritt für den Vortrag, der von der Zauberberg-Stiftung in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Neuere deutsche Literatur der Universität Augsburg und der Augsburger Universitätsbibliothek initiiert und realisiert wird, ist frei – die Veranstaltung wird musikalisch umrahmt. Ausgehend und Bezug nehmend auf das 1924 erschienene Jahrhundertwerk Manns, den Romankoloss Der Zauberberg, findet die Reihe seit 2012 statt und ist den Veranstaltern mit der Einladung Frido Manns in diesem Jahr ein ganz besonderer Coup gelungen. Der Titel seines Vortrag zitiert denn eine überaus elementare Stelle aus dem Buch: „Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.“ Frido Mann, der Musik, Theologie und Psychologie studierte, im klinischen wie akademischen Bereich tätig war und dessen Werk als Autor sich u. a. mit dem Leben seiner Urgroßmutter befasst, dürfte mithin als eine der letzten allseitig gebildeten Gestalten der Gegenwart gelten. Im Anschluss an den Vortrag besteht die Gelegenheit, in einen Austausch zu treten. Alle Informationen dazu finden sich unter diesem Link.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 09.04.2024

Die "Bücherkinder" in Brandenburg an der Havel. Die Gruppe wird von den Pirckheimern unterstützt, ihr Mentor ist der Pirckheimer-Freund Armin Schubert.
Die "Bücherkinder" publizierten mehrere Bücher. Sie sind zahlreichen Künstlern und Werken gewidmet.
Auch Olaf Scholz schätzt die Arbeit der Domschüler.
Der "Phönix von Aschersleben" von Sven Großkreutz.
Der "Letzte Tanz" von Altmeister Karl-Georg Hirsch.
Claudia Berg: "Haus bei Burano". Die Meisterin der Kaltnadel wurde u. a. mit dem Meid-Preis geehrt.

Blatt für Blatt: „Bücherkinder“ und die „Edition Pirckheimer“

Die Gesellschaft trägt die Lust auf Buchkunst ins Land. Ein Blick auf zwei ihrer Initiativen

Ein hehres Anliegen besitzt zuweilen einen etwas drögen Sound. In der Satzung der Pirckheimer-Gesellschaft heißt es denn auch sachlich: „Der Verein hat den Zweck, das Sammeln von schönen und wertvollen Büchern, von Grafik und Exlibris zu fördern und zu unterstützen, Kenntnisse über Geschichte und Gegenwart des Buches zu verbreiten, Mitglieder und Öffentlichkeit mit Werken der Buchkunst und Grafik vertraut zu machen, zur Entwicklung der grafischen Künste beizutragen und das Exlibris zu pflegen.“ Das klingt nach mächtig viel bibliothekarischer Emphase, ist vielleicht auch der Reeducation-Stimmung der 1950er Jahre geschuldet, in der die Gesellschaft gegründet wurde. Was ist schön? Was ist wertvoll? Welche Werte vermitteln wir? 

Bei solch fluiden Kategorien ist die Bandbreite der Perspektiven groß: Antiquare, Buchhändler, Verleger, Künstler, Drucker, Sammler, Leser gehören zu uns, auch Institutionen wie die Bayerische Staatsbibliothek, das Literaturarchiv Marbach, die Deutsche Nationalbibliothek, die Büchergilde Gutenberg bis hin zu Verlagen wie die burgart presse, die Edition Mückenschwarm oder The Bear Press. Buch und Grafik als Kulturgut, Wissensträger, Kunstobjekt, Geschichtsquelle, Unterhaltungsmedium sind unser Thema, sich widerspiegelnd in den Marginalien, unserer Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie, in Jahresgaben, Grafikeditionen und Buchförderungen. Aber wir wären nicht solch eine lebendige, 600 Mitglieder umfassende bibliophile Gesellschaft in Deutschland, wenn wir das so trocken handhaben würden, wie es klingen mag. Zwei Initiativen unserer Gesellschaft, die Bücherkinder und die Edition Pirckheimer, sollen dafür Beispiel sein. 

Wie bekommen wir Kinder zum Lesen und Erwachsene zum Sammeln? An diesen beiden Herausforderungen arbeiten wir verstärkt seit einigen Jahren. Der Kunstpädagoge Armin Schubert, seit Jahrzehnten Pirckheimer, ist der Kopf hinter den Bücherkindern Brandenburg. Seine Idee: Kinder beschäftigen sich ein Jahr lang mit einem Thema und machen am Ende ein eigenes Buch. In der kreativen Auseinandersetzung mit Originaltexten und -illustrationen wächst Verständnis für Literatur, für Geschichten, Bilder. In den Räumen der Evangelischen Grundschule am Dom zu Brandenburg entstehen so Jahr um Jahr Kleinode. Die Kinder recherchieren, diskutieren, zeichnen, dichten, probieren sich in originalgrafischen Drucktechniken von Linolschnitt über Radierung bis Siebdruck. Am Ende mündet es in einer von Sven Märkisch und Dietmar Block in der Galerie Sonnensegel gedruckten und von Henry Günther in der Edition BuchKunstBalance gebundenen kleinen Auflage. So entstanden schon elf Titel, u. a. zu Theodor Hosemann, Christa Wolf, Werner Klemke, Arno Mohr, Jurek Becker, Harald und Robert Metzkes, Egbert Herfurth, Franz Fühmann.

Zum Thema Schriftstellerkindheiten tauchten die Kinder ein in die Erinnerungen von Günter Grass, Franz Fühmann, Christa Wolf und Jurek Becker. Neben den eigenen Illustrationen der Kinder steuerten erstmals auch bekannte Künstler Originalgrafiken zum Buch Die Farben der Kindheit bei: Rainer Ehrt, Katrin Stangl, Sven Großkreutz, Klaus Süß, Moritz Götze. Das jüngste Buch erschien im Dezember 2023 zum Thema Frieden: Pax questuosa. Aktueller denn je, Hommage jeweils an die einzigartige Künstlerin Núria Quevedo und die große Erzählerin Anna Seghers.

Die Pirckheimer unterstützen finanziell, materiell und mit Kontakten, denn oft genug treffen sich die Kinder mit den Künstlern oder mit Personen, die sie kannten. Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier kam zu Besuch, schrieb ihnen auch eine Postkarte für das Buchprojekt über Jurek Beckers Karten an dessen Sohn, was die Kinder zu eigenen Karten anregte; es entstand ein langes Filminterview zwischen Klaus Ensikat und Denis Scheck, das die Kinder mit eigenen Texten zu Ensikat-Bildern flankierten; die amerikanische Leseforscherin Maryanne Wolf wurde auf sie aufmerksam u. v. m. Immer geht es den Kindern dabei um den produktiven Austausch mit dem Vorgefundenen. Und auch Bundeskanzler Olaf Scholz ließ es sich nicht nehmen, sie zu besuchen.

Im Falle unserer Edition Pirckheimer denken wir an eine ältere Zielgruppe. Unserer Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophile Marginalien liegt pro Ausgabe für jedes Mitglied eine Originalgrafik bei. War dies in der Vergangenheit nur in vereinzelten Heften der Fall, so etablierten wir vor sieben Jahren die regelmäßige Beilage mit jeder Ausgabe. Auch ein Grund für unser Mitgliederwachstum. Wir freuen uns, mit den preiswerten Blättern namhafter Künstler wie Max Uhlig, Dieter Goltzsche, ATAK, Volker Pfüller, Ottographic, Strawalde, Frank Eißner, Thomas Ranft, augen:falter, b.a.c.H. und vielen weiteren vor allem jüngeren Lesern den Aufbau einer eigenen Grafiksammlung zu ermöglichen. Trotzdemergibt sich daraus ein paradoxes Problem: Je erfolgreicher die Zeitschrift, je höher ihre Auflage, desto mehr steigen die Kosten und sinkt der Sammlerwert der Grafiken.

Vor einigen Jahren haben wir auf dieses Problem mit der Herausgabe einer exklusiven Edition Pirckheimer geantwortet: einer Grafikmappe in kleiner Auflage, die den Sammlern etwas Besonderes bietet und deren Ertrag dabei hilft, die Finanzierungslücke für qualitätsvolle Grafik-Beilagen der Marginalien auszugleichen. Kuratiert von Jens-Fietje Dwars, u. a. Herausgeber der literarischen Edition Ornament im quartus-Verlag, starteten wir mit sieben A3-Blättern in 35er Auflage von den Künstlern Susanne Theumer, Hans Ticha, Klaus Süß, Moritz Götze, Kay Voigtmann, Strawalde und Baldwin Zettl. Obwohl die Subskribenten jenseits des Auftaktblatts von Zettl die Motive nicht kannten, war die Auflage schnell verkauft, und die Besteller freuten sich alle zwei Monate über ein neues Blatt. Ein schöner Erfolg, der auch auf dem Vertrauen der Käufer fußte. Mit der 2022 lancierten zweiten Mappe der Edition passten wir das Konzept leicht an: Auflage 50 Exemplare, alle sieben Blätter liegen bereits vor. Somit weiß jeder, was ihn erwartet, wenn er die Edition abonniert.

Karl-Georg Hirschs Holzschnitt Letzter Tanz krönt darin eine ganze Reihe oft skurriler Paare des Altmeisters, die weniger harmlos tänzeln, als vielmehr ihre Kräfte messen. Dieter Goltzsche trägt eine kleine Radierung namens Schaukelpferd bei. Max Uhlig gab uns für die Mappe eine radierte Frauenkopf-Studie aus dem Jahr 1978, von der bislang noch keine Auflage gedruckt wurde. Seine Malerkollegin im Geiste, Gerda Lepke, zeichnete in ihrer Algrafie mit bekannt freiem Strich ein geheimnisvolles Paar. Der Grafiker und Maler Gerd Mackensen zeigt mit seiner handkolorierten Radierung Nur Narr! Nur Dichter! einen Nietzsche jenseits verklärender Heroisierung. Als Vertreter nachwachsender Generationen konnten wir Sven Großkreutz gewinnen. Sein rätselhaftes Blatt Phönix aus Aschersleben ist aufwändig in Ätzradierung, Aquatinta, Kaltnadel und Aussprengtechnik gearbeitet. Und Claudia Berg beschließt die Mappe mit einem Blatt aus ihrem jüngsten Venedig-Zyklus: Haus bei Burano ist ein weiteres Zeugnis ihrer atmosphärisch dichten Radierkunst. 

Die Mappe wurde erneut von Silke Steinhagen in Weimar gebunden, ein Beiblatt in Bleisatz von der Pavillon-Presse Weimar gedruckt. Sieben Blätter für 1.600 Euro, die in ihrer Zusammenstellung mit hoher künstlerischer Varianz verzaubern. Wofür beim Kind Interesse geweckt wurde, das kann echte Sammlerleidenschaft im Erwachsenenalter zeitigen. So, hoffen wir, geht der Samen auf.

(Till Schröder, Text ist erstveröffentlicht im Begleitbuch der BuchDruckKunst, Hamburg 2024)

Fr, 05.04.2024

"Schöne Bücher aus Brandenburg" Ausstellung und Präsentation in Potsdam am 20.04., 10 bis 16 Uhr.

Schöne Bücher aus Brandenburg

Willkommen zur 2. Landesausstellung Schöne Bücher aus Brandenburg in Potsdam! Anlässlich des Welttags des Buches 2024 laden die Stadt und ihre Stadt- und Landesbibliothek (Adresse: Bildungsforum, Am Kanal 47, 14467 Potsdam) Buchverlage, verlegende Autorinnen und Autoren sowie Buchkünstlerinnen und -künstler des Landes ein, um am 20. April 2024 von 10 bis 16 Uhr ihre aktuellen Werke auszustellen. Die Ausstellung wird um 10 Uhr eröffnet, der Eintritt ist frei. Buchenthusiasten, Bibliophile und Kunstfreunde sind herzlich in den Großen Saal der Stadt- und Landesbibliothek eingeladen, sich ein Bild vom Ideen- und Facettenreichtum, von der thematischen Vielfalt, vom hohen Anspruch und von der Qualität der Buchkunst der Büchermacherinnen und -macher „von nebenan“ zu verschaffen. „Ab 13.30 Uhr können Sie dabei sein, wenn wir unsere neuesten schönen Auflagen-, Kleinserien- und Unikatbücher vorstellen. Kommen Sie mit uns ins Gespräch, streifen Sie die bereitliegenden Handschuhe über, um in kostbaren Unikaten zu blättern, und verlieben Sie sich vielleicht in das eine Buch, das Sie am Ende mit nach Hause nehmen.“ Ausstellung und Präsentation sind barrierefrei zu erreichen. Ab 13.30 Uhr werden die nachfolgend genannten Bücher vorgestellt: Ungebunden. Ein Buch ungebundener Verbundenheit (122 Euro) von Albrecht Walter (Potsdam); Jugend von Kenneth Anders und Lars Fischer (20 Euro, mit Grafikmappe 300 Euro, bei Aufland Verlag (Croustillier)); Circles mit 17 Risoprints zu Texten von Mary Ruefle (200 Euro) von Constanze Kreiser (Brandenburg a. d. H.); Fabelfauna (280 Euro) von Matthias Gubig (Blankenfelde); Deutschlands Moore (69 Euro) von Michael Succow und Lebrecht Jeschke (Rangsdorf); Gezeichnet, Gustav und Franz Pflugradt. Portrait Vorpommerns und Mecklenburgs in Reiseskizzen der beiden Neffen Caspar David Friedrichs aus der Zeit von 1860 bis 1930 (29 Euro) von Ute Peters-Pásztor und Hans Jörg Rafalski; Joseph von Eichendorff: Aus Dem Leben eines Taugenichts, übertragen in einfache Sprache von Anja Hanisch (14,50 Euro); Der Großinquisitor: Ein bibliophiles Buchprojekt nach Fjodor Michailowitsch Dostojewski (27 und 120 Euro) von Rainer Ehrt (Kleinmachnow), Script – Rudolf Sittner, Hand-Schriften (40 Euro) von Rudolf Sittner (Cottbus); Bertolt Brecht: Die neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts von Steffen Thiemann (Brüssow); Von allem zu wenig (16,90 Euro) von Stephan Velten (Strauss Medien); Lyrikheft 31 (28 Euro) von Ulrike Draesner und Tina Flau (Potsdam); Fontaneske (10 Euro) von Frank Gaudlitz (Fotografien) und Julia Schoch (Texte). Bereits am 19. April lädt um 18 Uhr der Potsdamer Verlag Strauss Medien zur Vorstellung von Von allem zu wenig mit Stephan Veltens Briefen an seine Frau in die Stadt- und Landesbibliothek ein. Es liest ... Jürgen Tarrach!

 

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 04.04.2024

Dieses einzige erhaltene Exemplar des Buches "Jikji" befindet sich in der Bibliothèque Nationale in Paris.
Dem Buch widmet sich eine Schau im Offenbacher Klingspor-Museum vom 28.04. bis zum 30.06.24.

„Im Anfang war ... Jikji.“ Koreas Urknall der Druckgeschichte

Eine bahnbrechende Erfindung der Menschheit hat ihren eigentlichen Ursprung in Korea. Das Buch Jikji ist das älteste mit beweglichen, in Metall gegossenen Schriftzeichen gedruckte Buch. Es entstand 1377, also mehr als fünfzig Jahre vor der Gutenberg-Bibel, in Cheongju in Korea. Das Buch Jikji enthält eine Sammlung buddhistischer Texte. Nur ein einziges Exemplar ist erhalten, es wird in der Bibliothèque Nationale in Paris aufbewahrt. Erst in den letzten Jahren wurde einem Team koreanischer Forschenden gestattet, weiterführende Untersuchungen zur materialen Beschaffenheit des Buchs vorzunehmen. Sie fließen ein in die Ausstellung, die jetzt das Early Printing Museum in Cheongju (Südkorea) erarbeitete und dem Klingspor-Museum zur Präsentation überlässt. 

Das Museum am Entstehungsort von Jikji widmet sich der Erforschung und der Verbreitung des koreanischen Frühdrucks. Mit dem Klingspor-Museum besteht ein lebhafter Austausch seit rund zehn Jahren. Für seine Bedeutung als Museum der Schriftkunst bekannt, gehörte das Haus in Offenbach 2018 zu den Mitbegründern der Assoziation internationaler Druckmuseen (IAPM). 2022 folgte eine Einladung, kostbare Bestände der deutschen und internationalen Druckkunst in einer umfangreichen Ausstellung in Cheongju zu zeigen. Jetzt schätzt sich Offenbach als ein bedeutender Ort der Schrift- und Druckgeschichte wiederum glücklich, das Early Printing Museum zu Gast zu haben und mit ihm eine erlesene Präsentation zur Geschichte des Buches Jikji. Die Ausstellung Im Anfang war ... Jikji. Koreas Urknall der Druckgeschichte, die sich dem im wahrsten Sinne uniquen Buch widmet, ist vom 28. April bis 30. Juni am Main (Herrnstraße 80, 63065 Offenbach) zu sehen.

Gezeigt werden unter anderem neue Faksimiles des Originals und die Technik des koreanischen Schriftzeichen-Gusses. Einen weiteren Schwerpunkt bildet Hanji, das ganz besondere Papier aus der Rinde des Schwarzen Maulbeerbaums, das in Korea auf ganz eigene Weise geschöpft wird. Das vielfältig einsetzbare Papier war mit seiner robusten Festigkeit eine wichtige Voraussetzung für den koreanischen Zeichendruck. Alle weiteren Informationen zur einzigartigen Schau finden sich hier.

(Robert Grieger/Pressemitteilung)

Sa, 30.03.2024

Beim Vortrag – Organisator und Verleger Ralf Plenz.
Podium mit Maren Schönfeld und den Verlegern und Pirckheimern Ralf Plenz sowie Rudolf Angeli (v. l.).
Die "Perlen der Literatur", Band 1 bis 25, verlegt bei Ralf Plenz. Jedes der Bücher in der Reihe hat eine besondere Entdeckungs-Geschichte und erschien im Offset im schönen, gestalteten, edlen Gewand.
Pirckheimer-Freund Rudolf Angeli bei dem Treffen.
Publikationen des Verlages Angeli & Engel am Stand. Bisher erschienen vier Bücher in dem Hamburger Verlag, u. a. von Rainer Ehrt und Klaus Waschk. Die Verleger Rudolf Angeli und Peter Engel zeichnen zudem für den "Hamburger Bothen" verantwortlich. | © für alle Fotografien bei Ralf Plenz bzw. bei DAP

Berührt von schönen Büchern

Am 25. Februar des Jahres veranstaltete der Büchermacher (und Pirckheimer-Freund) Ralf Plenz in Kooperation mit der Hamburger Autorenvereinigung ein Treffen der Pirckheimer-Gesellschaft in Hamburg-Altona. In der Alfred-Schnittke-Akademie (Max-Brauer-Allee 24, 22765 Hamburg) konnten Interessierte sich über die Institutionen informieren, bibliophile Buchausgaben bewundern und erstehen. Dabei ging es auch um die Frage, was der Begriff „bibliophil“ denn eigentlich umfasst.

Den ersten Programmpunkt der Tagung bildete jedoch ein Vortrag von Ralf Plenz über die Umwälzung der Druckbranche, verknüpft mit seinem Werdegang. In den 1960er und 1970er Jahren fand der Wechsel vom Bleisatz zum Offsetdruck statt. Als Gründungsmitglied der Druckwerkstatt Ottensen bot Plenz gemeinsam mit seinen Mitstreitern eine Spezialität an: Zum Gestalten der Druckvorlagen für die Kunden verwendeten sie altes Werkzeug wie zum Beispiel Federn und stellten die Vorlagen handschriftlich her. So hatten sie viele Autoren und Künstler unter ihrer Kundschaft, unter anderem den Lyriker Peter Rühmkorf und den Künstler Albert „Ali“ Schindehütte, der durch die Rixdorfer Drucke berühmt wurde. Die Druckwerkstatt, die heute noch existiert, war ein Erfolgskonzept aus hochwertigen Druckerzeugnissen in Zusammenarbeit mit Kleinstverlagen, dem Verkauf einer Auswahl besonderer Bücher, Umweltschutzpapiererzeugnissen und einem Copyshop.

Plenz berichtete über Details des Druckwesens, zu denen Laien kaum Zugang haben. So erfuhr manch erstaunter Gast, dass digital gedruckte Bücher für Bibliothekare nicht archivfest seien, weil diese keine hundert Jahre hielten. Denn Digitaldruck ist technisch fast immer eine Fotokopie – sie blättert ab, wenn sie beispielsweise geknickt wird. Zudem sind die Buchrücken nicht gerade für die Ewigkeit gemacht und brechen meist, wenn man das Buch weit aufzuklappen versucht. Aus diesem Grund ist die mehr als 25-bändige Reihe Perlen der Literatur von Ralf Plenz (von ihm herausgegeben in seinem Input Verlag) im Offsetverfahren gedruckt und hochwertig ausgestattet.

Für den Nachdruck der historischen Titel fahndet Plenz in Antiquariaten nach sehr alten Ausgaben und stößt manches Mal auf Kuriositäten. Eine ganz besondere ist ein Gedichtband von Christian Morgenstern (1871–1914), datiert auf den Zeitraum 1915–1920, mit gerissenem statt geschnittenem Papier. Die Nachforschungen des Büchermachers ergaben, dass es sich um einen Raubdruck handeln muss, denn in keinem autorisierten Buch (Vorlage: Palma Kunkel, Berlin: Cassirer 1916?) gibt es diese Zusammenstellung aus drei Bänden Morgensterns, zudem noch in einer Ausgabe.

Pirckheimer-Freund Rudolf Angeli vom Angeli & Engel-Verlag bestritt den zweiten Vortrag im Programm. Der Verlag „widmet sich Publikationen zur Kunst mit bibliophilem Anspruch“. Angelis Leidenschaft für das Schachspiel und für Stefan Zweigs Schachnovelle motivierte ihn schließlich, ins Verlagswesen einzusteigen. Eigentlich aus dem Management kommend, gründete er gemeinsam mit dem Autor Peter Engel den „Verlag für paradiesische Bücher“ in Hamburg und eignete sich autodidaktisch das entsprechende Wissen an. Neben den obengenannten Publikationen betreibt er ein Antiquariat. Er ist von Worten fasziniert und bezeichnet seine verlegerische Berufung als „Serendipity“, also eine „zufällige Beobachtung von etwas ursprünglich nicht Gesuchtem, das sich als neue und überraschende Entdeckung erweist“ (... vergleiche dazu den Eintrag bei Wikipedia). Ein Blick auf den liebevoll präsentierten Büchertisch beglaubigt seine Leidenschaft, und man möchte die hochwertigen, großformatigen Bücher gern berühren und aufschlagen. Aktuell erschien die vierte Edition, das Balladenbuch Liebe, Leid & Untergang von Klaus Waschk, das als Buchhandelsausgabe und als Vorzugsausgabe mit einer Original-Grafik des Künstlers erhältlich ist.

Bei so vielen spannenden Vortragsthemen konnte man fast das Anschauen ebenjener Büchertische vergessen. Dabei gab es unter den ausgelegten Leseschätzen viel Schönes zu bewundern, so zum Beispiel der Nachdruck der sehr kurzen Erzählung Die Insel von Stefan Zweig, hochwertig gebunden als schmales Heft mit einer nachgedruckten Grafik von Markus Behmer sowie ergänzt durch das Faksimile des handschriftlichen Manuskripts als Beigabe. Als weitere Besonderheit hat der Verlag Angeli & Engel 2020 den Hamburger Bothen herausgebracht, einen Rundbrief, der mindestens sechsmal im Jahr erscheint, um über einschlägige Veranstaltungen zu informieren und die Kontakte innerhalb der Regionalgruppe Nord der Pirckheimer Gesellschaft zu unterstützen.

In der Alfred-Schnittke-Akademie ging es nach der Mittagspause mit einem Podiumsgespräch weiter. Zunächst sprachen Ralf Plenz und die Verfasserin dieses Artikels über die in Hamburg-Ottensen spielende Trilogie Großstadt-Oasen, zu denen auch zwei Podcast-Folgen kostenlos zu hören sind. Im weiteren Gespräch zu dritt mit Rudolf Angeli ging es zunächst um die Situation der Antiquariate in Deutschland und die Vor- und Nachteile der Online-Portale, mithilfe derer sich Bücherfreunde zwar einfach sowohl seltene Ausgaben beschaffen als auch durch Verkauf gebrauchter Exemplare ihr Bücherregal aufräumen können, die jedoch für die stationären Antiquare eine Existenzbedrohung darstellen. Denn wegen sofortigen Vergleichbarkeit aller Anbieter des gleichen Produkts fallen die Preise. Ehemals kostspielige Raritäten sind heutzutage für wenige Euro erhältlich. Zudem wird die Anzahl der Leser insgesamt drastisch weniger und teilt sich überdies auf in solche, die noch Papierbücher lesen und andere, die digitale Medien wie E-Books bevorzugen. Das sind im Hinblick auf die Gesamtleserschaft immerhin konstant sechs Prozent.

Aus diesem Thema folgte die Frage, was denn eigentlich bibliophil sei. Wikipedia offenbart dazu: „Als Bibliophilie bezeichnet man allgemein das Sammeln von schönen, seltenen oder historisch wertvollen Büchern, meist durch Privatpersonen zum Aufbau einer Privatbibliothek nach bestimmten Sammelkriterien.“ Die drei Diskutanten einigten sich zusätzlich auf die Ausstattung (Haptik, Papierqualität, Bindung, Veredlung, Beigaben wie zum Beispiel Künstlergrafiken und natürlich die besondere Typografie etc.), den Geruch und die persönliche Bedeutung von Büchern für die Leser. Rudolf Angeli empfindet Bücher wie Freunde, was eine berührende Umschreibung und überaus nachvollziehbar für Menschen ist, die sich einmal mit dem Lesen infiziert haben.

Die Pirckheimer-Gesellschaft, die nach dem eigenen Bekunden „Sammler und andere Verrückte“ beheimatet, betreibt auf ihrer Website auch einen umfangreichen, vielfältigen Blog. Zudem wird sie am 05. bis 07. April 2024 im Museum der Arbeit in Hamburg-Barmbek bei der BuchDruckKunst, „unterwegs im Büchermeer“, vertreten sein. Vielleicht kann man dort auch die weiteren Aussteller, die krankheitsbedingt nicht in Altona sein konnten, antreffen und ihre Schätze bewundern.

(Maren Schönfeld, dieser Artikel erschien zuerst am 26.02. im Online-Magazin von „Die Auswärtige Presse e. V.“ und wird hier mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin veröffentlicht.)

Mi, 27.03.2024

Kerem Saltuk, der Regisseur des Klemke-Films. Sein Porträtfilm wird am 12.04.2024 in Dresden gezeigt.

Werner-Klemke-Film in Dresden

Das Deutsche Museum für Animationsfilm lädt zur Dresden-Premiere des Dokumentarfilms Werner Klemke – Ein Weißenseer Künstler von Kerem Saltuk ein. Der 71-minütige Film wird im Rahmen der April-Ausgabe der Animania-Reihe am 12.04.2024 um 19.30 Uhr im Museumskino der Technischen Sammlungen Dresden (Junghansstraße 1 bis 3, 01277 Dresden) gezeigt. Saltuk, der selbst in Weißensee lebt, setzt damit dem einzigartigen Künstler, Helden und Mitbegründer der Pirckheimer-Gesellschaft Werner Klemke (1917–1994) ein Denkmal, geht darin den Spuren seines Lebens und Wirkens anhand von Dokumenten und Interviews nach. Zu Wort kommen dabei neben vielen anderen Stimmen die Töchter Klemkes, die ihrerseits als Künstlerinnen tätig sind. Der Film gibt auch Einblick in Arbeitsweise und Credo dieses in der Tat großartigen Mannes, deren Ideen bis heute in unzähligen Kunstwerken, illustrierten Büchern, Briefmarken, ja, und nicht zuletzt den Ausgaben der Zeitschrift Das Magazin, deren Cover Klemke viele Jahre gestaltete, dokumentiert sind. Dass Werner Klemke, der auch als Hochschullehrer in Berlin-Weißensee tätig war, im Zweiten Weltkrieg 300 holländischen Juden das Leben rettete, wurde erst 2011, lange nach seinem Tod, bekannt: Der Meister hatte darüber zu Lebzeiten nie gesprochen. Seine letzte Ruhestätte auf dem St.-Hedwig-Friedhof seines Heimatstadtteils wird als Ehrengrab der Stadt Berlin geführt. Klemkes Nachlass wird in Offenbach im Klingspor-Museum gepflegt. Der Eintritt für die Vorführung in Dresden kostet 6 (ermäßigt 5) Euro. Karten können beim Besucherservice der Technischen Sammlungen unter der Telefonnummer (0351) 488 72 72 reserviert werden. Ansehen lohnt sich!

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 26.03.2024

Die Bibliothek Seuss (22.000 Bd.e) steht zur Auktion. Seuss hatte unter anderem die Buchgestaltung in der Büchergilde Gutenberg viele Jahre geprägt. Er arbeitete auch für weitere Verlage wie C. H. Beck oder Faber und Faber – und hatte eine Professur in seinem Fachgebiet inne. Er starb im April 2023.

Bibliothek Seuss zur Auktion

Die Privatbibliothek von Professor Juergen Seuss (1935–2023), hochdekorierter Typograph, Autor, Verleger und Realisator unter anderem für die Büchergilde Gutenberg, steht beim Buch- und Kunstauktionshaus Kiefer in Pforzheim zur Auktion. Die 22.000 Bände aus seinem persönlichem Besitz stehen bei einem Schätzpreis von 15.000 Euro unter der Auktionsnummer 133 536 zu Gebot. Neben den Reihen aus den vielen ausgedehnten Sammelgebieten finden sich auch die Hand- und Arbeitsbibliothek Seuss’ in der Offerte ... von befreundeten Autoren signierte Exemplare sowie Autographen in konsumierten/bearbeiteten Bänden und die zahlreichen Belege von Verlagen, für die er arbeitete, und aus seinem eigenen, dem BrennGlas Verlag. In der Offerte heißt es schließlich: „Besichtigt werden kann die Bibliothek in dem langjährigen Wohnhaus von Juergen Seuss in der Nähe von Frankfurt. Umfangreichere Beschreibungen können angefordert werden.“ Alle weiteren Informationen auf der Website des Auktionshauses. Telefonischer Kontakt über: (07231) 9 23 20.

(André Schinkel)