Pirckheimer-Blog

Schönste Bücher

Mi, 09.08.2023

"Schwankende Kanarien": Die Buchgestalterin und Romanautorin Judith Schalansky wurde für ihren Essay mit dem Wortmeldungen-Preis 2023 geehrt.

Ehrung: „Schwankende Kanarien“

Schwankende Kanarien ist der vierte Band der Wortmeldungen-Reihe im Verbrecher Verlag in Berlin. Das Editionshaus ist bekannt für seine salomonisch gestaltet zu nennenden Bücher: Denn einerseits stehen die meisten Verbrecher-Veröffentlichungen im Bann eines betörend schlichten Coverdesigns, das aber, und das ist ja nicht mehr allzu häufig, etwa in der Tradition der Bibliothek Suhrkamp oder des Diogenes-Verlags von einer bestechenden Schönheit ist. In dieser Reihe nun, die in Reinweiß mit den typischen Schriftzügen in Signalrot daherkommt, scheint das Konzept auf die ästhetische Spitze getrieben. Aber das ist auch ganz passend so: Ist doch die schmale Folge jeweils den Preisträgerinnen und Preisträgern des Wortmeldungen-Literaturpreises der Ulrike-Crespo-Stiftung gewidmet, die jährlich damit einen bedeutenden Essay auszeichnet. Die Ehrung erhält für 2023 Judith Schalansky, die nicht nur als Autorin, sondern auch als Buchgestalterin von hohen Gnaden (so gestaltete sie alle ihre bisherigen Bücher selbst, ihr Atlas der abgelegenen Inseln wie auch der Roman Der Hals der Giraffe wurden einst von der Stiftung Buchkunst als Schönste Bücher geehrt) großen Erfolg hat und bei Matthes & Seitz für die Editionsreihen Naturkunden und Wildes Leben verantwortlich zeichnet. Im geehrten Text selbst Judith Schalansky am Beispiel der Kanarienvögel, die als Warntiere mit in die Bergwerke einfuhren, der Bedeutung und Zukunft von Frühwarnsystemen für den Menschen von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart nach. Geleit des Texts ist ein Vorwort von Sandra Poppe und Christiane Riedel, ihm folgt die Laudatio von Philipp Theisohn. Das Büchlein (72 Seiten, ISBN 978-3-95732-564-8, 14 Euro) kommt mit einem festen Einband daher und ist ein gutes Beispiel, dass auch im laufenden Verlagsbetrieb bibliophile Eleganz und Schönheit (wie auch im übrigen Programm des Verbrecher-Verlags) möglich sind. 

(André Schinkel)

Sa, 13.05.2023

Neben einem umfangreichen eigenständigen Werk schuf Hirsch immer wieder Grafiken zu Büchern und Texten im regulären und bibliophilen Bereich, hob auch selbst Editionen aus der Taufe. Als Beispiel mag eine der vielen Zusammenarbeiten mit Manfred Jendryschik gelten, in "Die Sichelfrau", erschienen 2021 im Mitteldeutschen Verlag, kommunizieren die Künste Literatur und Grafik regelrecht miteinander.

Karl-Georg Hirsch: 85. Geburtstag

Einer der großen Grafiker unserer Zeit feiert heute seinen 85. Geburtstag: Karl-Georg Hirsch. Geboren 1938 in Breslau, studierte K.-G. Hirsch nach bestandener Ausbildung zum Stuckateur bei Gerhard Kurt Müller an der legendären Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst (HGB), der Akademie, die er später als Dozent, Werkstattleiter, Professor und Dekan erheblich mitprägen sollte. Sein umfangreiches und unverkennbares Werk umfasst neben seiner meisterlichen, ja, und Hauptgattung, dem Holzstich, auch andere Formen: Radierung, Holzschnitt vor allem, aber er schuf auch eine Vielzahl Zeichnungen und Schabblätter; nun, und auch sein Briefwechsel mit zahlreichen Freunden, Kollegen, Sammlern und Verehrern muss an und für sich als eigenständiges Genre in sein Opus einberechnet werden. Hirsch, der als Lehrer auf eine erhebliche Schüler- und Meisterschülerschaft, die sich alle längst selbst einen guten Namen in der Szene verdienten, zurückblicken kann, lebt heute außer in Leipzig vor allem in Narsdorf in der sächsischen Provinz. Nach wie vor entstehen eine Vielzahl Arbeiten, als Einzelgrafiken oder Serien, aber auch und vor allem im Zusammenklang mit Literatur, der er stets einen eigenen Klang beifügt. Bücher, für die Hirsch Grafik fertigte, erschienen in vielen renommierten Reihen und Verlagen, so u. a. etwa in der Insel-Bücherei, in der Edition Ornament oder im Mitteldeutschen Verlag. Längst kann der Künstler auf eine Reihe Würdigungen (etwa den Gutenberg-Preis 2011) und Werkverzeichnisse zu den verschiedenen Metiers seines Wirkens blicken, auf Mappenwerke und Widmungen ihm zu Ehren. Die in Kürze erscheinende Ausgabe 249 der Pirckheimer-Zeitschrift Marginalien würdigt den Meister mit der Fortführung des Verzeichnisses seiner buchgrafischen Arbeiten der Jahre 2008 bis 2022, erstellt von Gerhard Rechlin. Für die Mitglieder der Pirckheimer-Gesellschaft wird dem Heft zudem Hirschs Holzschnitt Engel beiliegen, gedruckt von Bettina Haller in Chemnitz. Und auch von hier gehen am heutigen 13. Mai, Hirschs Ehrentag, die allerbesten Wünsche an ihn! 

(André Schinkel)

Mo, 17.04.2023

"Babyn Yar" | © Stiftung Buchkunst/Carolin Blöink
"Ichduersieeswirihrsie" und die Auswahl "Allgemeine Literatur" (Lern- und Infozentrum) | © Uwe Dettmar

Zwischen Experiment und Erinnerungskultur

Die Schönsten Deutschen Bücher 2022 in der Landesbibliothek Oldenburg 

Ein großes Fragezeichen prangt auf dem Einband von Kathrin Sonntags Ichduersieeswirihrsie (Verlag für moderne Kunst, Wien. Druck und Bindung in Altenburg). Es scheint symbolisch zu stehen für die Frage „Spieglein, Spieglein an der Wand, was ist das schönste Buch im ganzen Land?“ Vom 18. April bis 20. Mai dieses Jahres präsentiert die Landesbibliothek Oldenburg in einer Sonderausstellung die 25 Schönsten Deutschen Bücher des vergangenen Jahres. 

Jährlich wählen zwei Expertenjurys der Stiftung Buchkunst aus vielen hundert Einsendungen deutsche Buchproduktionen von 2022 verschiedener Kategorien aus, die in ihrer Gestaltung, Konzeption und Verarbeitung aus der Masse herausragen. Dieses Mal wurden aus 645 Titeln jeweils fünf Bücher aus den Kategorien „Allgemeine Literatur“, „Wissenschaftliche Bücher, Fachbücher, Schul- und Lehrbücher“, „Ratgeber, Sachbücher“, „Kunstbücher, Fotobücher, Ausstellungskataloge“ und „Kinderbücher, Jugendbücher“ ausgewählt und prämiert

Den mit 10.000 Euro dotierten Preis der Stiftung Buchkunst 2022 erhält das Buch Babyn Yar – Past, Present, Future (Spector Books, Leipzig), das die Forschungen am Babyn Yar Holocaust Memorial Center in Kyjiw beleuchtet. Kernstück des Buches bilden die bisher 28.016 bekannten Namen des nationalsozialistischen Massenmordes an über 33.000 Kiewer Jüdinnen und Juden. In Kleindruck und in silberner Schrift füllen sie 39 Seiten mit langen Spalten.

Das eingangs befragte Spieglein nutzt Henning Wagenbreth für ein visuelles Experiment: In seinem Bilderbuch Rückwärtsland (Peter Hammer Verlag, Wuppertal) stellt er die Zeit auf den Kopf, und alles geschieht seitenverkehrt ... Mit ihren Wettbewerben will die Stiftung Buchkunst den Blick der Öffentlichkeit über den Inhalt hinaus auf buchgestalterische/-herstellerische Spitzen-Leistungen im Buchbetrieb eines Jahres lenken und damit dem Medium Buch und seinen höchst vielfältigen Ausformungen und Ambitionen zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen.

Um den Ausstellungsbesucherinnen und -besuchern das optische und haptische Erlebnis dieser Einbandkunst zu ermöglichen, stellt die Landesbibliothek Oldenburg alle 25 Titel leicht erreichbar in einer Leseecke auf Ebene 1 des Lern- und Informationszentrums aus. Die Ausstellung Die Schönsten Deutschen Bücher 2022 ist im angebenen Zeitraum von Montag bis Freitag von 10 bis 19 Uhr, an den Samstagen 9 bis 12 Uhr zu sehen. Sonn- und feiertags bleibt sie geschlossen. Der Eintritt ist frei. Die weiteren Informationen sind zu finden auf der Webseite der Bibliothek.

(Landesbibliothek Oldenburg/Pressemitteilung) 

Fr, 07.04.2023

Die Goldene Letter für "Kunst am Bau ..." | © Stiftung Buchkunst / Visuals: COCCU Studio (Christian Lange)
Ehrendiplom: Samuel Beckett, verlegt in Seoul | © Stiftung Buchkunst / Visuals: COCCU Studio (s. o.)

Der Welt schönste Bücher 2023

Die 14 Prämierten des internationalen Gestaltungswettbewerbs Schönste Bücher aus aller Welt 2023 stehen, wie die Stiftung Buchkunst und der Börsenverein des deutschen Buchhandels mitteilen, fest. Die Goldene Letter geht an Susi + Ueli Berger. Kunst am Bau und im öffentlichen Raum 1968–2008 (Scheidegger & Spiess) aus der Schweiz. Die Goldene Letter ist die höchste Auszeichnung, die im Rahmen von Schönste Bücher aus aller Welt vergeben wird. Gestaltet wurde das Buch, das den Wettbewerb entschied, von Dan Solbach, Fabian Harb und Maria Peskina.

Vom 23. bis 25. Februar des Jahres trat in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig die fünfköpfige und zugleich aus fünf Ländern stammende Jury  – bestehend aus Aslak Gurholt, Billy Kiosoglou, Siri Lee Lindskrog, Maša Poljanec und Coline Sunier – zusammen, um 600 Bücher aus 30 Nationen zu begutachten und gemeinsam zu bewerten. Neben der Goldenen Letter wurde eine Gold-, zwei Silber- sowie je fünf Bronzemedaillen und Ehrendiplome vergeben. Die Entscheidung für den Hauptpreis für Kunst am Bau ... begründet das Gremium wie folgt: 

„Das umfangreiche Werk des Kunst/Design-Duos Susi Berger-Wyss und Ueli Berger, welches das Bild von öffentlichem Raum in der Schweiz jahrzehntelang prägte, wird mittels einer prägnanten fotografischen Farbstimmung übersetzt, die es schafft, Lesende an- und in die Publikation hineinzuziehen. Man wird selbst Teil der vielschichtigen Gestaltungswelt der Bergers, ohne durch unnötige Designelemente abgelenkt zu werden. [] Die typografische Einfachheit nimmt die lesende Person an der Hand und lässt dem vielseitigen Kunst- und Designœuvre Freiraum, seine ganz eigene Wirkungsweise zu entfalten.“

Die weiteren Auszeichnungen gingen an Bücher aus Dänemark, aus Deutschland, Finnland, Griechenland, aus den Niederlanden, Österreich, Polen, der Schweiz und Südkorea. Die vollständige Liste der geehrten Bücher ist eingestellt auf der Webseite der Stiftung Buchkunst. Darunter findet sich auch die mit einem Ehrendiplom bedachte, zehn Bände fassende, ausgewählte Werkausgabe (The Selected Works of ...) Samuel Becketts, die in koreanischer Sprache in Seoul erschien und deren Ausstattung ebenso durch Prägnanz und edle Einfachheit glänzt.

Im Rahmen der Leipziger Buchmesse erscheint auch die Publikation zu Best Book Design from all over the World 2023, gestaltet von Christian Lange. Die diesjährigen Prämierten werden am Buchmessen-Freitag, dem 28. April 2023 um 16 Uhr, am Stand der Stiftung Buchkunst (Leipziger Buchmesse, Halle 2, Stand G600/F601) geehrt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Neben den 14 Geehrten und der Shortlist des Wettbewerbs werden ebenso alle Einsendungen aus 30 Ländern an den vier Messetagen am Stand der Stiftung ausgestellt und damit letztlich mitgeehrt.

(Börsenverein/André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 30.06.2019

Katrin Stangel, Die Riesin , Farblithografie von 4 Steinen gedruckt, Bütten 59,4×42 cm, Auflage: 30 Exemplare, signiert, nummeriert

Katrin Stangl – Grafik und Buchkunst

Die Berliner Büchergide Buchhandlung zeigt Original-Grafik und Buchkunst von Katrin Stangl.

Katrin Stangl, Meisterin der Druckgrafik, geboren 1977, studierte an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig und war dort Meisterschülerin von Volker Pfüller. Für die Büchergilde entwarf sie zahlreiche Buchcover, gestaltete das Tolle Heft 26 und illustrierte Fahrenheit 451 – wofür sie beim Wettbewerb „Schönste Bücher aus aller Welt“ mit der Bronzemedaille ausgezeichnet wurde – und „Bonjour Tristesse“ von Francoise Sagan. Außer den eindrucksvollen Grafiken, die im Artclub erschienen sind, entwarf Katrin Stangl für die Büchergilde zahlreiche Buchcover und illustrierte Bücher. Katrin Stangl erhielt zahlreiche Preise, unter anderem den Hans-Meid-Förderpreis und den Birkner-Preis für Illustration. Seit 2009 unterrichtet sie an der Fachhochschule Mainz. Ihre Arbeiten sind in Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen.

(Johanna Binger)

Ausstellung: 8. Juli - 28. September 2019

:Büchergilde Buchhandlung am Wittenbergplatz
Welserstr. 28, 10777 Berlin

Mi, 26.06.2019

wiedergelesen: Boccaccios Dekameron

Wiedergelesen ist eigentlich zuviel gesagt, wieder angeschaut trifft es wohl eher.

Vom Dekameron gibt es bekanntlich nicht nur eine illustrierte Ausgabe, seien es die der unbekannten Holzschneider der venezianischen Ausgabe von 1492 oder der von 1602, seien es die Illustrationen in unterschiedlichsten Techniken von Lucian Zabel, de Brunelleschi, Hilde Schlotterbeck, Grandville, Tony Johannot, Nanteuil, Mac Harshberger, Louis Chalon, F.v. Bayros, Gravelot, Bouchet u. Eisen, Gerd Grimm, Friedrich Hechelmann, Fritz Kredel, Fritz Richter, Guido Somare, A. Grunenberg, Werner Kann, G. Schmedes, Eduard Prüssen, Hans-Joachim Walch und vielen anderen.
Die Ausgabe, die mir wieder in die Hände fiel, sticht jedoch aus der Menge hervor, auch wenn sie in der Auflistung wichtiger Boccaccio-Ausgaben auf Wikipedia fehlt, obwohl deren Illustrator Werner Klemke (1917 - 1994) von der italienische Stadt Certaldo, dem Geburts- und Sterbeort Giovanni Boccaccios, für diese Holzstiche 1975 mit der Ehrenbürgerschaft geehrt wurde - ein durchaus seltener Vorgang für einen DDR-Künstler zu Zeiten des Kalten Krieges.

Werner Klemke schuf für die DDR-Originalausgabe weit mehr als 100 Holzstiche, gut 100 wählte er dann für den Band aus. Es ist jedoch nicht die Edition des Aufbau-Verlags Berlin von 1958, zwei Bände im Schuber, seinerzeit als eines der Schönsten Bücher der DDR ausgezeichnet, die mir heute in die Hände fiel, diese ist, vermutlich verborgt, den Weg der vielen verliehenen Bücher gegangen, es ist auch nicht die 1985 in der Büchergilde Gutenberg Frankfurt am Main, Olten und Wien in Lizenz erschienene Ausgabe, sondern ein weiterer Nachdruck, ebenfalls zweibändig im Schuber, der bei Jokers derzeit stark im Preis gesenkt angeboten wird, 2015 für die Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG) Darmstadt verlegt bei Lambert Schneider, einem Imprint der WBG. Und es sei hinzugefügt: Ausstattung, besseres Papier und gediegener Druck lässt gegenüber der Originalausgabe von vor über 60 Jahren an nichts zu wünschen.

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Di, 18.06.2019

Schönste Deutsche Bücher 2019

In der Berliner Buchhandlung „ocelot, not just another bookstore“ fand gestern die Weltpremiere des „Förderpreis(es) für junge Buchgestaltung“ sowie die Verkündung der „Schönsten Deutschen Bücher 2019" durch die Stiftung Buchkunst statt!
Aus 682 Einsendungen haben zwei Expertenjurys die 25 Schönsten Deutschen Bücher 2019 ausgewählt, unter den 5 Büchern in der Rubrik Allgemeine Literatur auch den von Kat Menschik gestalteten und im Verlag Galiani Berlin erschienenen Titel "Edgar Allan Poe - Unheimliche Geschichten".
Bis zum 6. September bleibt es trotzdem spannend: Wer den "Preis der Stiftung Buchkunst" bekommt, wird erst im Rahmen der Preisverleihung in Frankfurt am Main verkündet.

Mi, 20.09.2017

Anmerkung zur Anmerkung von Martin Z. Schröder

Affig? Lieber Herr Schröder, so kenne ich Sie ja gar nicht! Welche Laus ist Ihnen denn da nachts über die Leber gelaufen? Die schönsten deutschen Bücher 2017 sind also alle gräßlich? Und sehen langweilig aus? Keine Lust auf die Inhalte? Dann verpassen Sie was ...

Als kritischer Geist die Fahne der Typografie- und Buchkultur hochzuhalten, ist verdienstvoll. Allerdings frage ich mich: Waren Sie bei der Preisverleihung am 14. September im Frankfurter Museum Angewandte Kunst? Haben Sie einige der Bücher in Händen gehalten?

Wohl kaum. Zum Beispiel zeichnen sich alle Bücher der Kategorie 1 (Allgemeine Literatur) schon einmal durch wunderbare Papiere aus. Paul Auster, Tilman Rammstedt – zwei äußerst lesefreundlich gestaltete und auch lesenswerte Romane, letztgenannter dem Inhalt entsprechend differenzierter gestaltet, Grundschrift ist die robuste Franziska; wenn Sie die Anspielungen auf die 1970er Jahre auf Umschlag und Einband nicht mögen, sei’s drum (das führt allerdings direkt ins Buch hinein) – Sie verpassen eine toll erzählte, turbulente Geschichte mit einem inhaltlichen und einem gestalterischen Clou am Ende. Dann die Voltaire-Texte inklusive ausführlichem Nachwort, die im neu gegründeteten Verlag Das kulturelle Gedächtnis erschienen sind – allesamt lesenswert für vielseitig interessierte Zeitgenossen, wie übrigens auch die anderen Titel des Verlages. Der bedruckte Einband verführt geradezu zum Anfassen und Lesen.
Formate, Gestaltung, Inhalte – die Vielfalt ist enorm. Ob „Der Harburger Binnenhafen“, eine handliche Klappenbroschur für 5 Euro, oder der Bildband „Im eisigen Weiß“ mit berückenden Fotos und zurückgenommener Typo für 68 Euro – auch die preisliche Bandbreite ist groß. Ich jedenfalls bin von diesem Jahrgang begeistert.
Sie müssen den Wettbewerb nicht mögen und auch nicht die ausgezeichneten Bücher, jedoch ist mir Ihre Kritik zu pauschal und oberflächlich. Anzudeuten, dass die Einschätzung auch anders ausfallen kann, ist mir jedenfalls ein Anliegen.
Auf der Frankurter Buchmesse (Stiftung Buchkunst in Halle 4.1) können alle Buch- und Literaturliebhaber die ausgezeichneten Titel wie auch die Short- und Longlist-Titel selbst in Augenschein nehmen. Die Einladung gilt ...

(Silvia W. Werfel)

Di, 19.09.2017

Schönste Bücher - eine Anmerkung

Wenn man sich diese triste Sammlung eines vollkommen unkritischen sog. Fachmagazins anschaut, kann man kaum glauben, daß es eine Auswahl von Büchern ist, die wegen ihrer Schönheit prämiert wurde. Das eint diese Bücher: Sie sind angeblich die fünfundzwanzig schönsten des Jahres 2017. Abgesehen davon, daß ich keines dieser Bücher lesen will, weil sie so langweilig und nichtssagend ausschauen, so fällt mir vor allem auf, daß fast alle, nicht nur der Siegertitel mit dem Affen, irgendwie affig wirken. Das betont Handgemachte, also richtig mies und schwer leserlich gekrakelte Schriften, auch als Imitat (also eine Satzschrift, die so tut, als sei sie geschrieben) – als sei handgemachte Arbeit gesetzmäßig krumm und schief, brrr! –, das naiv Dümmliche, ebenso aber auch das Naive an sich, nämlich die serifenlose Schrift, vor allem solche, die ein bißchen auffällig gemacht wurden durch Extreme wie feinste Linien oder Verzerrungen oder willkürliche und überflüssige Verzierungen, werden besonders goutiert. Eine Sammlung von Büchern von zwei oder drei Design-Maschen. Ein bißchen Zitat, ein bißchen Retrospektive, ein bißchen Verzierungen, aber in der Anlage sind alle diese Umschläge vollkommen innovationsfrei. Werbeagenturkram. Der Durchschnitt von dem gedankenlosen Zeug, das in unseren Buchhandlungen herumliegt und den schlechten Geschmack der Buchhandelsvertreter aus den Verlagen spiegelt. »Schönste Bücher« – wenn es nicht so trübselig wäre, wäre es wenigstens ein lahmer Witz. Gräßlich. Man wird übrigens auch in keinem deutschen Feuilleton eine Kritik dazu finden, denn die Form des Buches ist dem Feuilleton ebenso schnurzpiepe wie den sog. Fachmedien. Es ist deshalb in dieser Hinsicht inkompetent. Auch gräßlich. Es lebe das Antiquariat. Aber auch die Kleinverlage, die sich an dem affigen Wettbewerb nicht beteiligen (er kostet Gebühr) und wirklich gute Bücher machen, sie leben hoch!

(Martin Z. Schröder)

Klemke illustriert Brecht

Die Bitten der Kinder

Die Häuser sollen nicht brennen.
Bomber sollt man nicht kennen.
Die Nacht soll für den Schlaf sein.
Leben soll keine Straf sein.
Die Mütter sollen nicht weinen.
Keiner sollt töten einen.
Alle sollen was bauen.
Da kann man allen trauen.
Die Jungen sollen`s erreichen.
Die Alten desgleichen.

Bertolt Brecht (1951)

Abb. 1 zeigt die 1. Aufl. Unsere Fibel. Autorenkollektiv. - Berlin: Verlag Volk und Wissen. 1974. - 111(1) S. - 27,5 x 18,8 cm. - iOPp.
Abb. 2 dass. 2 Auflage: 1975.

Gefunden im Katalog Schönste Bücher 1974 (DDR), S. 37: Illustrationen und Ein­band: Werner Klemke. Schreibschrift: Renate Trost. Auflage: 300.000. Schrift: Gill-Grotesk (Monophoto). Pappband. 112 Seiten mit 140 Bildern.

Mo, 18.09.2017

Wer ist das schönste Buch im Land?

[ ... ] 727 Titel wurden zum Wettbewerb der »25 schönsten deutschen Bücher 2017« eingereicht, der im Juli entschieden wurde. Aus diesen Preisträgern wiederum wurde jetzt der »Preis der Stiftung Buchkunst« vergeben, der das schönste deutsche Buch auszeichnet.

Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung fiel auf den Bildband »A.R. Penck. Rites de passage«, der von dem Pariser Grafikdesigner SpMillot gestaltet wurde. Damit gewann im zweiten Jahr in Folge ein Buch, das im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, erschien. [ ... ]

(Sabine Danek in page)

... weiterlesen auf page-online

Di, 04.07.2017

Die 25 »Schönsten deutschen Bücher« 2017 stehen fest!

Katharina Hesse, Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst: »Wir freuen uns, nach über 60 Stunden des Austauschs, der Diskussion und der leidenschaftlichen Debatte, unsere 25 Schönsten präsentieren zu können. Ob opulenter Bildband, Roman, schmaler Reiseführer oder Bilderbuch – herausragende Buchgestaltung ist in allen Sparten und Genres zu finden. Wir zeichnen Bücher aus, bei denen sich Gestaltung und Inhalt aufs Beste verbinden und die Gesamtwirkung überzeugt. Ein Trend begleitet uns auch 2017: Der Farbschnitt schmückte zahlreiche Einsendungen. Und er wird immer bunter und ausgefallener. Auffällig oft wurden außerdem die Farben Rot und Schwarz in der Gestaltung verwendet. Dies spiegelt sich auch bei unseren Ausgezeichneten wider.«

Der mit 10.000 Euro dotierte »Preis der Stiftung Buchkunst« wird am 14. September 2017 im Rahmen der feierlichen Preisverleihung in Frankfurt am Main bekannt gegeben. Er wird von einer dritten Jury aus den 25 »Schönsten deutschen Büchern« ausgewählt.

weitere Informationen: Stiftung Buchkunst

Do, 09.03.2017

Werner Klemke ill. Hans Christian Andersen

Anna Thalbach liest »Märchen von Hans Christian Andersen«
Mit einer Ausstellung ausgewählter Originalzeichnungen von Werner Klemke

Die erstmals 1962 im Berliner Kinderbuchverlag erschienene Ausgabe der »Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm«, illustriert von Werner Klemke, wird seither von Generationen von Kindern geliebt. 1963 als »Schönstes Buch des Jahres« ausgewählt, sollte sie Klemkes erfolgreichstes Werk werden. Weniger bekannt war bisher, dass er, einer der vielseitigsten und versiertesten Buchkünstler der DDR, sich in den 1970er Jahren auch mit der Bilderwelt Hans Christian Andersens auseinandersetzte. Ob »Das Feuerzeug«, »Des Kaisers neue Kleider«, »Der Schweinehirt« oder »Der Schatten« - Klemke erschuf dazu Illustrationen in Pastelltönen, mit Tusche, in schwarz-weiß, mal filigran-detailliert, mal romantisch, mal mit frechen Anspielungen auf seine Zeit, doppelbödig und charmant. Der Beltz Kinderbuch Verlag fördert diesen Schatz nun wieder zutage und legt zum 100. Geburtstag des Altmeisters Werner Klemke die von ihm illustrierten Märchen in einer Übersetzung von Albrecht Leonhardt vor. Das Vorwort schrieb Matthias Haberzettl.

Lesung: 25. März 2017, 16 Uhr

Haus des Buches
Literaturhaus Leipzig

Mo, 23.01.2017

Ein Buch, das nicht nur im Dunkeln leuchtet

Buchpremiere mit Kat Menschik zur Neuerscheinung: »Die Bergwerke zu Falun« von E.T.A. Hoffmann
Der alte Bergmann verheißt nicht nur dem jungen Matrosen Elis Fröbom eine glänzende Zukunft in den Bergwerken zu Falun, sondern zieht auch den Leser in seinen Bann und hinein in dieses Buch, in dem der Klassiker auf jeder Seite in neuen Facetten funkelt. Kat Menschik greift in ihren Illustrationen der Erzählung von E.T. A. Hoffmann die bildgewaltige Sprache des Dichters auf und entfaltet in märchenhaft schönen und zugleich schauerlichen Bildern eine ganz eigene Vorstellung von den Bergwerken zu Falun. Ihr Blick auf Details setzt neue Akzente in der bekannten Geschichte.
Ihre Interpretation der Bergwerke zu Falun ist nach Shakespeares Romeo und Julia (2016) und Kafkas Ein Landarzt (2016) der dritte Teil einer Reihe, in der sie Werke der Weltliteratur und persönliche Lieblingstexte in Szene setzt.
Zahlreiche Bücher von Kat Menschik bekamen Auszeichnungen als schönste Bücher des Jahres.

Buchpremiere: 16. Februar 2017, 20 Uhr

Buchlokal
Ossietzkystraße 10, 13187 Berlin

Fr, 16.12.2016

Fünf Jahrzehnte Schönste Bücher

Dieser Titel hätte selbst Beachtung als Schönstes Buch finden können: Der Jubiläumsband zu fünf Jahrzehnten Schönste Bücher: "50 Jahre Stiftung Buchkunst".
Vorgestellt wird das Wirken der Stiftung Buchkunst, die seit Gründung im Jahre 1966 die "Schönsten Bücher" kürt, ein Wettbewerb, der bis dahin nach einem auf drei Jahre begrenzten Start von der Deutschen Buchkunststiftung (1930 - 1932) und später vom Börsenverein (ab 1951) und in der DDR vom Leipziger Börsenverein (ab 1952) ausgerichtet wurde. 6 Monate vor dem Beitritt der DDR wurde dann in Wiesbaden beschlossen, dass die Stiftung Buchkunst diesen Wettbewerb für das Gesamtgebiet der BRD und der DDR ausschreibt.
Fotos: Abel Doering
Der von Hans-Heinrich Ruta gestaltete Jubiläumsband stellt auf 240 Seiten 50 Jahre Arbeit für das schöne Buch der Stiftung Buchkunst (und damit ausschließlich für die damalige BRD) ab 1966 vor, jedes Jahr auf zwei Doppelseiten, eine zeigt den jährlichen Katalog mit Informationen zu dessen Gestalter und ein Zitat aus dem jeweiligen Jahr. Auf der zweiten Doppelseite ein Blick in den Katalog. Anschließend wird die Ausstellung "50 Jahre - 50 Bücher" vorgestellt, die aus jeweils einem prämierten Buch der vorangegangenen 50 Jahre aus der BRD zusammengestellt wurde und die von Oktober bis Dezember 2016 in Frankfurt/M. zu sehen war.
Begrüßenswert wäre, wenn auch eine Auswahl der "Schönsten Bücher der DDR" enthalten wäre - immerhin hatte die DDR-Buchproduktion ein internationales Renommee und nach einem viertel Jahrhundert sollte nicht ganz unberücksichtigt bleiben, dass das Engagement für das schöne Buch nicht nur in der BRD, sondern in ganz Deutschland beindruckende Ergebnisse hervorbrachte.
Der Zusammenstellung geht neben einem Vorwort von Katharina Hesse eine ausführliche Darstellung der Geschichte der "Schönsten Bücher" von Wolf D. v. Lucius voraus, abgeschlossen wurde das Ganze durch einen aussagekräftige Auflistung aller "Bestseller" der "Schönsten Bücher", u.a. von Verlagen, Gestaltern, Papierherstellern bis zu Druckereien.
Das für mich schönste und auch hervorstechendste Merkmal des Bandes ist der ungewohnte Lamello-Einband von Kösel (Altusried) - angenehm in Optik, Haptik und Handhabung. Hierbei wurden einzelne Kartonstreifen verklebt, die mit den Rillen dem Festeinband Flexibilität geben ohne ihn zu brechen, wie auf dem Foto zu erkennen.
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50 Jahre Stiftung Buchkunst
Ein Jubiläumsband zu fünf Jahrzehnten Schönste Bücher und zur Sonderausstellung 2016
(Der von
Kösel GmbH gestiftete Band ist vergriffen)