Pirckheimer-Blog

So, 16.07.2023

Francisco Ibáñez (1936–2023) ist tot. | © Marta Pérez

Trauer um Francisco Ibáñez

Francisco Ibáñez, der Erfinder so anarchischer Kult-Comics wie Clever & Smart und Tom Tiger & Co., ist tot. Er starb, wie die Agenturen berichten, gestern im Alter von 87 Jahren in seiner Geburts- und Heimatstadt Barcelona. Zunächst auf seriösem Weg, arbeitete Ibáñez bis Ende der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts bei einer Bank. Überrascht vom Erfolg seiner beiden Ermittlerchaoten Clever und Smart, machte Ibáñez das Zeichnen zum Beruf, war für Zeitungen wie La Risa tätig und wurde zu einem der erfolgreichsten Comicautoren weltweit. Ab 1988 produzierte er jährlich sechs Alben bei Ediciones B. Sein Werk wurde wiederholt geehrt: 1994 erhielt er den Gran Premio del Salón Internacional des Cómic de Barcelona, 2002 die Medalla de Oro al mérito en las Bellas Artes.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 15.07.2023

Blick in die virtuelle Josef-Zenzmaier-Ausstellung.
Ein Blatt aus dem Buch "Der Weg zur Großmutter".

Josef Zenzmaiers Druckkunst

Bis zum 15. Oktober ist das druckgrafische Werk Josef Zenzmaiers (1933–2023), mit dem die Neuhauser Kunstmühle von 1997 bis zu seinem Tod zusammenarbeitete, in einer virtuellen Ausstellung zu sehen. Die Betreiber der Kunstmühle, Elisabeth und Nikolaus Topic-Matutin, schreiben dazu: „… durch viele Jahre durften wir das druckgrafische Schaffen von Josef Zenzmaier begleiten: die ersten Arbeiten entstanden 1997, und 2015 konnten wir das Künstlerbuch Der Weg zur Großmutter herausbringen. Danach begannen wir neue Projekte, die aber nicht mehr fertig geworden sind. Um diesen Weg nachvollziehbar zu machen, haben wir für die Lithografien des Künstlers eine virtuelle Ausstellung eingerichtet, zu der Sie mit einem Klick hier gelangen. Das Buch Der Weg zur Großmutter (in der virtuellen Ausstellung können wir es aus technischen Gründen nicht zeigen) ist eine verdichtete Reise in die Kindheit, auf der der Künstler in vollständiger Beherrschung seiner Mittel den Weg des Kindes, das er einmal war, noch einmal geht. Die Farblithografien des Buchs gibt es in geringer Zahl auch als Einzelblätter […]. Wir sind stolz auf diese lange Zusammenarbeit.“ Die einzelnen lithografischen Blätter (insgesamt 11 Motive v. a. aus der Weg-Serie) sind auf der Webseite der Kunstmühle einsehbar, vergleichbar und bestellbar. Josef Zenzmaier, der in Kuchl (Land Salzburg) lebte, war vor allem als Skulpteur und Bildhauer bekanntgeworden. Sein künstlerisches Gesamtwerk wurde wiederholt ausgezeichnet und geehrt. 1983 erhielt er den Wiener Festwochenpreis für Großplastik und 1999 den Karl-Weiser-Preis.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 13.07.2023

Namensgeber Johannes Gutenberg (ca. 1400-1468).
Eines der jüngsten unter den Spector Books: Oskar Negts und Alexander Kluges "Kant-Kommentare".
Spector-Books-Team 'at home'. | © Arthur Zalewski

Leipzig: Gutenberg-Preis für 2023 an Spector Books überreicht

Der renommierte Leipziger Gutenberg-Preis für 2023 musste gar keine lange Reise auf sich nehmen, denn er blieb mit der Vergabe an das Spector-Books-Kollektiv in jener Stadt, die sich an Pleiße und Weißer Elster im Zentrum der nach ihr benannten Tieflandsbucht pulsierend ausbreitet. Dort residiert die Spector Books OHG in der Harkortstraße 10 recht zentral und wurde vielfach als exzellentes Beispiel für die schöne und international zugleich wirksame Publikations-Strategie eines so jungen wie hochambitionierten Editionshauses im Spiegel einer Renaissance Leipzigs als Buchstadt geehrt und gefeiert ... Im aktuellen Programm schlagen 47 prämierte Titel  zu Buche. 

So zeigte sich denn auch bei der Verleihung des Preises am Abend des 20. Juni im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung erfreut, dass die Ehrung einerseits einer ambitionierten Editoren-Gesellung wie dem Team von Spector Books zuerkannt wurde und andererseits diese in der Stadt und weit darüber hinaus als Signet für buchgestalterische Qualität und Kompetenz steht: „Spector Books ist ein Glücksfall für unsere Stadt!“ Und die Dotierung, die sich im Fall des Gutenberg-Preises, der unter anderem bereits an Karl-Georg Hirsch, Eckehard SchumacherGebler oder Judith Schalansky ging, auf stattliche 10.000 Euro beläuft, dürfte gut für die Realisierung („das der Buchstadt zur Ehre gereicht“, wie sich der OB ausdrückte) eines weiteren Projektes von Spector Books angelegt sein.

Die Jurybegründung für die Vergabe der im jährlichen Wechsel mit dem Mainzer Gutenberg-Preis der Gutenberg-Gesellschaft vergebenen Ehrung ist denn auch eindeutig und beruft sich auf die weite und zugleich eindeutige Fassung der Gestaltungsmöglichkeiten, die sich letztlich in einer Art Spector-Credo vereinen, die die Exegese ostdeutscher ‚Archäologien‘ ebenso einbegeift wie indigenes Wissen, neueste fotografische Trends sowie die Denkräume uniquer Geister à la Oskar Negt oder Alexander Kluge und nicht zuletzt auch den Traum von der Mond-Reise: „Mit Spector Books wird ein junger, doch bereits international renommierter und vielfach prämierter Verlag mit dem Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig ausgezeichnet, der das Buch mitsamt seines haptischen, visuellen und inhaltlichen Materials als Erkenntniswerkzeug versteht und mit diesem wie kein anderer die Phänomene und Phantome unserer Gegenwart zu fassen vermag. Zeitgemäßer geht es nicht.“ Geehrt, so heißt es, werden sowohl Output (bisher 800 Werke) als auch Arbeitsweise.

Was da in nur zwei Jahrzehnten entstand, fordert Bewunderung ab. Solange, so die Begründung, „bauen Markus Dreßen, Anne König und Jan Wenzel an einem Publikationskosmos, in dem das Spektrum verlegerischer Praxis und Prozesse stets aufs Neue ausgelotet wird.“ Mittlerweile ist das beachtliche Pensum aber bei weitem nicht allein vom Gründer-Trio zu stemmen, öffnen sich Wege in die verschiedensten Netze und Gewerke, worin sicher eine der plausibelsten Quellen des Erfolges der Verleger liegt – neben der schöpferischen Seite in Autorschaft, Kunst und Gestaltung genießen die ausführenden Zünfte (Lithografie, Druck, Binden) die ihnen gemäße Achtung im Verbund und sucht das Haus gleichsam den Anschluss an die Zukunft und bezieht die Arbeit von Studierenden, Absolventinnen und Absolventen der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB) intensiv ein. Das sei „experimentierfreudig wie inspirierend erfahrbar, was es bedeutet, im Zeitalter vorangeschrittener Digitalisierung und schwindender Ressourcen Bücher zu machen …“ Eine solche Ehrung für Spector Books – eine würdige Wahl auf der Höhe der Zeit.

(André Schinkel)

Mi, 12.07.2023

Kunsthistorikerin Brigitta Milde und Pianistin Juliane Sailer vor der Ausstellung zum Vortrag. | © Elke Lang
In der Ausstellung zum Vortrag: Tagebuchseite von Lothar Lang vom 24.05.1971 mit der Reflektion über ein Gespräch mit Carlfriedrich Claus. | © Elke Lang

Disparate Freunde: Lang · Claus

Aus Anlass des zehnten Todestags von Lothar Lang am 20. Juli fand am 5. Juli im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg als 53. Veranstaltung in der Reihe Aus dem deutschen Kunstarchiv ein Vortrag unter der Überschrift Disparate Freunde: Der Kunsthistoriker Lothar Lang und der Künstlerphilosoph Carlfriedrich Claus statt. Das Nürnberger Archiv beherbergt den schriftlichen Nachlass von Lothar Lang, zu dem die rund 250 Briefe gehören, die er von Carlfriedrich Claus erhielt und von denen eine Reihe in dem Buch Carlfriedrich Claus. Lothar Lang. Der Briefwechsel, herausgegeben 2021 durch Elke Lang im Verlag Faber & Faber in Leipzig, veröffentlicht ist.

Die Kunsthistorikerin Brigitta Milde, die von 1999 bis 2021 als Leiterin des Claus-Archivs in den Kunstsammlungen Chemnitz tätig, hat sowohl den Kunsthistoriker als auch den Künstler persönlich gekannt und geschätzt und aus dem Archivbestand bisher unveröffentlichte Fotos und andere Dokumente herangezogen, um ein interessantes Bild von Leben und Schaffen beider zu bieten. Und die Pianistin Juliane Sailer, die künftige Nachlassverwalterin von Lothar Lang, verstärkte die Eindrücke durch eine Improvisation zu Carlfriedrich Claus’ beidseitiger Zeichnung auf Transparentpapier, Blickworte reflektierende Studie von 1962 und 1963, indem sie unter anderem Schichtungen musikalisch deutlich werden ließ. (Vgl. auch die Würdigung des Werks durch Matthias Zwarg in der Freien Presse Chemnitz vom 17.04.2020: Traum von der Brüderlichkeit.)

Gleichzeitig wurde in drei Vitrinen eine von der Archivleiterin Susanne Brogi gestaltete kleine Ausstellung mit Material aus dem Kunstarchiv zu dem Thema „Claus · Lang“ eröffnet. Diese wird ein Vierteljahr in der Archivabteilung zu sehen sein. Als ein besonderer Gast war Claus Pese mit Ehefrau erschienen. Er war seinerzeit, als das Deutsche Kunstarchiv noch Archiv für Bildende Kunst hießt, dessen Leiter und hatte damals den Vorlassvertrag mit Lothar Lang geschlossen. 

(Elke Lang)

Di, 11.07.2023

Die allerneueste Ausgabe (1/2023) des "Palmbaum".

Jena: Im Zeichen des Palmbaums

Die Reise des Palmbaums anlässlich des 30. Geburtstags der im quartus-Verlag erscheinenden Literaturzeitschrift Thüringens unter der Ägide von Pirckheimer-Freund Jens-Fietje Dwars, der sich auch in der Redaktion der Marginalien und in der Gesellschaft überhaupt diverse Meriten erworben hat, geht weiter. Und gemäß dem Novalis-Wort: „Wo gehen wir denn hin? Immer nach Hause“, kehrt die Zeitschrift ab dem 14. Juli nicht nur an den Ort ihrer Entstehung zurück, sondern findet Obhut im Romantikerhaus der literatur- und geschichtsträchtigen Stadt Jena (Unterm Markt 12a, 07743 Jena). Zu Ehren des 30-jährigen Bestehens des Journals zeigt das ehrwürdige Haus eine umfängliche Kollektion an Ausgaben, vor allem aber auch Originale und Cover, die seit der Übernahme durch Dwars 2005 von einer Vielzahl illustrer Künstlerinnen und Künstler, darunter Baldwin Zettl, Angela Hampel, Ulrike Theusner, Karl-Georg Hirsch, Susanne Theumer und viele andere, geschaffen wurden. Auch kann Einblick in die jüngste Ausgabe genommen werden, dessen Einband von Dieter Goltzsche gestaltet wurde. Es werden Entwürfe und Künstlerbriefe, von Strawalde etwa, Volker Braun und Horst Hussel, zu sehen sein. Auch das Haus selbst, in dem einst Fichte lebte und in dessen Umkreis Klassik wie Romantik blühten, ist einen tiefen Blick wert, kulminierte doch um 1800 das literarische wie philosophische Leben in der seinerzeit ähnlich wie Weimar kleinen und doch gesegneten Stadt. Und auch heute, in der Gegenwart, vereinen sich im Palmbaum, wie es auch in der Einladung des Romantikerhauses heißt, „beste Grafik und Literatur“. Die Vernissage der Ausstellung beginnt am 14. Juli um 19 Uhr, es wird Wein zum Anlass gereicht, und es spielt zur Feier des Tages Jazzposaunist Frieder W. Bergner für die Protagonisten, Freunde und Gäste. Ein Fest für die Literatur und die Kunst. Die Ausstellung ist bis zum 05.11. zu sehen.

(André Schinkel)

Mo, 10.07.2023

Jutta Penndorf, Dr. Roland Krischke. | © Elke Lang
Führung im Garten von Altenbourg. | © Elke Lang

„Gerhard Altenbourgs Garten“

Zur Jahrestagung der Altenbourg-Gesellschaft am 17. und 18. Juni hatten deren Vorsitzende Jutta Penndorf sowie der Direktor des Lindenau-Museums und Vorsitzende der Stiftung Gerhard Altenbourg, Dr. Roland Krischke, in den Interimsstandort des Museums in der Kunstgasse sowie in den Garten Gerhard Altenbourgs in den Braugartenweg eingeladen. Während der Mitgliederversammlung mit rund 30 Anwesenden stellte Jutta Penndorf die von ihr inhaltlich gestaltete und seit Juli freigeschaltete Website der Gesellschaft vor. Diese beinhaltet unter anderem des Künstlers Biografie bis zum Tod der Schwester Anneliese Ströch im Jahr 2013, die Auflistung der Werkverzeichnisse, eine Auswahlbibliografie, die Satzung und die Editionen der Gesellschaft sowie die Veranstaltungen und Publikationen seit Gründung am 11. November 2018. 

Thematisch stand Gerhard Altenbourgs Garten. Gartendenkmalpflegerische Dokumentation und Restaurierungskonzept mit einem öffentlichen Vortrag von Petra Hübinger vom Büro für Gartendenkmalpflege und Landschaftsarchitektur Dr. Jacobs & Hübinger, ansässig in Berlin, auf der Tagesordnung. Dieses Unternehmen wird die behutsame Restaurierung des Gartens unter Berücksichtigung des Aufwuchses seit des Künstlers Tod vornehmen. Bei einer Führung durch den Garten erläuterte die Fachfrau die kommenden Arbeiten. Ein Orgelkonzert von Felix Friedrich an der Trost-Orgel der Schlosskirche rundete die Tagung ab. Die nächste Veranstaltung findet am 27.08. statt, ein Spaziergang mit Grit Martinez, Umwelthistorikerin, durch die Kleingartensiedlung hinter der Spinnbahn, welche von Altenbourg 1956 zeichnerisch dargestellt wurde. 

(Weitere Veranstaltungen im Herbst: 17.09. Ausflug nach Oßmannstedt, 04.10. Künstlergespräch mit Gerda Lepke und Professor Peter Schnürpel, 24.11. Vortrag mit Dr. Sören Fischer.)

(Elke Lang)

So, 09.07.2023

Professor Dr. Hans-Walter Stork, Direktor der EAB in Paderborn. | © Theologische Fakultät Paderborn

Druckfrischer Exlibris-Katalog

Exlibris in den Büchern der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek Paderborn – dieser höchst fundierte Auswahlkatalog erschien, worauf Klaus Rödel im jüngsten FISAE-Newsletter nochmals verweist, anlässlich der Jahrestagung der Deutschen Exlibris Gesellschaft (DEG) im Mai 2023 in Paderborn, bei der die DEG auch beschloss, den Zusatz Forum für Kleingrafik einzuführen: „Bereits 2017 hatte die DEG eine Jahrestagung in Paderborn abgehalten und dabei auch die Erzbischöfliche Akademische Bibliothek besucht, deren Exlibris in einer Kabinettausstellung präsentiert wurden. Einen Katalog gab es damals leider nicht. Umso erfreulicher ist die Veröffentlichung dieses Katalogs, der ein wichtiger Beitrag zur Literatur über das Exlibris ist und hoffentlich viele Freunde finden wird. Hans-Walter Stork hatte ja bereits in seinem hervorragenden Vortrag während des Besuches der Bibliothek der EAB einen Vorgeschmack auf sein fundiertes Wissen im Bereich [des] Exlibris gegeben, und nun ist es für alle zugänglich, die sich diese ausgezeichnet illustrierte Veröffentlichung (Hans-Walter Stork: Exlibris in den Büchern der Erzbischöflichen Akademischen Bibliothek (EAB) Paderborn. Ein Auswahlkatalog. Paderborn 2023. Broschur, 128 Seiten, 25 x 18,5 cm, ISBN 978-3-982523-0-4) anschaffen. Interessenten wenden sich bitte an die Mail info@eab-paderborn.de.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 08.07.2023

Versteigerung beim Sommerfest im Kleist-Museum in Frankfurt an der Oder. Rechts am Mikrofon: Hans-Jürgen Rehfeld, links Adrian Robanus. | © Elke Lang

Sommerfest im Kleist-Museum

Zum Sommerfest des Kleist-Museums, zusammen mit dem Förderkreis des Hauses Ende Juni, das (eingedenk der Corona-Pause) seit 2016 gefeiert wird, waren über 200 Gäste gekommen. Der Einladung durch Anke Pätsch, der Direktorin der Stiftung Kleist-Museum, und Wolfgang de Bruyn, dem Vorstandsvorsitzenden des Förderkreises Kleist-Museum, Frankfurt (Oder) e. V., waren mit dem Museum verbundene Institutionen und Vereine, die Förderer des Hauses (Bund, Land, Stadt) gefolgt sowie auch Gäste aus Frankfurt, Brandenburg und Berlin, die sich gerade zu einem Museumsbesuch im Haus befanden. Das Berliner Swingduo La grande Bouche mit Andreas Sommer und Charles Matuschewski, begleitet von Andreas Doormann aus dem Moka Efti Orchestra, sorgte für eine beschauliche Stimmung. Zum Programm gehörten ein kurze Führung durch die Sonderausstellung mit Adrian Robanus, eine Kinderrallye mit Leon Marziniak und eine Auktion mit Hans-Jürgen Rehfeld, assistiert durch Adrian Robanus auf der Bühne und hinter der Bühne durch die Bibliothekarinnen Grit Wellmer und Daniela Lehmann. Versteigert wurden vor allem Gegenstände, die dem Kleist-Museum gehörten, einige auch dem Förderkreis, etwa Doubletten von Gegenständen, signierte Bücher und ähnliches. Wie Anette Handke, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Frankfurter Kleist-Museum, sagt, wird das dabei eingenommene Geld für Neuerwerbungen für die Bibliothek und Sammlung des Hauses zur Verfügung gestellt. 

(Elke Lang)

Do, 06.07.2023

Matthias Gubig: Plakat "Wir sind das Volk" von 1989.

Vortrag „Plakate aus der DDR“

Zum Vortrag Plakate aus der DDR laden die Magdeburger Pirckheimer am Sonnabend, 8. Juli 2023, um 14 Uhr ins Literaturhaus nach Magdeburg ein. Mit der Treuhänderin der Stiftung Plakat Ost, Dr. Sylke Wunderlich, konnten sie dafür eine ausgewiesene Kennerin der Plakatkunst der DDR als Referentin gewinnen. Sylke Wunderlich wird ihren Vortrag mit Projektionen von Beispielen aus der Stiftungssammlung eingehen, die von allgemeinen politischen Bekundungen über Film- und Theaterankündigungen bis zu Produktwerbungen für Kosmetika, Bekleidungsartikeln und optische Geräte reichen. Ein Schwerpunkt werden die Künstlerplakate sein, die ein wesentlicher und für Bibliophile besonders interessanter Teilbereich sind. Die in der DDR hochentwickelten grafischen Künste hatten hier ein Betätigungsfeld, auf dem ein breites Spektrum von Techniken und Stilen zur Anwendung gebracht wurde. Der Vortrag wird voraussichtlich bis 15.30 Uhr dauern. Die weiteren Informationen auf der Webseite des Hauses. Die Magdeburger Pirckheimer laden herzlich ein!

Vortrag Plakate aus der DDR
mit Dr. Sylke Wunderlich
Sonnabend, 8. Juli 2023, 14 Uhr
Literaturhaus Magdeburg
Thiemstraße 7
39108 Magdeburg

(Ralf Wege)

Mi, 05.07.2023

Unter anderem in München beim Radierverein zu sehen – Meik Brüschs Mischtechnik "Fundamental Forces Seemed to be Play", Radierung, Linolschnitt, Holzschnitt, 50 x 70 cm, 2021 (Detail der Grafik).

München: „Let’s print in Leipzig“

Laura Etz vom Verein für Original-Radierung München e. V. lädt zur nächsten Ausstellung in den Räumen des Radiervereins ein: „Seit fünf Jahren ermöglicht das Museum für Druckkunst in Leipzig jährlich Künstler*innen aus aller Welt für einige Wochen in den Werkstätten des Museums, mit den dort erhaltenen Druckpressen und Maschinen, künstlerisch zu arbeiten. Der Radierverein, als Begegnungsort für Druckgrafik in München, zeigt nun in Kollaboration mit dem Museum eine exklusive Auswahl von Druckgrafiken aus der Sammlung, die in den letzten fünf Jahren anlässlich der Workshops in Leipzig entstanden sind. Darunter sind Werke von Künstler*innen wie Maren Oehling (Leipzig), Ausma Šmite (Lettland) und Meik Brüsch (Dänemark).“ Die Vernissage findet am 13. Juli um 19 Uhr in den Galerieräumen des Vereins (Ludwigstraße 7, 80539 München) statt, bis zum 5. August ist sie von Mittwoch bis Freitag von 15 bis 19 Uhr und am letzten Tag von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Alle Informationen zu Schau und Verein finden sich hier.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 04.07.2023

corn.elius: "sondermarke", Serigrafie auf Karton. | © HSB/corn.elius 2023, Hanneke van der Hoeven
"briefe" – Installationsansicht. | © Christopher Breu

Corn.elius_Gesiebte Briefe_

Hegenbarth trifft Gegenwart: Noch bis zum 20. September würdigt die Hegenbarth-Sammlung Berlin (Laubacher Straße 38, 14197 Berlin) mit corn.elius_gesiebte briefe_ erstmals in einer großen institutionellen Einzelausstellung die seriellen Bildschöpfungen des in Berlin lebenden Serigrafikers Cornelius Brändle. Mit seinem buchkünstlerischen Werk ist er seit 30 Jahren präsent, wofür der Künstler im Mai dieses Jahres mit dem V. O. Stomps Förderpreis der Gutenbergstadt Mainz im Rahmen der Minipressen-Messe ausgezeichnet wurde. Die Ausstellung, die einen umfänglichen Überblick zum Werk Brändles gibt, ist von einem umfangreichen Begleitprogramm flankiert. 

_vom schönsinn der gefundenen form: Einen bislang unbekannten Kosmos bildet das Material, das den Bucheditionen zugrunde liegt, die in steter Metamorphose entwickelten Siebdruckserien. Die Hegenbarth-Sammlung stellt repräsentative Ausschnitte daraus vor, die den schöpferischen Prozess der Formfindung, die Verwandlung vom Fundstück zum Bildzeichen, als Cornelius Brändles Thema fokussieren. Die gesiebten briefe sind eine Einladung zum Mitspielen: Durch den Schönsinn der gefundenen Formen vermitteln sie beim bloßen Betrachten die impliziten sozialen wie intellektuellen Aspekte. In der Reihe Hegenbarth trifft Gegenwart werden darüber hinaus zudem verschiedene Vermittlungsformate bis hin zur seriellen Kunstaktion angeboten.

Seit über zwanzig Jahren sind Alltagsgegenstände, zufällig Gefundenes oder Weggeworfenes, Ausgangspunkt vieler seiner Serigrafien. Als Sammler liest Brändle, der auch als Initiator der Art Book Berlin bekannt wurde, diese Dinge auf, nicht wissend, welchen Sinn er ihnen als Zeichner mit dem Sieb entlockt. Der Zufall verwandelt die Form des Ausgangspunkts im photomechanischen Prozess. Im seriellen Spiel mit der gefundenen Form hat corn.elius sein Markenzeichen gefunden. Die Ausstellung ist immer mittwochs von 12 bis 17 zu besichtigen, gesonderte Termine sind nach Vereinbarung möglich. Am 19. und 20.07. sowie am 23. und 24.08. finden Ferienworkshops in der Sammlung statt, am 20. September ein Künstlergespräch mit Buchpräsentation. Alle Infos dazu finden sich auf der Webseite der Hegenbarth-Sammlung. Willkommen bei Hegenbarth!

(Hegenbarth-Sammlung/André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 03.07.2023

Sven Großkreutz: "Phoenix aus Aschersleben", Öl auf Leinwand, 100 x 150 cm, 2023 – die Ausstellung des Künstlers ist noch bis zum 21.07. in Leuna zu sehen.

Leuna: Phoenix aus Aschersleben

Noch bis zum 21. Juli wird in der Galerie im cCe-Kulturhaus in Leuna die Ausstellung Phönix aus Aschersleben mit Malerei und Grafik von Sven Großkreutz gezeigt. Der gebürtige Luckenwalder wuchs in der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts auf und studierte in Halle und Leipzig bei Gudrun Brüne, Rolf Kuhrt und Ulrich Hachulla. Seit 2004 arbeitet er als freier Maler und Grafiker in Halle. Die Schau zeigt Arbeiten von Großkreutz, die in der Tradition der Neuen Leipziger Schule stehen: Stadtlandschaften, Stillleben und Figuren, einerseits von seiner Kindheit und Jugend in Ostdeutschland, andererseits vom Erlebnis Italiens geprägt. Realität und Fiktion verknüpfen sich im Werk des Künstlers auf je ganz eigene Weise, auch darin die Leipziger Tradition streifend. Auch zur Edition Pirckheimer und zur diesjährigen Jahresgabe der Pirckheimer-Gesellschaft, die im Mitteldeutschen Verlag erschien, trug Großkreutz grafisch bei. Die Galerie in Leuna ist Dienstag und Donnerstag von 11 bis 17, Mittwoch von 11 bis 19 und freitags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. 

(André Schinkel)

Sa, 01.07.2023

Chris Ware: "Paper Life" im Cartoonmuseum Basel.

Chris Ware im Cartoonmuseum

Die in enger Zusammenarbeit mit Chris Ware entwickelte Retrospektive Paper Life zeigt vom 1. Juli bis zum 29. Oktober im Cartoonmuseum Basel (St.-Alban-Vorstadt 28, CH– 4052 Basel) erstmals im deutschsprachigen Raum den ganzen Reichtum des Werks des aktuell bedeutendsten US-amerikanischen Comicautors und -zeichners. Der 1967 in Omaha in Nebraska geborene Künstler veröffentlichte schon sehr früh im Avantgarde-Magazin Raw von Art Spiegelman und Françoise Mouly. In den frühen 1990er Jahren startete er seine ACME-Novelty-Library-Serie, in der er seine wichtigsten Charaktere etablierte. Ware zeichnet mit perfektionistischer Akribie und technischer Präzision, seine Bücher sind erzählerische und formale Gesamtkunstwerke, in denen von der Typografie bis zum Einband alles aus einer Hand kommt. In der Ausstellung wird nachvollziehbar, wie er über suchende Vorskizzen zu seinen durchkomponierten, an Konstruktions-Zeichnungen erinnernden Bildsequenzen gelangt. Besonders eindrücklich ist dabei die aufwendig produzierte Comic-Sammlung Building Stories von 2012, die 14 Bücher in den verschiedensten Formaten und eine ohne vorgegebene Reihenfolge vereint. Neben seinen großen Graphic Novels wie Jimmy Corrigan (2000) und Rusty Brown (2019) arbeitet Chris Ware für die Presse und hat diverse Animationsfilme realisiert. Die Schau zeigt Originale des u. a. 2021 mit dem Grand Prix de la Ville d’Angoulême ausgezeichneten Künstlers, seine Filme sowie Objekte (Modelle, Puppen), die seine Geschichten in der dritten Dimension ergänzen. Das Cartoonmuseum ist von Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 12 (ermäßigt 7) Schweizer Franken. Alle weiteren Informationen zum Künstler, zur Schau und zum umfangreichen Beiprogramm finden sich hier.

(Cartoonmuseum Basel/André Schinkel/Pressemitteilung)

Fr, 30.06.2023

Troisdorfer Bilderbuchpreis 2023 für Sabine Kranz.

Troisdorfer Bilderbuchpreis geht 2023 an Sabine Kranz

Der Troisdorfer Bilderbuchpreis geht 2023 an Sabine Kranz für ihre Illustrationen zu In meinem Rucksack wohnt ein Tiger. Autor des Buchs ist Uwe-Michael Gutzschhahn, es erschien bei Sauerländer/Fischer KJB. Der Troisdorfer Bilderbuchpreis ist der einzige Spezialpreis für künstlerische Bilderbuchgestaltung im deutschsprachigen Raum. Die dreiköpfige Jury entschied einstimmig, Sabine Kranz den ersten Preis des Troisdorfer Bilderbuchpreises zuzuerkennen und vergab zugleich drei weitere Preise. So erhielt Susanne Straßer für Wenn Gott ein Kaninchen wäre (Herder-Verlag) den zweiten Preis. Der dritte Preis wurde an Bernd Mölck-Tassel für Wir Menschen (Verlag Jacoby & Stuart) vergeben. Den Förderpreis erhält schließlich Nina Maria Drangmeister für ihre Illustrationen zu Rilkes Panther. Die unabhängige Kinderjury, die sich aus Drittklässlern Troisdorfer Grundschulen zusammensetzte, wählte als ihren Favoriten das Buch Was macht ihr denn da? von Alexandra Prischedko (Edition Bracklo). Mit „wenigen, immer wiederkehrenden Farben und kolorierten Umrisszeichnungen erschafft Sabine Kranz einen Tiger mit eher katzenähnlichem Äußeren, der angeblich in Bens Rucksack wohnt. Doch sehen wir als Leser*innen den Tiger immer wieder – und zwar außerhalb des Rucksacks …“, so beginnt die verheißungsvolle Begründung der Jury für den ersten Preis, die weiterhin Ästhetik und Phantasie anregende Deutungsoffenheit der Umsetzung durch die Illustratorin lobt und hervorhebt.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 29.06.2023

Whalewatching und Hortensie

Die Neuhauser Kunstmühle im niederösterreichischen Hohenberg bietet zwei zum Teil recht rare Drucke von Günther Nussbaumer an. Die Betreiber Elisabeth und Nikolaus Topic-Matutin schreiben dazu: „… im Winter 1996/1997 besuchte unser Freund, der Maler Günther Nussbaumer, die Azoreninsel São Miguel. Er hatte damals mit dem Winterwetter wenig Glück, es regnete und stürmte. Aber selbst im Winter finden sich auf den Azoren einzelne Hortensienblüten, und so brachte Günther zwei Motive mit, zu denen er dann bei uns Lithografien schuf: Das Blatt Hortensie und, in zwei Farbvarianten, das Blatt Mare Atala. Von der Hortensie (Abb.) sind nur noch die allerletzten Exemplare verfügbar, sodass wir Bestellungen in der Reihenfolge des Einlangens berücksichtigen werden. (…) Mare Atala evoziert einen Besuch in einer verfallenen Walfangstation im Ort Capelas. Mit Booten, wie der Künstler eines darstellt, und die mit 12 Männern am Ruder besetzt waren, gingen die Azoreaner bis ins 20. Jahrhundert auf Walfang. Der gejagte Wal musste mindestens so groß sein wie das Boot, und er wurde vollständig verwertet: vom Schmierfett bis zu den Knochen, aus denen kleine Kunstwerke geschnitzt wurden. Heute hat sich diese Tradition als Whalewatching fortgesetzt ... Alle Informationen zu den Nussbaumer-Blättern und vielen weiteren Angeboten der Neuhauser Kunstmühle finden alle an Grafik Interessierten auf deren Webseite.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 28.06.2023

Das Seestück "Nach dem Sturm 2" von Klaus Raasch.

Bibliophiles des Monats: Die zehn „Seestücke“ von Klaus Raasch

Es ist quasi die Fortsetzung seines Projekts Das Meer. La Mer. The Sea, das eine erste Groß-Serie maritimer Holzschnitte zeitigte: mit seinen Seestücken setzt Klaus Raasch, der renommierte Hamburger Künstler, Drucker und Verleger, mithin Initiator der BuchDruckKunst, die Jahr für Jahr im Frühling Hunderte Grafiker*innen, Buchkünstler*innen, Editierende, Galerien und natürlich und vor allem sich für diese herrlichen Gewerke Interessierenden in die Hansestadt an der Elbe zieht, ein aufregendes Prinzip fort. Letztlich treten der und dem Bibliophilen die Kunstwerke in drei Aggregatzuständen entgegen: als originale Abzüge, Druckstöcke und, für den etwas kleineren Etat, in Form eines, nach Das Meer, zweiten Werkbuchs, verlegt in der Edition Klaus Raasch

Die originalen Seestücke bestehen dabei aus zehn hochformatigen Drucken im Format von 22 x 45 Zentimetern, gedruckt auf Bütten Alt Bern in der Größe von 30 x 53 Zentimeter, und sind in einer handgefertigten Leinenmappe, die mit einem weiteren originalen Holzschnitt bedruckt ist, zusammengefasst. Die Gesamtauflage der Holzschnitte beträgt vierzig nummerierte und signierte Exemplare, davon gibt es die ersten fünfzehn Exemplare nur als komplette Folge. Der Preis für das Gesamt-Bundle der originalen Seestücke mit insgesamt dreizehn Blättern beträgt 1.800 Euro. Einzelblätter gibt der Künstler auf Anfrage ebenfalls ab. Interessant ist dabei Raaschs Arbeitsweise:

Als Grundlage dient Kiefernsperrholz, das vor dem Drucken auseinandergesägt und wie bei einem Puzzle neu angeordnet und kombiniert, ineinandergefügt wird. Die interessante Maserung des Holzes wird dabei bewusst in die Gestaltung einbezogen, das Ergebnis sind äußerst effektvolle und hochgradig farbintensive Produkte. Neben den traditionellen Holzschneide-Werkzeugen kommen auch weniger konventionelle zum Einsatz. In mehreren Druckgängen werden von den Stöcken die Motive abgezogen; von feinster bis zu expressiver Farbgebung ist alles dabei. Die Farben mischt Raasch dafür selbst an, das Drucken in vielen Schichten ermöglicht grazile Farbnuancierung

Als Ausgabe für den täglichen Gebrauch dient das Werkbuch, in Raaschs Edition für 18 Euro (2., überarbeitete Auflage. 80 Seiten im Hochformat von 29,7 x 21 Zentimeter, 150 g/qm Naturpapier, Fadenheftung, Broschur) zu haben. „Anschaulich wird die Entstehung der Grafikfolge Seestücke beschrieben. Abgebildet sind nicht nur alle zehn Farbholzschnitte, sondern auch die Collagen aus den eingefärbten Hölzern, die eine ganz eigene Sinnlichkeit haben und die von Sammlern sehr geschätzt werden“, so der Künstler. Eine wundersame Folge, in der man sich, sei es im Original oder im handlichen Format samt Zusatzmaterialien, wieder und wieder versenken und verlieren mag.  

(André Schinkel)

Di, 27.06.2023

BSB-Vortrag: "Taiwan Lectures on Chinese Studies".

BSB: Vom Lesen chinesischer Landschaften – Einige Gedanken zu Zhao Mengfu (1254–1322)

Zum Vortrag Vom Lesen chinesischer Landschaften – Einige Gedanken zu Zhao Mengfu (1254–1322) von Professor Kai Marchal (National Chengchi University, Taipeh) lädt die Bayerische Staatsbibliothek in München (Ludwigstraße 16, 80539 München) am Montag, 10. Juli 2023 um 18.30 Uhr in den Friedrich-von-Gärtner-Saal im 1. OG der BSB herzlich ein. In diesem Vortrag wirft der Referent einen philosophisch geschärften Blick auf die Landschaftsbilder des Zhao Mengfu. Zhao ist einer der berühmtesten Vertreter der sogenannten Gelehrtenmalerei, der den weiteren Verlauf der chinesischen Kunstgeschichte nachhaltig beeinflussen sollte. Oft wird hervorgehoben, dass sich in seiner langen Karriere ein Wandel von der realistisch geprägten Darstellung zur abstrakten, reinen Pinselführung manifestiere. Durch die Analyse einer repräsentativen Auswahl seiner Gemälde arbeitet Professor Kai Marchal einige zentrale Merkmale von Zhaos Stil heraus und geht der Frage nach, wie philosophische und religiöse Vorstellungen von Wirklichkeit, Bildhaftigkeit, Bedeutung und Leere die künstlerische Praxis dieses Malers geprägt haben. Dabei wird es nicht zuletzt um die Frage gehen, wie eine ästhetische Erfahrung des Anderen überhaupt möglich ist. Moderiert wird die Veranstaltung von Professor Hans van Ess (Ludwig-Maximilians-Universität, München). Der Vortrag ist Teil der internationalen Vortragsreihe Taiwan Lectures on Chinese Studies und wird gemeinsam von der National Central Library von Taiwan, der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Bayerischen Staatsbibliothek veranstaltet. Die BSB bittet um Anmeldung zum Vortrag unter der Mail veranstaltungen@bsb-muenchen, da die Teilnehmerzahl begrenzt ist. Der Eintritt für Vom Lesen chinesischer Landschaften ist frei.

(Bayerische Staatsbibliothek/Pressemitteilung)

Mo, 26.06.2023

Das Antiquariat J. J. Heckenhauer in Tübingen, in dem einst Hermann Hesse in die Lehre ging, besteht seit nunmehr 200 Jahren. Am 02.07.23, 15 Uhr, liest Karl-Josef Kuschel Texte zu Hesse in der Rosenau.

Tübingen: Lesung in der Rosenau

Das Tübinger Antiquariat J. J. Heckenhauer feiert in diesem Jahr seinen 200. Geburtstag. 1823 wurde es im Juli von Johann Imanuel Heckenhauer gegründet. 1880 hat die Familie Sonnewald Heckenhauer übernommen. Von 1895–1898 absolvierte Hermann Hesse seine Buchhändlerlehre bei Heckenhauer. Er wusste damals bereits, dass er Schriftsteller werden möchte und nannte die Lehre eine Stufe auf dem Weg zum Ziel. Der Tübinger Theologieprofessor und Vorsitzende der Hermann Hesse Gesellschaft Calw Karl-Josef Kuschel liest am 2. Juli um 15 Uhr aus diesem Anlass im Hofgut Rosenau (Rosenau 15, 72076 Tübingen) biographische und autobiographische Texte von und zu Hermann Hesse. Er liest aus seinem Werk Magische Orte das Kapitel über Hesse, ergänzt durch einen Auszug aus der druckfrischen Festschrift Volker Michels zum 80. Geburtstag, dem maßgeblichen Herausgeber von Hesses Werk bei Suhrkamp. Begleitet wird die Lesung durch eine musikalische Umrahmung von Angela Simons, einer international bekannten Cellistin aus Luxemburg, die für ihre Hesse-Vertonungen bekannt ist. Die Einführung hält Roger Sonnewald, der Inhaber des Antiquariats. Vom Unkostenbeitrag in Höhe von sechs Euro geht ein Euro als Spende an das Tübinger Hermann-Hesse-Kabinett. Es wird um Anmeldung/Reservierung via Email: mail@hofgutrosenau-tuebingen.de, bzw. über die Telefonnummer (07071) 6 88 66 gebeten.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 25.06.2023

Sotheby's: Autograph des Mozart-Briefs von 1782.
Josef Lange: "Mozart am Klavier", etwa 1782/1783.

Mozart-Autograph bei Sotheby’s

Ein überaus seltenes Autograph bei Sotheby’s: Ein Brief Wolfgang Amadeus Mozarts (1756–1791) wird am 6. Juli 2023 als Hauptlos der Auktion im Rahmen der Christie’s Classic Week in London erscheinen. Das Estimate für seine Versteigerung liegt bei 300.000 bis 500.000 britischen Pfund. Der zweiseitige Brief des damals 26-jährigen Komponisten stammt aus dem Jahr 1782 und ist an die Baronin von Waldstätten gerichtet. Das Autograph befindet sich seit jeher in privaten Sammlungen. Im Brief erklärt Mozart der Adressatin des Schreibens, dass er innerhalb von zwei Tagen heiraten muss, um seine zukünftige Frau vor dem Skandal zu bewahren.

Thomas Venning, der Leiter von Christie’s Books & Manuscripts, London, sagt: „Mozart-Briefe sind bei Auktionen selten, und es gibt kaum eine andere historische Ikone, bei der man einen vergleichbaren ungefilterten Einblick in einen so wichtigen und privaten Moment erhält. Der Brief befand sich immer in privaten Sammlungen und wurde seit 1989 weder von der Öffentlichkeit noch von Wissenschaftlern gesehen.“ Autographe Briefe von Mozart sind bei Auktionen Raritäten: Rare Book Hub verzeichnet nur einen einzigen Verkauf in den letzten zehn Jahren (Christie’s, New York, 2017).* Das aktuelle Angebot ist samt Textwiedergabe und Erläuterungen hier einsehbar.

Wolfgang Amadeus Mozarts Ankunft in Wien 1781 war ein Wendepunkt in seinem beruflichen und persönlichen Leben, der Moment, in dem er sich für eine unabhängige Karriere entschied, um durch Kompositionen, Aufführungen und Unterricht Geld zu verdienen, anstatt die Sicherheit der Nähe zu seinem Vater und seine privilegierte Stellung am Salzburger Hof zu genießen. Zu dieser Zeit war er auf eine Handvoll Schüler angewiesen, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, und setzte seine Lehrtätigkeit in den 1780er Jahren fort, um die Einkünfte aus seinen Aufführungen und Veröffentlichungen zu ergänzen. Sie fällt mit der Fertigstellung der Oper Die Entführung aus dem Serail zusammen, die am 16. Juli 1782 uraufgeführt wurde und ein beachtlicher Erfolg war. Der Brief ist bei dem Auktionshaus gelistet unter Christie’s Classic Week / Exceptional Sale, Lot 11.

* Provenienz: Gustav Moritz Clauß (1796–1871, Autographensammler, Leipzig: vermerkt bei Otto Jahn, 1856); Privatsammlung, London (vermerkt in Bauer/Deutsch: Briefe, 1963); angeboten bei Christie’s in London, bei der Auktion vom 21. Juni 1989, Los 192, „The property of a gentleman“.

(Maria Bogdanovich)

Sa, 24.06.2023

Ottilie von Goethe (1796–1872), Gattin Augusts, Schwiegertochter und "Muse" J. W. von Goethes, Vertreterin der deutschen Romantik. | © Klassik Stiftung Weimar / Goethe- und Schiller-Archiv

Mut zum Chaos: Ottilie von Goethe

Sie war die Gattin August von Goethes, mehr aber noch die Schwiegertochter von Großdichter Johann Wolfgang von Goethe und das von ihm eindeutig so benannte „Lieblingskind“: Ottilie von Goethe (1796–1872). Der Tod Augusts 1830 wird denn auch weit mehr vom Tod des Meisters zwei Jahre später überschattet – und die quirlige Romantikerin sah denn da auch das „Licht ihres Lebens“ erloschen. Die Mut zum Chaos betitelte Ausstellung, die anlässlich ihres 150. Todestages 2022 in der Goethe-Stadt Weimar gezeigt wurde, ist nun bis zum 6. September in der Goethe-Stadt Frankfurt am Main zu sehen. Man taucht ein in die Welt einer Freiheitsgeistin und künstlerischen Verkleidungs-Künstlerin, die schon zu Lebzeiten Begeisterung und Widerspruch erntete. Die Schau ist im Deutschen Romantik-Museum ist täglich von 10 bis 18 Uhr, an den Donnerstagen sogar von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Lediglich am Goethe-Geburtstag (dem 28.08.) schließt das Haus bereits um 17 Uhr. Die nächste Führung durch die Ausstellung findet am 27. Juni um 16.30 Uhr statt. Tipp für den Bibliophilen: das Album Allerlei, in dem Ottilie von Goethe eine Vielzahl von Gestalten annimmt, und die Zeitschrift Chaos, deren Erscheinen (1829 bis 1832) sie erheblich anstieß und nach der die Ausstellung zu Leben und Werk, die eine Vielzahl weiterer Schätze birgt, benannt ist

(André Schinkel)