Pirckheimer-Blog

Ausstellung

Sa, 05.08.2023

Michael Croissant: "Kopf-Thema (gelb)", HLMD. | © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Wolfgang Furmannek
Emy Roeder: "Zwei liegende Ziegen", Kreide auf Papier (1955). | © 2023 Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Wolfgang Furmannek, HLMD

Darmstadt: Von Kollwitz bis Serra

Bis zum 03. September ist noch die Ausstellung Von Kollwitz bis Serra. Bildhauer:innen zeichnen im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt (Friedensplatz 1, 64283 Darmstadt) zu sehen. Die Schau zeigt 68 Arbeiten auf Papier in Kombination mit einigen ausgewählten Kleinplastiken von 35 beteiligten Bildhauerinnen und Bildhauern; alle Exponate entstammen den Sammlungen des Landesmuseums und spannen einen Kosmos auf von den großen Vertreterinnen und Vertretern der Gattung in der Moderne (Käthe Kollwitz, Gustav Seitz) über die Konzepttraditionen der 1970er Jahre bis zur Postulierung der Bildhauerzeichnung als eigenständiges künstlerisches Genre in der Gegenwart (Richard Serra, John Cage, Vera Röhm). Und gerade der Abgleich in der zwei-dimensionalen Strichführung in den Zeichnungen mit der Transformation in die dritte Dimension sollte für die Interessenten von großem Reiz sein: im Fall von Emy Roeder (1890–1971) etwa, die in der Exhibition etwa mit den Zwei liegenden Ziegen von 1955 wie auch mit einer kleinen Auswahl Plastik vertreten ist. Oder eben bei den Abstraktionen Michael Croissants (1928–2002), die aber als Zentrum und Kennraum immer den Menschen beinhalten und darstellen ... seine Köpfe und Menschen-Säulen wahren stets eine „je eigene Umrisskontur, eine körperhaft existentielle Präsenz“, wie es der Frankfurter Galerist Roland Appel einmal formulierte. In der Schau ist sein Blatt Kopf-Thema (gelb) zu sehen, das für die Melange von äußerster Abstraktion und Kenntlichkeit für seine Arbeit symptomatisch sein dürfte. Die Ausstellung wird von einem Beiprogramm begleitet. So findet im thematischen Anschluss an Von Kollwitz bis Serra am 16.08. eine Führung  zum Thema Ein Wald der Skulpturen. Sammlung Simon Spierer mit Renate-Charlotte Hoffmann statt, Beginn: 18.30 Uhr. Der 26.08. ist Großelterntag von 11 bis 17 Uhr, was heißt: ermäßigter Eintritt für Großeltern mit Enkelkindern (4–12 Jahre). Und am 30. um 18 Uhr gibt es ein Gespräch mit der Künstlerin Vera Röhm und den beiden Kuratorinnen der Ausstellung, Dr. Mechthild Haas sowie Dr. Ksenija Tschetschik-Hammerl. Von Kollwitz bis Serra ist wie folgt geöffnet: dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr, samstags und sonntags 11 bis 17 Uhr. Willkommen in Darmstadt!

(André Schinkel)

Do, 03.08.2023

Kiss me over the garden gate

Zur Vernissage der Ausstellung Kiss me over the garden gate. Gerd Kanz. Malerei, Skulptur, Grafik am Sonntag, 13. August 2023, lädt der Leiter des Grafikmuseums der Stiftung Schreiner in Bad Steben (Badstraße 30/31, 95138 Bad Steben), Dr. Tobias Ertel, herzlich ein. Die Schau wird bis zum 15. Oktober im Kurhaus von Bad Steben zu sehen sein. Kanz, geboren 1966 in Erlangen, lebt und arbeitet in Untermerzbach und im griechischen Pombis, er studierte in Nürnberg und ist vor allem für seine Öl-auf-Holz-Tafelmalerei (vgl. Beispielbild) bekannt geworden. Sein Werk, das oft florale und Torbogen-Motive einbezieht, wurde mehrfach ausgezeichnet und geehrt, so mit dem Kunstpreis Blau-Orange (2009) und dem Red Dot Award (2017). Die Vernissage im Kurhaus von Bad Steben beginnt am 13.08. um 11 Uhr, zur Begrüßung sprechen Stefanie Barbara Schreiner (Grußwort) sowie Sabine Raithel (Konzeption/Einführung in die Ausstellung), zum Anlass gibt es Musik von Peter Wrobel (Saxophon) und Stefan Griesshammer (Bass). Die Ausstellung Kiss me over the garden gate ist von Montag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr zu sehen, der Eintritt ist frei.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

So, 30.07.2023

Noch bis zum 20. August 2023 sind die Zeichnungen von Paula-Modersohn Becker in Bremen zu sehen.
Paula Modersohn-Becker: "Landschaft mit Birken". Das zeichnerische Werk der vor allem als Malerin berühmt gewordenen Künstlerin wird aufgrund seiner Empfindlichkeit nur überaus selten gezeigt.

Die Zeichnerin Paula Modersohn-Becker: Ausstellung in Bremen

Das bislang wenig beachtete zeichnerische Werk von Paula Modersohn-Becker rückt in der aktuellen Ausstellung, die nur noch bis zum 20. August zu sehen ist, im Paula Modersohn-Becker Museum Bremen in den Mittelpunkt. Mit 130 Papierarbeiten aus allen Schaffensphasen bietet die Präsentation einen einmaligen Einblick in Modersohn-Beckers künstlerische Gedankenwelt. Denn bei den Zeichnungen, Aquarellen und Pastellen handelt es sich um viel mehr als reine Vorarbeiten: Denn das Zeichnen war entscheidend für Paula Modersohn-Becker auf dem Weg zu „Einfachheit und Größe“. Dass Paula Modersohn-Becker zu den wichtigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts zählt, ist unumstritten. Dank der zahlreichen erfolgreichen Ausstellungen und Retrospektiven in den letzten Jahren zu ihrem Werk ist die entscheidende Rolle der Malerin für die Moderne mittlerweile einem breiten Kunstpublikum im In- und Ausland bekannt. Was jedoch bisher wenig bis gar nicht im Fokus stand, sind die Zeichnungen von Paula Modersohn-Becker. Diesem Versäumnis kommt das Paula Modersohn-Becker Museum mit dieser Sonderausstellung nach, die Zeichnungen, Skizzen, Aquarelle und Pastelle präsentiert. Die Auswahl aus der äußerst empfindlichen Werkgruppe, die insgesamt 1.328 Blätter umfasst, ist streng und exklusiv, kommen doch diese doch nach der Finissage wieder in die Depots. Unter den Ausstellungsstücken finden sich zahlreiche Kunstwerke, die noch nie oder seit Jahrzehnten nicht mehr öffentlich ausgestellt waren. Sie stammen aus musealen und privaten Sammlungen sowie dem wichtigen Bestand der Paula-Modersohn-Becker-Stiftung Bremen. Der große Umfang, die Empfindlichkeit des Materials Papier machen dieses Ausstellungsprojekt zu einem äußerst seltenen und aufwändigen. Auch erhöht sich der Wert der Schau darin, dass die Kunstwerke als Studien und Gedankenstützen für die Künstlerin kaum für die Öffentlichkeit in Erwägung gezogen wurden. Das Museum in der Böttcherstraße 6 in 28195 Bremen ist von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 18 Uhr geöffnet, montags ist die Ausstellung geschlossen. Der Eintritt beträgt 12 (ermäßigt 10) Euro, für Kinder bis 18 Jahre ist er frei. Ab 17 Uhr schlägt grundsätzlich der ermäßigte Satz als Eintritt zu Buche.

(Paula Modersohn-Becker Museum/André Schinkel/Pressemitteilung)

Do, 27.07.2023

Zur Ausstellungseröffnung lädt am 18.08.2023 die Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln ein.

Einbandwettbewerb für Azubis

Zur Ausstellungseröffnung anlässlich des 22. Internationalen Bucheinbandwettbewerbs für Auszubildende lädt die Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln (Heinrich-Böll-Platz/Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln, Eingang Filmforum) am 18. August um 19 Uhr ein. Zur Eröffnung sprechen der Leiter der Buchbinderei der Einrichtung, Dirk Jachimsky, sowie der Vorsitzende des Bund der Deutschen Buchbinder e. V., Maik Beckmann. Die Ausstellung ist bis zum 02. Oktober in Köln zu sehen. Die Kunst- und Museumsbibliothek ist montags jeweils von 14 bis 21, Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 21 und Freitag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 24.07.2023

The Grolier Club Library: Papier-Herstellung als Kunstform

Paper-Making as Art, Totem, and Technology: Die Ausstellung in der The Grolier Club Library zeigt Beispiele von Werken zur Papierherstellung aus der Sammlung des Grolier Clubs. Es wird darin die Bedeutung des Papiers für die moderne, westliche und kolonisierende Welt in Verbindung mit traditionell, natürlich oder (vorgeblich) primitiv konstruierten Papieren demonstriert. Ein Ziel der Auswahl ist es, zu zeigen, dass die Romantik, die auf nicht-westliche Papierkulturen projiziert wird, die Einstellung zu Papier in industriellen und postindustriellen Kontexten widerspiegelt.

Die Exposition zeigt u. a. Muster mexikanischen Pflanzenfaserpapiers aus dem Buch El papel indígena mexicano: historia y supervivencia von Hans Lenz (1948). Aus diesen Papieren wurden sogenannte Muñecos ausgeschnitten – Puppen, die die Geister der Erde darstellen. Diese Geister-Wesen halfen bei der Behandlung von Krankheiten und Gebrechen und trugen zu einer guten Ernte bei. Aus diesem Grund hatte das Papier, aus dem sie gemacht wurden, den Charakter eines heiligen Gegenstands und durfte außerhalb des Stammes weder verkauft noch verschenkt werden.

Das nächste Exponat ist ein Papier u. a. aus Maulbeere und Disteln. Die Publikation von Vance Studley Iris: Specimens of handmade botanical papers (1979), enthält sechs pflanzenkundliche Radierungen auf handgeschöpftem Papier. Der Autor kombiniert das Bild einer Pflanze mit Papier aus ihren Fasern und betont so die kreative Verbindung mit der Natur, die handgeschöpftes Papier herstellen kann. Zu den weiteren Ausstellungsstücken gehören Birkenrindenpapier, ein Wespennest (die wehrhaften Insekten bauen ihre Behausungen aus mazeriertem Zellstoff) und zahlreiche Muster von Maschinenpapier in verschiedenen Farben, Gewichten und Texturen.

Als Kontrast zu früheren Papiersorten werden brillante Beispiele der maschinellen Papierherstellung zu Beginn der industriellen Revolution vorgestellt: Joseph Jérôme Lefrançais de Lalande, The art of papermaking (1976). – Und schlussendlich wird die Beziehung zwischen den geografischen Merkmalen, Traditionen, Papiertypen und der Druckkunst Japans und anderen asiatischen Länder anhand von Beispielen aus folgenden Werken veranschaulicht: Seikichirō Gotō, Japanese hand-made paper: Japanese paper and paper-making (1960), Great Britain. Parliament (ed.), Reports on the manufacture of paper in Japan (1871), Dard Hunter, A papermaking pilgrimage to Japan, Korea and China (1936). Diese Publikationen befassen sich mit dem Herstellungsprozess und der Historie des Papiers in diesen Ländern fernab der westlichen Traditionen und Arbeitsweisen. 

Die Ausstellung in der New Yorker The Grolier Club Library (47 E. 60th Street, New York, NY 10022) wird seit März und noch bis Mitte August gezeigt und ist von Montag bis Samstag 10 bis 15 Uhr geöffnet. Weiterführende Infomationen zu Thema und Ausstellung finden sich hier.

(Maria Bogdanovich)

Mi, 19.07.2023

Virtuell ausgestellt – Gottfried Salzmanns "NY III".

Gottfried Salzmann virtuell

Bis zum 16. Oktober des laufenden Jahres werden, kuratiert von der Neuhauser Kunstmühle, die druckgrafischen Arbeiten Gottfried Salzmanns (äquivalent zur Ausstellung Josef Zenzmaiers, der Pirckheimer-Blog berichtete) in einer virtuellen Ausstellung gezeigt. Diese digitale Schau flankiert dabei eine augenblickliche Vielzahl von „echten“ Ausstellungen des Künstlers in Österreich. Die Betreiber der Kunstmühle, Elisabeth und Nikolaus Topic-Matutin, arbeiten seit vielen Jahren mit Salzmann zusammen. Stellvertretend für die Vielzahl der Exponate und nicht zuletzt auch Techniken, in denen der Grafiker arbeitet, sei die Farblithografie NY III von 2012 gezeigt, die im Breite-Höhe-Format von 52 x 76 Zentimetern ganz typisch ist für die metropolitanischen Landschaften Gottfried Salzmanns. Aber auch noch einige stillere Motive sind auf der Seite der Kunstmühle verfügbar, die Farbradierungen See und Allee etwa. Ein virtueller Rundgang (wie auch im Angebot der Hohenberger Kunstinstanz im Neuhauser Schloss zu stöbern) lohnt sich.

(André Schinkel) 

Di, 18.07.2023

„Carmina Burana“, Kärnten/Steiermark (oder Südtirol/Neustift) um 1230 bis 14. Jahrhundert. Signatur: Clm 4660, Blatt 64v–65r. | © BSB
Musik für Tasteninstrumente: Blick ins "Buxheimer Orgelbuch". Süddeutschland/Schweiz um 1460 bis 1470. Signatur: Mus.ms. 3725, Blatt 22v–23r. | © BSB

Musik-Manuskripte – Cimelien der Bayerischen Staatsbibliothek

Die Bayerische Staatsbibliothek in München zeigt anlässlich der Medieval and Renaissance Music Conference 2023 fünf ausgewählte Spitzenstücke aus ihrer Sammlung. Die Kostbarkeiten der Schatzkammer sind vom 24. bis zum 28. Juli jeweils von 11 bis 19 Uhr im ersten Obergeschoss der Bayerischen Staatsbibliothek (Ludwigstraße 16, 80593 München) zu besichtigen, der Eintritt für die kleine Preziosen-Schau ist frei. Unter den kostbaren und kostbarsten Stücken befinden sich eine Ausgabe der Carmina Burana und andere Raritäten aus dem 12. bis zum 17. Jahrhundert.

Die historischen Musikbestände der Bayerischen Staatsbibliothek gehen zurück auf die Musikalien der 1558 gegründeten Hofbibliothek und der seit 1523 unter Wilhelm IV. mit Ludwig Senfl systematisch ausgebauten bayerischen Hofkapelle. Die Herzöge der Wittelsbacher sammelten gezielt musikalische Quellen für ihre Hofbibliothek, unabhängig vom Aufführungsmaterial, das die Hofkapelle benötigte. Im Zuge der Säkularisation im 19. Jahrhundert gelangten wertvolle Bestände aus bayerischen Klöstern in die Münchner Bibliothek, die bis in die Anfänge der schriftlichen Aufzeichnung von Musik (in Mitteleuropa etwa ab 850 die Neumen-Notation) zurückreichen.

Die in der Schatzkammer vorgestellten Handschriften repräsentieren das Spektrum an unikalen Musikquellen aus Mittelalter und Renaissance, beginnend mit den weltberühmten Carmina Burana, die für die mittelalterliche weltliche Musik stehen, über den Codex St. Emmeram mit früher Mensuralmusik und das Buxheimer Orgelbuch, die umfangreichste Quelle mit Musik für Tasteninstrumente im 15. Jahrhundert, bis hin zum Renaissance-Prachtchorbuch für Pfalzgraf Ottheinrich und schließlich der spanischen Chorbuch-Handschrift Cancionero de la Sablonara aus dem frühen 17. Jahrhundert. Alle Informationen zur Schau finden sich auf der Seite der BSB.

(Bayerische Staatsbibliothek/Pressemitteilung)

Sa, 15.07.2023

Blick in die virtuelle Josef-Zenzmaier-Ausstellung.
Ein Blatt aus dem Buch "Der Weg zur Großmutter".

Josef Zenzmaiers Druckkunst

Bis zum 15. Oktober ist das druckgrafische Werk Josef Zenzmaiers (1933–2023), mit dem die Neuhauser Kunstmühle von 1997 bis zu seinem Tod zusammenarbeitete, in einer virtuellen Ausstellung zu sehen. Die Betreiber der Kunstmühle, Elisabeth und Nikolaus Topic-Matutin, schreiben dazu: „… durch viele Jahre durften wir das druckgrafische Schaffen von Josef Zenzmaier begleiten: die ersten Arbeiten entstanden 1997, und 2015 konnten wir das Künstlerbuch Der Weg zur Großmutter herausbringen. Danach begannen wir neue Projekte, die aber nicht mehr fertig geworden sind. Um diesen Weg nachvollziehbar zu machen, haben wir für die Lithografien des Künstlers eine virtuelle Ausstellung eingerichtet, zu der Sie mit einem Klick hier gelangen. Das Buch Der Weg zur Großmutter (in der virtuellen Ausstellung können wir es aus technischen Gründen nicht zeigen) ist eine verdichtete Reise in die Kindheit, auf der der Künstler in vollständiger Beherrschung seiner Mittel den Weg des Kindes, das er einmal war, noch einmal geht. Die Farblithografien des Buchs gibt es in geringer Zahl auch als Einzelblätter […]. Wir sind stolz auf diese lange Zusammenarbeit.“ Die einzelnen lithografischen Blätter (insgesamt 11 Motive v. a. aus der Weg-Serie) sind auf der Webseite der Kunstmühle einsehbar, vergleichbar und bestellbar. Josef Zenzmaier, der in Kuchl (Land Salzburg) lebte, war vor allem als Skulpteur und Bildhauer bekanntgeworden. Sein künstlerisches Gesamtwerk wurde wiederholt ausgezeichnet und geehrt. 1983 erhielt er den Wiener Festwochenpreis für Großplastik und 1999 den Karl-Weiser-Preis.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Mi, 12.07.2023

Kunsthistorikerin Brigitta Milde und Pianistin Juliane Sailer vor der Ausstellung zum Vortrag. | © Elke Lang
In der Ausstellung zum Vortrag: Tagebuchseite von Lothar Lang vom 24.05.1971 mit der Reflektion über ein Gespräch mit Carlfriedrich Claus. | © Elke Lang

Disparate Freunde: Lang · Claus

Aus Anlass des zehnten Todestags von Lothar Lang am 20. Juli fand am 5. Juli im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg als 53. Veranstaltung in der Reihe Aus dem deutschen Kunstarchiv ein Vortrag unter der Überschrift Disparate Freunde: Der Kunsthistoriker Lothar Lang und der Künstlerphilosoph Carlfriedrich Claus statt. Das Nürnberger Archiv beherbergt den schriftlichen Nachlass von Lothar Lang, zu dem die rund 250 Briefe gehören, die er von Carlfriedrich Claus erhielt und von denen eine Reihe in dem Buch Carlfriedrich Claus. Lothar Lang. Der Briefwechsel, herausgegeben 2021 durch Elke Lang im Verlag Faber & Faber in Leipzig, veröffentlicht ist.

Die Kunsthistorikerin Brigitta Milde, die von 1999 bis 2021 als Leiterin des Claus-Archivs in den Kunstsammlungen Chemnitz tätig, hat sowohl den Kunsthistoriker als auch den Künstler persönlich gekannt und geschätzt und aus dem Archivbestand bisher unveröffentlichte Fotos und andere Dokumente herangezogen, um ein interessantes Bild von Leben und Schaffen beider zu bieten. Und die Pianistin Juliane Sailer, die künftige Nachlassverwalterin von Lothar Lang, verstärkte die Eindrücke durch eine Improvisation zu Carlfriedrich Claus’ beidseitiger Zeichnung auf Transparentpapier, Blickworte reflektierende Studie von 1962 und 1963, indem sie unter anderem Schichtungen musikalisch deutlich werden ließ. (Vgl. auch die Würdigung des Werks durch Matthias Zwarg in der Freien Presse Chemnitz vom 17.04.2020: Traum von der Brüderlichkeit.)

Gleichzeitig wurde in drei Vitrinen eine von der Archivleiterin Susanne Brogi gestaltete kleine Ausstellung mit Material aus dem Kunstarchiv zu dem Thema „Claus · Lang“ eröffnet. Diese wird ein Vierteljahr in der Archivabteilung zu sehen sein. Als ein besonderer Gast war Claus Pese mit Ehefrau erschienen. Er war seinerzeit, als das Deutsche Kunstarchiv noch Archiv für Bildende Kunst hießt, dessen Leiter und hatte damals den Vorlassvertrag mit Lothar Lang geschlossen. 

(Elke Lang)

Di, 11.07.2023

Die allerneueste Ausgabe (1/2023) des "Palmbaum".

Jena: Im Zeichen des Palmbaums

Die Reise des Palmbaums anlässlich des 30. Geburtstags der im quartus-Verlag erscheinenden Literaturzeitschrift Thüringens unter der Ägide von Pirckheimer-Freund Jens-Fietje Dwars, der sich auch in der Redaktion der Marginalien und in der Gesellschaft überhaupt diverse Meriten erworben hat, geht weiter. Und gemäß dem Novalis-Wort: „Wo gehen wir denn hin? Immer nach Hause“, kehrt die Zeitschrift ab dem 14. Juli nicht nur an den Ort ihrer Entstehung zurück, sondern findet Obhut im Romantikerhaus der literatur- und geschichtsträchtigen Stadt Jena (Unterm Markt 12a, 07743 Jena). Zu Ehren des 30-jährigen Bestehens des Journals zeigt das ehrwürdige Haus eine umfängliche Kollektion an Ausgaben, vor allem aber auch Originale und Cover, die seit der Übernahme durch Dwars 2005 von einer Vielzahl illustrer Künstlerinnen und Künstler, darunter Baldwin Zettl, Angela Hampel, Ulrike Theusner, Karl-Georg Hirsch, Susanne Theumer und viele andere, geschaffen wurden. Auch kann Einblick in die jüngste Ausgabe genommen werden, dessen Einband von Dieter Goltzsche gestaltet wurde. Es werden Entwürfe und Künstlerbriefe, von Strawalde etwa, Volker Braun und Horst Hussel, zu sehen sein. Auch das Haus selbst, in dem einst Fichte lebte und in dessen Umkreis Klassik wie Romantik blühten, ist einen tiefen Blick wert, kulminierte doch um 1800 das literarische wie philosophische Leben in der seinerzeit ähnlich wie Weimar kleinen und doch gesegneten Stadt. Und auch heute, in der Gegenwart, vereinen sich im Palmbaum, wie es auch in der Einladung des Romantikerhauses heißt, „beste Grafik und Literatur“. Die Vernissage der Ausstellung beginnt am 14. Juli um 19 Uhr, es wird Wein zum Anlass gereicht, und es spielt zur Feier des Tages Jazzposaunist Frieder W. Bergner für die Protagonisten, Freunde und Gäste. Ein Fest für die Literatur und die Kunst. Die Ausstellung ist bis zum 05.11. zu sehen.

(André Schinkel)

Mi, 05.07.2023

Unter anderem in München beim Radierverein zu sehen – Meik Brüschs Mischtechnik "Fundamental Forces Seemed to be Play", Radierung, Linolschnitt, Holzschnitt, 50 x 70 cm, 2021 (Detail der Grafik).

München: „Let’s print in Leipzig“

Laura Etz vom Verein für Original-Radierung München e. V. lädt zur nächsten Ausstellung in den Räumen des Radiervereins ein: „Seit fünf Jahren ermöglicht das Museum für Druckkunst in Leipzig jährlich Künstler*innen aus aller Welt für einige Wochen in den Werkstätten des Museums, mit den dort erhaltenen Druckpressen und Maschinen, künstlerisch zu arbeiten. Der Radierverein, als Begegnungsort für Druckgrafik in München, zeigt nun in Kollaboration mit dem Museum eine exklusive Auswahl von Druckgrafiken aus der Sammlung, die in den letzten fünf Jahren anlässlich der Workshops in Leipzig entstanden sind. Darunter sind Werke von Künstler*innen wie Maren Oehling (Leipzig), Ausma Šmite (Lettland) und Meik Brüsch (Dänemark).“ Die Vernissage findet am 13. Juli um 19 Uhr in den Galerieräumen des Vereins (Ludwigstraße 7, 80539 München) statt, bis zum 5. August ist sie von Mittwoch bis Freitag von 15 bis 19 Uhr und am letzten Tag von 11 bis 14 Uhr geöffnet. Alle Informationen zu Schau und Verein finden sich hier.

(André Schinkel/Pressemitteilung)

Di, 04.07.2023

corn.elius: "sondermarke", Serigrafie auf Karton. | © HSB/corn.elius 2023, Hanneke van der Hoeven
"briefe" – Installationsansicht. | © Christopher Breu

Corn.elius_Gesiebte Briefe_

Hegenbarth trifft Gegenwart: Noch bis zum 20. September würdigt die Hegenbarth-Sammlung Berlin (Laubacher Straße 38, 14197 Berlin) mit corn.elius_gesiebte briefe_ erstmals in einer großen institutionellen Einzelausstellung die seriellen Bildschöpfungen des in Berlin lebenden Serigrafikers Cornelius Brändle. Mit seinem buchkünstlerischen Werk ist er seit 30 Jahren präsent, wofür der Künstler im Mai dieses Jahres mit dem V. O. Stomps Förderpreis der Gutenbergstadt Mainz im Rahmen der Minipressen-Messe ausgezeichnet wurde. Die Ausstellung, die einen umfänglichen Überblick zum Werk Brändles gibt, ist von einem umfangreichen Begleitprogramm flankiert. 

_vom schönsinn der gefundenen form: Einen bislang unbekannten Kosmos bildet das Material, das den Bucheditionen zugrunde liegt, die in steter Metamorphose entwickelten Siebdruckserien. Die Hegenbarth-Sammlung stellt repräsentative Ausschnitte daraus vor, die den schöpferischen Prozess der Formfindung, die Verwandlung vom Fundstück zum Bildzeichen, als Cornelius Brändles Thema fokussieren. Die gesiebten briefe sind eine Einladung zum Mitspielen: Durch den Schönsinn der gefundenen Formen vermitteln sie beim bloßen Betrachten die impliziten sozialen wie intellektuellen Aspekte. In der Reihe Hegenbarth trifft Gegenwart werden darüber hinaus zudem verschiedene Vermittlungsformate bis hin zur seriellen Kunstaktion angeboten.

Seit über zwanzig Jahren sind Alltagsgegenstände, zufällig Gefundenes oder Weggeworfenes, Ausgangspunkt vieler seiner Serigrafien. Als Sammler liest Brändle, der auch als Initiator der Art Book Berlin bekannt wurde, diese Dinge auf, nicht wissend, welchen Sinn er ihnen als Zeichner mit dem Sieb entlockt. Der Zufall verwandelt die Form des Ausgangspunkts im photomechanischen Prozess. Im seriellen Spiel mit der gefundenen Form hat corn.elius sein Markenzeichen gefunden. Die Ausstellung ist immer mittwochs von 12 bis 17 zu besichtigen, gesonderte Termine sind nach Vereinbarung möglich. Am 19. und 20.07. sowie am 23. und 24.08. finden Ferienworkshops in der Sammlung statt, am 20. September ein Künstlergespräch mit Buchpräsentation. Alle Infos dazu finden sich auf der Webseite der Hegenbarth-Sammlung. Willkommen bei Hegenbarth!

(Hegenbarth-Sammlung/André Schinkel/Pressemitteilung)

Mo, 03.07.2023

Sven Großkreutz: "Phoenix aus Aschersleben", Öl auf Leinwand, 100 x 150 cm, 2023 – die Ausstellung des Künstlers ist noch bis zum 21.07. in Leuna zu sehen.

Leuna: Phoenix aus Aschersleben

Noch bis zum 21. Juli wird in der Galerie im cCe-Kulturhaus in Leuna die Ausstellung Phönix aus Aschersleben mit Malerei und Grafik von Sven Großkreutz gezeigt. Der gebürtige Luckenwalder wuchs in der ältesten Stadt Sachsen-Anhalts auf und studierte in Halle und Leipzig bei Gudrun Brüne, Rolf Kuhrt und Ulrich Hachulla. Seit 2004 arbeitet er als freier Maler und Grafiker in Halle. Die Schau zeigt Arbeiten von Großkreutz, die in der Tradition der Neuen Leipziger Schule stehen: Stadtlandschaften, Stillleben und Figuren, einerseits von seiner Kindheit und Jugend in Ostdeutschland, andererseits vom Erlebnis Italiens geprägt. Realität und Fiktion verknüpfen sich im Werk des Künstlers auf je ganz eigene Weise, auch darin die Leipziger Tradition streifend. Auch zur Edition Pirckheimer und zur diesjährigen Jahresgabe der Pirckheimer-Gesellschaft, die im Mitteldeutschen Verlag erschien, trug Großkreutz grafisch bei. Die Galerie in Leuna ist Dienstag und Donnerstag von 11 bis 17, Mittwoch von 11 bis 19 und freitags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. 

(André Schinkel)

Sa, 01.07.2023

Chris Ware: "Paper Life" im Cartoonmuseum Basel.

Chris Ware im Cartoonmuseum

Die in enger Zusammenarbeit mit Chris Ware entwickelte Retrospektive Paper Life zeigt vom 1. Juli bis zum 29. Oktober im Cartoonmuseum Basel (St.-Alban-Vorstadt 28, CH– 4052 Basel) erstmals im deutschsprachigen Raum den ganzen Reichtum des Werks des aktuell bedeutendsten US-amerikanischen Comicautors und -zeichners. Der 1967 in Omaha in Nebraska geborene Künstler veröffentlichte schon sehr früh im Avantgarde-Magazin Raw von Art Spiegelman und Françoise Mouly. In den frühen 1990er Jahren startete er seine ACME-Novelty-Library-Serie, in der er seine wichtigsten Charaktere etablierte. Ware zeichnet mit perfektionistischer Akribie und technischer Präzision, seine Bücher sind erzählerische und formale Gesamtkunstwerke, in denen von der Typografie bis zum Einband alles aus einer Hand kommt. In der Ausstellung wird nachvollziehbar, wie er über suchende Vorskizzen zu seinen durchkomponierten, an Konstruktions-Zeichnungen erinnernden Bildsequenzen gelangt. Besonders eindrücklich ist dabei die aufwendig produzierte Comic-Sammlung Building Stories von 2012, die 14 Bücher in den verschiedensten Formaten und eine ohne vorgegebene Reihenfolge vereint. Neben seinen großen Graphic Novels wie Jimmy Corrigan (2000) und Rusty Brown (2019) arbeitet Chris Ware für die Presse und hat diverse Animationsfilme realisiert. Die Schau zeigt Originale des u. a. 2021 mit dem Grand Prix de la Ville d’Angoulême ausgezeichneten Künstlers, seine Filme sowie Objekte (Modelle, Puppen), die seine Geschichten in der dritten Dimension ergänzen. Das Cartoonmuseum ist von Dienstag bis Sonntag 11 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt beträgt 12 (ermäßigt 7) Schweizer Franken. Alle weiteren Informationen zum Künstler, zur Schau und zum umfangreichen Beiprogramm finden sich hier.

(Cartoonmuseum Basel/André Schinkel/Pressemitteilung)

Sa, 24.06.2023

Ottilie von Goethe (1796–1872), Gattin Augusts, Schwiegertochter und "Muse" J. W. von Goethes, Vertreterin der deutschen Romantik. | © Klassik Stiftung Weimar / Goethe- und Schiller-Archiv

Mut zum Chaos: Ottilie von Goethe

Sie war die Gattin August von Goethes, mehr aber noch die Schwiegertochter von Großdichter Johann Wolfgang von Goethe und das von ihm eindeutig so benannte „Lieblingskind“: Ottilie von Goethe (1796–1872). Der Tod Augusts 1830 wird denn auch weit mehr vom Tod des Meisters zwei Jahre später überschattet – und die quirlige Romantikerin sah denn da auch das „Licht ihres Lebens“ erloschen. Die Mut zum Chaos betitelte Ausstellung, die anlässlich ihres 150. Todestages 2022 in der Goethe-Stadt Weimar gezeigt wurde, ist nun bis zum 6. September in der Goethe-Stadt Frankfurt am Main zu sehen. Man taucht ein in die Welt einer Freiheitsgeistin und künstlerischen Verkleidungs-Künstlerin, die schon zu Lebzeiten Begeisterung und Widerspruch erntete. Die Schau ist im Deutschen Romantik-Museum ist täglich von 10 bis 18 Uhr, an den Donnerstagen sogar von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Lediglich am Goethe-Geburtstag (dem 28.08.) schließt das Haus bereits um 17 Uhr. Die nächste Führung durch die Ausstellung findet am 27. Juni um 16.30 Uhr statt. Tipp für den Bibliophilen: das Album Allerlei, in dem Ottilie von Goethe eine Vielzahl von Gestalten annimmt, und die Zeitschrift Chaos, deren Erscheinen (1829 bis 1832) sie erheblich anstieß und nach der die Ausstellung zu Leben und Werk, die eine Vielzahl weiterer Schätze birgt, benannt ist

(André Schinkel)