„Rickmer Rickmers“,  „Koschmar“ und „Faust“

Die "Rickmer Rickmers" war die erste Station des Jahrestreffens 2021. | © R. Wege
Die "Rickmer Rickmers" war die erste Station des Jahrestreffens 2021. | © R. Wege
Nach dem leckeren Buffet war Zeit und Muße, die Präsentation von "Kakoj Koschmar" zu verfolgen. | © R. Wege
Nach dem leckeren Buffet war Zeit und Muße, die Präsentation von "Kakoj Koschmar" zu verfolgen. | © R. Wege
Messeorganisator Klaus Raasch begrüßte die Pirckheimer wurden auf der "BuchDruckKunst". | © R. Wege
Messeorganisator Klaus Raasch begrüßte die Pirckheimer wurden auf der "BuchDruckKunst". | © R. Wege
Viel zu entdecken gab es auf der Messe "BuchDruckKunst", hier am Stand des Künstlers und Pirckheimers Rainer Ehrt. | © R. Wege
Viel zu entdecken gab es auf der Messe "BuchDruckKunst", hier am Stand des Künstlers und Pirckheimers Rainer Ehrt. | © R. Wege
Vor der Lithopresse „Faust“ im Torhaus des Museums der Arbeit in Hamburg (v.l.): Muriel Zoe, Cornelia Manikowsky und Anne von Karstedt mit den Büchern „kleine dinge“ (2021) und „Alles“ (2017), die komplett von der Grafischen Abteilung des Museums der Arbe
Vor der Lithopresse „Faust“ im Torhaus des Museums der Arbeit in Hamburg (v.l.): Muriel Zoe, Cornelia Manikowsky und Anne von Karstedt mit den Büchern „kleine dinge“ (2021) und „Alles“ (2017), die komplett von der Grafischen Abteilung des Museums der Arbeit produziert wurden. | © R. Wege
Containerverladung im Hamburger Hafen | © R. Wege
Containerverladung im Hamburger Hafen | © R. Wege
Blick in die Messehalle der "BuchDruckKunst". | © R. Wege
Blick in die Messehalle der "BuchDruckKunst". | © R. Wege
Illustratorin Julia Penndorf und Vorsitzender Ralph Aepler mit der Erzählung von Ingo Schulze "Kakoj Koschmar", erschienen in der Reihe "Friedenauer Presse". | © R. Wege
Illustratorin Julia Penndorf und Vorsitzender Ralph Aepler mit der Erzählung von Ingo Schulze "Kakoj Koschmar", erschienen in der Reihe "Friedenauer Presse". | © R. Wege
Zu Beginn der Mitgliederversammlung dankte Till Schröder im Namen der Pirckheimer den beiden Organisatoren des Treffens Rudolf Angeli und Ralph Aepler.  | © R. Wege
Zu Beginn der Mitgliederversammlung dankte Till Schröder im Namen der Pirckheimer den beiden Organisatoren des Treffens Rudolf Angeli und Ralph Aepler. | © R. Wege
Die Hamburger Speicherstadt war auch bei den Pirckheimer ein beliebtes Fotomotiv. | © R. Wege
Die Hamburger Speicherstadt war auch bei den Pirckheimer ein beliebtes Fotomotiv. | © R. Wege
Illustratorin Julia Penndorf und Vorsitzender Ralph Aepler präsentieren den Pirckheimer "Kakoj Koschmar". | © R. Wege
Illustratorin Julia Penndorf und Vorsitzender Ralph Aepler präsentieren den Pirckheimer "Kakoj Koschmar". | © R. Wege
Elke Rehder, "Ich möchte ein Leuchtturm sein", Radierung, Aufl. 75 Expl. + 7 e.a., Abb.: A. Doering
 
Jahrestreffen 2021 in Hamburg: Einen maritimen Auftakt nach Maß erlebten die Mitglieder und Freunde der Pirckheimer-Gesellschaft, als sie sich am Freitag, 24. September, auf der „Rickmer Rickmers“ zum Festessen einfanden. Ganz so wie es sich gehört, wenn man sein Jahrestreffen in der Freien und Hansestadt Hamburg veranstaltet. Direkt an den Landungsbrücken verankert, bot das Schiff als ursprünglich 1896 gebauter Frachtensegler nicht nur die passende äußerliche Kulisse, sondern im Inneren dank des integrierten Museums auch einen Einblick in den rauen Seemannsalltag vergangener Zeiten.

Vorzugsausgabe von "Kakoj Koschmar" vorgestellt

Nicht in die Vergangenheit, sondern in die Gegenwart führten im Anschluss an das Buffet die Illustratorin Julia Penndorf und Vorstandsvorsitzender Ralph Aepler die Pirckheimer mit dem Buch »Kakoj Koschmar«. Die Erzählung von Ingo Schulze ist mit Unterstützung der Pirckheimer-Gesellschaft vor kurzem in der Reihe „Friedenauer Presse Drucke“ erschienen, einem Imprint des Verlags Matthes & Seitz. Für die Präsentation der Vorzugsausgabe von 150 Exemplaren mit einer Originalgrafik war geplant, dass an diesem Abend Ingo Schulze daraus liest. Leider musste der Autor kurzfristig absagen. Also wurde improvisiert, und Ralph Aepler erzählte, wie die Idee für dieses Buchprojekt entstand. Julia Penndorf an seiner Seite gab den Zuhörern einen kleinen Einblick in ihre Arbeitswelt und die Verbindung zwischen Text und der Stempeltechnik als die von ihr ausgewählte Illustrationsvariante für »Kakoj Koschmar«.

Charterfahrt auf der Elbe

Am nächsten Morgen begegnete den Pirckheimern erneut die „Rickmer Rickmers“, als sie diese während der Charterfahrt auf der Elbe passierten. Die Fahrt mit der Fahrgastbarkasse „Anita Ehlers“ führte durch die Speicherstadt, vorbei an der Elbphilharmonie, entlang der Landungsbrücken, durch den Industriehafen und die älteste Stromsperrschleuse „Rugenberger Schleuse“ zurück zum Liegeplatz. Humorvoll versorgte Bootsführer Malte zwei Stunden lang die Pirckheimer mit einer Fülle an Informationen. Sei es zum Störtebeker-Denkmal in der HafenCity, der „Elbe“ als einzig erhaltenem dampfbetriebenen Flusseisbrecher Deutschlands, der „Branddirektor Westphal“, eines der modernsten Löschboote Europas, das­­ bis zu 120.000 Liter Wasser pro Minute pumpen und bis zu 180 Meter weit spritzen kann. Die Tour ließ vor allem im Containerhafen die Verflechtungen einer globalen Wirtschaft erahnen und klammerte auch die Gegensätze der heutigen Welt nicht aus. Beispielsweise, wenn ein Containerschiff, voll beladen mit Schrott, der aufgrund hoher Umweltstandards nicht in Europa entsorgt werden darf, sondern in Richtung Afrika „verschwindet“, in Sichtweite zum Luxus-Kreuzfahrtschiff „AIDAmare“ liegt, das mit buntem Kussmund am Bug bis zu 2.194 Passagiere in die Ferne schippert.

"BuchDruckKunst" mit vielen Bekannten

Nach einem Blick in die Welt der globalen Wirtschaft warfen die Pirckheimer einen Blick in die Welt der Bücher und der Grafik. Der Nachmittag stand ganz im Zeichen der Messe „BuchDruckKunst“ im Museum der Arbeit in Hamburg-Barmbek. Begrüßt wurden die Pirckheimer dort von Messeorganisator, Vereinsmitglied und Aussteller Klaus Raasch. 56 Buchschaffende stellten, wie es der Veranstalter treffend beschreibt, „Schönes & Schräges, Traditionelles & Experimentelles, Erschwingliches & Exklusives auf Papier“ aus. Zusätzlich zeigten die Meister der Einbandkunst neue Werke, die Büchergilde Hamburg war mit dem ARTclub vor Ort ebenso wie die despalles éditions (Paris/Mainz). Natan und Catharina Sonn Kaaren von nightcloudpaper aus Italien zeigten außergewöhnliche, handgeschöpfte Papiere.

Dass sich Sammler und andere Verrückte in diesem Umfeld wohlfühlen, steht außer Frage. Sie führten nicht nur viele Gespräche, erneuerten alte Bekanntschaften und knüpften neue, sondern erwarben auch dieses oder jenes Stück für die eigene Sammlung.

Zu den Ausstellern gehörten auch etliche Pirckheimer und Künstler, die zumindest den Teilnehmern der Jahrestreffen wohl bekannt sind. Beispielhaft genannt seien hier Christa Schwarztrauber (Handsatzwerkstatt Fliegenkopf), die eine Station des Jahrestreffens 2016 in München gewesen war, Rainer Ehrt (Edition Ehrt), der für das Treffen in Potsdam 2017 die Grafik sowie die Speisekarte gestaltete, Hanif Lehmann (Widukind-Presse), der 2018 für die Jahrestagung in Frankfurt/Oder die Grafik schuf. Nicht zu vergessen das Künstlerkollektiv „Augenfalter“, dem auch Julia Penndorf angehört, die in diesem Jahr die bereits erwähnte Erzählung „Kakoj Koschmar“ illustriert und die Vorzugsaugabe für die Pirckheimer mit einer Originalgrafik ausgestattet hat.

In diese Reihe gehört auch die Künstlerin Elke Rehder aus Barsbüttel. Sie schuf als Grafik für das Jahrestreffen 2021 für die Pirckheimer sowie zu Ehren des Hamburger Schriftstellers Wolfgang Borchert anlässlich dessen 100. Geburtstages eine Radierung zu seinem Gedicht „Ich möchte Leuchtturm sein.“ Bei der Radierung handelt es sich um eine Strichätzung mit Aquatinta. In die mit Asphaltlack versiegelte Zinkplatte habe sie mit verschiedenen Radiernadeln auf der Oberfläche seitenverkehrt das Motiv gezeichnet, beschreibt Elke Rehder ihre Arbeitsweise im 6. "Hamburger Bothen", dem Newsletter der Regionalgruppe Nord der Pirckheimer. Jeder Druck einer Auflage falle durch die manuelle Bearbeitung etwas anders aus. Dieser Unikatcharakter ist das Besondere an Radierungen. Rehder: "Die Möglichkeit des kontrollierten Experimentierens sowie die Kombination verschiedenartigster Techniken, um zu dem gewünschten Bildausdruck zu gelangen, machen für mich die immer neue Faszination des Radierens aus." Eine wunderbare grafische Erinnerung an das Treffen in Hamburg.

 "Faust" mit "kleinen dingen" verabschiedet

Als ein zweiter Aspekt traf in den Museumswerkstätten die Vorführungen historischer Technik wie der Guss von Bleilettern, der Druck mit Andruckpresse, Boston-Tiegel oder Steinpresse genau den Geschmack der Pirckheimer. Und auch hier begegneten sie der „Rickmer Rickmers“, konnte doch das Motiv des Seglers, als Grafik gedruckt auf einer Korrex-Andruckpresse, mit nach Hause genommen werden.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge verfolgte manch Pirckheimer die Vorführung auf der Schnellpresse „Faust“ im Torhaus. Mit lachendem Auge, weil es ein Erlebnis war, die Presse in Aktion zu sehen. Mit einem weinenden Auge, weil die Presse nach dem Wochenende abgebaut und eingelagert werden soll. Der Grund seien Sanierungsarbeiten des Gebäudes, erzählte Werkstattleiterin Anne von Karstedt. Das sei Anlass gewesen, noch einmal ein Buchprojekt zu starten, bei dem die gesamte Herstellung von der Grafischen Abteilung des Museums der Arbeit realisiert wird. Entstanden ist das Buch „kleine dinge“, das an den Messetagen im Rahmen von Lesungen der Autorin Cornelia Manikowsky präsentiert wurde. Die Illustrationen für Innenteil und Umschlag, die Muriel Zoe schuf, wurden als zweifarbige Lithografien auf der „Faust“ gedruckt. Der Buchdruck erfolgte auf einem Heidelberger Tiegel und Zylinderautomaten, die Fadenheftung in der Buchbinderei des Museums. So erwies sich das Museum der Arbeit zu Recht als „lebendiges Museum“.

Bücherkinder und "Vor&NachBilder"

Der Sonnabend klang bei einem gemeinsamen Essen im Tagungshotel aus. Ursprünglich war geplant, an diesem Abend den Verlag „Angeli & Engel“ mit seinem Erstlingswerk „Vor&NachBilder“ vorzustellen. Leider musste Autor Klaus Waschk absagen. Daher wurde erneut improvisiert und der Veranstaltungspunkt auf den Sonntag an den Anfang der Mitgliederversammlung verlegt. Kennzeichnete die Vorstellung des Verlages und die Buchpräsentation durch Rudolf Angeli den Anfang einer hoffentlich langen Reihe bibliophiler Editionen, konnte Armin Schubert in seinem Vortrag über die Arbeit mit den „Bücherkindern Brandenburg“ bereits auf eine gewisse Tradition verweisen. Er ließ abgeschlossene Projekte Revue passieren und warf einen Blick auf das aktuelle Buchvorhaben, „Bücher fallen nicht vom Himmel“, wo sich alles um den Autor Franz Fühmann und den Illustrator Egbert Herfurth dreht.

Zu Beginn der Mitgliederversammlung dankte Till Schröder im Namen der Pirckheimer den beiden Organisatoren des Treffens Rudolf Angeli und Ralph Aepler. Der Applaus der Mitglieder zeigte, dass die Pirckheimer und ihre Freunde mit vielen Eindrücken im Gepäck die Hansestadt nach drei abwechslungsreichen Tagen verlassen.

Mit der Mitgliederversammlung wurde das Treffen 2021 beendet. Nächstes Jahr ist Oldenburg das Ziel für das dann 49. Jahrestreffen. Anvisierter Termin: 23. bis 25. September 2022

Ralf Wege

 

Ingo Schulze: Kakoj Koschmar oдer You Are Welcome. Mit Illustrationen von Julia Penndorf. Berlin: Friedenauer Presse 2021. 24 Seiten, Broschur mit Schutzumschlag. 12 Euro. ISBN 978-3-7518-0617-6. Eine exklusiv für die Pirckheimer produzierte Vorzugsausgabe ist von der Künstlerin und dem Autor signiert und enthält eine zusätzliche Originalgrafik. Für Jahrestreffen-Besucher galt der Sonderpreis von 19,56 Euro. Restexemplare sind für 38 Euro bei der Pirckheimer-Gesellschaft erhältlich. Bestellungen bitte direkt an Ralph Aepler (aepler@pirckheimer-gesellschaft.org).