Als »äußerst plumpes Erzeugnis des unphilosophischsten Kopfes der Welt« beschrieb Charles Gildon (1665-1724) Daniel Defoes Jahrhundertwerk Robinson Crusoe, dessen Erscheinen sich am 25. April 2019 zum dreihundertsten Mal jährt.
Mit seinem Dramolett »Gegen Defoe - Robinson Crusoe und Freitag stellen ihren Autor zur Rede« bringt Gildon die zeitgenösische Kritik humorvoll und drastisch auf den Punkt: Der neue Erfolgsautor sei, politisch wie religiös, ein Wendehals, er drehe sein Fähnchen nach dem Wind und bediene das niedere Genre des Romans.
Sprachrohr sind Robinson Crusoe und Freitag selbst. Defoe habe sie zu Geschöpfen gemacht, die »im Widerspruch stehen zum gesunden Menschenverstand und zersetzend sind für Religion und Moral«, werfen sie ihrem Erschaffer vor. Und sie decken Ungereimtheiten auf:
»Du lässt mich enorm fleißig sein und zugleich enorm träge«, beschwert sich Crusoe und Freitag wettert: »du mich großen Dummkopf gemacht, mit viel Widerspruch: Nach ein oder zwei Monaten bisschen gut Englisch sprechen können und zwölf Jahre später nicht besser.«
Lange in Vergessenheit geraten, erscheint dieser unterhaltsame Text hier zum ersten Mal auf Deutsch - aus dem Englischen übersetzt und mit einem Nachwort von Rolf Schönlau. Das Büchlein wurde von Tom Mrazauskas gestalte.
(Friederike Jacob)
Friedenauer Presse, Berlin 2019
fadengeheftete Broschur, 24 Seiten, 12,00 €
ISBN 978-3-932109-92-8