Pirckheimer-Blog

Nachruf

So, 28.04.2019

Helmut Mayer, Foto © Hartmut Andryczuk

Helmut Mayer (1928 – 2019)

Hartmut Andryczuk erinnert sich an den Sammler Helmut Mayer

Der Sammler und Philosoph Helmut Mayer ist tot. Er starb am 18. April 2019 in Berlin. Der Pirckheimer Hartmut Andryczuk hat ihn seit mehr als 20 Jahren persönlich gut gekannt. Auf seiner Website erinnert er sich an Begegnungen mit ihm … weiterlesen

So, 09.12.2018

Bergisch Gladbach 1991. Ganz links: Arthur Lamka; daneben u.a. Axel Bertram und Gerhard Bläser, sowie Kurt Schwaen und Werner Klemke (v.l.)
Arthur Lamka vor einer Lithographie von Arno Mohr (Foto © www.kultur-oa.de – dort auch mehr zu den Ausstellungen)

Arthur Lamka (1929-2018)

Arthur Lamka war nur ein Jahr lang Mitglied in der Pirckheimer-Gesellschaft – was er selbst am meisten bedauert hat. Fast war er mir böse gewesen, dass ich ihm erst nach jahrelanger Freundschaft und eher zufällig ein Heft der Marginalien gab; er war so begeistert, dass er umgehend die Beitrittserklärung unterschrieb. Leider sollte seine Mitgliedschaft nur ein Jahr dauern – auf den Tag genau; am 5. Dezember 2018 ist er von uns gegangen.

Obwohl also nur kurz ein Pirckheimer, so war er, der ehemalige Journalist beim Kölner Stadtanzeiger, doch stets ein großer Sammler und Förderer der zeitgenössischen Buchkunst. Mit zwei Schwerpunkten: „Eduard Prüssen“ und „Buchkunst aus der DDR“. Unter anderem ihm war es zu verdanken, dass schon zwei Jahre nach der Wende die erste Einzelausstellung Werner Klemkes in den alten Bundesländern, im Frühsommer 1991 in Bergisch Gladbach, stattfinden konnte. Dies wiederum war Folge einer jahrzehntelangen Freundschaft mit Axel Bertram, dem Klemke-Schüler und Gestalter u.a. der SIBYLLE und der WOCHENPOST. So startete auch seine Kontaktaufnahme mit mir, so begann sein erster Brief im April 2008: „Ihre Adresse habe ich von meinem Uralt-Freund Axel Bertram, durch den ich auch den ganzen Freundeskreis Klemke-Schwaen kennengelernt habe“.

Nach seiner Berufstätigkeit zog es ihn und seine Frau Brigitte von Köln ins Allgäu, nach Sonthofen – nicht zuletzt des Wetters wegen.

Arthur Lamka war ein großer Büchersammler; seine Liebe galt neben den bereits erwähnten Prüssen, Klemke, Bertram u.a. Thomas Mann, Hermann Hesse und Gunter Böhmer – vor allem aber war er ein leidenschaftlicher Verehrer der Werke Johann Wolfgang von Goethes. Wie er mir augenzwinkernd erzählte, war er seinen Eltern ein bisschen böse, dass er nicht am selben Tag (28. August) geboren wurde wie der Dichterfürst, sondern einen Tag „zu spät“. Immerhin teilte er seinen Geburtstag mit seiner Frau Brigitte, die er 73 Jahre lang kannte und liebte.

Ein großer Sammler also – aber einer, der seine Schätze teilte, sie immer wieder in Ausstellungen präsentierte, im letzten Jahrzehnt im „Literaturhaus“ im benachbarten Immenstadt. Die Ausstellungen waren eine Augenweide für ein fachkundiges Publikum: „Buch-Kunst von Homer bis Grieshaber“ (2009) „Buchkunst, Schriftkunst, grafische Kunst aus der ehemaligen DDR“ (2010), und „Bücherliebhabereien aus der Sammlung Arthur Lamka“ (2011).

Und ich hatte die große Ehre, dass er zu „meiner“ Klemke-Ausstellung dortselbst, im November 2012, die Laudatio hielt. In der er mich eine „prophetische Erscheinung“ nannte – viel eleganter als „der große Dicke mit dem Vollbart“, als der ich mich selbst zu bezeichnen pflege.

Dank Dir für alles, lieber Arthur.

(Matthias Haberzettl)

Mi, 11.04.2018

Lothar Reher (1932 - 2018)

Lothar Reher ist im Alter von 85 Jahren in Berlin verstorben. Er wurde am 29. Juni 1932 in Marienburg/Westpreußen geboren.

Jeder, dem neben dem Inhalt eines Buches auch die Gestaltung wichtig war, liebte die von Lothar Reher designte und bei "Volk und Welt" erschienene Reihe "Spektrum". Bis auf zwei Ausnahmen erschien diese Reihe mit Erstveröffentlichungen in der DDR internationaler Autoren jeweils mit einer Fotocollage auf schwarzem Untergrund, weshalb sie auch schnell den Namen Schwarze Reihe erhielt. "Bei 'Spektrum'... immer eine Collage mit Foto, häufig morbid, drastisch, tief. Das hat natürlich den Vorteil, dass dann jedes Buch besonders ist und nicht nur Teil der Reihe.", sagte Matthias Dell (Deutschlandfunk). Und ergänzend: "Ganz im DDR-Stil hatte er das Berlinernde, Proletarische gepflegt."
In Partnerschaft mit Horst Hussel gestaltete Lothar Reher auch die ebenfalls bei "Volk und Welt" erscheinende Weiße Reihe mit internationaler Lyrik, bibliphil mit Pergamentumschlag mit Blick auf die von Hussel geschaffene Vignette.

Reher, Autodidakt und, wie er selbstironisch immer betonte "Siebenklassenschüler",  begann seine berufliche Laufbahn 1951 als Typograf bei "Volk und Welt" und war dort von 1964 bis 79 Künstlerische Leiter, danach war er freiberuflich als Buchgestalter, Graphiker und Fotograf tätig.
1988 erhielt er den Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig.

Bücherfreunde verlieren einen, nicht nur für die Buchgestaltung der DDR wichtigen, Graphiker.

Sa, 31.03.2018

Joachim John (1933 - 2018)

Vergangenen Montag ist Joachim John im Alter von 85 Jahren gestorben.

... Geboren wurde der begnadete Zeichner in Böhmen, und seit dem Kriegsende lebte er in Deutschland, lange Zeit in Berlin, später in einer zum Zeichnen, Radieren, Kratzen, Formen geradezu einladende Landschaft bei Schwerin. Er wollte einst Schauspielregisseur werden. Stattessen malte und kritzelte er ganze Zyklen, auch Riesenformate für Schauspielhäuser. Von heute aus zählen John und seine Kollektivität, auf die es ihm immer ankam, zu den maßgeblichen Schöpfern in der deutschen Kunst, was dem kapitalistischen »Kunstmarkt«, wirtschaftet er so weiter, nie auffallen wird. Das ist auch scheißegal. Dem Gelde hinterher war John nie. Wie Fuchs und Amsel verhielten sich Kommerz und Kunst, sagte er einmal.

Zu dem Zeichner gehört kongenial der Schriftsteller John. In seiner Prosa wohnt der Beobachter nicht minder wie der Theatraliker, der Schalk, derjenige, dem die ganze elende wie schöne Welt wichtig ist, selbst wenn er Begebnissen um sich herum oder Landschaften poetischen Ausdruck verleiht. Für jedermann lesenswert die Bücher »Bube John« und »Kuckuck«.

(Stefan Amzoll, nd 31.3.2018, S. 10)

Mo, 04.12.2017

Elmar Faber 2015, Foto © Ralf Parkner

Elmar Faber (1934 - 2017)

Heute erreichte uns die Nachricht über einen schweren Verlust für alle Freunde des guten Buches - Elmar Faber ist tot. Er starb nach schwerer Krankheit, 83jährig, am 3. Dezember.

1934 in Deesbach im Thüringer Wald geboren, begann Elmar Faber nach einem Studium der Germanistik an der Universität Leipzig seine berufliche Laufbahn als Lektor und Verlagsassistent am Bibliographischen Institut Leipzig, später übernahm er die Leitung der Edition Leipzig, den Aufbau-Verlag und Rütten & Loening, gründete nach dem Ende der DDR den Aufbau Taschenbuch Verlag und, was sich als Glücksfall für das gute Buch herausstellte, den renommierten, leider inzwischen erloschenen Verlag Faber & Faber Leipzig. In dem Metier der Buchproduktion fühlte sich das langjährige Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft Verloren im Paradies! (So der Titel seiner Autobiografie).
Uns bescherte das hervorragend gemachte Bücher und folgerichtig sagte Elmar Faber aufgrund seiner Arbeit als Verleger und seines Wirkens als Mitglied unserer Gesellschaft "dem Buch eine grandiose Zukunft voraus“.

Ein Credo, welches allen Pirckheimern als Vermächtnis und Verpflichtung bleibt.

Die Trauerfeier wird am 19. Dezember um 13 Uhr in der Hauptkapelle des Leipziger Südfriedhofes stattfinden. Die Rede hält Christoph Hein.

Mo, 20.11.2017

Horst Hussel, für die Pirckheimer-Gesellschaft, 2017

Horst Hussel (1934 - 2017)

Horst Hussel ist tot. Er starb am 18. November im Alter von 83 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit.

Der vor allem für seine eigenwilligen grahischen Werke bekannte Künstler wurde 1934 in Greifswald geboren. Ein 1954 begonnenes Studium an der Kunsthochschule in Weißensee konnte er nicht abschließen und wurde kurz vor dem Einreichen seiner Diplomarbeit mit dem Vorwurf "dekadenter künstlerische Auffassungen" exmatrikuliert. Auch ein Studium in West-Berlin konnte er wegen der Grenzschließung nicht beenden.

Dessen ungeachtet wurde er in der DDR mit einem umfangrechen Schaffen, mit Buchillustrationen und Grafiken bekannt, so Werke zu Alfred Jarry, Hermann Harry Schmitz, James Joyce oder Stefan Heym. Mit dem Ende der DDR gründete er die Dronte-Presse und arbeitete in Berlin.

Horst Hussel war Zeit seines Lebens der Pirckheimer-Gesellschaft sehr verbunden, ohne jedoch jemals Mitglied zu sein. So übereignete er den Pirckheimern seine letzte Graphik (Abb.), um die Bemühungen dieser Gesellschaft für das gut gemachte Buch zu unterstützen und in Wertschätzung des Wirkens der Pirckheimer für den bibliophilen Gedanken.

Wir verlieren mit ihm einen der Großen auf dem Gebiet der Buchillustration und Graphik.

Mi, 16.08.2017

Heinrich Gemkow, 2003, Foto: Rolf Hecker

Heinrich Gemkow (1928 - 2017)

Heinrich Gemkow starb gestern, am 15. August, im Alter von 89 Jahren in Berlin.

[...] Der Sohn eines liberalen Schuldirektors aus dem pommerschen Stolp (Słupsk), als Marinehelfer noch in den Krieg der Faschisten gezwungen, hatte nach dessen Ende in Halle-Wittenberg das Abitur nachgeholt, Germanistik, Geschichte und Pädagogik studiert. Zunächst kurzeitig im gerade gegründeten Museum für Deutsche Geschichte unter Alfred Meusel tätig, kam er ans Institut für Marxismus-Leninismus (IML), dessen stellvertretender Direktor er ab den 1960 Jahren bis 1990 war.

Mit Arbeiten über den Kampf der revolutionären Sozialdemokratie gegen das Sozialistengesetz hatte Gemkow in den 1950er Jahren mit Publikationen nicht nur von Marx und Engels, sondern auch ihrer Mitstreiter begonnen. Paul Singer galt seine Dissertationsschrift, es war die erste wissenschaftliche Biografie über diesen führenden Sozialdemokraten. Gemkow wurde Mitherausgeber der zweiten Marx-Engels-Gesamtausgabe und war für diese emsig auf mühseliger Suche nach bislang nicht entdeckten Texten. Bleibenden Verdienst erlangte er mit den zum Teil gemeinsam mit seiner Frau Hilde herausgegebenen Quellen, ja Kostbarkeiten aus dem Leben von Marx. Leider wenig bekannt wurde ein Kabinettstück historischer Biografik, seine eindrucksvolle Studie über Marx’ letzten Aufenthalt in Deutschland, eine Kur mit Jenny und Tochter Eleonor im beschaulichen Neuenahr 1877. Dem exzellenten Bücherfreund und Mitglied der Pirckheimer-Gesellschaft gelang - fast nebenbei - eine einmalige Sammlung von 245 Ausgaben des »Kommunistischen Manifests« in 56 Sprachen, die er später dem Friedrich-Engels-Haus in Wuppertal zur Verfügung stellte.

Nach [...] 1989/90 aus dem offiziellen Wissenschaftsbetrieb verdrängt, machte er unter schwierigeren Bedingungen seinen Beruf zum Hobby. Zahlreiche neue Quellen ans Tageslicht befördernde Publikationen über die Engels-Familie [...] bezeugten seine ungebrochene Produktivität und Kreativität noch im hohen Alter. [...]

(Walter Schmidt, Neues Deutschland 16. August 2017)

Die Beerdigung findet am 12. September 2017, 13.00 Uhr auf dem Friedhof Pankow III, Am Bürgerpark 24, 13156 Berlin-Pankow, statt.

Fr, 23.06.2017

Wohin mit den wertvollen Büchern?

Über den am Dezember 2016 verstorbene Pirckheimer, Buchhändler und Heimerziehungspfleger, Mirco Meier und sein Online-Antiquariat Schmökermühle wurde im SWR Fernsehen RP ein eindringlicher Beitrag veröffentlicht, der ein Thema anschneidet, welches vermutlich jeden ernsthaften Sammler umtreibt: Was geschieht mit meiner Sammlung, wenn ich einmal nicht mehr bin?

Der Beitrag kann hier aufgerufen werden.

So, 11.06.2017

Mit Peter Zitzmann in Lauf vor dem geschlossenen Wappensaal
Erscheint demnächst: Die Kunst des Sammelns,
Bd. 3, PETER ZITZMANNN

Peter Zitzmann (22.4.1943 - 8.6.2017)

"Ich hasse weiße Handschuhe"
Kein Nachruf

Bei manchen Menschen ist es nicht vorstellbar, dass sie sterben. David Bowie war so eine Persönlichkeit; Peter Zitzmann ist eine andere. Ersterer starb im letzten Jahr, letzterer am Donnerstag, den 8. Juni 2017. Damit hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf.
Peter war davon überzeugt, mindestens 90 Jahre alt zu werden. Das war aber vor der Diagnose einer unheilbaren Krankheit, deren Lebenserwartung nach gegenwärtigem medizinischem Stand 2 bis 5 Jahre beträgt. Ein Thema war das kaum zwischen uns. Über Krankheiten und Ängste zu sprechen, bedeutet Krankheiten und Ängsten Raum zu bieten.
Früher besuchte ich ihn häufiger in Nürnberg: Besichtigung des Reichsparteitagsgeländes und dem Dokumentationszentrum im Schneesturm. Ausflüge ins Nürnberger Umland. Fränkische Grillteller und Brotzeiten. Manchmal war er bei mir in Berlin. Und vor dem Poetenfest Erlangen fand die von ihm initiierte Triennale "Druck & Buch" im Germanischen Nationalmuseum statt. Damals war dort noch Dr. Isphording für den Erwerb der Künstlerbücher zuständig. Sein Nachfolger hat weder die Leidenschaft und Energie, die Sammlung weiter zu führen – was wieder einmal beweist, dass die Qualität einer Sammlung von demjenigen abhängt, der sie betreut.
Natürlich kannte auch Peter Zitzmann einige dieser indifferenten und gesichtslosen Bibliotheks- und Museumsleiter – Menschen machen Sammlungen und nicht der Etat. Seine Sammlung ist mittlerweile so angewachsen, dass sie sich locker mit denen bekannter Museen oder Bibliotheken messen kann. Dabei war er immer offen, unprätentiös, nicht repräsentativ, warmherzig. Im besten Sinne heimatverbunden, ein fränkischer Patriot und anarchistischer Sammler, der sich für seine Erwerbungen begeistern konnte. Einfach auch ein großartiger Mensch.
Vor fast genau einem Jahr war ich bei ihm, um mit ihm über seine Sammler-Leidenschaft zu sprechen. Wir sassen entspannt auf dem Sofa, das Aufnahmegerät zwischen uns – und :unterhielten uns etwa eineinhalb Stunden. Das Ergebnis unseres Gesprächs transkribierte ich vor einigen Wochen, schickte ihm den Text, den er korrigierte. Dann ging das Manuskript zur letzten Überprüfung noch einmal zu ihm und er schickte mir die finale Fassung zurück. Der dritte Band „Die Kunst des Sammelns – Peter Zitzmann“ kann also erscheinen und gegenwärtig zeichne ich zu seinen Aussagen in dem Gespräch und kommentiere sie mit eigenen Worten. „ich hasse weiße Handschuhe“ ist so ein Satz oder auch „Das könnte jetzt zu tagelangen Diskussionen führen, was Originalgrafik ist und was nicht“. Dazu notiere ich: „Siebdruck ist doch irgendwie Scheisse“.
Juni 2016. Ausflug mit Peter in die Ortschaft Lauf. Er will mir dort in einer Burg einen aussergewöhnlichen Wappensaal zeigen, aber der Wappensaal hat geschlossen. Also fahren wir weiter nach Hersbruck, wo wir das Hirtenmuseum mit einer Ausstellung von Reiner Zitta besuchen. Die Werke des Künstlers gefallen mir. An diesem Ort hätte ich das nicht erwartet. Überhaupt hat Peter ein großartiges Gespür für gute Kunst. Während unseres Gesprächs über derzeit bekannte Nürnberger Künstler nennt er den Namen Harri Schemm. Ich recherchiere ein wenig, finde ein Buch mit dem Titel „Radikaler Provenzialismus“ und schaue nach dem Werk. Ja, Harri Schemm ist ziemlich gut.
Nach dem Besuch im Hirtenmuseum schauen wir uns das sogenannte „memorum“ an, also den Gerichtssaal, wo die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse stattfanden. Das Museum ist eine Konserve; ziemlich langweilig. Danach trennen wir uns. Am Abend schauen wir gemeinsam WM-Fußball. Peter sagt nichts, sitzt still da, wirkt irgendwie genervt. Bin ich der Grund? Eher nicht. Ich glaube, es geht ihm gesundheitlich nicht gut. 
Das folgende Jahr ist so wie immer: einmal im Monat telefonieren wir eine Stunde, ab und zu kauft er etwas, zwei- bis dreimal im Jahr sehen wir uns.
Vor vier Wochen telefonieren wir noch einmal, sprechen über den Sammlerband und die bevorstehende "Druck & Buch" auf dem Poetenfest in Erlangen. 
(Hartmut Andryczuk, Der Daten-Messie)

Do, 04.05.2017

A. R. Penck (5.10.1939 - 2.5.2017)

© Hartmut Andryczuk

1 Kommentar:
Matthias Haberzettl hat gesagt: Hier ein schöner Nachruf von Rüdiger Heinze in der Augsburger Allgemeinen:  Der Hoehlenmaler des 20 Jahrhunderts..
10. Mai 2017

Fr, 14.04.2017

Jürgen Gottschalk (1950 - 2017)

Tief betroffen musste ich heute erfahren, dass Jürgen Gottschalk am 28. März im Alter von nur 67 Jahren verstorben ist.
Der am 6.3.1950 geborene Historiker Jürgen Gottschalk ist den Pirckheimern nicht nur als Sammler von Judaica zum Thema Musik, Theater, Kabarett, Witz und Humor und durch Aufsätze zu diesem Thema in den Marginalien und anderen Zeitschriften bekannt, wo er u.a. über den Berliner Antiquar, Verleger und Mäzen Louis Lamm publizierte. Seine wissenschaftlich Vorträge vor den Pirckheimern und dem BBA werden den Teilnehmern genauso in Erinnerung bleiben, wie seine musikalischen Kleszmer-Darbietungen am Akkordeon. Seit 2010 stellte Jürgen Gottschalk seine einzigartige Sammlung unter dem Titel Humoristica Judaica im Internet vor und erreichte damit Interessenten an Jüdischen Hochschulen in Deutschland genauso wie auch Bibliotheken und Forschungseinrichtungen in Osteuropa und den USA.
Seine fundierten bibliophilen Recherchen zum Thema Judaica haben das Wissen um dieses Gebiet nicht nur bei den Pirckheimern bereichert - sein Tod hinterlässt eine Lücke.
(ad)

Sa, 11.02.2017

Robert Kiepert (1929 - 6.2.2017)

Der größte Buchhändler Berlins

Foto: Berliner Zeitung/Benjamin Pritzkuleit
... "In den Siebzigern und Achtzigern war Kiepert die größte Buchhandlung Deutschlands. Sie hatte nicht den Charme von Literatenhöhlen wie die Buchhandlung im Bahnhof Zoo, wo man als Kunde Teil einer verschworenen Gemeinschaft von Kennern wurde. Dazu war Kiepert viel zu groß, zu nüchtern und gewissermaßen zu multikulturell. Es kamen ja sogar Juristen und BWLer herein. Der Laden bot die ganze Vielfalt der Literatur, auch die des mathematischen Fachbuchs, was Lyrikliebhabern auf den Magen schlagen konnte. 
Kiepert genoss Respekt. Bei Studentendemonstrationen gingen regelmäßig die Scheiben der benachbarten Banken zu Bruch, die Buchhandlung hingegen, so will es das Gerücht, blieb immer unversehrt. Der Internethandel und die Buchhandelsketten jedoch gingen Kiepert an den Kragen. Die Intimität, die spezialisierte Händler als Trumpf gegen den anonymen Massenhandel ausspielen, konnte der Großbetrieb Kiepert nicht bieten." ...
(Harald Jähner)

© 2017 Berliner Zeitung
... gesamten Artikel lesen

Do, 07.07.2016

Werner Schinko (1929 - 2016)

Der Maler und Grafiker Werner Schinko, geboren 1929 in Böhmen, ist tot. Wie der Berliner Aufbau-Verlag mitteilte, starb er in seiner Heimatstadt Röbel im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Schinko wurde 86 Jahre alt.
Schinko gehörte zu den namhaftesten Künstlern in der DDR. Bekannt geworden ist er in den 50er-Jahren mit seinen Illustrationen zum Werk Fritz Reuters: seine Abschlussarbeit an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee stellten mehrere Holzschnitte zu Reuters Verserzählung "Kein Hüsung" dar.
Werner Schinko, Rotkäppchen, 1976
Aber auch zahlreichen weiteren Büchern gab er ein Gesicht. Er entwarf allein für den Hinstorff-Verlag mehr als 100 Buchtitel, etwa für den Roman "Ole Bienkopp" von Erwin Strittmatter. Bekannt sind auch seine Märchenfiguren und Fabeltiere.
(nach einer Meldung auf ndr.de)

2011 führte Werner Schinko gemeinsam mit Hans-Joachim Behrendt und Hans Koch die Berlin-Brandenburger Pirckheimer anläßlich einer Jahresexkursion durch das Druckkunstmuseum Alte Schule in Krakow am See.

Di, 24.05.2016

Adolf Born (1930 - 2016)

Gestern verstarb der in Prag lebende und arbeitende Buchillustrator und Grafiker Adolf Born, vielen Bücherfreunden hierzulande bekannt durch die bei Eulenspiegel erschienene Bilderbücher der Verführungskunst und ... der Reisekunst, beide mit einigen Empfehlungen für angehende Liebhaber, bzw. für an- und abgehende Reisende von Lothar Kusche. "Seine zahlreichen Farblithografien verknüpften und verknüpfen die Ansprüche der bildenden Kunst mit denen der humoristischen Unterhaltung. Es sind die Phantasmagorien einer imaginären Vergangenheit, deren jüngste Ausläufer bis kurz vor die Zeit seiner Geburt reichen, die Adolf Born in die Nähe des Phantastischen Realismus rücken. Lustige Fabelwesen und Spukgestalten bevölkern seine nicht selten auch unaufdringlich erotischen Bilder." (Wikipedia)
Eine Vielzahl von Preisen begleiteten sein Schaffensprozess, so aus Italien, Frankreich, Spanien, Finnland, Belgien, der BRD, der DDR, der Türkei, dem Iran, Kanada und Australien.

Sa, 23.04.2016

Hans Heidler (1943 - 2016)

Am heutigen „Welttag des Buches“ hatte sich eine große Trauergemeinde in der Pfarrkirche von Bobingen bei Augsburg versammelt, um Abschied zu nehmen von unserem früheren Mitglied Hans Heidler.
Heidler, gebürtig aus dem Sudetenland, und in den Nachkriegswirren ins Lechfeld gekommen, studierte Geschichte und Anglistik – und der Literatur, speziell der englischen, gehörte seine lebenslange Liebe und Bewunderung. Seit 1976 bereiste er als Angestellter des Goethe-Instituts die Welt. Jeweils im Wechsel mit Inlandstätigkeiten hielt er sich etwa Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger viele Jahre in Ägypten auf, zusammen mit der schnell wachsenden Familie. In den Neunzigern verbrachte er ein volles Jahrzehnt in Australien, um Deutschlehrer fortzubilden. Auch in der Fremde ging er auf Bücherjagd; voller Begeisterung erzählte er mir erst letztes Jahr auf der gemeinsamen Autofahrt zum Jahrestreffen nach Meißen von den ganz speziellen, unvergleichlichen Antiquariaten in Kairo.
Zwischenzeitlich in Rothenburg o.d.T. und Würzburg wohnhaft, danach in Berlin und vier Jahre in Lissabon, zog es die Familie im Jahr 2008 wieder nach Bobingen. So konnte er zusammen mit Ehefrau Irmgard, die seit dem letzten Jahr seine Mitgliedschaft weiterführt, die „Pirckheimer in Bayern“ bereichern.
Hans Heidler wies zwar die Benennung als „Bibliophiler“ von sich – zweifelte gar ein bisschen, ob er ein „richtiger“ Pirckheimer sei, da er ja seine Bücher ausschließlich wegen des Inhalts auswählte – aber ich glaube, da konnte ich ihn beruhigen: er war ein wahrlich großer Bücherfreund!
(Matthias Haberzettl)