1971-1980

Der Exlibris-Almanach der Pirckheimer anlässlich des Exlibris-Kongresses in Lugano 1978.
Grafikmappe anlässlich des Jahrestreffens in Berlin 1975. Hier mit Grafik von Arno Mohr.
 
Expansion: In den 1970ern wächst die Gesellschaft schnell. Viele noch bis heute aktive Regionalgruppen gründen sich. Die Zahl der Editionen, Ausstellungen und beliebten Grafikmärkte steigt. Regelmäßige Jahrestreffen etablieren sich. Die Pirckheimer werden gar zur legitimierenden Blaupause für die Gründung eines Bibliophilen-Verbandes in der fernen Sowjetunion.

1971

Am 12. Juni 1971 treffen sich 103 Pirckheimer-Freunde im Leipziger Klub der Intelligenz zur ordentlichen Mitgliederversammlung und damit zur ersten zentralen Zusammenkunft seit 1965. In der lebhaften Diskussion werden nicht nur Erfolge, sondern auch eine gewisse Stagnation angesprochen. Regelmäßige Klubabende gibt es nur in Berlin, Leipzig und Dresden-Radebeul. Geklagt wird darüber, daß von der Arbeit in Leipzig wenig in den Marginalien zu lesen ist. Die Drucke hat die Pirckheimer-Gesellschaft meist von anderen Institutionen wie der Staatsbibliothek und der Hochschule für Graphik und Buchkunst übernommen. Graphische Gaben und drei Mappen zu den Exlibris-Kongressen der F.I.S.A.E. entstanden jedoch in alleiniger Verantwortung der Pirckheimer-Gesellschaft. In den neuen Vorstand werden elf Mitglieder gewählt: Bruno Kaiser, Albert Kapr, Wolfram Körner, Erwin Kohlmann, Ludolf Koven, Horst Kunze, Lothar Lang, Hans Marquardt (Leiter von Philipp Reclam jun.), Fritz Treu, Rudolf Vogel und als Vertreter des Kulturbundes Gerd Haines. Neben einem Vortrag von Horst Kunze stehen eine Buchtombola, die Vorführung eines DEFA-Filmes über Werner Klemke und ein Besuch der iba auf dem Programm. Wichtigster Ertrag ist jedoch das Zusammensein, die Anknüpfung von Kontakten und Freundschaften sowie der Austausch über bibliophile Themen, so daß eine regelmäßige Ausrichtung von Jahrestreffen allgemein gewünscht wird (Marginalien, 1971, H. 44). Um das Zustandekommen dieser Treffen bemüht sich besonders der Stellvertretende Vorsitzende Wolfram Körner, Professor für Chirurgie und Sportmedizin im Regierungskrankenhaus Berlin.
 Auf der iba zeigt die Pirckheimer-Gesellschaft die Sonderausstellung Das Exlibris in der Deutschen Demokratischen Republik, zu der auch ein kleiner, von Lothar Lang herausgegebener Katalog erscheint. Dokumentiert werden Buchzeichen von 48 Graphikern und von zwölf Laienkünstlern. Im Ergebnis eines aus diesem Anlass veranstalteten Wettbewerbs sind 240 Blätter eingegangen, von denen knapp die Hälfte in der Exposition gezeigt wird. Den ersten Preis erhält Elizabeth Shaw (Marginalien, 1971, H. 41). 
Am 12. Mai beginnt die Sächsische Landesbibliothek Dresden gemeinsam mit Dresdner Pirckheimer-Freunden eine Reihe von 40 Vorträgen zu bibliophilen Themen (bis 1990). Helmut Deckert, der Stellvertretende Direktor der Bibliothek, spricht am ersten Abend über die Bibliophilie in Dresden seit der Renaissance. Er wird auch künftig häufig die Veranstaltungen bestimmen (Marginalien, 1971, H. 43; 1991, H. 121). Weiterhin fahren die rund 20 Dresdner Mitglieder zu den Veranstaltungen der seit 1956 bestehenden Ortsgruppe Radebeul (Vorort von Dresden). 
Als Jahresgabe 1971/72 erhalten die Mitglieder die von Lothar Lang zusammengestellte und kommentierte Kleine Holzstichmappe mit Originalen von Karl-Georg Hirsch, Christa Jahr, Werner Klemke, Gerhard Kurt Müller, Heiner Vogel und anderen, hergestellt in der Druckwerkstatt der Hochschule für Graphik und Buchkunst (Marginalien, 1972, H. 46). 
Im Dezember verschickt die Gesellschaft ihr erstes Sammlerverzeichnis mit Angaben von Sammelgebieten. Darin findet sich auch Gerhard Ströch, der umfangreiche Interessen angibt: von Jean Paul und den Romantikern über Stefan George und Rudolf Borchardt, Theodor Däubler und Walter Hasenclever bis zu Samuel Beckett und Arno Schmidt, außerdem illustrierte Ausgaben vom Jugendstil bis zum Dadaismus, Autographen sowie Druckgraphik und Zeichnungen der letzten hundert Jahre. Dahinter verbirgt sich Gerhard Altenbourg, der zwar am Leben der Pirckheimer-Gesellschaft keinen weiteren Anteil nimmt, aber von vielen Sammlern hoch geschätzt wird.

1972

Die Pirckheimer-Gruppe Radebeul unter Federführung von Fritz Treu richtet zusammen mit Lothar Lang (Berlin) im barocken Jagdschloß Moritzburg bei Dresden eine neue Ausstellung Sammlerfreuden ein. Auf zwei Etagen zeigen vom 9. September bis 5. Februar kommenden Jahres Buch- und Graphiksammler aus Dresden und Umgebung sowie aus Berlin und Leipzig ausgewählte Stücke aus ihren Sammlungen. Die Besucher sind beeindruckt durch viele Dresdensia, die Sammlung Wein von Hellmuth Rauner (Radebeul) und die Abteilung Graphik und Plakat, die Bruno Kaiser, Lothar Lang sowie die Graphiker Herbert Sandberg und Heiner Vogel bestückt haben (Marginalien, 1972, H. 47). Im Zusammenhang mit der Ausstellung finden sich am 4. und 5. November über 200 Teilnehmer zum Jahrestreffen der Pirckheimer-Gesellschaft in Dresden ein. Helmut Deckert hält noch einmal seinen Vortrag Zur Geschichte der Bibliophilie in Dresden, und in der Landesbibliothek erwartet die Gäste ein umfangreiches Besichtigungsprogramm (Marginalien, 1972, H. 49) Hellmuth Rauner gestaltet einen Weinabend mit Proben von seltenen sächsischen Reben.

1973

Anfang Mai konstituiert sich in Magdeburg eine Pirckheimer-Gruppe, die aus dem Freundeskreis Bildende Kunst im Kulturbund hervorgeht. Erster und langjähriger Vorsitzender ist der Arzt Joachim Bartels, ein Sammler von neuerer Graphik, besonders aus Litauen (Marginalien, 1974, H. 55 und 56). Auch in Zwickau und seit diesem Jahr in Zittau gibt es kleinere Ortsgruppen, die eine zeitlang Veranstaltungen für Bücherfreunde durchführen (Marginalien, 1972, H. 46, bzw. 1974, H. 53). In Zittau finden Vortragsabende und Ateliergespräche statt, wird im Zusammenwirken mit der Christian-Weise-Bibliothek die regionale Buchszene und -geschichte erkundet und mehrmals ein Graphikmarkt organisiert (Marginalien, 1985, H. 99; 1988, H. 110). In Weimar wird am 22. September auf Einladung der Zentralbibliothek der deutschen Klassik das »Erste Thüringer Treffen« der Pirckheimer-Gesellschaft veranstaltet. Ein Arbeitskreis wird gebildet, den ab 1974 der Schriftsteller Franz Hammer (Vorsitz), Konrad Kratzsch (Stellvertretender Direktor der Zentralbibliothek) und Günter Burgmann leiten (Marginalien, 1973, H. 53 und H. 55).
 Die Magdeburger Gruppe hat sich sogleich mit der Ausrichtung eines Jahrestreffens in ihrer Heimatstadt zu bewähren. Am 3. November reisen wieder über 200 Mitglieder und Angehörige an. Neben einem Festvortrag von Hans Lülfing (Deutsche Staatsbibliothek zu Berlin) über die Magdeburger Buch- und Verlagsgeschichte beeindruckt die Teilnehmer vor allem eine opulente Ausstellung aus Magdeburger Sammlerbesitz mit alten und neuen Magdeburger Drucken, litauischer Druckgraphik und einer umfassenden Dokumentation über die Magdeburger Künstlergruppe »Die Kugel«, hauptsächlich aus den Sammlungen der ortsansässigen Sammler Frithjof Meußling, Fotograf, und Bruno Beye, Graphiker und letztes lebendes Mitglied der »Kugel«. Die Gabe, eine Mappe mit Graphiken von neun Magdeburger Künstlern, ergänzt das Gesehene (Marginalien, 1974, H. 53).

1974

Am 15. Mai nimmt in Rostock eine Ortsgruppe von zunächst 13 Mitgliedern ihre Tätigkeit auf. Sie wird von Johannes Lischke, dem Leiter des Norddeutschen Antiquariats, geführt (Marginalien, 1974, H. 56; 1986, H. 102). Am 22. und 23. Juni treffen sich die Pirckheimer-Freunde zum Jahrestreffen in Thüringen, um die Residenz des kleinen Fürstentums Greiz und seine Kunstsammlungen kennenzulernen. Zweite Veranstaltungsort ist die nahegelegenen Bezirksstadt Gera. Der gewachsenen Bedeutung der Regionen entsprechend, gehören von nun an die Vorsitzenden der größeren Gruppen zum erweiterten Vorstand von seinerzeit 15 Mitgliedern. Zum geschäftsführenden Vorstand werden gewählt: Bruno Kaiser, Wolfram Körner, Horst Kunze und Lothar Lang. Ehrenmitglied der Gesellschaft wird der frühere Direktor des Akademie-Verlages Ludolf Koven, der nach langer Mitarbeit aus Altersgründen den Vorstand verläßt (Marginalien, 1975, H. 57). 
Bibliophile Vereinigungen leiden im allgemeinen an Überalterung. Doch einer Mitgliederbefragung des Sekretariats zufolge weicht die Pirckheimer-Gesellschaft von diesem Generalverdacht Mitte der siebziger Jahre erfreulich ab. Etwa 70 Prozent der Mitglieder sind 1974 weniger als 50 Jahre alt, ein Dutzend wohl sogar unter 30. Ganz exakt heißt es, daß 119 Mitglieder zwischen 31 und 40 Jahre alt sind. Neben vielen Professoren sind auch Lehrer, Buchhändler, Bibliothekare, Werkzeugmacher, Ingenieure, Chemiker in der Gesellschaft vertreten. (Marginalien, 1975, H. 57).
 Am 3. Oktober wird in Moskau die »Allunionsgesellschaft der Bücherfreunde« gegründet, die erste landesweite bibliophile Gesellschaft in der Sowjetunion. Sie gibt die Wochenzeitung Knishnoje Obosrenye (Buchrundschau) heraus. Für diese Gesellschaft und ihr Publikationsorgan dienen die Pirckheimer-Gesellschaft und die Marginalien als Vorbild. Mit dem Verweis auf die Bibliophilie in der DDR gelang es den Initiatoren, die langanhaltende Antipathie der sowjetischen Kulturpolitik gegen das »bürgerliche Relikt« auszuräumen (Marginalien, 1975, H. 58). Frei nach einer bekannten Losung darf resümiert werden: Von den Pirckheimer-Freunden lernen heißt siegen lernen.

1975

Am 5. Februar konstituiert sich in Halle/Saale eine Bezirksgruppe, die von dem Altphilologen Wolfgang Kirsch geführt wird. Er wird assistiert von dem Landwirtschaftswissenschaftler Karl-Diether Gussek, Sammler von agrarwissenschaftlicher Literatur, bald auch von Weinliteratur, und dem Bibliothekar Peter Henning, Sohn des weit über Halle hinaus bekannten Galeristen Eduard Henning (Marginalien, 1975, H. 58). Im Herbst findet sich auch in Karl-Marx-Stadt auf Initiative von Bertram Winde, Professor für Physik an der dortigen Technischen Hochschule, der zum Vorsitzenden gewählt wird, eine Bezirksgruppe zusammen. 
Das Jahrestreffen in Berlin vom 14. bis 16. November erzielt einen neuen Rekord an Teilnehmern: 356 Teilnehmer sind angereist. Höhepunkt des Ereignisses ist der I. Berliner Graphikmarkt, der auf Initiative von Lothar Lang ausgerichtet worden ist. Ein ausschließlich aus Sammlern bestehendes Organisationskomitee unter Leitung von Peter Röske, mit Ekkehard Hellwich, Brunhilde Pritze, Gudrun Schmidt und Robert Wolf, zeichnet verantwortlich. Zeitweilige ist an der Vorbereitung auch der Illustrator Thomas Schleusing beteiligt. Von 788 Blättern aus der Hand von 43 Berliner Künstlern, darunter Theo Balden, Manfred Butzmann, Fritz Cremer, Ruth Knorr, Klaus Magnus, Harald Metzkes, Arno Mohr, Hans Vent, werden 435 Graphiken verkauft. »Schon nach der ersten halben Stunde mußte der Saal im Berliner Club der Kulturschaffenden wegen Überfüllung vorübergehend geschlossen werden.« Auch bei dem Sonderangebot des Zentralen Berliner Antiquariats unter Leitung von Gerhard Beinlich herrscht »lawinenartiger« Andrang. Die Kauffreude ist Ausdruck dafür, daß in den Antiquariaten in dieser Zeit allgemeine Knappheit herrscht, weil die besten Stücke gegen hartes Geld nach dem Westen Deutschlands wandern. Die Festrede hält Jürgen Kuczynski, der über die Zukunft des Buches humorvoll plaudert. Als »Clou« erleben die Mitglieder die Einladung in Wohnungen und Ateliers von profilierten Sammlern und Graphikern, wo ihnen ausgewählte Stücke in privater Atmosphäre vorgeführt werden. Gastgeber sind neben Bruno Kaiser unter anderem der Kunstwissenschaftler und Graphiksammler Werner Timm, der Buchbindermeister Werner G. Kießig, die Graphiker Harald Metzkes und Arno Mohr. Ein »Sonderbus« geht nach Freienbrink zu Lothar Lang (Marginalien, 1976, H. 61).

1976

Anläßlich des Internationalen Exlibris-Kongresses 1976 in Lissabon gibt die Pirckheimer-Gesellschaft den Exlibris-Almanach I heraus (Marginalien, 1976, H. 63 und 64). Mit fünf Folgeheften trägt er zum anhaltenden Interesse am Exlibris unter den Mitgliedern bei.
 Am 29. und 30. Mai veranstalten die Ortsgruppe Radebeul und die Galerie Nord unter der Leitung von Heidrun Plenkers und Werner Wittig den I. Dresdner Graphikmarkt, den 900 Interessenten besuchen. Wie in Berlin ist der Absatz überaus befriedigend. Neben Graphiken älterer Dresdner Künstler stehen die Blätter der Zeitgenossen Claus Weidensdorfer, Herta Günter und Werner Wittig hoch im Kurs (Marginalien, 1985, H. 99). Der 2. Berliner Graphikmarkt wartet mit einer Neuerung auf: Im Club der Kulturschaffenden ist eine Ausstellung Die Technik der Radierung aufgebaut. Die Verantwortliche, Gudrun Schmidt, Kunsthistorikerin und Mitarbeiterin der Akademie der Künste, hat aus diesem Anlass eine instruktive Einführung in das Thema verfaßt, mit der die Pirckheimer-Gesellschaft die Heftreihe Kleine Graphik-Bibliothek eröffnet (Marginalien, 1977, H. 65 und 66). Zwölf weitere Ausstellungen und Hefte widmen sich den Techniken Lithographie, Holzschnitt, Aquarell und anderen Themen rund um die Graphik.
 Auch in Rostock erwartet die Pirckheimer-Freunde anläßlich des Jahrestreffens vom 1. bis 3. Oktober ein Sonderangebot, reichhaltig ausgestattet vom Norddeutschen Antiquariat. Die Inkunabel-Forscherin Ursula Altmann (Berlin) spricht über die Anfänge des Buchdrucks in der Hansestadt (Marginalien, 1977, H. 65).

1977

Das Jahrestreffen findet aus Anlass der iba wieder in Leipzig statt. 337 Mitglieder erleben die Buchkunstausstellung, die im Unterschied zu der provinziell gewordenen Leipziger Buchmesse weltläufiges Flair ausstrahlt. Diesmal hat die Chronistin, Renate Gollmitz, einiges zu monieren: Ein schlecht arrangiertes und bestücktes Buchangebot vom Zentralantiquariat, laute Tanzmusik beim Festabend im Hotel »Astoria«, und auch die Festansprache des Leipziger Stadtrats für Kultur, Rudolf Gehrke, über die Rolle des Buches nach dem IX. Parteitag hat offensichtlich wenig Begeisterung erweckt (Marginalien, 1977, H. 68).
 Am 14. Juni wird in Cottbus eine Bezirksgruppe gegründet, die von dem Wirtschaftler und Sammler der Insel-Bücherei Hans-Jürgen Schramke geführt wird. Die 14 Mitglieder haben ein Durchschnittsalter von 32 bis 33 Jahren (Marginalien, 1977, H. 67 und 68). 
Die Magdeburger Pirckheimer veranstalten am 26. November in der Club-Galerie »Otto-von-Guericke« erfolgreich einen ersten »Kleinen Graphikmarkt«, dem weitere folgen werden (Marginalien, 1978, H. 71).
 Wolfram Körner hält am 7. Dezember in Berlin einen Vortrag Bücherliebe – Bücher der Liebe (Marginalien, 1978, H. 71), den er in den kommenden Jahren innerhalb und außerhalb der Pirckheimer-Gesellschaft vielfach wiederholen muß.

1978

Am 12. April wählt die Berliner Pirckheimer-Gruppe erstmals eine Leitung, die von Willy Unger, Bibliothekar in der Deutschen Staatsbibliothek und Sammler von Undine-Ausgaben und Literatur über Halle/Saale, geführt wird. Bisher wurde sie in Personalunion mit dem Vorsitz der Gesellschaft von Bruno Kaiser geleitet. Dieser bleibt auch weiterhin tonangebend in der Berliner Gruppe (Marginalien, 1978, H. 71). 
Zahlreiche Mitglieder versammeln sich vom 9. bis 11. Juni in Karl-Marx-Stadt, um sich mit den kulturellen Traditionen der während des Krieges stark in Mitleidenschaft gezogenen Industriestadt und der benachbarten Bergbau-Hochburg Freiberg bekannt zu machen. Den Festvortrag zum Thema Inkunabeln und naturwissenschaftlich-technische Zimelien aus den Beständen Freiberger Bibliotheken hält der Rektor der Bergakademie Freiberg, Klaus Strzodka. Eine Ausstellung im Schloßberg-Museum Karl-Marx-Stadt breitet eine Auswahl aus deren Schätzen aus. Andere Ausstellungen machen mit Künstlern um Karl Schmidt-Rottluff, dem bedeutendsten Künstler der Stadt, und mit Graphik zur Literatur bekannt. In Arbeitskreisen diskutieren die Teilnehmer neben den üblichen Themen Exlibris und Graphik auch über das Buch im Zusammenhang mit Natur, Wissenschaft und Technik. Ein eigener Kreis vereint junge Sammler, die sich über ihre Pläne austauschen (Marginalien, 1978, H. 72).

1979

Die Bezirksgruppe Halle veranstaltet ihren I. Graphikmarkt. Nach Querelen mit Funktionären in Dresden nimmt die Radebeuler Gruppe einen neuen Anlauf und organisiert in ihrer Stadt den 1. Radebeuler Graphikmarkt, an dem sich 24 Künstler mit 842 Blättern beteiligen. Die 552 Besucher kaufen 401 Graphiken (Marginalien, 1983, H. 90). Statistisch gesehen, gehen also beinahe vier von fünf Gästen mit einem Blatt nach Hause.
Vom 14. bis 16. Dezember tagen die Pirckheimer in Schwerin, wo ein improvisiertes Programm ablaufen muß, weil das geplante Treffen in Thüringen ausfiel. (Angesichts der schwachen Kräfte von Gastronomie und Hotelwesen grenzt die erfolgreiche Verlegung an ein Wunder.) So treten als Vortragende und Ausstellende vor allem auswärtige Bibliophile auf. Höhepunkt ist der von Klaus Hermsdorff gegebene Überblick über Die Arbeit der Exilverlage während des Faschismus. Trotz intensiver Exilforschung in der DDR stellt das Thema ein Desiderat dar, an dem viele Sammler brennend interessiert sind. Kurt Stein, Leiter der Buchbinderwerkstatt der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig, stellt seine Kunst vor, Karl Ludwig Schober, der bekannte Chirurg aus Halle / Saale, erläutert die Schwerpunkte seiner Graphiksammlung, und die Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek öffnet ihre Pforten. Ein Abstecher führt nach Güstrow zu den Barlach-Gedenkstätten (Marginalien, 1980, H. 79 und H. 82).

1980

Das Jahrestreffen vom 31. Oktober bis 2. November in Halle/Saale steht unter dem Zeichen des 450. Todestages von Willibald Pirckheimer. Zwei Vorträge von Winfried Trillitzsch (Jena) und Horst Kunze erinnern an den Humanisten und Sammler sowie an Künstler in seinem Umkreis. Die Themen von sechs weiteren Vorträgen, die zur selben Stunde gehalten werden, zeigen ein breites Spektrum: die Bibliothek des Vatikan, Hermann Hesse, Graphik der École de Paris, Buchgestaltung und Autographensammeln. Zahlreiche Besichtigungen gelten den halleschen und merseburgischen Bibliotheken, Museen und Archiven (Marginalien, 1981, H. 81). Die Pirckheimer-Gesellschaft erhielt ihren Namen in Abgrenzung zur Maximilian-Gesellschaft, die sich 1912 den Kaiser Maximilian als Patron gewählt hatte. Bruno Kaiser und die anderen Gründer wollten mit der Berufung auf den Bürger-Sammler ein kritisches Zeichen setzen. 
Die Leipziger Gruppe wählt am 29. Januar eine neue Leitung, die von Horst Bunke (Vorsitz), Mitarbeiter der Deutschen Bücherei, und Herbert Kästner (Stellvertretender Vorsitzender), Mathematik-Dozent an der Universität, geführt wird. Danach entwickelt sich die organisierte Bibliophilie in Leipzig zu ungeahnten Höhen. Am 25. September gründet sich unter Beteiligung von Bertram Winde im Plauener Klub der Intelligenz eine Pirckheimer-Gruppe, die unter Leitung von Christoph Anstock die Sammler des Vogtlandes zusammenführt.