Wozu Literaturzeitschriften heute?

Gleich geht es los: Schwungvoll betritt Denis Scheck die Bühne im Moritzburggraben. | © R. Wege
Gleich geht es los: Schwungvoll betritt Denis Scheck die Bühne im Moritzburggraben. | © R. Wege
Gleich geht es los: Schwungvoll betritt Denis Scheck die Bühne im Moritzburggraben. | © R. Wege
Gleich geht es los: Schwungvoll betritt Denis Scheck die Bühne im Moritzburggraben. | © R. Wege
Man mit Mikrofon auf einer Bühne
Halles Literaturhaus-Chef Alexander Suckel begrüßt die Gäste im Moritzburggraben. | © R. Wege
Personen auf einem Podium diskutieren
Literaturkritiker Denis Scheck (l.) diskutierte mit (v.l.) Matthias Weichelt, Miryam Schellbach, Till Schröder und Jens-Fietje Dwars. | © R. Wege
Denis Scheck (l.) im Gespräch mit Matthias Weichelt, Chefredakteur von "Sinn und Form". | © R. Wege
Denis Scheck (l.) im Gespräch mit Matthias Weichelt, Chefredakteur von "Sinn und Form". | © R. Wege
Einige Gäste suchten direkt im Anschluss an die Diskussion den Kontakt zu den Teilnehmern der Runde.
Einige Gäste suchten direkt im Anschluss an die Diskussion den Kontakt zu den Teilnehmern der Runde. | © R. Wege
 

Tipp

Eine Veranstaltung des Literaturhauses Halle in Kooperation mit der Pirckheimer-Gesellschaft

Literaturkritiker Denis Scheck diskutiert mit den Chefredakteuren von „Sinn und Form“, „Marginalien“, „Edit“ und „Palmbaum“

Die Literaturgeschichte weiß von berühmten Literaturzeitschriften zu berichten: Wieland eröffnete mit dem „Merkur“ deutschlandweite Debatten, Schiller hat mit den „Horen“ die besten Autoren seiner Zeit vereint und das „Athenäum“ der Gebrüder Schlegel war ein Avantgarde-Journal.

Die Literatur der frühen Bundesrepublik wäre nicht denkbar ohne die „Akzente“, die der DDR nicht ohne „Sinn und Form“. Einen festen Platz in der Kultur- und Buchgeschichte der DDR und der heutigen Bundesrepublik haben auch die "Marginalien". In den "Marginalien" werden nicht nur Traditionen bewahrt, sondern auch die aktuelle Bibliophilie sichtbar gemacht und Tendenzen in der Buchkunst aufgespürt - aktuell im 240. Heft. Damit sind die "Marginalien" zwar keine Literaturzeitschrift im engeren Sinne, gehören aber trotzdem in die Aufzählung und stehen damit auch vor den gleichen Herausforderungen, die der Leser und der Markt stellen.

Welche Zukunft hat das Format Literaturzeitschrift? Über diese und andere Fragen diskutieren die Chefredakteure von „Sinn und Form“, „Marginalien“ (Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie), „Edit“ und „Palmbaum“ mit dem Literaturkritiker und Buchliebhaber Denis Scheck am 28. Mai 2021 im Graben der Moritzburg. Beginn ist um 19 Uhr.

Weitere Infos: Literaturhaus Halle

Diskussionsabend mit Literaturkritiker und Buchliebhaber Denis Scheck

Die Freude war Halles Literaturhaus-Chef Alexander Suckel deutlich anzumerken, als er am Abend des 28. Mai rund 80 Gäste im Moritzburggraben in Halle an der Saale begrüßen konnte. Nachdem die vergangenen Monate von digitalen Veranstaltungsformaten geprägt waren, genossen alle Anwesende die in einem Modellprojekt Sachsen-Anhalts ermöglichte Live-Atmosphäre. Das Vergnügen des Auftritts vor Publikum war auch den Teilnehmern der Podiumsdiskussion anzumerken, die sich unter der Moderation von Literaturkritiker Denis Scheck auf die Suche nach Antworten auf die Frage „Wozu Literaturzeitschriften heute?“ begeben hatten. Es diskutierten die Zeitschriften-Chefredakteure Miryam Schellenbach („edit“), Matthias Weichelt, („Sinn und Form“), Jens-Fietje Dwars („Palmbaum“) sowie Till Schröder („Marginalien“ – Zeitschrift für Buchkunst und Bibliophilie). Eingeladen hatte das Literaturhaus Halle in Kooperation mit der Pirckheimer-Gesellschaft.

So verschieden die Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren, so vielfältig waren die Themen, die Denis Scheck mit seinen Fragen in die Runde anschnitt. Allein die Tradition und Entstehungsgeschichte der Zeitschriften zeigt die Breite der Ansätze: der in Thüringen beheimatete „Palmbaum“ mit seiner Anknüpfung an die Fruchtbringende Gesellschaft, die ein Jahr vor dem Dreißigjährigen Krieg ins Leben gerufen worden war; mit „Sinn und Form“, gegründet 1949, herausgegeben von der Akademie der Künste; die „Edit“, seit 1993 in Leipzig herausgegeben und ausgerichtet auf junge, deutschsprachige Prosa, Lyrik, Essayistik sowie die „Marginalien“, die ihren Lesern seit 1956 einen Einblick in die unterschiedlichsten Bereiche der Buchkunst und Bibliophilie aus Geschichte und Gegenwart gibt.

Unter der fachkundigen und doch lockeren Führung von Denis Scheck entspann sich nicht nur ein unterhaltsames Gespräch zwischen dem Moderator und den jeweiligen Gästen, sondern auch der Gäste untereinander. Angefangen vom Selbstverständnis der Chefredaktionen, warum es ihre Zeitschrift geben muss, über den idealen Leser und die schönsten Erlebnisse in der Redaktionsarbeit bis hin zu harten Fakten wie Auflagenhöhe, Finanzierung oder das Verhältnis zu den digitalen Medien.

„Es ist gut, dass eine Vielfalt von Interessen eine Vielfalt von Zeitschriften findet.“ Mit dieser Einschätzung von Jens-Fietje Dwars lässt sich die Diskussion auf eine Gemeinsamkeit bringen, die alle Teilnehmer verbindet und auf welche die Diskutanten trotz aller Unterschiede immer wieder stießen. Zu den wesentlichsten und anhand des spontan gespendeten Beifalls aus dem Publikum vielleicht auch wichtigsten Punkten gehört das Selbstverständnis nicht vordergründig aus ökonomischen Gründen diese Zeitschriften herauszugeben, sondern damit einen wichtigen kulturellen Beitrag zu leisten, indem man neue Literaturformen ausprobiert, junge Künstler fördert, Traditionen bewahrt, Sprache pflegt – auch, wenn dies mitunter nur durch Selbstausbeutung gelingt.

(Ralf Wege)

Friedemann-Bach-Platz 5
Moritzburggraben
06108 Halle (Saale)
Deutschland

Mit
Denis Scheck, Matthias Weichelt, Till Schröder, Miryam Schellbach und Jens-Fietje Dwars

Eine Veranstaltung des Literaturhauses Halle in Kooperation mit der Pirckheimer-Gesellschaft